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Der Krieg und die Mediation

Wissensmanagement » Sie befinden sich auf einer Archivseite. Der Krieg ist ein strategisches Verhalten mit unterschiedlichen Ursachen und Wirkungen, was zu intensiven Verknüpfungen führt:

Streit Krieg Konfrontation Konfliktevolution Eskalation Frieden Deeskalation Konfliktdynamik

Abstract: Es ist ebenso bedauerlich wie wichtig, sich mit dem Krieg auseinanderzusetzen, wenn es um die Mediation geht. Ein Grund für die wissenschaftsbasierte Auseinandersetzung ist die aktuelle Kriegssituation, mit der sich schon einige Artikel im Wiki befasst haben.1 Während dort Meinungen vertreten werden, soll es hier um die wissensbasierten Hintergründe gehen. Ein anderer Grund für diesen Beitrag ist die Frage, ob Menschen dem Krieg tatsächlich so hilflos ausgeliefert sind und schließlich die Frage, ob die Mediation einen Ausweg bieten kann.

Einführung und Inhalt: Das Konfliktbarometer des Heidelberger Instituts für Internationale Konfliktforschung bescheinigt einen Anstieg an Kriegen und gewaltsamen Krisen im globalen, politischen Konfliktpanorama.2 60% der Konflikte werden gewaltsam ausgetragen. Wie kann es sein, dass sich Staaten und Völker genauso irrational und unvernünftig verhalten wie Privatpersonen, wenn sie sich etwa auf einen Rosenkrieg einlassen? So wie es aussieht, kann die internationale Politik jedoch noch weniger gut mit Konflikten umgehen. Der Anteil der Rosenkriege im privaten Bereich idt jedenfalls wesentlich seltener. Um der Frage auf den Grund zu gehen, warum Kriege so allgegenwärtig sind, soll zunächst geklärt werden, was ein Krieg überhaupt ist.

Was ist ein Krieg?

Definitionsgemäß ist ein Krieg ein bewaffneter Konflikt zwischen Staaten, Völkern oder anderen Gruppen, der durch militärische Gewaltanwendung und unter Einsatz erheblicher Mittel mit Waffen und Gewalt ausgetragen wird. Nach Auffassung des Militärwissenschaftlers Clausewitz beginnt ein Krieg nicht mit dem Erobern. Er beginnt mit der Verteidigung. Das Erobern habe nur die Besetzung zum Ziel. Der Kampf entstehe erst, wenn sich der Besatzer dagegen zur Wehr setzt. Laut Clausewitz wird der Krieg durch Hass und Feindschaft, die Anwendung kollektiver militärischer Gewalt und einem politischen Zweck gekennzeichnet, der jedem Krieg innewohnt.3 Die UN-Charta vermeidet das Wort Krieg und postuliert lediglich im Art. 2 Ziff 4 ein allgemeines Gewaltverbot. Somit ließe sich der Krieg als ein nachhaltig mit Gewalt ausgetragener Konflikt bezeichnen. Wörtlich führt die UN-Charta aus:4

Alle Mitglieder unterlassen in ihren internationalen Beziehungen jede gegen die territoriale Unversehrtheit oder die politische Unabhängigkeit eines Staates gerichtete oder sonst mit den Zielen der Vereinten Nationen unvereinbare Androhung oder Anwendung von Gewalt.


Münkler sieht in dem Begriff Krieg einen Kollektivsingular, der unterschiedliche Typen von Kriegen mit ebenso vielen Entstehungsgründen und Motiven kennt, sodass eine differenzierte Betrachtung erforderlich wird.

Dieses Youtube-Video der Stiftung Demokratie Saarland zeigt einen Vortrag von Prof. Herfried Münkler zur Frage, warum Menschen Krieg führen. Er ewrörtert die Frage aus politikwissenschaftlicher Sicht.

Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem Video um ein bei Youtube (Google) hinterlegtes Video handelt. Was das bedeutet, erfahren Sie in der Datenschutzerklärung. Eintrag im Videoverzeichnis erfasst unter Warum führen Menschen Krieg?

