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Kognition und Kognitionstheorie

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Es geht um die Kognition und deren Theorie, die auch in eine Mediationstheorie eingeflossen ist. Beachten Sie bitte auch:

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Die Kognition beschreibt ein umfassendes Konzept, das die mentale Informationsverarbeitung und die Fähigkeiten, die damit verbunden sind, umfasst. Es bezieht sich auf die Art und Weise, wie wir denken, wahrnehmen und Informationen verarbeiten, um unsere Umwelt zu verstehen und darauf zu reagieren. In der Mediation geht es nicht nur darum, die Umwelt, sondern auch sich selbst zu verstehen.

Der Begriff Kognition stammt vom lateinischen Wort cōgnōscere ab, das mit erkennen und wahrnehmen zu übersetzen ist. Seine Bedeutung hat sich im Laufe der Zeit zu einem Sammelbegriff erweitert, der die mentalen Prozesse und Fähigkeiten beschreibt, die mit dem Erwerb, der Organisation, dem Verständnis, der Nutzung und der Verarbeitung von zumeist sinnlich wahrgenommenen Informationen verbunden sind. Im weiteren Verlauf des Beitrages soll hervorgehoben werden, dass dazu nicht nur die Sinnesorgane als Informationslieferant zählen, sondern auch die psychophysiologisch wahrgenommenen Emotionen.

Die Kognitionswissenschaft

Auch die Wissenschaft ist bemüht, das Phänomen der Kognition zu verstehen und die Zusammenhänge aufzudecken. Die Kognitionswissenschaft befasst sich deshalb intensiv mit den Prozessen und Fähigkeiten, die mit dem Erwerb, der Organisation, dem Verständnis, der Nutzung und der Verarbeitung von Informationen verbunden sind. Weil die Informationen als der kleinste Baustein der Mediation identifiziert wurde,1 sind die Erkenntnisse der Kognitionswiissenschaft auch für die Mediation außerordentlich hilfreich. Wie die Mediation hat auch die Kognitionswissenschaft einen interdisziplinären Zugang. Sie integriert Erkenntnisse aus der Psychologie, den Neurowissenschaften, der Informatik, der Linguistik, der Philosophie und der Anthropologie. Alle diese Themenbereiche finden Sie auch bei der Erklärung von Phänomenen der Mediation wieder. Die Kognitionswissenschaft konzentriert sich auf die Wahrnehmung, die Aufmerksamkeit, das Gedächtnis, die Sprachverarbeitung, das Denken und Problemlösen, das Lernen, die Intelligenz und nicht zuletzt auch die Emotionen. Sie will die Mechanismen verstehen, die mit dem informationsverarbeitenden Prozess im Organismen zusammenhängen. Alle Themen der Kognitionswissenschaft werden in zahlreichen Beiträgen im Wiki aufgegriffen und mit dem Prozess der Mediation in einen Zusammenhang gebracht.

Der Kognitivismus

In der Lerntheorie, so stellt Wikipedia heraus, grenzt sich der Kognitivismus vom Behaviourismus und dem Konstruktivismus ab. Die Abgrenzung ist aufschlussreich, weil sie den wissenschaftlichen Zugang zur Kognition herausstellt. Während der Behaviourismus das Verhalten der Menschen in den Mittelpunkt stellt, geht der Konstruktivismus davon aus, dass das menschliche Erleben eine individuelle Repräsentation der Welt erschafft. Beim Kognitivismus steht die individuelle Informationsverarbeitung mit den dazugehörigen Denk- und Verarbeitungsprozessen im Vordergrund der wissenschaftlichen Betrachtung.2 In allen Fällen geht es um wissenschaftliche Erklärungsversuche, die dem Denken und Handeln des Menschen auf den Grund gehen wollen. Während sich die Lerntheorie mit der Frage auseinanderetzt, wie Lernen möglich wird, ist es die Aufgabe der Mediationstheorie zu erklären, wie es möglich wird, dass Parteien selbst eine Lösung finden. Mit der Annahme, dass die Mediation einen Prozess abbildet, der letztlich eine eigenständig erarbeitete Entscheidung der Parteien herbeiführen soll, rückt die Frage der Informationsverarbeitung innerhalb der Mediation in den Vordergrund, weshalb sich ein Blick auf die Kognitionstheorie anbietet.

