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Praxisforum

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Gibt es eine dunkle Seite der Mediation?

Gewalt ist eines der Themen, das im Wiki noch explizit aufgearbeitet werden muss. Ein erster Zugang lieferte die Trilogie zum Ukraine-Krieg. Auch wenn der Beitrag Welt-Mediation aus Anlass des Ukraine-Krieges verfasst wurde, zeigt er doch, welche Kraft auch in dem Fall hinter der Mediation steht, wenn sie korrekt verwendet wird. Jetzt habe ich einen Beitrag gefunden, der darauf Bezug nimmt (aber leider nicht explizit und auch leider nicht als Diskussion auf diesem Wiki). Dort wird behauptet, dass die Mediationsbefürworter im Ukraine-Konflikt die dunkle Seite der Mediation verkennen. Zur Begründung wird angeführt, dass eine Mediation das Unrecht Putins perpetuieren und missachten würde, dass die Bomben für die Ukraine die Not zur Verhandlung schaffen, während sie für die Russen eine Eintrittskarte zur Bereicherung sind.

Es gibt offenbar verschiedene Vorstellungen, was Mediation ist und wozu sie in der Lage ist. Die Anspielung auf Star Wars verleitet zu dem Hinweis, dass es auch eine helle Seite der Macht gibt und dass die dunkle Seite als Machtmissbrauch verstanden wird. Wäre also die Frage, ob sich die "Macht der Mediation" auch missbrauchen lässt.

Die Mediation verkennt und missachtet nichts. Sie ist kein operatives Element, das den Streit fortführt. Sie lässt sich auf die Gewalt ein und stellt sie in Frage. Sie könnte beim Täter zu einer Einsicht führen. Die Frage, was richtig und falsch und gegebenenfalls zu verurteilen ist, mag sich auf des Ergebnis auswirken. Rein strategisch betrachtet, würde sie die Gewalt stoppen, wenn sie als eine Exit-Strategie verstanden wird. Sie unterbricht die Konfrontation und führt in ein anderes Spiel im Sinne der Spieltheorie, das andere Optionen (Strategien) ermöglicht und anders als die den Krieg fortsetzenden Verhandlungen zu einem sofortigen Waffenstillstand führen kann, wo der mit den jeweils gesetzten Zielen zu erreichende Nutzen anders hergestellt werden kann. Die Parteien verhandeln auf gleicher Augenhöhe, was weder beim Krieg noch bei den Kriegsverhandlungen der Fall ist. Vor allem kommen alle Parteien an den Tisch, die am Konflikt beteiligt sind. Das sind nicht nur Russland und die Ukraine. Eine dunkle Seite gibt es nicht, wenn die Mediation korrekt ausgeführt wird. Das heisst: Bevor sie dunkel wird, würde sie scheitern. Die "Macht der Mediation" lässt sich deshalb auch nicht missbrauchen. Wenn es dazu käme und die Mediation nicht abgebrochen wird, handelt es sich um irgendetwas anderes als Mediation.

Ich erinnere mich an lang zurückliegende Mediationskonferenzen, wo die Frage aufkam ob die Mediation zur Manipulatoon miss braucht werden kann. Es war der erste Eindruck den die Kompetenz der Mediation vermittelt hat. Ich erinnere auch eine Veranstakltung wo eine Teilnehmerin einmal sagte: "Und dann kommen die geöackten NLP'ler und meinen, sie könnten und maniopulieren". In beiden Fällen wird den Verwendern ein Handwerksezug an die Hand gegeben, das die Gedanken der Parteien im Sinne einer Bewusstwerdung beeinflusst. Die Abgrenzung wird im Beitrag Manipulation erläutert. Dann fällt mir ein, dass jemand behauptet hat die juritische Medthode der Subsumtion sei eine Methode der Streiteskalation. Auch dass timmt so nicht. Sie kann aber dafür benutzt werden. Alle diese Beispiele haben gemeinsam, dass die Methoden an und für sich einem guten Zeweck dienen. Sie können aber missbraucht werden. Es gibt also keine dunkle Seite der Mediation, des NLP oder der Subsumtion. Es gibt aber Menschen, die das Wissen missbrauchen und zu eigenen Zwecken nutzen. Wenn sie das tun haben sie etwas nicht verstanden. An der missbräuclichen Verwendung der Techniken lässt sich deshalb ablesen, ob der Verwender ein Mediator ist oder nicht.

Der Post wirft viele Fragen und Aspekte auf. Einer aber sticht m.E. besonders heraus: es ist bis heute eine -für viele nicht zu bewältigende- Herausforderung zu erklären, welche Formen der Mediation es gibt und welche konkret sie anwenden, um dann den (potentiellen) Medianten erläutern zu können, ob ihr Angebot den konkreten Bedarf überhaupt zu decken geeignet ist. Ich vergleiche das gerne mit folgendem Bild: Man geht in eine Bäckerei und Konditorei und bekommt Backwaren bzw. Zuckergebäck, der eine ein Laib Brot, der andere einen Marzipanring. Den Interessierten wird Mediation verkauft, doch wenige können erklären, was genau sie verkaufen. Das geschieht auf dem sog. freien Markt ebenso wie in einem Güterichterverfahren.

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