Die Stimmung war gut. Das Feedback war überwältigend. Es ist schon erstaunlich dass die teilnehmenden Verbände bzw. deren VertreterInnen besonders herausstellen müssen, wie gut und konstruktiv die Auseinandersetzung über die Zukunft der Mediation abgelaufen war. Diese Erfahrung ist in der Mediationspolitik leider eher ungewohnt . Eigentlich, so sollte man meinen, ist die konstruktive Auseinandersetzung unter Mediatoren doch eine Selbstverständlichkeit. Das ist sie scheinbar nicht, wenn es um Eigeninteressen und die Politik geht. Wer die Geschichte der Mediation in Deutschland kennt, weiß wovon die Rede ist.
Es ist offensichtlich, dass es den Verbänden bisher nicht gelungen war, die Landschaft der Mediation in eine eigenverantwortliche Selbstverwaltung zu führen. Man mag über die Gründe spekulieren. Sie sind mit der Entwicklung des deutschen Forums für Mediation eng verwoben. Es gibt einige Ansätze, die aber stets nur Insellösungen darstellten. Auch der QVM ist eine Insellösung, an der sich bisher nur vier Verbände beteiligen konnten. Selbst das war kein einfacher Weg, der mit einem komplizierten Vertrauensbildungsprozess verglichen wurde. Es tat jedoch gut zu hören, dass zumindest die an dem Gründungsprozess beteiligten Verbände uneingeschränktes Vertrauen gewinnen konnten. Das hat sich in dem Workshop sogar emotional vermittelt. Leider genügt es nicht, um alle Protagonisten der Mediationswelt in dieses Vertrauen einzubinden. Es genügt aber zu erkennen, wie gut ein Einvernehmen auf bei politischen Fragen tut das jetzt auf dem Weg zur Professionalisierung der Mediation die anderen Verbände ausdrücklich eingeladen werden.
Ursprünglich war der Workshop mit der Überschrift: "Brauchen wir einen Dachverband?" angekündigt worden. Ohne sich näher damit auseinanderzusetzen, was ein Dachverband überhaupt ist, schwingt mit dem Begriff die Assoziation einer Hierarchie einher. Damit haben Mediatoren naturgemäß ein Problem. Immerhin ist die Mediation selbst ein Verfahren, wo die Parteien auf gleicher Augenhöhe jenseits der Hierarchie und dem Machtgefälle verhandeln. Trotzdem besteht Einigkeit, dass die Welt der Mediation einer organisatorischen Struktur bedarf. Thomas Lapp warf die Frage auf, wer denn angesprochen werden solle, wenn jemand mit der Welt der Mediation in Kontakt treten will. Ja es gibt Gründe die für einen Dachverband sprechen. Es gibt aber auch Gründe dagegen.
Noch bevor die Teilnehmer des Workshops sich mit solchen Detailfragen befassten, wurde der Titel der Veranstaltung sehr schnell und einvernehmlich in die Überschrift: "Mit einer Stimme sprechen" umgewandelt. Darauf konnten sich alle sofort einlassen. Und nicht nur das. Sie sahen auch die unstreitige Notwendigkeit dafür, wenn die Mediation tatsächlich gefördert werden soll.
Im Grunde geht es um die Frage, ob und wie sich die Welt der Mediation in Deutschland selbst organisieren kann. Den offiziellen Auftrag dazu hat sie von der Regierung bekommen. Die Regierung möchte die Mediation möglichst nicht selbst administrieren wollen. Das kommt der Mediation entgegen, denn immerhin ist die Mediation ein Verfahren und eine Kompetenz, die Zukunft im Einvernehmen zu gestalten.
Nach dem Impulsvortrag von Stefan Kracht, der die Vorzüge eines Dachverbandes herausgestellt hat, kamen die Teilnehmer schnell überein, dass die Frage nach dem Dachverband eine Lösung darstellt, die wie in der Mediation zurückzustellen sei. Zunächst sind die Kriterien aufzuführen aus denen sich die Lösung ergibt. Was brauchen wir, damit die Mediationswelt mit einer Stimme sprechen kann. Wie es für die Mediation typisch ist, gibt es viel woran zu denken ist. Und schon sind wir bei den Themen, bei denen es außerordentlich streitige Positionen. Angesprochen wurde die Qualität, das Marketing, das Mediationsverständnis und vieles mehr. Die Gedanken wurden gesammelt und ordentlich auf Flipcharts visualisiert.
Im Ergebnis kamen die Teilnehmer überein, dass es nicht darum geht, die Argumente für und gegen einen Dachverband auszutauschen, erst recht nicht wenn nicht alle Protagonisten an diesem Austausch beteiligt sind. Es wurde klar, dass der Weg zu was auch immer, einen Prozess abbilden muss bei dem es darauf ankommt, alle mitzunehmen, die an der Entwicklung der Mediation und dem Weg in ihre Professionalisierung zu beteiligen sind. Wenn dieser Prozess einen Weg der Mediation wird, kann sie zeigen, wozu sie in der Lage ist.