Die Rituale der Mediation
Wissensmanagement » Sie befinden sich auf einer Archivseite.
Es geht um Übungen und Rituale, die auch in der Mediation eine Rolle spielen. Bitte beachten Sie auch folgende Beiträge:
Ablauf der Mediation 1. Phase 2. Phase 3. Phase 5. Phase Ritualisierung
Der Begriff Ritual stammt vom Lateinischen ritualis ab und bedeutet, den Ritus betreffend oder rituell. Der Ritus ist eine in den wesentlichen Grundzügen vorgegebene Ordnung für die Durchführung zumeist zeremonieller Handlungen. Das Ritual ist demnach eine nach vorgegebenen Regeln ablaufende, meist formelle und oft feierlich-festliche Handlung mit hohem Symbolgehalt1 .
Warum sind Rituale wichtig?
Rituale spielen eine wichtige Rolle in den Kulturen und können für verschiedene Zwecke eingesetzt werden. Sie dienen zur Stärkung von Gemeinschaften, zur spirituellen Praxis oder zur Feier von Ereignissen und finden oft statt, wenn ein neuer Lebensabschitt beginnt oder endet. Rituale haben eine große symbolische Kraft und geben Ereignissen eine Bedeutung. Effekte, die mit Ritualen erzielt werden können sind:
- Schaffung von Verbindungen: Rituale können dazu beitragen, Verbindungen zwischen Menschen zu schaffen, indem sie gemeinsame Erfahrungen und Emotionen teilen. Dies kann dazu beitragen, Gruppenzusammenhalt und soziale Bindungen zu stärken.
- Förderung von Entspannung und Wohlbefinden: Rituale können dazu beitragen, Stress abzubauen und ein Gefühl der Entspannung und des Wohlbefindens zu fördern. Dies kann dazu beitragen, die körperliche und geistige Gesundheit zu verbessern.
- Schaffung von Bedeutung: Rituale können dazu beitragen, Bedeutung und Sinn in bestimmten Ereignissen oder Erfahrungen zu finden. Dies kann dazu beitragen, das Gefühl der Zugehörigkeit und Identität zu stärken.
- Veränderung von Verhaltensweisen: Rituale können auch dazu beitragen, Verhaltensweisen zu verändern, indem sie als eine Art "Trigger" für bestimmte Verhaltensweisen dienen. Dies kann dazu beitragen, Gewohnheiten zu etablieren oder zu ändern.
Rituale in der Psychologie
Auch unter psychologischen Gesichtspunkten wird das Ritual als eine starre Abfolge von Handlungsschritten beschrieben. Das Lexikon der Psychologie führt dazu aus: "Sie dienen einerseits der Überhöhung des Erlebens, andererseits der Stabilisierung und Festigung der Person und können als Gewohnheit in den Alltag integriert sein (z.B. Einschlafrituale, Tischrituale, Begrüßungsrituale). Auch Spielhandlungen haben oft den Charakter von Ritualen, d.h. sie werden in übersteigerter, manchmal auch bizarrer Form ausgeführt, was sich im Stimmduktus, in der Gestik und in übertriebenen Handlungen zeigt (Spiel). Oft zeigen sich Rituale aber auch als Krankheitssymptom, z.B. um bei Zwangsstörungen bedrohliche Gedanken abzuwehren (Entlastungsrituale)"2 .
Rituale in der Mediation
Eine starre Abfolge von Handlungsschritten kommt auch der Mediation entgegen. Auch hier können Rituale Abläufe erleichtern, Sicherheit vermitteln und Verbindungen schaffen. Deshalb erleichtern Rituale auch in der Mediation die Abwicklung von regelmäßig vorkommenden Handlungsabläufen. Sie geben (zumindest dem Mediator) das Gefühl von Sicherheit und Vertrautheit, stellen Inhalte sicher und exponieren Bedeutungen. Im hiesigen (psychologischen) Verständnis müssen sie keine zeremonielle, feierlich-festliche oder gar liturgische Bedeutung haben. Trotzdem sind sie in der Mediation sinnvoll einzusetzen. Folgende Rituale sind hier angebracht:
- Begrüßungsritual
- Das Begrüßungsritual kommt in der 0.Phase oder der 1.Phase zur Anwendung, sobald der Kontakt zu den Parteien hersgesleltt wird. Schon zu Beginn der Mediation kann der Mediator viele Fehler machen. Es empfiehlt sich deshalb schon bei der Begrüßung ein Ritual einzuführen und zu beachten. Wichtig ist, dass die Parteien absolut gleich behandelt werden. Das betrifft gegebenenfalls den Handschlag, den Small Talk Anteil, die Zuführung in das Mediationszimmer, die Offenbarung der Vorinformationen und die Platzzuweisung.
