Vorwürfe
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Vorwürfe kennzeichnen nicht nur die Kommunikation. Sie geben auch Hinweise auf den Verwender. Bitte beachten Sie auch:
Kommunikation Begründungssemantik Argumente Rechtfertigungen Vorwürfe Zuhören Dimensionen Informationen
Vorwürfe sind an der Tagesordnung. Wir begegnen ihnen in allen möglichen Situationen. In der Politik, im Alltag, am Arbeitsplatz, in der Familie und überall dort, wo Menschen miteinander auskommen müssen. Nicht jede Kritik ist ein Vorwurf.
Was ist ein Vorwurf?
Der Duden definiert den Vorwurf als die Rüge für ein Handeln oder ein Verhalten.1
Er beinhaltet eine Anschuldigung und die Behauptung, dass jemand etwas Falsches oder Unerwünschtes getan hat. Er verfolgt die Absicht, Schuld zuzuweisen, zu verurteilen oder anzugreifen.
Eine Kritik wird demgegenüber durch eine konstruktive, auf Verbesserungen gerichtete Absicht geprägt. Sie zeichnet sich durch eine prüfende Beurteilung aus, die Beanstandungen oder Bemängelungen zwar festhält aber nicht zum Vorwurf macht.2
Anders als der Vorwurf ist die Kritik nicht mit einer Rüge verbunden. Ob eine Beanstandung als Vorwurf oder Kritik gemeint kann an folgenden Unterscheidungskriterien festgemacht werden:
- Absicht: Steht die Schuldzuweisung oder die Beanstandung im Vordergrund. Geht es um Verurteilung oder um Verbesserung.
- Formulierung: Ein Vorwurf wird oft als direkte Aussage formuliert, während die Kritik oft als konstruktive Frage oder Feedback formuliert wird.
- Fokus: Ein Vorwurf konzentriert sich auf eine Person, während sich die Kritik eher auf das Verhalten oder die Handlung konzentriert.
- Reaktionsmuster: Ein Vorwurf löst eine defensive, feindselige Reaktion ausl, während die Kritik eine offene und empfängliche Reaktion fördert.
- Zielsetzung: Ein Vorwurf zielt oft darauf ab, die Person zu erurteilen, während Kritik darauf abzielt, das Problem zu lösen.
Die Unterschiede sind manchmal fließend. Deshalb kann eine an und für sich wohlmeinende Kritik durchaus auch als Vorwurf verstanden werden. Es kommt auf die Umstände an und die beteiligten Personen. Beides, Vorwürfe und Kritik kommen in der Mediation vor, sodass es hilfreich ist zu wissen, wie mit dem einen oder anderen umzugehen ist.
Wie ist mit Vorwürfen umzugehen?
Die übliche Reaktionen auf einen Vorwurf sind entweder eine Rechtfertigung oder ein Gegenangriff.
Beide Reaktionen sind nachvollziehbar und durchaus menschlich. In der Regel sind sie aber nicht zielführend. Die Rechtfertigung bestätigt den Vorwurf sogar in einer gewissen Weise. Schon die französische Weisheit: qui s’excuse s’accuse bringt es auf den Punkt. Übersetzt heißt sie: Wer sich verteidigt, klagt sich an! Er gesteht also (irgendwie) seine Schuld ein und gibt dem Vorwerfenden Gelegenheit, seinen Vorwurf zu bekräftigen. Wer zum Angriff übergeht, überzeugt den Vorwerfenden auch nicht davon, dass der Vorwurf unberechtigt ist. Im Gegenteil! Er befeuert die Argumentationskette bis daraus eine Begründungssemantik ensteht, die schließlich in eine zirkuläre Kommunikation münden und ebenfalls zur Eskalation führen kann.
In diesem Video der Fa. WEGSCHMIEDE - Coaching & Beratung geht es darum, wie Sie in schwierigen Situationen souverän reagieren können. Genauer, wie sie mit Kritik, verbalen Angriffen und Vorwürfen umgehen können. Die Ausführungen werden anhand von zwei Beispielen erläutert, um die Vorgehensweise zu illustrieren und um zu zeigen, was damit gemeint ist.
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Eintrag im Videoverzeichnis erfasst unter Wie reagieren auf Vorwürfe, Angriffe und Kritik
Natürlich ist die Souveränität oder das bei sich Bleiben die Devise Nummer 1. Es gibt aber noch andere Möglichkeiten, besonders wenn die Methoden der Mediation zugrunde gelegt werden.
Vorwürfe in der Mediation
Kommt es in der Mediation zu Vorwürfen, Sollte stets hinterfragt werden ob die Ansage als Vorwurf gemeint ist. Wer einen Vorwurf erheben will soll ihn klar zum Ausdruck bringen und dazu stehen. Wenn es um einen Vorwurf geht ist zu unterscheiden, gegen wen er gerichtet wird.
