Das Modell der evaluativen Mediation
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Mediationsmodelle sondierend evaluativ facilitativ transformativ integriert
Das Mediationsmodell bestimmt die Herangehensweise und die Bearbeitungstiefe. Die evaluative Mediation ist in den angelsächsischen Ländern weit verbreitet. Sie kommt Vergleichsverhandlungen nahe, wie sie im Gericht auch schon vor dem Aufkommen der Mediation praktiziert wurden. Wie der Name schon sagt, geht es in erster Linie darum, die rechtlichen Probleme zu beurteilen, die in einem Streit um kommerzielle oder vertragliche Angelegenheiten bestehen.
Die bewertende Mediation
Der namensgebende Aspekt der evaluativen Mediation ist ihr Bewertungsschwerpunkt. Wie die Grafik zeigt, liegt ihr Bearbeitungsschwerpunkt ähnlich dem Gerichtsverfahren bei der Schnittstelle zwischen Positionen und Fakten. Ein Trend geht allerdings in Richtung der Interessen.
Die meist auf Rechtsfragen bezogenen Bewertungen sind von den Interpretationen (der Aussagen) zu unterscheiden. Beides kommt in der Mediation zum Tragen.
Bewertung
Der aus dem Englischen übernommene Begriff evaluative bedeutet so viel wie bewertend. Die Evaluation ist eine sach- und fachgerechte (Untersuchung und) Bewertung1 .
Schon die Begrifflichkeit belegt, dass sich die Mediation, wenn sie sich auf eine Bewertung konzentriert, in einen Grenzbereich bewegt. Keinesfalls ist die Evaluierung ihre Handhabung. Sie muss sich deshalb gegen die Schlichtung, gegen das Fact-Finding und den Vergleich abgrenzen. Dort sind Bewertungen - anders als in der Mediation - nicht nur möglich, sondern auch geboten.
Interpretation
Anders als die Bewertung handelt es sich bei der Interpretation nicht um eine Wertzuschreibung, sondern um eine Auslegung. Sie versucht dem Gesagten oder Beobachteten eine Bedeutung zuzuschreiben. Die Interpretation will die Wirklichkeit 2. Grades (er)kennen.
Bewertungen
Die Rolle und die Bedeutung von Bewertungen variiert in den Verfahren.
- Bewertungen in der Schlichtung
- In der Schlichtung stellen Bewertungen die Handhabung des Verfahrens dar. Die Bewertung bildet der Maßstab für die Lösung. Sie bezieht sich deshalb auf die zur Lösung führenden Argumente. Bei der Schlichtung kommt es weniger darauf an, wer was verstanden hat, als darauf, wer die werthaltigeren Argumente vorträgt.
- Bewertungen in der Mediation
- Die Grenzen zwischen Bewertung und Interpretation sind fließend. Besonders dann, wenn eine Interpretation nicht ohne eine Bewertung auskommt. In der Mediation obliegen Bewertungen grundsätzlich den Parteien. Der Mediator hilft allerdings, dass die Parteien in der Lage sind, die zutreffenden Bewertungen zu finden. Die Hilfestellung erfolgt aus der Metasicht. Bewertungen sind Meinungen. Ihr Unterschied zu den Fakten arbeitet der Mediator mit dem präzisen Zuhören heraus.
Der Mediator schützt sich vor vorschnellen Bewertungen, indem er statt einer Interpretation immer mehrere Hypothesen (mögliche Interpretationen) bildet. Kommt es auf die Bewertung, also die Einschätzung einer Sache oder einer Handlung an, erarbeitet er zunächst die Kriterien, die Grundlage der Bewertung sind.
Der Bewertung sind sowohl Sachwerte wie Rechtsfragen zugänglich. Bei den Sachwerten handelt es sich um reale Wertzuschreibungen. Bei den Rechtsfragen eher um Interpretationen, die dazu beitragen, die korrekte Bedeutung des Rechts zu erkennen.
Durchführung
Bei den angelsächsischen Mediationen findet die Mediation im Shuttle statt. Das macht Sinn, wenn die Parteien eine Gelegenheit benötigen, die strategischen Chancen des Verfahrens abzustimmen, wozu die Rechtschancen gehören.
Bewertet werden die Eckpositionen, also die Rechtsauffassung der einen Partei und die der anderen Partei. Die kontroversen Rechtsauffassungen werden meist über die Parteiverterter abgefgragt. So ist eine Rechtsbewertung möglich, ohne dass der Mediator dazu aufgefordert wird, eine eigene rechtliche Bewertung einzubringen. Die Unterschiedlichen rechtsauffassungen (Bewertungen) ergegen dann die Bandbreite, die zur Verhandlung bereitgestellt wird.
Grundsätzlich ist der beste Zeitpunkt über die Bewertung der Fakten und Rechtsauffassungen in der 4.Phase. Dann nämlich, wenn die streitige Wertfrage nicht mehr zum Streiten benutzt werden kann und wenn die Kriterien für die Lösung in der 3.Phase erarbeitet worden sind. Wenn sich die rechtliche Bewertung an diesem Grundsatz orientiert, ist sie mit dem Wesen der Mediation noch in Einklang zu bringen. Wenn die rechtliche Bewertung anderer Aspekte verdrängt besteht die Gefahr, dass die Mediation zu einer Vergleichsverhandlung degradiert wird.
Bedeutung für die Mediation
Wenn die Bewertung in der Mediation zur Handhabung wird, wurden ihre Grenzen überschritten. Wenn die Grenzüberschreitung den Anwender nicht bewusst ist, kommt es zu dem Effekt, den Mironi2 für die Entwicklung Israel beschrieben hat. Er beschreibt den Niedergang der Mediation, weil die Mediation in Israel am Ende nur noch als Synonym für Vergleichsverhandlungen hier gehalten hat.
Die Grenzziehung ist nicht immer eindeutig. Auch eine Mediation kommt nicht ohne Bewertungen aus. Wenn sich der Streit allerdings auf Rechtseinschätzungen reduziert, spielt die Bewertung des Rechts eine die Lösung beeinflussende Rolle. Es ist die Aufgabe des Media das darauf hinzuweisen und das Verfahren gegebenenfalls in eine Schlichtung umzuwandeln. Es gehört auch zur eigenen Qualitätssicherung, dass der Mediator sich und den Parteien klar macht, wo er die Grenze zu einer Vergleichsverhandlung zieht.
Was tun wenn ...
- Schlichtung wird als Mediation bezeichnet
- Der Mediator überhört die Interessen
- Der Mediator bringt eigene Bewertungen ein
- Der Mediator subsumiert
- Weitere Empfehlungen im Fehlerverzeichnis oder im Ratgeber
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Alias: evaluative Mediation, Interpretationen
Siehe auch: Mediationsmodelle, Mediation-Systematik
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