Arten und Erscheinungsformen

Es gibt verschiedene Arten von Kriegen, die je nach den Umständen und den Beteiligten variieren. Die folgende, alphabetisch sortierte Aufstellung, mag einen ersten Eindruck hinterlassen, worum es geht:5

  1. Angriffskrieg: Ein Angriffskrieg bezeichnet die Anwendung von Gewalt durch einen Staat oder Staaten gegen einen anderen Staat, ohne dass der Angreifer (oder ein anderer verbündeter Staat) entweder von dem angegriffenen Staat vorher selbst angegriffen worden wäre, ein solcher Angriff unmittelbar bevorstünde oder der angegriffene Staat dem Angreifer den Krieg erklärt hätte oder Teile seines Territoriums besetzt hielte.6
  2. Asymmetrischer Krieg: Das ist eine militärische Auseinandersetzung zwischen Parteien, die waffentechnisch, organisatorisch und strategisch stark unterschiedlich ausgerichtet sind.7
  3. Atomarer Krieg: Ein Konflikt, bei dem Kernwaffen eingesetzt werden.
  4. Bürgerkrieg: Ein bewaffneter Konflikt innerhalb eines Staates, bei dem sich verschiedene Gruppen oder Fraktionen bekämpfen.
  5. Cyberkrieg: Ein Konflikt, der durch den Einsatz von Computer- und Informationstechnologien geführt wird, bei dem es darum geht, Systeme oder Netzwerke des Gegners anzugreifen und zu sabotieren.
  6. Große und kleine Kriege: Hier wird nach der eragionalen Begrenztheit unterschieden
  7. Guerillakrieg: Ein asymmetrischer Krieg, bei dem eine weniger mächtige Gruppe, normalerweise eine paramilitärische oder nichtstaatliche Gruppierung, gegen eine größere und besser ausgerüstete Streitmacht kämpft.
  8. Hybrider Krieg: Ein Krieg, der nicht nur mit miltärischen Mitteln geführt wird.
  9. Kalter Krieg: Der Kalte Krieg beschreibt eine politische, ideologische und militärische Konfrontation, die durch Drohpotenzial, Wettrüsten, nukleare Abschreckung und Spionage geprägt ist.
  10. Präventivkrieg: Angriffskrieg, der einem vermuteten Angriff des Gegners zuvorkommt.
  11. Produktive und unproduktive Kriege: Die Unterscheidung geht auf Jan Morris zurück, der darauf abstellt, dass es militärische Einheiten und Institutionen gibt, die in der Lage sind, den Frieden durchzusetzen und zu bewahren.
  12. Rosenkrieg: Ein extrem hoch eskalierter Konflikt in oder zwischen Familien
  13. Stellvertreterkrieg:
  14. Verteidigungskrieg: Der Verteidigungskrieg ist die wehrhafte Reaktion auf eine Besetzung
  15. Wirtschaftskrieg: Ein Konflikt, bei dem Staaten durch wirtschaftliche Maßnahmen wie Handelssanktionen, Blockaden oder Embargos versuchen, den Gegner zu schwächen.
  16. Zwischenstaatlicher Krieg: Ein Konflikt zwischen zwei oder mehr Staaten.

Das gemeinsame Merkmal bei all diesen Kriegen ist die gewaltsame Durchsetzung eines Willens gegenüber einem anderen Willen, der alle Differenzen außer Acht lässt. In allen Fällen kommt es zu einer interaktiven, kollektiven Gewaltanwendung, die einen Zweck verfolgen soll. Der Zweck deutet auf ein Motiv hin. Der Krieg besteht häufig aus einer Kombination verschiedener Arten der Kriegsführung. So wie es verschiedene Arten von Gewalt gibt, wird der Krieg auch nicht immer mit Waffen ausgetragen. Laut Frederick Forsyth werden Kriege regelmäßig an vier verschiedenen Fronten geführt. Die erste Front ist die militärische, die zweite die diplomatische, die dritte die Propaganda und die vierte ist die der Geheimdienste.8 Gewalt spielt in allen Fällen eine entscheidende Rolle. Im Vordergrund steht die kompromisslose Durchsetzung der gegensätzlichen Positionen um jeden Preis. Über dieses Merkmal stellt sich auch eine Verbindung zum Verhalten in privaten Konflikten her.