- Vorwürfe gegen den Mediator
- Richten sich die Vorwürfe gegen die Mediatorin oder den Mediator, ergibt sich das gebotene Verhalten aus der Rolle. Der Mediator bewegt sich auf der Metaebene. Es ist die Reflexionsebene, die grundsätzlich nicht angreifbar ist, aber ein für die Mediation relevantes Verhalten reflektiert. Demzufolge wird sich der Mediator dafür interessieren, welche Kritik sich hinter dem Vorwurf verbirgt. Er wird prüfen, ob die Partei das Verfahren und seine Rolle korrekt verstanden haben, um gegebenenfalls die 1.Phase zu vervollständigen. Wenn das Verfahren und seine Rolle korrekt verstanden wurden, muss er prüfen, ob er einen Mediationsfehler begangen hat, um dann mit den Parteien zu besprechen, wie das Verfahren vorwurfsfrei weitergeführt werden kann. Seine Vorgehensweise wird beim Qualitätsmanagement beschrieben.
- Vorwürfe gegen die andere Partei
- Richten sich die Vorwürfe gegen die andere Partei, sollte der Mediator zunächst prüfen, worin der Vorwurf besteht und wer darüber entscheidet, dass die Äußerung überhaupt ein Vorwurf war. Oft fühlen sich die Parteien gerügt, ohne dass der neutrale Beobachter eine Rüge wahrgenommen hat. Natürlich ist auch der umgekehrte Fall denkbar, dass der Mediator einen Vorwurf hört, den die adressierte Partei aber nicht als solchen einschätzt. Es empfiehlt sich also, zunächst die Reaktion der Gegenpartei abzuwarten. Dann sollte sich der Mediator für das Motiv des Vorwurfs interessieren. Dahinter verbirgt sich aller Voraussicht nach eine Ich-Botschaft oder eine Erwartung. Mit der Technik des aktiven Zuhörens oder des präzisen Zuhörens kann er die Ich-Botschaft oder die Erwartung formulieren und zurückmelden. Oft genügt diese Intervention schon, um den Vorwurf zu entkräften. Wenn die Parteien zum Gegenangriff übergehen sollte oder damit beginnt, sich zu rechtfertigen, sollte der Mediator darauf hinweisen dass beides in der Mediation nicht erforderlich ist. Er mag sich aber dafür interessieren, worin die Verletzung besteht und was nötig wäre, um sie zu heilen oder in Zukunft zu vermeiden.
Umgang mit Kritik
Kritik muss immer möglich sein. Sowohl die Parteien wie auch der Mediator müssen anmerken können, wo Verbesserungen möglich und notwendig sind, damit die Mediation zu einem Erfolg führt. Die Kritik kann positiv geäußert werden, am besten in einem Frageformat. Der Mediator hilft den Parteien gegebenenfalls die Kritik in einer Weise vorzutragen, dass sie von der Gegenpartei akzeptiert werden kann.
Bedeutung für die Mediation
Im Marketing sagt man: Ein Kunde der meckert, ist ein guter Kunde. Er ist deshalb ein guter Kunde, weil er Kunde bleiben will. Kritik ist, so betrachtet, also druchaus konstruktiv. Ein Vorwurf kann den gleichen Zweck verfolgen, wenn die Verhaltensrüge mit der Absicht kombiniert wird, das Verhalten zu verbessern.
Wirksame Interventionen sind erst möglich, wenn der Vorwurf verstanden wird. Der Zweck des Vorwurfs ist also stets zu hinterfragen und zu klären. Soll er die gegnerische Partei schlecht machen, um sich selbst in ein positives Licht zu stellen? Soll er lediglich dem eigenen Unmut Ausdruck verleihen? Soll er etwas bewirken? Soll er eine Argumentationshilfe darstellen? Der Schlüssel zum Verstehen ist das Motiv für den Vorwurf. Es gibt viele mögliche Motive. Sobald die Bedeutung des Vorwurfs geklärt ist, lässt er sich konstruktiv in der Mediation einbeziehen. Die einschlägigen Standardtechniken sind das Loopen und das Dimensionieren. Das Loopen deckt auf, das Dimensionieren ordnet die Information der Mediation zu. Der Mediator kann sich als beauftragt sehen, dieses Motiv zu hinterfragen, um zusammen mit den Parteien zu überlegen, ob die damit verbundenen Erwartungen sinnvoll, gerechtfertigt und umsetzbar sind.
Was tun wenn ...
- Die Parteien machen sich Vorwürfe
- Die Parteien machen dem Mediator Vorwürfe
- Die Partei ist nicht kritikfähig
- Weitere Empfehlungen im Fehlerverzeichnis oder im Ratgeber
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Aliase: Vorwürfe, Kritik
Siehe auch: Allgemein, Herausforderung
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