Sensibilität, Empfindlichkeit und Hochsensibilität
Wissensmanagement » Diese Seite ist der Kategorie Konfliktphänomenologie des Archivs in der Wiki-Abteilung Wissen zugeordnet. Eine logische Verknüpfung erfolgt mit der Rubrik Konflikt, also dem 6. Buchabschnitt des Fachbuchs Mediation und den Konfliktphänomenen. Bitte beachten Sie auch:
Konflikt Persönlichkeit Hochsensibilität Empathie Wahrnehmung Eintrag Suche
Worum es geht: Der Begriff wurde vor 32 Jahren erstmals von der Forscherin Elaine N. Aron eingeführt. Er beschreibt ein Phänomen, das Maria Anna Schwarzberg wie folgt auf den Punkt bringt:1
Bei einer Reizüberflutung wird das Nervensystem des Menschen mit einer hohen Menge an sensorischen Informationen überfordert, die er nicht mehr effektiv verarbeiten kann. Es ist eine Fähigkeit, da sie mit einer erhöhten Wahrnehmung und Empathie verbunden ist und eine Bürde zugleich.
Was ist Hochsensibilität?
Die Hochsensibilität ist ein Persönlichkeitsmerkmal. Sie beschreibt das Phänomen, wenn das Gehirn, aufgrund einer neurologischen Veranlagung, besonders empfindsam äußere Reize stärker als gewöhnlich wahrnimmt. Sinnesreize wie Gerüche, Geräusche, Bilder, Geschmäcker oder Ertastbares werden stärker als gewöhnlich wahrgenommen. Die Reizkanäle sind, wenn man so will, ständig geöfffnet. Es kommt zu Belastungen und Überforderungen, die zu einer anderen Selbstwahrnehmung der Betroffenen führt. Hochsensible Menschen können besonders tiefgründig und empathisch sein und haben oft ein starkes Bedürfnis nach Ruhe und Rückzug.
Abgrenzung zu ähnlichen Persönlichkeitsmerkmalen
Empfindlichkeit und Sensibilität sind ebenfalls Persönlichkeitsmerkmale, die eng mit der emotionalen Reaktivität und Empathie einer Person verbunden sind.
- Empfindlichkeit
- Die Empfindlichkeit bezieht sich auf eine Überreaktion auf bestimmte Reize oder Situationen, die für die meisten Menschen nicht besonders belastend wären. Die Empfindlichkeit kann durch psychische Störungen wie Angststörungen oder Depressionen verstärkt werden.In einigen Fällen kann Empfindlichkeit dazu führen, dass Menschen anfälliger für Stress und emotionale Belastungen sind, was ihre Resilienz beeinträchtigen kann. Menschen, die sehr empfindlich sind, können schneller von äußeren Reizen überwältigt werden und sich schwerer erholen, wenn sie mit schwierigen Situationen konfrontiert werden.
- Sensibilität
- Im Gegensatz zur Empfindlichkeit bezieht sich die Sensibilität auf die Fähigkeit, feine Unterschiede wahrzunehmen und subtile Nuancen in Emotionen, Wahrnehmungen oder anderen Erfahrungen zu erkennen. Sensible Menschen können sich daher besonders tief in Dinge einfühlen und haben oft ein gutes Verständnis für die Bedürfnisse anderer.
Phänomenonolgie
Maria Anna Schwarzberg beschreibt das Phänomen ysehr eindrucksvoll in dem Interview von Raphael Weiss. Sie führt aus, dass es sich nicht um eine Krankheit, sondern um eine Charaktereigenschaft handele. Bemerkenswert ist, dass etwa 20% der Menschen diese Fähigkeit besitzen. Die Reizkanäle sind ständig offen. Das Gehrin muss also mehr Reize verarbeiten als üblich. Die Reizüberflutung kann sowohl eine Überlastung wie eine Überforderung darstellen. Erschwerend kommt hinzu, dass die Betroffenen das Phänomen oft selbst gar nicht erkennen. Das Eingangszitat lässt erkennen, was hochsensible Menschen erleben.
