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Ghosting

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Es geht um ein Phänomen des menschlichen Zusammenlebens. Der Kontaktabbruch hat eine mehrfache Relevanz für die Mediation. Bitte beachten Sie auch:

Konflikt Ghosting Ignorieren Kontaktabbruch Gaslighting Mobbing Wikisuche

Ghosting ist eine Form des Kontaktabbruchs, bei der eine Person abrupt und ohne Vorwarnung den Kontakt zu einer anderen Person endgültig abbricht. Plötzlich ignoriert sie Nachrichten, Anrufe werden nicht angenommen, es erfolgt kein Rückruf. Die Kontaktdaten werden gelöscht. Auch sonstige Kontaktaufnahmen unterbleiben. Das AOK Gesundheitsmagazin sieht darin eines der größten Dating-Phänomene des 21. Jahrhunderts. Laut einer Umfrage von Statista (Stand 2018) hätten 19,7 Prozent der befragten Deutschen schon einmal Ghosting erlebt, Frauen ebenso wie Männer. Laut einer weiteren Umfrage der Dating-Plattform ElitePartner hätten 36 Prozent der Frauen zwischen 29 und 36 Jahren schon einmal jemanden geghostet. 19 Prozent wären es bei den Männern.1 Wir begegnen der Aussage "Ich werde geghostet" aber nicht nur bei romantischen Beziehungen, sondern auch in der Arbeitswelt. Ghosting kann somit in Freundschaften oder in beruflichen Beziehungen auftreten. Es unterscheidet sich vom Stalking und vom Mobbing. Ghosting ist eine Nicht-Kommunikation. Sie wird von manchen Menschen als eine passive Form der Gewalt in zwischenmenschlichen Beziehungen angesehen. Obwohl das Ghosting keine direkte Aggression oder körperliche Gewalt beinhaltet, kann es dennoch sehr schmerzhaft sein und emotionalen Schaden verursachen. Nach Linden kann es zu einer posttraumatischen Verbitterungsstörung kommen, wenn das Ghosting mit einem wiederholten Erleben von Ungerechtigkeit, Herabwürdigung und Vertrauensbruch zusammenfällt. Es kann zur Verbitterung, Niedergeschlagenheit, Aggression und Isolation führen.2

Wie kommt es dazu?

Es macht Sinn zwischen dem Kontaktabbruch und der Art und Weise zu unterscheiden, wie der Kontaktabbruch vollzogen wird. Auch bei einer Beziehung die gescheitert ist, ist den den Parteien wichtig, zu wissen warum die Beziehung gescheitert ist. Oft möchten Sie herausfinden, was sie selbst falsch gemacht haben. Wenn sie die Gründe kennen, fällt es leichter, die Beendigung der Beziehung zu akzeptieren. Um die Gründe für den Kontaktabbruch vom Ghosting zu lösen, erfolgt die Besprechung im Beitrag Kontaktabbruch.

Beim Ghosting geht es um die Art und Weise des Kontaktabbruchs. Der Beziehungsabbruch erfolgt auf eine sehr unangenehme Weise. Die Frage lautet also nicht, warum es zum Abbruch der Beziehung kommt, sondern warum der Beziehungspartner oder der Arbeitskollege nicht sagen kann, was ihn stört und dass er kein Interesse an weiterem Kontakt hat. Auch diese Frage kann mit dem eigenen Verhalten zusammenhängen, deutet aber eher auf eine Schwäche des Ghosters hin, der nicht zu dem stehen kann, was er tut. Wie es zum Ghosting kommt und wie es einzuschätzen ist, ist also stets eine Frage des Einzelfalls und der vorausgegangenen Interaktion.

Beispiel 15338 - Frau A und Herr B hatten sich mehrfach getroffen und so eine Art Freundschaft entwickelt. Zumindest glaubte A daran. A will es genau wissen und bombardiert B mit SMS, Mails und Anrufen. B fühlt sich belästigt und nimmt B ohne weitere Ankündigung aus allen social Media Kontakten heraus, nimmt keine Anrufe mehr entgegen und meldet sich auch nicht mehr bei A.


In dem vorausgegangenen Beispiel wäre die Reaktion von B verständlich. Warum aber kann er nicht sagen, dass er sich belästigt fühlt, dass seine Grenze überschritten wird und dass er den Kontakt abbricht, wenn die Bedrängnis nicht aufhört? Das ist eine Frage, die nur der Ghoster beantworten kann. Das folgende Video gibt einen guten Überblick über das Phänomen.

Dieses Youtube-Video will helfen, das Ghosting vestehen und zu erkennen. GeRannyMo - Der Gaming-Psychologe erklärt Hintergründe. Danach sind die Gründe für ein Ghosting: Bequemlichkeit, Selbstschutz, Angst vor Reaktionen, vemeidender und ängstlich ambivalenter Bindungsstil. Dann werden Anzeichen für ein Ghosting genannt. Sie beginnen mit einer einseitigen Kommunikation, abgeflachten Gespräche, immer wiederkehrenden Zurückweisungen. Das Video zeigt gute Tipps, wie mit Ghosting umzugehen und wie es zu vermeiden ist. ...


Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem Video um ein bei Youtube (Google) hinterlegtes Video handelt. Es wurde im erweiterten Datenschutzmodus eingebettet. Was das bedeutet, erfahren Sie in der Datenschutzerklärung. Eintrag im Videoverzeichnis erfasst unter Wenn Ghoster sich trennen: Was tun beim Kontaktabbruch ...