Die Grenzen verwischen

Kollektive Gewalt kommt in verschiedenen Formationen vor. Sie ist nicht auf zwischenstaatliche Kriege beschränkt, sodass Zusammenhänge zum organisiertem Verbrechen und zum Phänomen des Terrorismus aufzudecken sind. Die Trennlinien verwischen, sodass eine Abgrenzung erforderlich wird. Alle Fälle haben die Gewaltbereitschaft gemein. In allen Fällen sucht die Gewalt nach einer Rechtfertigung, die dem Narrativ und ihrer Benennung folgt. Mit der Bezeichnung militärische Sonderoperation sollte die Gewalt gegen die Ukraine gerechtfertigt werden. Hier wird der Krieg mit einer eher polizeilich anmutenden Gewaltanwendung kaschiert. Umgekehrt wo eine polizeiliche Gewalt erforderlich gewesen wäre, wurden die Anschläge auf das World Trade Center 9/11 als Krieg bezeichnet. Hier wurde die Kriegserklärung zur Rechtfertigung für eine Gewalt, die in einem kriminellen Paradigma nicht zur Verfügung gestanden hätte und die es erlaubt, sich über die Hoheitsrechte anderer Nationen hinwegzusetzen. Der Krieg bekam eine neue Dimension, indem er sich von der territorialen Identifikation der Gegner löste, um die Demonstration der provozierten Macht ebenso abstrakt wie wirkungslos in den Vordergrund zu stellen.9

Nach diesem Vorbild genügt es, den Gegner als Terroristen zu bezeichnen, um einen Krieg zu führen. Wahrscheinlich haben wir es deshalb, wie es scheint, nur noch mit Terrorristen zu tun. Im Ukraine-Krieg verwendet die eine Seite den Terrorvorwurf als Kriegsanlass, die andere zur Bezeichnung der Kriegsführung. Der Krieg ist allgegenwärtig. Wir haben ihn so sehr in unseren Alltag integriert, dass wir sogar gegen ein Virus Krieg führen. Zu Recht warnt Ehrhart vor der leichtfertigen Verwendung des Wortes, selbst wenn er nur als eine Metapher gebraucht wird. Er weist darauf hin, dass seine leichtfertige Verwendung zu gefährlichen Fehldeutungen führe und einem Missbrauch Tür und Tor öffne. Er zitiert Tophoven, der befürchtet, dass sich sowohl der Terrorismus wie auch die Kriegsführung mit terroristischen Mitteln als ein taktisch-operatives Instrumentarium zur Krisen- und Konfliktbewältigung entwickelt, auf das auch Sektierer, Psychopathen oder Kriminelle zugriff haben.10 Es ist also nicht nur der Krieg an und für sich, sondern auch die Art seiner Austragung, der jeweils verfolgte Zweck, seine Entstehung und das komplexe Umfeld zu begreifen, um Kriege zu vermeiden oder Auswege zu finden. Die moderne Gesellschaft ist der narzisstischen Zerstörungswut hilflos ausgeliefert. Gerade der Ukraine-Krieg macht deutlich, dass sich die Kriminalisierung des Krieges und seine Verurteilung auf eine Frage der Macht, der Deutungshoheit und Opportunität reduziert. Die Antwort auf diese Fragen wird einem militärischen Kräftemessen anvertraut.

Es war schon immer so

Der Krieg begleitet die Menschheit seit ihrem Anbeginn. Das Heidelberger Institut für internationale Konfliktforschung stellt in einem periodisch erscheinenden Konfliktbarometer fest, dass die Zahl der gewaltsam ausgetragenen internationale Konflikte stetig zunimmt.11 Insgesamt soll es in der Menschheitsgeschichte bisher 14.400 Kriege gegeben haben, denen ungefähr 3,5 Milliarden Menschen zum Opfer gefallen seien.12 Erschreckend ist, dass der Trend nach oben geht und die Kriegsgefahr weiterhin mit dem Vernichtungspotenzial der Waffen, der damit einhergehenden Belligerenz, der Verknappung von Ressourcen und der vernunftentlehrten Irrationalität steigt, womit kollektive Emotionen in den Vorgergrund geraten. So unterschiedlich die Kriegsmotive sein mögen, so sehr steht die Macht, die vermeintliche Fähigkeit, anderen den eigenen Willen aufzuzwängen, die grenzenlose Unvernunft und die Verantwortungslosigkeit im Mittelpunkt des Geschehens. Bebenburg sieht in der Kriegsführung einen Rückfall ins Mittelalter.13

