Lade...
 

Die Gestaltung der Arbeitsbedingungen

Wissensmanagement » Das Setting hilft bei der Gesprächsgestaltung und nimmt Einfluss auf den Gesprächsverlauf. Man weiß heute, dass sogar Düfte die Entscheidungen der Menschen beeinflussen. Der Mediator legt Wert darauf, dass das Setting so optimal wie möglich gestaltet wird. Ein optimiertes Setting kann die Arbeit erleichtern. Das Setting wird deshalb den Werkzeugen des Mediators zugeordnet.

Werkzeugsystematik Werkzeugklassen Verfahren Methoden Techniken Interventionen Aufgaben Setting

Das Setting ist nicht das Nonplusultra in der Mediation. Es kann - richtig angewendet - die Mediation aber sehr gut unterstützen. Voraussetzung ist, dass sich das Setting mit der Mediation verbindet. Wörtlich übersetzt bedeutet Setting so viel wie Anordnung. In der Therapie bezeichnet das Setting die spezifische Gestaltung der Therapieumstände. In der Mediation beschreibt das Setting die äußere Gestaltung der Mediation. Sie ergeben die Arbeitsbedingungen des Mediators.

 Merke:
Leitsatz 12119 - Aus dem Setting ergeben sich die Arbeitsbedingungen. Die Arbeitsbedingungen ergeben das Setting. Sie müssen den Aufgaben entsprechen und dazu beitragen, das Verfahren optimal zu durchlaufen.

Zweck und Ausrichtung

Das Setting ist auf die Durchführung einer Mediation gerichtet und soll diese unterstützen. Also muss das Setting dem Wesen der Mediation entsprechen. Die Mediation ist ein informelles Gespräch in einem formal gesicherten Rahmen. Das Setting muss also das Kommunikationsmodell der Mediation unterstützen. Die Parteien sollen selbst eine Lösung finden. Also muss das Setting helfen, dass sich die Alt-Kommunikationsachsen entsprechend ausrichten können. Die Parteien sollen ihren Konflikt lösen. Voraussetzung dazu ist ein offenes Gespräch. Das Setting soll also helfen, dies zu ermöglichen.

Vorgaben und Möglichkeiten

Von außen gesehen lässt sich beurteilen, ob der Mediator das zur Situation am besten passende Setting gewählt hat. Er ist in seiner Wahl grundsätzlich frei. Nicht immer kann er das Setting frei wählen. Oft spielen finanzielle Gründe eine Rolle für den zur Verfügung stehenden Raum, den Ort, die Zeit die Sitzgelegenheiten und das Equipment. Was der aber immer können sollte ist:

 Merke:
Leitsatz 12120 - Der Mediator sollte stets in der Lage sein aus der Situation das Beste machen. Die Mediation ist ein Tanz mit dem Moment.

Das Beste aus der Situation machen heißt, das Setting auf das Wesen der Mediation abzustimmen. Es macht Sinn, das Setting mit den Parteien zu besprechen, um Ihnen ein Bewusstsein dafür zu geben, was auf sie zukommt und was von ihnen erwartet wird. Das Setting ist keine starre Vorgabe. Es kann auch während des Verfahrens ständig geändert und angepasst werden. Um herauszustellen, dass das Setting nicht nur die technischen Hilfsmittel betrifft, bietet sich folgende Unterscheidung an:

Intellektuelle Ausstattung

Mit den Büchern und Archiven in Wiki to Yes verfügen Mediatoren über mehr als nur eine intellektuelle Grundausstattung. Mit der Toolbox verfügen sie über einen symbolischen Werkzeugkoffer, der alle Werkzeuge vorhält, die ein Mediator gebrauchen kann.

Bitte vergessen Sie nicht, dass es die Parteien sind, die eine Lösung finden sollen. Also benötigen sie die gedankliche Unterstützung, den Weg in die Lösung zu finden. Wiki to Yes stellt einige Hilfsmittel zur Verfügung, die auch für die Parteien gedacht sind. Hier gibt es Merkblätter (z.B.: Tip-Familienmediation, Tip-Medianden, Tip-Kommunikation, Tip-Mediation usw.), Rechner (z.B.: Berechnungen) und Informationen (z.B. Start-Betroffener), die sie den Parteien ohne weiteres und als von einer neutralen Quelle kommend zur Verfügung stellen können.

