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Die Suche nach den Gemeinsamkeiten

Wissensmanagement » Sie befinden sich auf einer Themenseite zum Abschnitt Methodik des Mediationshandbuchs.
Der Thinktank verknüpft die Ausführungen mit Beiträgen und Datenbanken auch anderer Abteilungen. Beachten Sie die Systematik.

Methodik Gemeinsamkeiten Vermitteln Ebenentauchen Nutzen Interessen Motive Bedürfnisse Phase 3

Ein gemeinsames Ziel braucht eine gemeinsame Basis. Die Parteien haben sich zwar auf ein gemeinsames Ziel verständigt, nämlich eine allseits zufriedenstellende, einvernehmliche Lösung zu finden. Sie können dieses Ziel aber nur erreichen, wenn sie einen gemeinsamen Nenner finden und einen Ausgangspunkt, von dem aus sie die Lösung gemeinsam entwickeln können.




Die gemeinsame Basis
für eine konstruktive Lösung

Die mediative Strategie

Die Mediation führt in ein paralleles (nicht konträres) Denken hinein.1 Sie arbeitet Gemeinsamkeiten heraus, um dadurch eine Basis für die einvernehmliche Lösung zu schaffen. Der Mediator unterstützt sie dabei. Er muss sich noch nicht einmal sehr anstrengen, denn die Gemeinsamkeiten werden aus dem Prozess heraus entwickelt und sind für die Parteien selbst erkennbar. Allerdings gelingt das nicht immer. Dann muss der Mediator etwas nachhelfen.

Warum Gemeinsamkeiten wichtig sind?

Konträrer Lösungsansatz



Bei dem konträren Ansatz setzt jede Partei die Lösung auf ihrer Position auf. Suchen sie darauf basierend eine Lösung im Streit (im Widerspruch), kann es kaum ene gemeinsame Lösung geben. Die Lösungen stehen im Wettbewerb. Die eine wird gegenüber der anderen gewinnen. Der Verlierer muss sich unterwerfen, bestenfalls sieht er ein, dass die andere Lösung besser ist.

konträre Lösungen

Paralleler Lösungsansatz



Wird die Lösung hingegen auf Gemeinsamkeiten aufgebaut, kommt es zum parallelen Denken. Die Zielausrichtung ist identisch. Ein gemeinsamer Weg führt in eine dementsprechende Lösung. Unterschiedliche Lösungen können sich angleichen, sodass im Ergebnis eine gemeinsame Lösung gefunden werden kann.

parallele Lösungen

Gemeinsamkeiten herausarbeiten

Die Mediation hat ihren Anteil daran. Während des Verstehensprozesses stellen sich mehr oder weniger automatisch Gemeinsamkeiten her. Das gleichförmige Verstehen ist bereits eine Gemeinsamkeit. Um dies zu erreichen geht der Mediator in kleinen Schritten vor. In den gemeinsam zurückzulegenden Gedankenschritten lassen sich Gemeinsamkeiten schneller und leichter finden. Sie werden die Basis für den Weg der Lösungsfindung.

Den Widerspruch auflösen

Außer den Parteien stehen die Lösungen im Widerspruch. Man könnte sagen, die Parteien benutzen den Widerspruch der Lösung um ihrer gegensätzlichen Befindlichkeit (um nicht zu sagen: ihrer Ablehnung) Ausdruck zu verleihen. Die Mediation erlaubt keine Diskussion über den Widerspruch. Die Argumentation sollte in Phase zwei abgeschlossen sein, denn erst der Blick auf die Interessen (Motive und Bedürfnisse) erlaubt das Aufspüren von Gemeinsamkeiten.

