Effektivität und Effizienz
Wissensmanagement » Sie befinden sich auf einer Unterseite zum Thema Verfahrenseigenschaften im Abschnitt Systematik des Mediationshandbuchs.
Hier geht es um die Verfahrenskriterien. Sie dienen dazu, die Verfahren voneinander zu unterscheiden. Beachten Sie bitte auch die folgenden Beiträge:
Verfahrenseigenschaften Verfahrenskriterien Verfahrensziele Container Handhabung Effizienz Verfahrenskontrolle
Wenn das Verfahren mit einem Weg verglichen wird, der zu einem vorgegebenen Ziel führen soll, kommt die Frage auf ob es der beste, schnellste und einfachste Weg ist Die Frage lässt sich über die Beurteilung der Effizienz und der Effektivität der Verfahren beantworten.
Warum so komliziert?
Geht es nicht etwas einfacher?
Inhalt des Beitrages
Begrifflichkeiten
Die Begriffe Effizienz und Effektivität werden oft nicht gebraucht sondern auch miteinander verwechselt.1 Definitionsgemäß ist die Effizienz ein Beurteilungskriterium, mit dem sich beschreiben lässt, ob eine Maßnahme geeignet ist, ein vorgegebenes Ziel in einer bestimmten Art und Weise (z.B. unter Wahrung der Wirtschaftlichkeit) zu erreichen.2
Effektivität ist ein Beurteilungskriterium, mit dem sich beschreiben lässt, ob eine Maßnahme geeignet ist, ein vorgegebenes Ziel zu erreichen. Über die Art und Weise der Zielerreichung werden bei der Betrachtung unter Effektivitätsgesichtspunkten keine Aussagen getroffen. 3
Der Verfahrensbezug
Auch ein Verfahren kann nach den Gesichtspunkten der Effizienz und Effektivität beurteilt werden. Dabei ergeben sich unterschiedliche Sichten:
- Effizienz des Verfahrens selbst
- Effizienz der Verfahren im Vergleich
- Effektivität des Verfahrens selbst
- Effektivität der Verfahren im Vergleich
Effektivität
Bei der Beurteilung der Effektivität eines Verfahrens wird lediglich geprüft, ob die Vorgehensweise innerhalb des Verfahrens in der Lage ist, das Ziel zu erreichen. Weil die Verfahren unterschiedliche Zielsetzungen haben, ist die Effektivität für jedes Verfahren gesondert und zielabhängig zu prüfen. Im Vordergund stehen die in der Systematik herausgestellten Bearbeitungskriterien. Sie beziehen sich zum Einen auf die Verfahrensverwirklichung, zum anderen auf die Fallarbeit.
Die Kriterien der Verfahrensverwirklichung sind an den Verfahrensregeln auszurichten. Es geht um die Frage, ob die Maßnahme den Regeln des Verfahrens entsprochen und zur Verwirklichung des Verfahrens beigetragen hat. Bei einem formellen Verfahren, wie etwa dem Gericht, würden die Rechtshandlungen an den Rechtsvorschriften ausgerichtet werden. Verstößt eine Verfahrenshandlung gegen das Verfahrensrecht, verfehlt sie das Ziel.
Auf den Fall bezogen, geht es um die Frage, ob das mit dem Verfahren vorgegebene Ziel der Fallbearbeitung erreicht wurde. Bei einem Gerichtsverfahren wäre zu prüfen, ob das gebotene Ergebnis zustandegekommen ist.
Bei dem Vergleich der Verfahren miteinander käme es auf das übergeordnete Ziel an. Wäre das Ziel beispielsweise eine vollständige Konfliktauflösung, wurde das Gerichtsverfahren als nicht effektiv einzuschätzen sein, weil es den Rechtsentscheid unabhängig von dem zugrunde liegenden Konflikt und nur bezogen auf die zu klärenden Rechtsfragen herbeiführt.
Effizienz
Die Effizienz des Verfahrens beschreibt nicht nur die Zielführung, sondern auch die Eignung der im Verfahren verwendeten Maßnahmen. Die Prüfung erwartet eine Gegenüberstellung mit besser oder schlechter geeigneten Handlungen. Die Beurteilung bewertet den schnellsten und besten Weg durch das verfahren. Die Prüfung kann nur aus dem Verfahren selbst heraus vorgenommen werden. Grundlage sind Qualitätsmerkmale, an denen die konkrete Verfahrensmaßnahme zu messen ist. Qualitätsmerkmale ergeben sich aus einem Vergleich mit einem idealtypisch abgewickelten Verfahren.
Bei informellen Verfahren ist es schwierig, die Verfahrenshandlungen an Vorgaben zu messen. Die wenigen Regeln erlauben einen großen Handlungsspielraum. Besonders ind er Mediation ist ein Trial and Error sogar eine Verfahrensvorgabe. Trotzdem ist es möglich, sich mit der Qualität der Vorgänge auseinanderzusetzen. Den Maßstab bilden wieder idealtypische Verfahrensweisen, die in Benchmarks abgebildet werden können.
Die Frage nach der Effizienz der Verfahren im Vergleich orientiert sich an der jeweiligen Zielvorgabe. Soll das Ziel die vollständige Konfliktauflösung sein, ist ein Verfahren das sich nur mit Sach- oder Rechtsfragen auseinandersetzt, sicherlich nicht zielführend.
Beurteilungsmaßstäbe
Anhaltspunkte zur Identifikation einer konfliktorientierten Verfahrensbearbeitung ergeben sich aus folgenden Beiträgen:
- Streitkontinuum: Festlegung und Prüfung der erforderlichen Bearbeitungstiefe
- Konfliktkongruenz: Die Konfliktkongruenz bestimmt die Übereinstimmung von Konflikt und Verfahrensergebnis
- Reichweite: Der Zusammenhangs von Themen, Fokus und Bearbeitungstiefe erlaubt eine Beurteilung der Reichweite des verfahrens.
- Qualität: Die Auseinandersetzung mit der Qualität erlaubt die Festlegung von Benchmarks
- Wirtschaftlichkeit: Die Frage nach dem Verhältnis von Aufwand, Kosten und Nutzen erlaubt den Vergleich der Verfahren miteinander
Bedeutung für die Mediation
Je besser Effektivität und Effizienz definiert sind, umso besser können die Angebote miteinander verglichen werden. Die Zusammenstellung der Vor- und Nachteile der Mediatio stellt auf den Nutzen der Verfahren ab und bietet eine Entscheidungshilfe an.
Die Festlegung und Prüfung von Qualitätsmaßstäben in der Mediation ist ebenso notwendig wie herausfordernd. Es gibt viele Variablen und Parameter, die Einfluss auf die Qualität nehmen. Wird die Mediation als ein Erkenntnisprozess verstanden, dass sie sich in konkrete Schritte und Maßnahmen untergliedern, für die eine Qualität festgelegt werden kann.
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