Mit dem Wissen und den Werkzeugen ist Ihre Ausstattung noch nicht komplett. Sie brauchen auch eine Werkstatt, und eine technische Ausstattung, die Ihnen nachfolgend vorgestellt werden soll.

Technische Ausstattung

Es geht um praktische Hilfsmittel, damit der Mediator seine Werkzeuge optimal einsetzen kann. Einige dieser Hilfsmittel sind für manche Berufsgruppen ebenso wie für manche Medianden ungewohnt. Sie sollen deshalb vorgestellt und eingeführt werden. Welche Hilfsmittel ein Mediator benötigt, ergibt sich aus dem Verwendungszweck der Techniken. Eine Orientierung der zur Verfügung stehenden und verwendbaren Hilfsmittel finden Sie im Hilfsmittelverzeichnis

Verzeichnis der Hilfsmittel

Orientierungspunkte

Um die Anknüpfungspunkte herauszustellen und um sicherzustellen, dass der Mediator das Setting dem Wesen der Mediation optimal anpassen kann, hilft es den Kontext herzustellen, auf den sich das Setting zu beziehen hat. Wir unterscheiden deshalb verschiedene Settings, Sodass sich die Aufmerksamkeit auf die zu entscheidenden Fragen konzentrieren kann.

Das rechtliche Setting

Die Arbeitsbedingungen sind von den Rahmenbedingungen zu unterschieden. Die Rahmenbedingungen ergeben den rechtlichen Rahmen. Sie leiten sich aus den Verfahrensvorschriften, dem sogenannten Container her, der die dienstvertraglichen Pflichten des Mediators und mithin seine Befugnisse festlegt.

Das kommunikative Setting

Genau genommen ist es nicht das Setting, das die Kommunikation fördert, sondern die Atmosphäre. Aber auch das hängt davon ab, worauf die Kommunikation abzielt. Wieder spielt das Bild das der Mediator und die Parteien von der Mediation haben eine Rolle. Wenn es um die Klärung (Beilegung) eines hoch eskalierten Konfliktes geht, muss man auch Tacheles reden können. Das ist nicht immer angenehm. Es ist aber nicht die Aufgabe des Mediators, die Parteien zu unterhalten oder für eine gute Stimmung zu sorgen. Offenheit lässt sich auf verschiedenen Wegen herstellen. Machmal klärt sich ein Streit, indem die eine Partei plötzlich herausbrechen lässt, was sie bewegt. Das ist dann eine "schwere Geburt" und nicht immer angenehm. Aber nach dem Sturm ist das Wetter ein anderes. Die eingangs zitierte Formel (das mag dem Trainer, der diese Regel angeblich aufgebracht haben soll, zugute gehalten werden) mag durchaus Sinn machen. Stellt Euch vor, die Parteien betreten das Zimmer. Die eine macht sich auf dem Sofa breit, die andere kauert auf einem schmalen, harten Schemel. Jetzt hat das von den Parteien gewählte Setting möglicherweise eine Bedeutung, die auf deren Beziehung schließen lässt. Aber Vorsicht! Auch das muss nicht sein. Stellt Euch vor die auf dem Schemel platzierte Partei hat ein Bandscheibenleiden und kann nicht gut auf dem Sofa sitzen. Für den Mediator bedeutet das: Nicht voreilige Schlüsse zu ziehen, sondern seine Wahrnehmung (nur die Fakten!) zu verbalisieren und die Parteien zu befragen, wie die Sitzordnung auf sie wirkt. Was ein kommunikationsförderndes Setting ist, bemisst sich also am Einzelfall und danach, was mit der Mediation erreicht werden soll. Einige Hinweise mögen helfen, das "richtige" Setting vorzugeben. Dabei sind verschiedene Kategorien zu unterscheiden:

Das räumliche Setting

Die räumliche Positionierung ist ein Ausdruck der Kommunikation, die in Distanzen und Ausrichtungen zum Ausdruck kommt. Der Mediator kann an der Art, wie sich Menschen im´n einem Raum Positionieren ablesen, in welcher Beziehung sie zueinander stehen. Er kann mit der räumlichen Gestaltung hierauf aber auch einen positiven wie negativen Einfluss nehmen.

Distanzen

Wichtig ist es auf die Abstände zu achten. Je weiter die Parteien entfernt sitzen, umso schwieriger wird das Sprechen. Das Gleiche gilt, wenn sie zu nahe sitzen.
Abstände
Die Positionierung im Raum spielt eine aufschlussreiche Rolle. Familienaufstellungen machen sich diesen Umstand zunutze. Hier sollte die räumliche Distanz (kulturelle Abstände) beachtet werden.

