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Aufgaben und Pflichten des Mediators

Wissensmanagement » Die Systematik der Werkzeugverwendung muss sich natürlich auch mit den Gründen und Anlässen ihrer Verwendung auseinandersetzen. Dann kommen die Aufgaben und Pflichten ins Spiel. Die Kenntnis der Aufgaben trägt dazu bei, die Leistungspflicht und die Leistungserbringung zu erkennen.

Werkzeugsystematik Aufgabenverzeichnis Aufgaben Werkzeugklassen Verfahren Methoden Techniken Interventionen

Die Auseinandersetzung mit den Werkzeugen, die der Mediator oder die Mediatorin in der Mediation verwenden können oder müssen muss sich natürlich unweigerlich mit der Frage auseinandersetzen, warum sie das tun sollten.

Das Verhältnis von Werkzeug und Aufgabe

Es gibt zwei Gründe, die den Fokus auf die Aufgaben lenken. Der erste Grund ist die Verwirklichung des Zwecks der Mediation. Der zweite Grund ist die Erfüllung einer Verpflichtung. Die grundlegende Aufgabe des Mediators besteht darin, die Mediation zu verwirklichen. Wenn er diese Aufgabe verletzt, liegt ein Fehler vor. Wenn die Aufgabe eine rechtlich vorgegebene Handlung oder Unterlassung erwartet, liegt eine Pflichtverletzung nahe. Die Auseinandersetzung mit den Aufgaben des Mediators ist also eine Schlüsselfrage, die zur Fehleranalyse beiträgt. Eine erste Berührung mit den Aufgaben und Pflichten des Mediators oder der Mediatorin haben Sie bereits im Fschbuch Mediation kennen gelernt. Interessanter Weise wurde das Thema dort unter dem Kapitel Recht behandelt.

Pflichten, Aufgaben und Optionen

Hier geht es um die systematische Erfassung der Aufgaben im Werkzeugkoffer des Mediatiors. Damit steht die praktische Verwendung im Vordergrund und die Einflussnahme auf die Verwendung dert Werkzeuge. Damit kommt die Frage auf, wie sich die Aufgaben überhaupt identifizieren lassen. Anders formuliert: Woher wissen der Mediator oder die Mediatorin überhaupt, welche Aufgabe sie haben?

Identifikation der Aufgaben

Es geht um die sachgerechte, korrekte Durchführung der Mediation. So viel ist klar. Diese Formel ist aber wenig griffig. Sie kann alles und nichts bedeuten. Was sachgerecht ist und welche Aufgaben sich im Einzelfall daraus ergeben, ist oft eine Frage des Einzelfalls. Um die Aufgaben zu ermitteln, gibt es zwei grundsätzlich zu unterscheidende Herangehensweisen:

Die eine definiert die Aufgaben abstrakt und top down von den Regeln und den konkret vereinbarten Pflichten ausgehend. Die andere entwickelt die Aufgaben aus den Tätigkeiten heraus, die zur Verwirklichung der Mediation erforderlich sind und den Erfahrungen entsprechen. Auch dieser Hinweis macht es nicht viel besser. Er belegt allenfalls die Schwierigkeit, herauszufinden was in der Mediation zu tun ist und welche Obliegenheiten konkret zu erfüllen sind.

Beispiel 12123 - Der BGH hat in seiner Entscheidung vom 21.9.2017, IX ZR 34/17 nach einer Pflichtverletzung gesucht, die zur Haftung des Mediators führt. Er kannte die Aufgaben eines Mediators nicht, weshalb er die Krücke des §18 BORA genutzt hat, um eine anwaltliche Haftung zu begründen.


Die Mediation ist ein flexibles Verfahren in unterschiedlichen Erscheinungsformen. Dementsprechend variabel sind auch die Aufgaben. Das macht die Identifikation der Aufgaben nicht gerade leicht. Die Flexibilität des Verfahrens ist allerdings kein Freibrief. Der Mediator oder die Mediatorin sind stets gehalten sich an das zu halten, was die Mediation ausmacht. Damit ergibt sich bereits eine grundlegende Regel.

