Die Verhandlungsanalyse
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Worum es geht: Die Verhandlungsanalyse ist von der Konfliktanalyse zu unterscheiden, die sich jedoch auf die Einschätzung der Verhandlung auswirkt. Die Verhandlungsanalyse untersucht die Dynamiken, Strategien und Ergebnisse von Verhandlungen mit dem Ziel, Lösungen zu entwickeln, die sowohl für alle Beteiligten vorteilhaft sind als auch die Effektivität des Verhandlungsprozesses verbessern. Wie lässt sich die Analyse für die Konfliktbeilegung nutzen?
Einführung und Inhalt: Bei der Verhandlungsanalyse geht es um die Einschätzung der Verhandlungsoptionen und Möglichkeiten, um daraus eine optimale Verhandlungslage zu gestalten. Das Ziel ist die Strukturierung der Verhandlung. Der Zweck ist ihre Optimierung. Ihre Anwendung beschränkt sich nicht auf den konkreten Fall. Es gibt auch Berührungspunkte zur Mediation.
Anwendung der Verhandlungsanalyse
Die Verhandlungsanalyse kann sowohl auf konkrete Verhandlungen als auch auf Verhandlungen allgemein angewendet werden. Sie bietet eine systematische Herangehensweise, um Verhandlungen besser zu verstehen und zu verbessern, indem sie die zugrunde liegenden Dynamiken, Interessen, Machtverhältnisse und Optionen analysiert. Dabei lässt sich die Verhandlungsanalyse sowohl auf individuelle Verhandlungsprozesse als auch auf allgemeine Prinzipien und Theorien übertragen.
- Verhandlungsanalyse in konkreten Verhandlungen
- In konkreten Verhandlungen wird die Verhandlungsanalyse genutzt, um spezifische Handlungsempfehlungen und Strategien für das weitere Vorgehen zu entwickeln. Hierbei wird die Analyse auf eine bestimmte Verhandlungssituation angewendet, um die Interessen der beteiligten Parteien zu identifizieren, um die Machtverhältnisse zu bewerten, um mögliche Szenarien zu simulieren oder um optimale Strategien zu empfehlen. Die Verhandlungsanalyse dient als ein praktisches Werkzeug, um den Verhandlungsführern zu helfen, in einer laufenden Verhandlung fundierte Entscheidungen zu treffen und die Verhandlungen in die gewünschte Richtung zu lenken.
- Verhandlungsanalyse für allgemeine Verhandlungen
- Die Verhandlungsanalyse kann auch auf Verhandlungen im allgemeinen Sinne angewendet werden, um theoretische Modelle und Prinzipien zu entwickeln, die in einer Vielzahl von Verhandlungskontexten relevant sind. In diesem Fall geht es weniger um eine spezifische Verhandlungssituation, sondern vielmehr darum, allgemeine Erkenntnisse zu gewinnen, die auf viele verschiedene Verhandlungen angewendet werden können. Hier liegt der Schwerpunkt auf der theoretischen Forschung, der Identifizierung von Mustern und der Entwicklung von allgemeinen Verhandlungsstrategien.
Theoretische Grundlagen der Verhandlungsanalyse
Die Verhandlungsanalyse stützt sich auf eine Vielzahl von Theorien und Modellen, die in unterschiedlichen wissenschaftlichen Disziplinen entwickelt wurden. Die Verhandlungstheorie liefert die theoretischen Modelle, die in der Verhandlungsanalyse angewendet werden. Zwei der zentralen theoretischen Ansätze sind die Spieltheorie und das Harvard-Konzept der Verhandlung.
- Spieltheorie
- Die Spieltheorie bietet einen mathematischen Rahmen zur Analyse von Verhandlungen als strategische Interaktionen. Sie konzentriert sich darauf, wie rationale Akteure Entscheidungen treffen, wenn die Ergebnisse ihrer Handlungen von den Entscheidungen anderer abhängen. Erkenntnisse der Spieltheorie unterscheiden kooperative Spiele von den nicht-kooperativen Spielen, die bei den Verhandlungskonzepten besprochen wurden. Ein wichtiger Aspekt der Spieltheorie, der sich auf das Verhandeln auswirkt ist das Nash-Gleichgewicht. Das Nash-Gleichgewicht bestimmt die Marke, wann eine Verhandlung nicht mehr sinnvoll ist. Das ist der Fall, wenn die Verhandlung keinem der Verhandlungspartner seinen Nutzen steigern kann, ohne den anderen zu schädigen.
- Harvard-Verhandlungskonzept
- Das Harvard-Konzept legt den Fokus auf interessenbasierte Verhandlungen. Statt auf Positionen zu beharren, empfiehlt dieses Konzept, die dahinter liegenden Interessen der Parteien zu verstehen und Lösungen zu finden, die diese Interessen bestmöglich berücksichtigen. Entscheidungen sollten auf objektiven Standards und fairen Kriterien basieren, nicht auf Machtspielen. Das Harvard-Konzept zielt darauf ab, integrative Verhandlungen zu fördern und nachhaltige Ergebnisse zu erzielen, bei denen alle Parteien profitieren.
Methoden der Verhandlungsanalyse
Zur Analyse von Verhandlungen werden verschiedene Methoden eingesetzt, um Verhandlungsprozesse und -ergebnisse besser zu verstehen. Zu den gängigen Ansätzen gehören Modellierung, Simulationen und empirische Analysen.
- Modellierung und Szenarioanalyse
- Eine wichtige Methode in der Verhandlungsanalyse ist die Modellierung von Verhandlungen durch mathematische oder spieltheoretische Modelle. Diese Modelle helfen, verschiedene Szenarien und Strategien zu simulieren, um potenzielle Ergebnisse vorherzusagen. Szenarioanalysen helfen Verhandlungsführern, zu erkennen, wie sich verschiedene Verhaltensweisen der anderen Partei auf das Ergebnis auswirken könnten.