Bei den Kriegsanlässen lässt sich der Streit um Territorien vom Streit über Meinungen und Überzeugungen unterscheiden ebenso wie der Streit um Macht und Einfluss und dem Streit über die kollektive Identität. Damit rückt der Mensch oder genauer gesagt, die Gruppen und Kohorten, die den Krieg betreiben, in den Mittelpunkt der Betrachtungen und mit ihnen die unmenschliche Menschlichkeit. Bei der Einschätzung von Kriegen genügt es somit nicht, die Phänomenologie des Krieges, sondern auch die der Menschen im Blick zu haben, die den Krieg führen, unterstützen oder sich daran beteiligen.14 Damit rücken die Motive in den Vordergrund, die durchaus, wie im Ukraine-Krieg kombiniert auftreten können.

Das goldene Zeitalter

Ein goldenes Zeitalter ohne Krieg gibt es bisher nur in der Mythologie, bis die Schlange Adam und Eva verführte von der verbotenen Frucht zu essen. Ob es jemals ein Zeitalter ohne Kriege geben wird, ist zu bezweifeln. Möglich wäre es. Aktuell ist es aber nicht einmal möglich, einen Krieg unmilitärisch zu beenden. Unmilitärisch bedeutet auf gleicher Augenhöhe. Verhandlungen werden erst möglich, wenn ein Sieg militärisch nicht mehr herbeigeführt werden kann. In strategischer Hinsicht lässt sich das Verhalten mit der Theorie der Konfliktevolution erklären. Sie besagt, dass ein Wechsel der Strategie erst möglich ist, wenn die Streitparteien erkennen, dass ihr Ziel (der Sieg) nicht zu verwirklichen ist. Die Vernunft ist nicht in der Lage, ihnen diese Erkenntnis zu ermöglichen. Die globale Welt ist viel zu komplex, um einen Eroberungskrieg zu führen. Es gibt internationale Abhängigkeiten und Interessen, die weit das Anliegen der vermeintlichen Kriegsparteien hinausgehen. Münkler stellt heraus, dass Kriege um den Besitz eines Territorriums leichter und materiell meist in einem Kompromiss zu beenden sind. Kriege um die Identität seien kompromisslos. So erklärt sich auch die Warnung, dass der Ukraine-Krieg selbst dann nicht enden könne, falls Russland siegen sollte. Abgesehen davon, dass sich schon die Frage, was die Kriegsziele sind und was den Sieg ausmacht kaum beantworten lässt, werden große Probleme vorausgesagt, den gewonnenen Zustand halten zu können. Es wird angenommen, dass die Bevölkerung weiterhin Widerstand leisten wird. Selbst eine ethnische Säuberung führt zu Ressentiments, die dem chaotischen Prinzip folgend weitere, gegebenenfalls assymetrische Kriegshandlungen auf einer ganz anderen Ebene auslösen.

Es wird deutlich, dass der Verstand versagt. Die Aggression wird zum treibenden Faktor. Leider lässt sie sich allzu leicht instrumentalisieren. Man mag unterstellen, dass die Mehrheit der Menschen gar keinen Krieg will. Trotzdem lassen sie sich hinreißen und machen sich die Kriegsziele sogar zu eigen. Es wäre zu einfach, für den Krieg nur einen wahnsinnig gewordenen Herrscher verantwortlich zu machen. Ohne eine Gefolgschaft wäre er hilflos. Wir erinnern den Spontispruch aus den 60igern.15

Stell Dir vor es gibt Krieg und keiner geht hin.