 Merke:
Leitsatz 12124 - Die Aufgaben müssen dem Wesen der Mediation entsprechen. Sie müssen also zur parteiseitigen Suche nach einer Lösung beitragen. Der Ablauf und die Grundsätze der Mediation ergeben einen Anhaltspunkt.

Systematik

Eine Systematik erschließt sich, wenn zwischen Aufgaben unterschieden wird, die zwingend durchzuführen sind, um die Mediation zu verwirklichen und solchen, die zwingend durchzuführen sind, um eine vorgegebene Pflicht zu erfüllen. Schließlich gibt es auch Aufgaben, die zur Disposition stehen.

Die Aufgaben ergeben Hinweise auf die zur Erfüllung dienenden Werkzeuge (Techniken und Methoden). Weil die Methoden die Zweckrichtung der Verwendung von. techniken vorgeben, stehen die Aufgaben mit den Methoden in direktem Zusammenhang. Eine nicht oder falsch erfüllte Aufgabe führt zu einem Mediationsfehler. Ein fehlerhaftes Verhalten ist aber nicht zwingend mit einem schädlichen Verhalten (für die Mediation) gleichzusetzen. Die Fehler resultieren nicht nur aus der Verletzung von Aufgaben und Pflichten, sondern auch aus einem hohen Qualitätsbewusstsein. Es macht also Sinn, zwischen Pflichten, Aufgaben und Fehlern zu unterscheiden.

Weil Wiki to Yes sowohl eine Top down wie eine Bottom up Logik verfolgt, bietet das Portal die einmalige Gelegenheit, die Aufgaben aus dem Prozesshandeln einerseits und den rechtlichen Verpflichtungen andererseits herzuleiten. Es ist sogar möglich, die Aufgaben (nahezu enumerativ) aufzulisten. Sie finden deshalb im Wiki eine als Aufgabenverzeichnis bezeichnete Datenbank, die mit den Texten verknüpft ist und in jedem Einelfall die zu erfüllende Aufgabe herleitet. Die dort erfassten Aufgaben werden qualifiziert. Sodass sie von den rechtlich herzulöeitenden Pflichten (Top down) zu unterscheiden sind und sich gleichzeitig auf ihr Vorkommen in der Mediation (Bottom up) beziehen lassen.

Aufgabenverzeichnis

Die Datenbank, mit der die Aufgaben des Mediators erfasst werden, wurde erst recht spät im Wiki eingeführt. Die Radaktion musste erst die Bedeutung einer derartigen Liste erkennen, um auch die entsprechenden Datenfelder anlegen zu können. Das Aufgabenverzeichnis hilft zu erkennen, welche Aufgaben auszuführen sind, wann welche Aufgaben zur Verfügung stehen, inwieweit sie Pflichten erfüllen, wie sie zu den Benchmarks stehen, und so weiter. Das Aufgabenverzeichnis ist deshalb nicht nur eine Orientierungshilfe für Mediatorinnen und Mediatoren. Es ist auch eine wertvolle Hilfe für die Erforschung der Mediation und eine Orientierung für die Rechtsprechung, falls über ein fehlerhaftes Verhalten der Mediatorin oder des Mediators zu entscheiden ist.

Zum Aufgabenverzeichnis

Bedeutung für die Mediation

Die Ausführungen verdeutlichen, wie wichtig es ist, auf den Kern der Mediation zurückzukommen, um ein eindeutiges Bild von den Aufgaben und Pflichten des Mediators zeichnen zu können. Leider zeigt die Praxis (wie bereits in den zitierten BGH Urteil), dass es noch viele Unklarheiten gibt. Wenn nicht klar ist was die Mediation genau bedeutet und wie sie sich von anderen Verfahren, wie etwa der Schlichtung abgrenzt, ist es fast unmöglich verbindlich festzulegen, welche Aufgaben und Pflichten der Mediator hat.

Was tun wenn ...

Hinweise und Fußnoten

Bitte beachten Sie die Zitier - und Lizenzbestimmungen. Zitiervorgabe im ©-Hinweis.

Bearbeitungsstand: 2023-05-15 07:50 / Version 21.

Aliase: Aufgabe
Siehe auch: Werkzeugsystematik, Aufgabenverzeichnis, Fehlerverzeichnis, Interventionenfinder


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