Die Kognitionstheorie

Ähnlich wie bei der Konflikttheorie gibt es auch mehrere Kognitionstheorien. Wenn trotzdem von der Kognitionstheorie die Rede ist, wird damit ein bedeutender Ansatz der Psychologie und der Neurowissenschaften bezeichnet, der sich mit dem Studium des menschlichen Denkens, der Wahrnehmung und dem Verhalten befasst. Die theoretischen Wurzeln gehen auf die Mitte des 20. Jahrhunderts zurück, als sich die Psychologie von einem behavioristischen Ansatz hinnzu einem Ansatz entwickelte, der die internen mentalen Prozesse untersucht und als kognitive Wende bezeichnet wird. Zu den bedeutenden Vorläufern und Beiträgen, die zur Entwicklung der Kognitionstheorie beigetragen haben, gehören Vertreter wie Jean Piaget und Ulric Neisser, die die kognitive Psychologie geprägt haben. Piaget untersuchte die kognitive Entwicklung bei Kindern und betonte die aktive Konstruktion des Wissens. Neisser betonte die Wichtigkeit der Wahrnehmung und des Denkens bei der Informationsverarbeitung. Auch die Entwicklung von Modellen und Systemen der künstlichen Intelligenz haben die Kognitionswissenschaft beeinflusst. Alan Turing, John McCarthy und Marvin Minsky haben dazu beigetragen, das Verständnis von kognitiven Prozessen durch computergestützte Modelle zu erweitern. Noam Chomsky und seine linguistischen Arbeiten zur generativen Grammatik und zur Universalgrammatik haben gezeigt, wie Sprache als kognitive Fähigkeit untersucht werden kann und wie sie mit anderen kognitiven Prozessen zusammenhängt. Schließlich betont die Informationsverarbeitungstheorie die analoge Verarbeitung von Informationen im menschlichen Geist. Vertreter wie George A. Miller und Herbert A. Simon betonten die Bedeutung von Aufmerksamkeit, Gedächtnis und Problemlösung. Die Theorien zur Kognition haben dazu beigetragen, das Verständnis der menschlichen Denkprozesse und Verhaltensweisen zu erweitern.

Kognition und Emotion ist kein Gegensatz

Auch wenn es auf den ersten Blick so scheint und auch wenn die Begriffe Kognition und Emotion eher komplementär verwendet werden, ist beides ein Teil vom selben Verstehensprozess im selben Gehirn. Besonders bei Konflikten ginge es an der Realität vorbei, zu glauben, dass sich die Sinnhaftigkeit der Entscheidungen aus einem bewussten Prozess der Informationsverarbeitung herleitet. Das Gegenteil ist der Fall, wie beispielsweise die Ausführungen zur Kompetenz-Amnesie belegen. Der Mensch handelt irrational, was auf emotionale Ursachen hindeutet. Der Verstand hat jetzt nur noch die Funktion, die Sinnhaftigkeit des Irrsinns zu rechtfertigen. Der Handlungsantrieb kommt nicht aus dem rational denkenden Neokortex, sondern aus dem Stammhirn, das den Kampf und Fluchtmodus auslöst. Dieser Zusammenhang sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass auch bei den emotional getriggerten Prozessen Informationen verarbeitet werden. Es bedarf schon einer kognitiven Umsetztung, wenn nur über die aufkommenden Emotionen gesprochen wird. Die zentrale Frage der Mediation lautet deshalb, wie es gelingt, die unbewussten Informationen einer bewussten Reflexion zugänglich zu machen, um sie als einen Informationsgehalt zu erkennen und zu verarbeiten. Bei dieser Frage hilft die Hirnfoschung weiter, die immer besser zu erklären vermag, wie unser Gehirn überhaupt funktioniert. Die moderne Hirnforschung weiß, dass das Denken nicht von den Emotionen gelöst werden kann, weshalb die Untersuchung der Emotionen auch ein Teil der Kognitionsforschung ist.