Beispiel 11682 - Bei dem Streit über das Umgangsrecht mit dem gemeinsamen Kind trägt die Mutter in Phase drei vor: "Ich will, dass das Kind bei mir ist. Dann weiß ich, dass es gut aufgehoben und sicher ist". Die Mutter präsentiert eine Lösung. Der Vater kann damit nicht einverstanden sein. Auf der Streitebene würde er reagieren: "Das musst du gerade sagen, du passt doch selbst nicht auf das Kind auf!". Das muss niemand hören. Bevor zur Erwiderung kommt paraphrasiert der Mediator deshalb: "Ihnen ist es wichtig, dass das Kind sicher verwahrt ist". Bestätigung wird eingeholt. Der Mediator fährt fort, bevor die Gegenpartei erwidern kann: "Was sind die Kriterien für eine sichere Verwahrung?". Die Mutter kann Sekretärin jetzt nennen, ohne dass es dabei zu Angriffen kommt. Im Gegenteil! der Vater wird wahrscheinlich den Kriterien zustimmen, denn im Zweifel möchte auch er, dass sein Kind sicher verwahrt ist. Wie sich die Kriterien herstellen lassen (Lösung) wird erst erörtert, nachdem die Parteien über die Kriterien einig geworden sind.

Ebenentauchen

Auf der Lösungsebene gibt es (zumindest zunächst) keine Gemeinsamkeiten, weil die von den Parteien vorgestellten Lösungen im Widerspruch stehen. Der Mediator weiß, dass sich auf der Ebene tiefer, also auf der Interessenebene, eher Gemeinsamkeiten finden lassen. Das ist der Fall, den das Orangenbeispiel anschaulich erläutert. Was aber, so wird oft gefragt, wenn in diesem Beispiel beide Kinder Orangensaft trinken wollen? In dem Fall helfen die zielorientierten Interessen nicht weiter. Sie würden wieder in einen Widerspruch führen, wenn die Kinder nicht bereit sind, den Orangensaft zu teilen. Der Mediator muss dann noch eine Ebene tiefer gehen, indem er sich auf die Bedürfnisebene begibt und hinterfragt auf welche Motive die magelnde Teilungsbereitschaft zurückzuführen ist. Findet sich auch hier keine Gemeinsamkeit, muss er noch eine Ebene tiefer gehen. Das geschieht so lange, bis es eine Gemeinsamkeit gibt von der aus eine Lösung entwickelt werden kann. Der Vorgang wird Ebenentauchen genannt. Grafisch lässt er sich wie folgt darstellen:

Ebenentauchen

Die Grafik ist eine starke Vereinfachung.

Entscheidend ist, dass der Mediator die widersprüchliche Streit- oder Lösungsebene (Position ≠ Position) verlässt und erst dann wieder auf sie zugeht, wenn sich eine gemeinsame Basis hergestellt hat. Natürlich sammelt er auf jeder Ebene Gemeinsamkeitspunkte und Erkenntnisse, der die andere Partei zustimmen kann. In ihrer Summe stellen sie wiederum eine Ebene dar, die als gemeinsame Plattform für die Entwicklung eines Lösungsmodells herhalten kann.

Wenn Sie die Motive herausarbeiten, nähern Sie sich der Interessenebene UND der Bedürfnisebene zugleich.

Bedeutung für die Mediation

Das Herausarbeiten von Gemeinsamkeiten ist strategisch mindestens ebenso bedeutsam wie psychologisch. Die Parteien können nur dan einen gemeinsamen Weg (bei der Lösungssuche) gehen, wenn sie ein gemeinsames Ziel haben und von einem gemeinsamen Ausgangspunkt aus starten. Den ersten Schritt in eine Gemeinsamkeit haben Sie mit der Vereinbarung einer Mediation bereits hinter sich gebracht. Jetzt müssen Sie Ihre Positionen überwinden. Die Mediation geht strategisch darauf ein, indem sie den Streit in der Phase zwei belässt und in der Phase drei nach Motiven sucht, wo Gemeinsamkeiten möglich sind. Die Motive gehen tiefer als die Interessen und lassen sich auf die Bedürfnisse ein.

Was tun wenn ...

Hinweise und Fußnoten

Bitte beachten Sie die Zitier - und Lizenzbestimmungen

Bearbeitungsstand: 2023-03-10 11:33 / Version 40.

Prüfvermerk:

1 Siehe Gedankengang und Denken


Based on work by Bernard Sfez und anonymous contributor . Last edited by Arthur Trossen
Seite zuletzt geändert am Montag November 25, 2024 13:15:15 CET.

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