Die Gründe für das Verhalten sind also Bequemlichkeit und der Versuch, sich einer als unangehm empfundenen Klärung zu entziehen. Paradoxerweise kann die Harmoniesucht sogar eine Ursache sein. Die bindungspychologischen Hinweise deuten allerdings eher auf das Motiv hin, sich der Beziehung entziehen zu wollen. Das Motiv den Wunsch zu verbergen und einfach Fakten zu schaffen, ohne darüber zu sprechen, liegt eher in der Furcht vor der zu erwartenden Auseinandersetzung. Die Vermeidungsstrategie deutet auf den Konflikttyp hin. Eine gezielte Rücksichtslosigjkeit ist als Motiv eher unwahrscheinlich, weil der Ghoster bei einem völligen Kontaktabbruch das verursachte Leid der verlassenen Person nicht mitbekommt.

Ghosting am Arbeitsplatz

In der digitalen Welt ist das Ghosting mit der absoluten Funkstille zu vergleichen. In der Arbeitswelt, wo man sich zwangsläufig begegnet, entspricht das Ghosting eher einem sich aus dem Weg gehen oder dem Versuch, den anderen zu meiden. Hier ist es nicht so leicht möglich, den Kontakt völlig abzubrechen.

Beispiel 15339 - Der Kollege B war früher eng mit A zusammen. Man hat alles zusammengemacht, darauf geachtet, dass man in Projekten zusammenarbeitet und sich auch nach der Arbeit getroffen. Plötzlich meidet B die Kollegin A. Er setzt sich demonstrativ in der Kantine an einen Tisch, meldet sich krank, wenn eine Zusammenarbeit ansteht, spricht nicht mehr mit A und nur wenn es unvermeidbar ist, schaut A nicht mehr an, wenn er mit ihr redet usw.


In dem Beispiel zeigt der Arbeitskollege durch sein Verhalten, dass er keinen Kontalt mehr haben will. Anders als beim digitalen Ghosting, wo nur die Kontaktdaten gelöscht werden müssen, gibt es noch eine Basis, wo Kontakte stattfinden. Am Arbeitsplatz macht sich das Ghosting durch mangelnde Kommunikation, Abwesenheit bei Meetings, Vermeidung von Interaktionen und Ausgrenzung aus sozialen Aktivitäten bemerkbar.

Was ist der Unterschied zum Mobbing?

Die Ausgrenzung ist auch ein Phänomen beim Mobbing. Es gibt also Ähnlichkeiten zum Mobbing und dennoch unterscheiden sich die Phänomene. Der Unterschied liegt in der Absicht und der Nachhaltigkeit. Beim Mobbing handelt es sich um ein systematisches, wiederholtes Verhalten, das darauf abzielt, eine Person zu schikanieren, zu erniedrigen, zu belästigen oder auszuschließen. Im Gegensatz dazu bezieht sich das Ghosting auf eine einmalige Kontaktabbruch oder bei fortwährenden Begegnungen auf eine nachhaltige Kontaktreduktion, die der anderenb Person gegenüber nicht begründet oder erläutert wird. Obwohl Mobbing und Ghosting unterschiedliche Verhaltensweisen sind, können sie ähnliche negative Auswirkungen auf die psychische Gesundheit und das Wohlbefinden der Betroffenen haben.

Bedeutung für die Mediation

Die Mediation wäre ganz sicher einen Weg, den Parteien zu helfen, sich zu erklären und die Beziehung zu klären. Sie könnte zu einer Entlastungh führen, weil sie dem Personalisierungseffekt entgegenwirkt. Sie deckt die Hintergründe auf und verhindert etwa durch die Windows-Techniken und das Loopen, dass sich eine Partei für etwas verantwortlich macht, was sie nicht zu vertreten hat. Sie wäre sogar in der Lage, beziehungspsychologische Hintergründe aufzudecken und zu überwinden. Dass Ergebnis ist eine Klarheit, mit der beide Seiten leben können. Daraus kann sogar eine Neugestaötung der Beziehung erwachsen, die mit den Hindernissen so umzugehen weiß, dass man nicht aus der Beziehung fliehen muss.

Das Problem bei der Mediation, wenn sie als Verfahren verstanden wird, ist jedoch, dass beide Parteien dazu bereit sein müssen und gegebenenfalls noch dafür Kosten aufzuwenden haben. Um ein Mediationsverfahren in Gang zu bringen, müssen die Starthindernisse überwunden werden. Es kommt entscheidend darauf an, Kontakt herzustellen. Das kann auch auf Umwegen geschehen. Ideal wäre es, wenn ein gemeinsamer Freund oder eine andere Kontaktperson eine Nachricht übermitteln kann. Wenn die betroffene Person denkt wie ein Mediator, wird sie erkennen, dass sie zu wenig Informationen hat, um die Situation korrekt einschätzen zu können. Sie sollte ihr eigenes Gefühl hinterfragen, was sie so wütend macht, enttäuscht, traurig macht usw. Das Gefühl zeigt den Weg. Es lenkt den Fokus auf sich selbst, wenn man sich fragt, was das Gefühl bedeutet. Wut deutet auf Hilflosigkeit hin, Enttäuschung deutet darauf hin, dass man in eine Beziehung investiert hat, die es nicht Wert war. Trauer bedeutet, dass man loslassen kann. Wenn man sich durch das Verhalten des anderen entwertet fühlt, sollte man sich fragen, wer den eigenen Wert definiert und in Betracht ziehen, dass der Goster nicht in der Lage war, den Wert zu erkennen.

Hinweise und Fußnoten

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Bearbeitungsstand: 2023-03-28 08:23 / Version 15.

Alias: ghosten
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Based on work by Arthur Trossen
Seite zuletzt geändert am Mittwoch November 6, 2024 03:12:57 CET.

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