Die Betonung liegt auf KEINER. Aber genau das ist in der Interessenverflechtung einer modernen Gesellschaft kaum möglich. Auch wenn der Krieg ein kollektives Ereignis ist, betrifft er jeden einzelnen Menschen. Niemand kann sich heraushalten, auch wenn er es noch so gerne möchte. Wie bei einer mehrheitlichen Abstimmung bedeutet die Enthaltung Zustimmung. Damit verschiebt sich das Bild vom Kollektiv auf den Einzelnen und bekommt eine gesellschaftliche Dimension.

Wie der Krieg das Problem löst

Manche Herrscher mögen denken, dass der Krieg ein Problem lösen könne. Der Ukraine-Krieg verdeutlicht, dass er eher Probleme schafft und aufdeckt, anstatt sie zu lösen. Der Krieg wird zum Poker. Trotzdem schaffen Kriege Fakten. Dafür gibt historische Vorlagen. Deutschland beispielsweise ist aus Einigungskriegen entstanden16 und fühlt sich nach dem zweiten Weltkrieg von den Eroberern befreit. In beiden Fällen würden wir sagen, dass der Krieg zu einer Verbesserung geführt hat. Machmal kommt die Frage auf, was wohl passiert wäre, wenn Hitler den Krieg gewonnen hätte. Wahrscheinlich würden wir dann heute für andere Werte einstehen und sie verteidigen und versuchen, die Schuld zu rechtfertigen. Auch das entspricht einem gängigen Konfliktverhalten.17

Despoten scheinen zu glauben, dass der Krieg auf lange Sicht durchsetzt, was sie erreichen wollen. Die Bevölkerung wird sich so oder so darauf einstellen. Man muss nur seine Widersacher aus dem Weg räumen und lange genug durchhalten. Speziell der Krieg in der Ukraine macht deutlich, dass es letztlich um die Deutungshoheit geht. Gewinner ist, wer seine Wahrheit durchsetzen kann. Deshalb entscheidet die territoriale Eroberung alleine auch nicht den Krieg. Trotz allem Gaslightings gelingt die Etablierung alternativer Fakten in einer modernen und globalen Welt nur, wenn entweder die ganze Welt vereinahmt wird oder wenn sich einzelne Nationen abschotten und einigeln. Damit wird ein Zustand der Polarisierung geschaffen, der das Aufrechterhalten von Feindbildern einfordert. Das klingt nicht nach einer nachhaltigen, weitsichtigen Strategie. Frieden bedeutet Balance. Davon sind wir in einer sich verändernden Gesellschaft weit entfernt.

Freud bezweifelt, dass der Krieg jemals abgeschafft werden könne. Er erkennt die Spannung zwischen der den Frieden bewahrenden Triebunterdrückung und dem Bedürfnis zum Ausleben der Triebe, die sich in der Aggression entladen.18 Ganz glkeich, ob man dieser Auffassung folgt oder nicht. Der Krieg ist nicht nur ein politisches Instrument, sondern auch ein Ventil für die Defizite der Bevölkerung und der ihr angehörigen Individuen. Auch in der Verhaltensforschung wird die Aggression als ein natürliches Prinzip verstanden. Der Stärkere überlebt. Die Aggression dient zur Sicherung oder zur Veränderung der Rang- und Hackordnung. Sie wird unkontrollierbar, wenn sich die feindselige Absicht mit feindseligen Gefühlen der Bevölkerung mischt. Diese Ansicht ignorriert jedoch, dass Aggression nicht zwingend ein Beweis von Stärke ist. Erst recht nicht, wo sich die Anforderungen einer modernen Gesellschaft an ihre Überlebensfähigkeit verändern. Sie fordert den Verstand.

Welche Probleme der Krieg lösen soll, ist nicht einmal klar. Klar ist nur, dass er die Probleme der Welt nicht lösen kann. Die Motive zum Krieg müssen also andere sein. Möglicherweise ist der Aufbau von Feindbildern nur ein Instrument, um von innenpolitischen Schwächen abzulenken. Eroberungen dienen dem gleichen Zweck. Mit dieser Perspektive wird der Fokus von der Bevölkerung weg auf die Regierenden gelenkt. Damit kommen die ganz persönliche Motive, Fähigkeiten und Unfähigkeioten der Herrschenden ins Spiel.

