Das Orangenbeispiel1 , an das der Fall angelehnt ist, wird jedenfalls zur Beschreibung eines Phänomens in der Mediation benutzt. Die Lösung basiert auf den Interessen (Motiven). Normalerweise fragt sie der Mediator ab. Hier sind die Mädchen selbst auf die friedensstiftende Lösung gekommen. Ist ihre Verhandlung nur deshalb keine Mediation, weil keine Dritte Person das Gespräch geleitet hat? Sicher ist jedenfalls dass die Verhandlung schon aus diesem Grund keine Mediation i.S.d. Mediationsgesetzes sein kann. Denn das Gesetz setzt die Einbeziehung der dritten, neutralen Person voraus. Wie aber ist der Fall zu beurteilen, wenn ein Dritter die lösungsführende Frage eingebracht hat? Unabhängig von der formalen Sicht weiß der Profimediator durchaus, dass zur Mediation mehr gehört als nur die Interessen zu hinterfragen. Was aber zeichnet die Mediation aus und wo ist ihre Grenze zur Verhandlung oder gar einer Verhandlung mit meditativen Mitteln?

Dieser Beitrag soll nicht zu einer Fachdiskussion führen, was Mediation ist und was nicht. Wiki to Yes stellt einen Mediationscheck zur Verfügung, auf den zu verweisen ist. Das Beispiel sollte zeigen, dass es manchmal gar nicht so einfach ist, genau abzugrenzen was Mediation ist und was nicht2 . Kein Wunder also wenn das Verständnis der Mediation eher diffus ist.

Beispiele:

  1. Verwechslungen mit der Schlichtung sind an der Tagesordnung (Siehe den Beitrag Anstoss fur die Mediation oder gar in der Evaluierung zum Mediatiunsgesetz (Siehe den Beitrag Fragebogen zum Mediationsgesetz II). Selbst die Agentur für Arbeit beschreibt den Beruf des Mediators wie den eines Schlichters.
  2. Manche betrachten die Mediation als einen Prozess, der ähnlich einem Schiedsgerichtsverfahren zu einer aufgezwungene Lösung führt (Siehe den Beitrag Dialog ja aber kein Vermittler)
  3. Andere sehen in der Mediation einen Krieg mit Wattebäuschen, den man aber nicht so benennen will.
  4. Für viele ist Mediation einfach nur eine aus dem Streit führende, friedliche Einigung. So wie die Aufforderung zur Mediation auch oft nur der Appell an einen friedlichen Umgang darstellt.
  5. Vermeintliche Lehrsätze und Behauptungen über die Mediation geben einen falschen Eindruck wieder (Siehe falsche Mythen)
  6. Wenn die Mediation als schnellere, bessere unbilligere Alternative beschrieben wird, wird ein falscher Eindruck erweckt, der die Eigenständigkeit der Mediation unterschätzt (/siehe z.B. den Beitrag Mediation ist KEINE Alternative).


Die das Verständnis verwischen verwischenden Irritationen sind nicht nur der mangelnden Kenntnis geschuldet. Auch bei dem Bemühen, die Mediation mit wenigen Worten vorzustellen, kommt es zu Ungenauigkeiten. Es ist wichtig, ein korrektes Verständnis der Mediation zu vermitteln.

2 Siehe die Abgrenzung zu Dienstleitungen und Verfahren: Verfahrensabgrenzungen