- Bereitschaftsritual
- Das Bereitschaftsritual kommt in der 1.Phase, 2.Phase oder 3.Phase zur Anwendung. Schon in den Übungen erweist sich die Frage: "Wer fängt an?" als ebenso einprägsam wie lehrreich. Jedenfalls wird sie schnell nachgeahmt und ritualisiert eingesetzt. Das geschieht ganz unbewusst. Wenn die Parteien Vorschläge unterbreitet haben, wird darauf hingewiesen. dass es ihnen möglich war, sich zu einigen. Fängt einfach eine Partei zu reden an, wird sie unterbrochen um die Zustimmung der Gegenseite einzuholen. So lernen die Parteien, dass nicht in der Medfiation geschieht, ohne die Zustimmung der anderen Partei. Alternativ könnte der Mediator bestimmen, wer anfängt. Welche Wahl trifft er aber? Wenn er die Entscheidung den Partreien überlässt erschöießen sich Beziehungs- und Verhaltensmuster. Es ist eine Information, auf die er nicht verzichten sollte.
- Verfahrensritual
- Das Verfahrensritual betrifft die 1.Phase. Das Verfahren ist auf gleicher Augenhöhe durchzuführen mit Regeln, auf die sich alle verständigt haben. Es ist oft das erste Einverständnis in einem Konfliktverlauf, so dass schon dieser Umstand ein Grund ist, festgehalten zu werden. Die Ritualisierung überhöhung das Erleben dieser Einführung. Ein weiterer Effekt besteht darin, dass der Mediator die sich aus §2 Mediationsgesetz ergebende Pflicht, sich zu vergewissern, dass die Parteien den Ablauf und die Grundsätze des Verfahrens verstanden haben, in seine wahre Bedeutung überführt. Das Ritual bremst den Mediator aus und verhindert, dass er sich auf Mediationsordnungen bezieht oder die Erklärung, was Mediation ist, herunterrasselt wie ein Notar, der das zu beglaubigende Dokument in einer Art und Weise vorliest, die niemand wirklich versteht.
- Parteiritual
- Dieses Ritual kommt in der Mediation nach Bedarf zur Anwendung. Hauptsächlich wahrscheinlich in der 3.Phase. Der Dialog zwischen den Parteien macht deutlich, dass auch die Parteien bestimmte Muster und Rituale ausleben, wenn sie miteinander streiten. In diesem Fall mag der Mediator sich das Ritual zu eigen machen, wenn es konstruktiv ist und den Parteien hilft, zu Erkenntnissen zu gelangen. Das wäre besonders bei Entlastungsritualen eine Möglichkeit, wenn sie die Eigenverantwortlichkeit der Partei fördert und nicht etwa ein Ritual ist, das sie verhindert.
- Abschlussritual
- Für dieses Ritual bietet die 5.Phase den geeigneten Boden. Wenn die Parteien zu einem Ergebnis kommen, sollte auch dieser Erfolg entsprechend gewürdigt werden. Wieder ging das Ritual dazu, das erleben dieses Erfolgs zu überhöhen. Es gibt keine Regel das oder wie der Mediator das Abschlussritual durchführen soll. Die Empfehlung lautet, es nicht zu übertreiben. Sicherlich ist die Einigung eine Errungenschaft. Andererseits ist sie nicht so exzeptionell, dass deshalb mit Sekt angestoßen werden sollte. Die Fähigkeit sich zu einigen, sollte ein Standard sein und keine Besonderheit. Andererseits ist zu würdigen, wenn die Parteien einen schweren Weg hinter sich gebracht haben.
Bedeutung für die Mediation
Die Parteien nehmen nur selten an einer Mediation teil. Sie werden die Rituale also kaum erkennen. Es hilft jedoch dem Mediator, besonnders wenn er noch Anfänger ist, wenn er beispielsweise den Ablauf der Phase 1 einstudiert und wie ein Ritual abwickelt. Das gibt iohm Sicherheit, die sich auch auf die Parteien überträgt.
Was tun wenn ...
- Der Mediator führt das Verfahrensritual nicht durch
- Der Mediator legt seine Neutralität und Unabhängigkeit nicht offen
- Der Mediator hat die Zielvereinbarung übergangen
- Der Weg ist nicht abgestimmt
- Weitere Empfehlungen im Fehlerverzeichnis oder im Ratgeber
Bitte beachten Sie die Zitier - und Lizenzbestimmungen
Alias: Ritual, Verfahrensritual, Bereitschaftsritual, Abschlussritual
Siehe auch: Rahmenbildung, Arbeitsbündnis
Prüfvermerk: