Kontrastgefühle als Lösungshinweis
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Systematik Emotionen Kontraste Rumpelstilzcheneffekt Liste der Gefühle (extern) Eintrag Suche
Der Beitrag über Emotionen hat verdeutlicht, dass es wenig Sinn macht, Gründe für oder gegen ein Gefühl zu finden. Gefühle lassen sich nicht herbeireden oder wegargumentieren. Ein erfolgversprechender Weg, sich von einem schlechten Gefühl zu befreien, ist das Herausarbeiten des Kontrastgefühls. Das Wort Kontrastgefühl wurde bewusst gewählt. Gefühle können sich nicht widersprechen, so wie schwarz und weiß kein Widerspruch ist. Was sich widerspricht sind die darauf bezogenen Lösungen. Mit dem Begriff Kontrast soll lediglich der Unterschied von Gefühlen herausgestellt werden, die sich auf einer Skala von "fühlt sich gut an" bis hin zu "fühlt sich schlecht an" eingeordnet werden, um ihre Unterschiedlichkeit herauszustellen.
Verzeichnis der Kontrastgefühle
Das nachfolgende Verzeichnis ist alphabetisch geordnet. Die positiven Gefühle stehen zuerst und bestimmen die Ordnung ohne damit eine Gewichtung anzudeuten. Die Liste verdeutlicht die Relativität der Gefühle. So kann die Gleichgültigkeit beispielsweise im einen Fall als negativ und im anderen Fall als positiv bewertet werden.
Positive (Kontrast-)Gefühle | Negative Gefühle |
---|---|
Akzeptanz ist ein positives Gefühl, das oft mit Toleranz, Vergebung und Offenheit verbunden ist. | Ablehnung ist ein negatives Gefühl, das oft mit Zurückweisung, Verurteilung und Abneigung assoziiert wird. |
Aufregung ist ein positives Gefühl, das oft mit Erregung, Begeisterung, Abenteuer und Spannung verbunden ist. | Langeweile ist ein negatives Gefühl, das oft mit Eintönigkeit, Monotonie,Gleichgültigkeit und Desinteresse assoziiert wird. |
Begeisterung ist ein positives Gefühl, das oft mit Freude, Interesse, Enthusiasmus, Begeisterung und Leidenschaft verbunden ist | Apathie ist ein negatives Gefühl, das oft mit Gleichgültigkeit, Langeweile, Desinteresse und Unbeweglichkeit assoziiert wird. |
Beleidigtsein ist ein negatives Gefühl, das oft mit Verletztheit, Zurückweisung und Schmerz verbunden ist. | Unempfindlichkeit ist ein positives Gefühl, das oft mit Gleichmut, Abgeklärtheit, Selbstsicherheit und Unbeeindrucktheit assoziiert wird. |
Dankbarkeit ist ein positives Gefühl, das oft mit Wertschätzung, Anerkennung, Zufriedenheit und Dankbarkeit verbunden ist. | Gleichgültigkeit ist demgegenüber ein negatives Gefühl, das oft mit Gleichgültigkeit, Desinteresse, Kälte, Geringschätzung, Unhöflichkeit, Enttäuschung und Ignoranz assoziiert wird. |
Ehrlichkeit ist ein positives Gefühl, das oft mit Integrität, Vertrauen und Wahrheit verbunden ist. | Täuschung ist ein negatives Gefühl, das oft mit Betrug, Lügen, Ausgeliefertsein und Manipulation assoziiert wird. |
Einsamkeit ist ein negatives Gefühl, das oft mit Isolation, Trennung und Verlassenheit verbunden ist. | Verbundenheit ist ein positives Gefühl, das oft mit Zugehörigkeit, Gemeinschaft und Zusammengehörigkeit assoziiert wird. |
Empathie ist ein positives Gefühl, das oft mit Verständnis, Mitgefühl, Einfühlungsvermögen und Fürsorge verbunden ist. | Gleichgültigkeit ist demgegenüber ein negatives Gefühl, das oft mit Desinteresse, Unbeteiligtheit, Kälte und Ignoranz assoziiert wird. |
Entspannung ist ein positives Gefühl, das oft mit Erholung, Entspannung und Wohlbefinden verbunden ist. | Anspannung isdt demgegenüber ein negatives Gefühl, das oft mit Stress, Unruhe, Druck und Belastung assoziiert wird. |
Faszination ist ein positives Gefühl, das oft mit Interesse, Begeisterung und Faszination verbunden ist. | Langeweile ist ein negatives Gefühl, das oft mit Langeweile, Desinteresse und Gleichgültigkeit assoziiert wird. |
Freiheit ist ein positives Gefühl, das oft mit Unabhängigkeit, Selbstbestimmung und Autonomie verbunden ist. | Gefangenschaft ist ein negatives Gefühl, das oft mit Einschränkung, Kontrolle, Abhängigkeit, Unfreiheit und Unterdrückung assoziiert wird. |
Freude ist ein positives Gefühl, das oft mit Glück, Gewinn, Vergnügen, Begeisterung und Zufriedenheit verbunden ist. | Langeweile ein negatives Gefühl, das oft mit Verlust, Schmerz, Leid, Bedauern assoziiert wird. |
Frieden ist ein positives Gefühl, das oft mit Ruhe, Harmonie und Einheit verbunden ist. | Konflikt ist ein negatives Gefühl, das oft mit Uneinigkeit, Unruhe, Zwietracht, Kampf und Feindseligkeit assoziiert wird. |
