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Gesprächsregeln in der Mediation

Wissensmanagement » Diese Seite gehört zur Werkzeugsammlung der Wiki-Abteilung Werkzeuge und wird im Archiv abgelegt. Thematisch kann sie dem Abschnitt Methodik der Mediation des Fachbuchs zugeordnet werden. Beachten Sie bitte auch folgende, damit zusammenhängende Seiten:

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Auch wenn die Mediation ein informelles Gespräch darstellt, gibt es Regeln, die den Erfolg des Gesprächs sichertellen sollen. Die Gesprächsgestaltung wird im Kapitel Gesprächsführung erördert. Hier geht es um die Regeln, die der Meditor zur effizienten Gesprächführung einführen kann und soll. Der Beitrag setzt sich aus folgenden Kapiteln zusammen:

Abgrenzungsbedarf

Bitte beachten Sie die begriffliche Unterscheidung zwischen den Gesprächsregeln der Mediation und dem Kommunikationsrahmen. Eine weitere Abgrenzung ist zum Kommunikationskontext und den Mediationsregeln vorzunehmen. Es ist ganz wichtig, dass der Mediator zwischen den Regeln der Mediation und den Gesprächsregeln zu unterscheiden weiß. Es gilt der Grundsatz:

 Merke:
Leitsatz 4403 - Die Regeln der Mediation betreffen die Struktur, den Ablauf und die Prinzipien der Mediation. Die Gesprächsregeln sollen sicherstellen, dass sich die Regeln der Mediation im Gespräch verwirklichen.

Gesprächsleitung

Der Mediator soll zwar das Gespräch leiten. Er hat jedoch keine Direktionsbefugnis (keine originäre rechtliche Legitimation den Parteien Anweisungen zu geben). Er kann den Parteien nicht sagen, was sie zu tun oder löassen haben. Bindende Direktiven, die das Verfahren betreffen, sind deshalb durch Vereinbarungen (auch das verfahren betreffend!) zu ersetzen. Die Vereinbarung stellt eine Mediationsabrede dar, wenn sie nicht im Mediationsvertrag oder in der Mediationsdurchführungsvereinbarung erfasst worden sind.

Recht in der Mediation

Empfehlung für Gesprächsregeln

Die Mediation ist im Grundsatz eine gelenkte informelle Kommunikation. Je mehr Regeln eingeführt werden, umso mehr wird sie formalisiert. Gesprächsregeln sind ein Element der Steuerung des Gesprächs. Sie sollten (je nach Inhalt) bedächtig verwendet werden. Das pauschale Vorschreiben von Gesprächsregeln ist mit größter Vorsicht zu genießen.

Beispiel 11691 - Abgesehen davon, dass Beledigungen eine Straftat darstellen, kommt der Mediator in die Position, dass er die Einhaltung der Regel überwachen muss, wenn er den Parteien vorgibt, sich nicht zu beleidigen.


Mit der Vorgabe von Regeln verschießt der Mediator möglicherweise sein Pulver, bevor es einen Bedarf zum Schießen gibt. Wenn es zum Eklat kommt, ist immer noch Zeit und Gelegenheit, Gesprächsregeln einzuführen. Desweiteren verhindert er Informationen über das Miteinander der Parteien. Besser wäre es, wenn er die Gesprächsregeln nicht vorgibt, sondern fragt, ob die Parteien gegebenenfalls meinen, dass die Einführung von Gesprächsregeln sinnvoll oder notwendig sind.

Beispiel 11692 - Der Mediator fragt die Parteien: "Meinen Sie, wir sollten Gesprächsregeln einführen, damit das zuvor vereinbarte Ziel in dem Gespräch auch sicher erreicht werden kann?". Die Mediandin sagt daraufhin: "Ja, die Dinge auf den Punkt bringen!". Mit diesem Vorschlag erfährt der Mediator, dass der Gegner ein Vielredner ist. Er erfährt auch, dass die Mediandin davon weiß und auch damit umgehen kann - auch wenn das Gequassel nervig ist. Es gibt also kein Balance-Problem. Bei einer Vorgabe von Regeln würden diese Informationen nicht so leicht zu erheben sein.

 Merke:
Leitsatz 4408 - Statt Gesprächsregeln vorzugeben, sollte der Mediator die Notwendigkeit der Einführung von Gesprächsregeln hinterfragen und den Parteien die Entscheidung überlassen, ob und gegebenenfalls welche Gesprächsregeln einzuführen sind.

Mögliche Gesprächsregeln

Adäquate Möglichkeiten zur Formalisierung in der Mediation sind deshalb:

Worterteilung
Viele Mediatoren erteilen einer Partei das Wort. "Fangen Sie doch mal an, Sie sind eine Frau", oder "Fangen Sie an, Sie sind der Kläger" usw. Bei dieser Vorgehensweise kann der Mediator schnell in ein Fettnäpfchen treten. Auch geht ihm die Information verloren, wie die Parteien mit sich und dem Konflikt umgehen. Besser ist es also, die Parteien entscheiden zu lassen, wer anfangen soll.
Redezeit
Sogenannte Vielredner nehmen Raum in Anspruch. Manche muss man reden lassen, damit Informationen generiert werden, andere muss man daran hindern. Die Einführung von Redezeiten ist eine Idee, die Parteien anzuhalten, sich kurz zufassen.
Ausreden lassen
Hier hilft die Technik des Redestabs.
Keine Beleidigungen
Beleidigungen sind ohnehin nicht erlaubt und sogar strafbar. Es kann jedoch helfen, wenn ausdrücklich darauf hingewiesen wird. Siehe Beleidigung.
Vertraulichkeit
Die Vertraulichkeit ist keine Gesprächsregel, sondern eine Mediationsregel. Sie wird also in dem Zusammenhang festgelegt bzw. vereinbart.

Bedeutung für die Mediation

Es ist eine Aufgabe des Mediators, die Gesprächsführung so zu gestalten, dass sich die Parteien offen erklären können.1 Die Gesprächsregeln sind dafür gegebenenfalls ein Hilfsittel. Ihre Einführung obliegt dem Ermessen des Mediators, das er nach den Anforderungen des Falles und dem Verhalten der Parteien ausübt. Er sollte davon nur Gebrauch machen, wenn ein Bedarf besteht, das Gesprächsverhalten zu disziplinieren. Wenn Gesprächsregeln eingeführt werden, ist der Mediator ebenfalls daran gebunden.

Was tun wenn ...

Hinweise und Fußnoten
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Bearbeitungsstand: 2024-03-09 21:41 / Version .

Siehe auch: Beleidigungen, Gesprächsführung, Onlinemediation, Einzelgespräch, Gesprächsführung
Die Seite beschreibt eine schwierige Situation
Prüfvermerk: -

1 Die Aufgabe wird im Aufgabenverzeichnis erfasst als offene Gespräche ermöglichen (Relevanz: relativ)


Based on work by Arthur Trossen und Bernard Sfez und anonymous contributor . Last edited by Arthur Trossen
Seite zuletzt geändert am Donnerstag März 28, 2024 23:18:38 CET.

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