- Simulationen und Verhandlungstraining
- Simulationen werden häufig genutzt, um Verhandlungsprozesse nachzubilden und zu analysieren. In Trainingsumgebungen oder in Forschungsexperimenten können Verhandlungen simuliert werden, um unterschiedliche Strategien zu testen und die Auswirkungen verschiedener Ansätze auf das Verhandlungsergebnis zu beobachten.
- Empirische Studien
- Empirische Ansätze in der Verhandlungsanalyse beruhen auf der Untersuchung realer Verhandlungen, um Muster und Erfolgsfaktoren zu identifizieren. Dies umfasst die Analyse von Fallstudien, Interviews mit Verhandlungsführern und die Beobachtung von Verhandlungen in verschiedenen Branchen und Kontexten. Solche Studien liefern wertvolle Einblicke in erfolgreiche Verhandlungsstrategien und die Dynamiken von Verhandlungsprozessen.
Faktoren, die Verhandlungen beeinflussen
Die Verhandlungsanalyse berücksichtigt eine Vielzahl von Faktoren, die den Verhandlungsprozess und das Ergebnis beeinflussen. Diese Faktoren umfassen die Verhandlungsmacht, Informationen, Zeitdruck, Beziehungsdynamiken, Optionsspielräume und kulturelle Unterschiede.
- Verhandlungsmacht
- Die relative Verhandlungsmacht der beteiligten Parteien spielt eine zentrale Rolle in der Verhandlungsanalyse. Macht kann aus verschiedenen Quellen stammen, wie zum Beispiel finanzielle Ressourcen, rechtliche Positionen oder das Vorhandensein alternativer Optionen (auch als BATNA, Best Alternative to a Negotiated Agreement, bekannt). Parteien mit einer stärkeren BATNA haben tendenziell mehr Einfluss auf den Verhandlungsprozess und das Ergebnis.
- Informationsasymmetrie
- Wenn eine Partei mehr oder bessere Informationen hat als die andere, entsteht eine Informationsasymmetrie, die die Verhandlungen erheblich beeinflussen kann. In solchen Fällen kann die besser informierte Partei versuchen, ihre Informationsvorteile auszunutzen, um günstigere Bedingungen auszuhandeln.
- Zeitdruck
- Zeitdruck kann die Dynamik einer Verhandlung stark beeinflussen. Wenn eine Partei unter Zeitdruck steht, kann dies ihre Verhandlungsposition schwächen, da sie möglicherweise gezwungen ist, schneller Kompromisse einzugehen. Umgekehrt kann eine Partei, die weniger unter Zeitdruck steht, eine stärkere Position einnehmen.
- Beziehungsdynamik
- Die Beziehung zwischen den Verhandlungspartnern kann ebenfalls den Verlauf und das Ergebnis einer Verhandlung beeinflussen. In langfristigen Beziehungen spielen Vertrauen und Kooperation eine größere Rolle, während in kurzfristigen Verhandlungen oft härtere Taktiken und strategisches Verhalten dominieren.
- Optionsspielräume
- Die Optionsvielfalt entsteht mit der Auflösung der Positionen. Die Partei die mehr Lösungsoptionen akzeptieren kann und einen größeren Optionenspielraum besitzt, hat ein größeres Verhandlungspotenzial.
- Kulturelle Unterschiede
- In globalen Verhandlungskontexten müssen kulturelle Unterschiede berücksichtigt werden. Unterschiedliche Kulturen haben oft unterschiedliche Ansätze, wie Verhandlungen geführt werden sollten. Zum Beispiel legen einige Kulturen mehr Wert auf Kompromissbereitschaft und Kooperation, während andere direktere und wettbewerbsorientiertere Verhandlungsstile bevorzugen.
Eckdaten zur Verhandlungsanalyse
Eine Analyse versucht, den zu untersuchenden Gegenstand (in dem Fall die Verhandlung) nach ihren Bestandteilen auszuwerten. Bestandteile, die den Zustand und die Optionen einer Verhandlung aufdecken, ergeben sich aus den folgenden Eckdaten:
- Verhandlungsbewusstsein → intuitives Verhandeln
- Informiertheit →
- Verhandlungsgegenstand →
- Nutzen →
- Abhängigkeiten → Bin ich auf Mitwirkungen des Gegners angewiesen?
- Ziel →
- Strategie → Nullsummenspiel
- Machtoptionen →
- Grad der Rationalität → Streitkontinuum
Verhandlungsanalyse in der Mediation
Der folgende Videovortrag der Eidenmüller, Hacke, Fries GbR, stellt die Möglichkeiten der Verhandlungsanalyse und ihr Aufkommen in der Mediation vor:
Bedeutung für die Mediation
Je nachdem, welchen Zweck die Verhandlungsanalyse verfolgen soll, lässt sie sich nur auf eine zentrale Frage ein. Geht es darum, den nächsten Schritt zu planen, kommt es maßgeblich auf die Position an, die die Verhandlungspartner gerade einnehmen. Sie müssen einschätzen können, was gerade um sie herum geschieht. Zu dem Zweck wiederum müssen sie das Verfahren einschätzen. Die Verfahrenseinschätzung ist auch bei einem Blöick von außen erforderlich, wenn es darum geht, den Verlauf der Verhandlungen einzuschätzen und deren Möglichkeiten auszuloten.
Der Begriff Verhandlungsanalyse wird ungenau verwendet und oft mit dem Harvard-Konzept in Verbindung gebracht. Ein detaillierteres Konzept der mediativen Verhandlung ergibt sich aus der Mediationstheorie.
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Siehe auch: Verhandlung
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