Draguhn führt aus,3 dass Emotionen immer einen Bezug zum eigenen Erleben der Affekte herstellen. Mithin ließe sich die Kognition, die nachvollziehbare mentale Operationen beschreiben will, nicht ohne den Bezug zur inneren Befindlichkeit präzise erfassen und intersubjektiv vermitteln.4 Die jeweils selbst erlebten inneren Abläufe bei einer Wahrnehmung sind von außen genauso unzugänglich wie Gefühle. Rekonstruiert werden kann nur die darauf folgende Interaktion. Dieser Gedanke kommt der Vorstellung nahe, dass die Kommunikation nur ein Angebot zur Rekonstruktion einer (subjetiv) erlebten Wirklichkeit sei.5 Selbst wenn sich Emotionen im Falle der affektiven Empathie über Spiegelneuronen vermitteln, bleibt die Emotion ein Vorgang der Selbstwahrnehmung. Und genau als ein Aspekt der Selbstwahrnehmung fließt die Emotion, die im Verstand übrigens als ein Gefühl interpretiert wird, in den Informationsverarbeitungsprozess des Menschen ein. Die Auseinandersetzung mit Emotionen und Gefühlen hat aber auch gezeigt, dass Emotionen nicht nur affektiv und reaktionär auftreten. Sie können auch vom Verstand angeschoben, erzeugt und verändert werden. Das ABC-Modell von Ellis gibt einen weiteren Hinweis auf den untrennbaren Zusammenhang. Ungeachtet dessen arbeiten Verstand und Emotionen in jedem Fall interaktiv zusammen. Die Zusammenarbeit wird mit der Funktionsweise des Gehirns deutlich, wo das Limbische System nach (neuesten Forschungen) nicht (mehr) exklusiv für die Gefühlsverarbeitung verantwortlich gemacht wird und sich mit vielen anderen Bereichen des Gehirns vernetzt.

Bedeutung für die Mediation

Das eine geht nicht ohne das andere. Die Emotion mag als eine individuell-subjektive Stimulanzreaktion begriffen werden, die selbst wiederum einen wichtigen Beitrag liefert, um den Verstand zu stimulieren. Die Stimulation ist durchaus bidirektional. Es hilft also nicht weiter, den Menschen zu sezieren und nur das eine oder das andere als monokausale Ursache für sein Denken oder Verhalten anzusehen. Auch die Aufforderung des Harvard-Konzeptes, das Problem vom Menschen zu trennen, kann nicht bedeuten, den Menschen aus dem Blick zu verlieren. Der Mensch zählt als Ganzes, wobei das Ganze wieder ein Teil seiner Umwelt ist. Das alles ist in der Mediation zu beachten. Hier kommt es darauf an, die Zusammenhänge zu erkennen, nicht sie zu erklären. Bei der ganzheitlichen Sicht hilft die Systemtheorie weiter. Sie unterteilt den Menschen in drei unabhängige Systeme, das biologische, das psychologische und das soziale System. Jedes System funktioniert selbständig, wobei die Systeme aber miteinander interagieren. Wir kommen der Kognition im Verständnis der Mediation näher, wenn wir diese Interaktionen als Informationen begreifen, die letztlich schon deshalb dem Verstand zuzuführen sind, damit sie verarbeitet und kommuniziert werden können. Die Aufdeckung dieser Zusammenhänge unterfällt der Refexion. Es ist die Aufgabe des Mediators, die dazu erforderliche Hilfestellung zu geben, damit den Parteien die Refexion gelingt.

Die Erkenntnise der Kognitionswissenschaft helfen einerseits bei der Bewältigung einzelner Phänomene, wie etwa dem Umgang mit Zweifeln. Die Metakognition trägt dazu bei, die Informationsverarbeitung in der Mediation nachvollziehbar zu gestalten. Die Erkenntnise und Überlegungen wurden in der kognitiven Mediationstheorie verwertet.

Hinweise und Fußnoten

Bitte beachten Sie die Zitier - und Lizenzbestimmungen

Bearbeitungsstand: 2023-07-09 13:09 / Version 15.

Alias: Kognitionstheorie
Prüfvermerk: -

1 Siehe dazu auch den Beitrag Informationsverarbeitung
4 Siehe dazu auch die Ausführungen zur Semiotik und zur psychoanalytischen Sicht auf den Verstehensprozess in Persönlichkeitspsychologie


Based on work by Arthur Trossen
Seite zuletzt geändert am Montag Dezember 16, 2024 00:47:36 CET.

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