Merkmale
Schwarzberg führt aus, dass sich die Hochsensibilität bei jedem Menschen anders äußere. Häufig sei die auditive Überreizung. Auch eine Unverträglichkeit von Alkohol, Drogen, Rauchen, Zucker in rauen Mengen wird berichtet. Man bemerke sehr schnell, welche Grundstimmung in einem Raum herrscht und wie sich die Stimmung verändert. Schwarzberg spricht nicht davon, die Gefühle anderer aufzunehmen, obwohl das ein Phänomen ist, das viele Hochsensible beschreiben. Sie vergleicht das Phänomen wie bei Sherlock Holmes, der über seine Sinneskanäle viel mehr wahrnehme, auch kleine Veränderungen. Das Gehirn zöge dann sehr schnell Rückschlüsse über den Gemütszustand anderer. Merkmale der Hochsensibilität lassen sich dem von Elaine N. Aron veröffentlichten Testformular entnehmen. Die Partei kann auch anhand eines Selbsttests herausfinden, ob sie hochsensibel ist oder nicht.
Dieses Youtube-Video von Psychologie im Alltag stellt acht deutliche Eigenschaften von Menschen vor, die höchst empfänglich für Energien sind. Es zeigt, dass eine hochsensible Persönlichkeit zu sein, nicht nur mit Vorteilen einhergeht.
Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem Video um ein bei Youtube (Google) hinterlegtes Video handelt. Bildmaterial: Shutterstock, Wikimedia, Pixabay u.a. Hintergrundmusik: https://www.bensound.com. Näheres lesen Sie in der Datenschutzerklärung. Eintrag im Videoverzeichnis erfasst unter Das verstehen nur Menschen, die wirklich hochsensibel sind!
Bedarf es einer Therapie?
Weil es sich bei dem Phänomen nicht um eine Krankheit handelt, sei auch eine Therapie nicht zwingend erforderlich. Sie kann aber angebracht sein. Der erste Schritt der Anpassung liegt darin, sich des Phänomens bewusst zu werden, um nicht an sich selbst zu zweifeln. Das subjektive Erleben der Betroffenen lässt sie an sich zweifeln. Ihre Andersartigkeit ist für sie wahrnehmbar. Betroffene neigen dazu, sich als falsch einzuschätzen, woraus ein kaum zu bewältigenderer Anpassungsbedarf entsteht, wenn er die Betroffenen dazu veranlasst sich dem erhöhten Reizaufkommen der Anderen auszusetzen.
Umgang mit hochsensiblen und emfindlichen Menschen
Hochsensible und empfindliche Menschen sind mit Respekt und Zurückhaltung zu begegnen.Es ist wichtig, ihre Bedürfnisse und Grenzen zu achten und zu verstehen, wie sie die Welt wahrnehmen und erleben. Laute Geräusche, helles Licht, starke Gerüche oder ungewohnte Umgebungen sind zu vermeiden. Hochsensible Menschen haben oft ein starkes Bedürfnis nach Ruhe und Privatsphäre. Ihnen sollte also Raum gegeben werden, sich zurückzuziehen. Sie sollten nicht bedrängt oder kritisiert werden. Eskann sein, dass sie Kritik sehr persönlich nehmen und sich dadurch verletzt fühlen. Geduld ist angesagt. Hochsensible Menschen können oft sehr detailorientiert sein und benötigen manchmal mehr Zeit, um Entscheidungen zu treffen oder Aufgaben zu erledigen. Achten Sie auf Details, um ihnen zu helfen, ihre Aufgaben effektiver zu erledigen.
Bedeutung für die Mediation
Der Mediator sollte wissen, dass es solche Phänomene gibt und eine Partei nicht als überempfindlich abtun. Das Wissen, dass es hochsensible Menschen gibt mag ihm helfen, die Parteien besser zu verstehen. Das gilt umso mehr, wenn die Partei selbst das Phänomen noch gar nicht erkannt hat und die Ursachen an anderer Stelle vermutet. In der Mediation wird der Mediator ohnehin Geduld aufbringen und darauf achten, dass äußere Reize reduziert sind, sodass sich die Teilnehmer besser aufeinander konzentrieren können. Er sollte die Partei gegebenenfalls auf ihre Sensibilität ansprechen und auf Hilfe hinweisen.2
Was tun wenn ...
- Der Mediator wählt ein ungünstiges Setting
- Der Mediator schätzt die Partei falsch ein
- Weitere Empfehlungen im Fehlerverzeichnis oder im Ratgeber
Bitte beachten Sie die Zitier - und Lizenzbestimmungen
Siehe auch: Wahrnehmung, Interpretation, Krankheit, KR01-Wesen
Literaturhinweise: Weiss (Hochsensibilität) - 2019-09-06
Prüfvermerk: -