Sitzordnung

sitzordnung

Dass der Mediator am Tischkopf sitzt und die Parteien sich gegenüber ist nach den Erfahrungen der integrierten Mediation kontraproduktiv1 . Abgesehen davon, dass der Tischkopf in unserer Kultur ein privilegierter Platz ist, der dem Mediator eine ihm möglicherweise (je nach Stil) nicht zustehende Rolle zuschreibt, haben die Parteien den verhassten Gegner stets im Blick.

Zu entscheiden ist auch, wer die Sitzordnung vorgibt. In der Regel fragen die Parteien. wo sie Platz nehmen sollen. Ist die Sitzordnung vorgegeben, entgeht dem Mediator die Information, welchen Sitzplatz die Parteien wählen. Setzen sie sich nebeneinander, mit großer oder kleiner Distanz? Alle diese Informationen könnten Ausdruck für ein Konfliktgeschehen sein.

sitzordnung-2

Wenn die Parteien den "falschen" Platz gewählt haben, kann der Mediator sie bitten, sich umzusetzen. Das sollte im richtigen Moment geschehen.

Ideal ist es, wenn die Parteien nebeneinander sitzen. Das ist nicht nur entlastend für die Parteien. Es hat auch den Vorteil, dass der Mediator beide Parteien im Blick hat und sieht, wie die andere Partei auf Aussagen der einen Partei reagiert. Wenn die Parteien nebeneinander sitzen, müssen sie sich der gegnerischen Partei zuwenden, wenn sie mit ihr reden möchten. Sie sind nicht gezwungen sie anzuschauen. Ein weiterer Vorteil ist, dass der Mediator nicht an einem privilegierten Tischende Platz nimmt. Dies kommt seiner Rolle als Mediator entgegen.

Widmung

Die Mediation ist ein geschützter Gesprächsraum. Also sollte die räumliche Situation diesen Zweck nicht konterkarieren, sondern unterstreichen. Ist der Raum emotionsbelastet (Mediation über die Kündigung des Mitarbeiters findet im Chefzimmer statt) sollte der Mediator sich überlegen, wie er den Raum neutralisieren oder umbenennen kann, wenn kein anderer Raum zur Verfügung steht. Er könnte den Raum umwidemen, indem er ausdrücklich daraufhinweist, dass es sich jetzt um einen Mediationsraum handelt. Zur Unterstreichung köännte er den Raum symbolisch für die Mediation in Besitz nehmen, indem er Flipcharts und Moderationstafeln aufstellt und die Sitzanordnung verändert. Vorzuziehen ist stets ein neutraler Raum, der emotional für die Partei nicht belastet ist.

Imagination

Wer sagt denn, dass alles real sein muss. Manchmal genügen Imaginationen, um Effekte herbeizuführen.

Beispiel 16479 - Die Parteien streiten heftig in einer Mediation. Selbst der Mediator kommt kaum zu Wort. Sobald eine Partei etwas sagt, muss die andere dazwischen fahren und erwidern. Ermahnungen des Mediators, dass die Parteien einander ausreden lassen sollen, fruchten nicht. Deshalb erklärt der Mediator, dass in dieser Phase das Verfahrens es überhaupt nicht auf Repliken ankomme. Die Parteien säßen zwar nebeneinander. Zwischen ihnen befände sich jedoch eine (imaginäre) Mauer, durch die sie nicht hindurch blicken können. Der Mediator malte die Mauer mit einer Geste zwischen die Parteien und ließ sich bestätigen, dass die Parteien die Mauern sehen. Nachdem eine der Parteien wieder dazwischen fährt, sagt er Mediator: "Was machen Sie? Da ist doch die Mauer. Sie können doch gar nicht sehen, was die andere Partei macht und sie kann sie nicht hören". Die Parteien haben sich von der Imagination beeindrucken lassen und sich dann auf den Mediator konzentriert und einander ausreden lassen.