Wo die Mediation ins Spiel kommt

Eigentlich sollte man meinen, dass sich die Mediatoren auf der ganzen Welt zusammenschließen und den Weg aus dem Krieg weisen. Aber selbst die Mediatoren sind sich nicht einig. Es gibt Auffassungen, dass die Mediation nicht in der Lage sei den Krieg zu beenden. Das stimmt so lange, wie die Mediation nicht als eine Kompetenz zum Umdenken gesehen wird. Wenn wir Krieg im Kopf haben, kommen nur ein Sieg oder ein Remis in Betracht. Optionen, die jenseits des Krieges liegen, werden nicht gesehen. Manchmal ist davon die Rede, dass Mediation versucht opder vorgeschlagen wird. Tatsächlich wurde eine Mediation bisher weder versucht noch vorgeschlagen. Da wird die Mediation mit einer Schlichtung verwechselt. Die Mediation würde mit einer Konfliktanalyse beginnen. Sie würde für den Ukraine-Krieg ergeben, dass sich die Interessen am und hinter dem Krieg nicht auf Russland und die Ukraine beschränken. Die Mediation würde nach einer Lösung suchen, die eine gemeinsame (nicht eine konträre) Zielsetzung erlaubt. Sie findet sich im Nutzen, denn jede Nation will Frieden. Der Streit geht um die Lösung wie. Eine Mediation würde die Lösung zunächst außen vor lassen. Sie unterscheidet sich somit bereits von den Verhandlungsangeboten, die allesamt ein unterwerfendes Ergebnis voarussetzen und deshalb nicht zustande kommen können. Würde die Lösung mit dem Versprechen, dass alle Interssen am Ende befriedigt werden zurückgestellt, könnten Verhandlungen wenigstens beginnen. Auch die strategische Hürde, dass die Kooperation der Mediation mit der Konfrontation im realen Geschehen kollidiert kann die Mediation überwinden. Jetzt kommt es wieder darauf an, was unter der Mediation zu verstehen ist. Wenn sie als das gesehen wird, was sie ist oder sein sollte, stellt sie sich als ein hochkompetentes verfahren dar, das ein anders Denken ermöglicht. Der Lösungsrahmen öffnet sich bereits, wenn wir nicht fragen, wie ein Krieg zu beenden ist, sondern wie Freundschaften herzustellen sind. Er ändert sich, wenn wir uns nicht als Gesellschaften verstehen, die ihre verlorene Identität unter Beweis stellen müssen, sondern als Teil einer einzigen großen Weltgesellschaft, in der die Identität der Völker und Nationen in sich selbst gefunden werden und nicht darin, wie andere denken. Auffällig ist auch, dass der osten dem Westen vorwirft unverstanden zu sein und gleichzeitig zu erkennen gibt, dass er den Westen auch nicht versteht. Die Mediation ist eine Verstehensvermittlung. Sie kann das besser als ein Krieg. Jetzt müsste nur bekannt sein, was die Mediation wirklich zu leisten im Stande ist.

Hinweise und Fußnoten
Bitte beachten Sie die Zitier - und Lizenzbestimmungen.
Bearbeitungsstand: 2024-09-09 13:07 / Version 51.

Siehe auch: Konflikteskalation, Konfliktevolution
Prüfvermerk: -

3 Siehe das Zitat in Ehrhart (Sprache der Diktatoren) - 2023-09-25
4 Siehe UN-Charta
5 Hier hat geholfen: OpenAI - 2023-02-21
8 Siehe Thamm (Die düstere Allianz) - 2023-09-25
12 Das wird in Wikipedia angenommen: https://de.wikipedia.org/wiki/Krieg
13 Das Zitat bezieht sich auf den Ukraine-Krieg. Siehe Bebenburg (Krieg in der Ukraine: „Ein Rückfall ins Mittelalter“) - 2023-04-11
14 Siehe das Video, Zeitmarke 12:56
15 Das Zitat geht wohl auf Carl Sandburg zurück.
18 Siehe Freud (Warum Krieg?) - 2023-09-27


Based on work by Arthur Trossen . Last edited by Arthur Trossen
Seite zuletzt geändert am Montag Dezember 16, 2024 02:36:30 CET.

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