Das zeitliche Setting

Die Dauer einer Mediation ist schwer vorauszusagen. Nicht immer gibt es ein offenes Zeitfenster. Damit der Mediator das Gespräch einplanen kann, sollte er bei jeder Sitzung das Zeitfenster abklären. Wenn die Zeit eingeschränkt ist, muss er prüfen, mit welchem Mediationsmodell oder Mediationsformat die Parteien am besten fahren. In jedem Fall sollte er mit den Parteien abstimmen wie mit Limitierung umzugehen ist. Wichtig ist, dass der Mediator sich auch bei Zeitdruck nicht aus der Ruhe bringen lässt. In der Praxis erweist es sich als ein Vorteil, dass die Parteien bei dem Gespräch selbst anwesend sind. Sie bekommen also einen eigenen Eindruck davon, ob die Verlängerung oder Fortführung der Mediation für sie erfolgversprechend ist oder nicht. Ausführungen darüber, wie der Mediator mit zeitlichen Begrenzungen, Terminverlegungen und Vertagungen am besten umgeht, enthalten die Ausführungen zum Zeitmanagement.

Zeitmanagement 

Das athmosphärische Setting

Natürlich ist es schön, wenn der Raum hell ist und groß genug ist, dass man sich darin entfalten kann. Es geht aber auch anders. Kaffee und Kekse sind übrigens auch keine Wirksamkeitsvoraussetzung für das Gelingen der Mediation. Es ist eine Geste. Wichtig ist, dass die Parteien außer ihrem emotionalen Defizit nicht zusätzlich einen biologischen Mangel zu erleiden haben. Mit trockenen Mund redet es sich nicht gut. wenn der Körper unterzuckert ist, fällt die Konzentration auch nicht gerade leicht. besonders bei länger dauernden Gesprächen sind Getränke und Kleinigkeiten zum Essen anzuraten. Schokolade – das bestätigen auch oft die Medianden – beruhigt die Nerven. man könnte die Psychospielchen noch weiter treiben und Wohlgerüche verbreiten oder sich andere Sachen einfallen lassen, um die Stimmung anzuheben. In keinem Fall sollte der Mediator die Ernsthaftigkeit der Angelegenheit und seine Aufgabe bzw. seine Rolle vergessen.

Das persönliche Setting

Dem Mediator soll es gut gehen. Die scherzhaft anmutende Floskel hat durchaus einen tiefen Sinn. Je nach der Konflikteskalation und den Umständen der Situation ist nicht davon auszugehen, dass die Parteien sich entspannt und wohlgelaunt zu dem Konfliktgespräch einfinden. Vielmehr ist anzunehmen, dass sie unter Stress und großer Anspannung stehen und jeden anderen Ort sowie jede andere Gelegenheit der Anwesenheit in der Mediation vorziehen würden. Steht der Mediator selbst unter Stress und hat er selbst schlechte Laune, wird er die Stimmung der Parteien nicht wirklich verbessern können. Ist der Mediator hingegen entspannt, selbstsicher, souverän und gelassen, wird es ihm besser gelingen, sich auf die Parteien einzustellen und die Metaebene zu vertreten ganz abgesehen davon dass es eine beruhigende sicherheitsgebende Wirkung auf die Parteien hat.

Das technische Setting

Um optimale Arbeitsbedingungen herzustellen, spielen auch die technischen Hilfsmittel und ihre Verfügbarkeit in der Mediation eine wichtige Rolle. Ausführungen zum Equipment und zu seiner Verwendung sind deshalb in dem Kapitel Ausstattung zu finden.

Das Equipment des Mediators 

Bedeutung für die Mediation

Das Setting, also die vom Mediator geschaffenen Rahmenbedingungen helfen ihm und der Mediatorin, die Arbeit zu erleichtern. Es gilt der Grundsatz:

 Merke:
Leitsatz 12121 - Der Mediator sollte es sich stets so leicht wie möglich machen. Jeder Mensch und jedes Problem das hinzukommt expotenziert die Komplexität. Es kommt darauf an, Einflüsse, die die Mediation erschweren zu vermeiden.

Was tun wenn ...

Hinweise und Fußnoten
Bitte beachten Sie die Zitier - und Lizenzbestimmungen
Bearbeitungsstand: 2024-05-21 20:37 / Version 40.

Alias: Arbeitsbedingungen
Prüfvermerk:

1 Diese Erkenntnis würde im Zusammenhang mit der Erforschung des Justizprojektes "Integrierte Mediation in Familiensachen" herausgearbeitet


Based on work by anonymous contributor und Arthur Trossen und anonymous contributor und Bernard Sfez und anonymous contributor . Last edited by Arthur Trossen
Seite zuletzt geändert am Montag Dezember 23, 2024 12:34:37 CET.

Durchschnittliche Lesedauer: 9 Minuten