Gelassenheit ist ein positives Gefühl, das oft mit Ruhe, Stabilität und Ausgeglichenheit verbunden ist. | Aufregung ist in dem Zusammenhang ein negatives Gefühl, das oft mit Nervosität, Unruhe und Überaktivität assoziiert wird. |
Glaube ist ein positives Gefühl, das oft mit Überzeugung, Vertrauen und Sicherheit verbunden ist. | Zweifel ist demgegenüber ein negatives Gefühl, das oft mit Unsicherheit, Irritation, Misstrauen und Skepsis assoziiert wird. |
Großzügigkeit ist ein positives Gefühl, das oft mit Freigiebigkeit, Großzügigkeit und Großzügigkeit verbunden ist. | Geiz ist ein negatives Gefühl, das oft mit Gier, Egoismus und Knappheit assoziiert wird. |
Hoffnung ist ein positives Gefühl, das oft mit Optimismus, Zuversicht und Erwartung verbunden ist. | Verzweiflung ein negatives Gefühl, das oft mit Hoffnungslosigkeit, Pessimismus, Ausweglosigkeit, Resignation und Niedergeschlagenheit assoziiert wird. |
Leidenschaft ist ein positives Gefühl, das oft mit Enthusiasmus und Hingabe verbunden ist. | Gleichgültigkeit ist ein negatives Gefühl, das oft mit Desinteresse, Apathie und Langeweile assoziiert wird. |
Liebe ist ein positives Gefühl, das oft mit Zuneigung, Hingabe, Fürsorge, Wärme und Verbundenheit verbunden ist. | Hass ein negatives Gefühl, das oft mit Feindseligkeit, Abneigung, Ablehnung, Wut und Abneigung assoziiert wird. |
Mut ist ein positives Gefühl, das oft mit Entschlossenheit, Selbstvertrauen, Furchtlosigkeit und Tapferkeit verbunden ist. | Angst ist ein negatives Gefühl, das oft mit Angst, Unsicherheit, Flucht, Nervosität, Schwäche und Furcht assoziiert wird. |
Neugier ist ein positives Gefühl, das oft mit Wissbegierde, Entdeckungslust und Interesse verbunden ist. | Desinteresse ist ein negatives Gefühl, das oft mit Langeweile, Desinteresse und Gleichgültigkeit assoziiert wird. |
Offenheit ist ein positives Gefühl, das oft mit Ehrlichkeit, Transparenz und Offenheit verbunden ist. | Verschlossenheit ist ein negatives Gefühl, das oft mit Geheimhaltung, Zurückhaltung und Misstrauen assoziiert wird. |
Optimismus ist ein positives Gefühl, das oft mit Zuversicht, Hoffnung und positiven Erwartungen verbunden ist. | Pessimismus ist ein negatives Gefühl, das oft mit Niedergeschlagenheit, Skepsis, Misstrauen und negativen Erwartungen assoziiert wird. |
Respekt ist ein positives Gefühl, das oft mit Achtung, Anerkennung, Ehrfurcht, Wertschätzung und Rücksichtnahme verbunden ist. | Geringschätzung ist ein negatives Gefühl, das oft mit Verachtung, Nichtachtung, Missachtung und Herabsetzung assoziiert wird. |
Selbstbewusstsein ist ein positives Gefühl, das oft mit Selbstsicherheit, Selbstvertrauen und Selbstachtung verbunden ist. | Unsicherheit ist ein negatives Gefühl, das oft mit Zweifel, Angst und Verwirrung assoziiert wird. |
Sicherheit ist ein positives Gefühl, das oft mit Schutz, Geborgenheit und Zuflucht verbunden ist. | Angst ist ein negatives Gefühl, das oft mit Bedrohung, Gefahr, Risiko und Unsicherheit assoziiert wird. |
Stolz ist ein positives Gefühl, das oft mit Selbstachtung, Würde, Erfolg und Leistung verbunden ist. | Scham ist ein negatives Gefühl, das oft mit Reue, Schuld, Selbstzweifeln, Demütigung, Peinlichkeit und Schuld assoziiert wird. |
Takt ist ein positives Gefühl, das oft mit Diplomatie, Sensibilität und Respekt verbunden ist. | Rücksichtslosigkeit ist ein negatives Gefühl, das oft mit Unhöflichkeit, Missachtung und Mangel an Empathie assoziiert wird. |
Vergebung ist ein positives Gefühl, das oft mit Versöhnung, Vergebung und Barmherzigkeit verbunden ist. | Rache ist ein negatives Gefühl, das oft mit Vergeltung, Hass und Wut assoziiert wird. |
Vertrauen ist ein positives Gefühl, das oft mit Zuversicht, Offenheit, Verlässlichkeit, Sicherheit und Glaubwürdigkeit verbunden ist. | Misstrauen ist ein negatives Gefühl, das oft mit Skepsis, Unsicherheit, Enttäuschung und Zweifel assoziiert wird. |
Wertschätzung ist ein positives Gefühl, das oft mit Anerkennung, Hochachtung und Würdigung verbunden ist. | Geringschätzung ist ein negatives Gefühl, das oft mit Verachtung, Abwertung und Herabsetzung assoziiert wird. |
Zufriedenheit ist ein positives Gefühl, das oft mit Genugtuung, Erfüllung und Glück verbunden ist. | Unzufriedenheit ein negatives Gefühl, das oft mit Enttäuschung, Frustration, Mangel und Unbehagen assoziiert wird. |
Die zuvor gelisteten Gefühle und Emotionen sind auch in der Emotionsdatenbank erfasst, wo sie genau beschrieben werden und wo Sie Fundstellenhinweise finden.
Kontrastbildung in der Mediation
Die emotionale Kontrastbildung entspricht dem Resilienzprozess, wo den Risikofaktoren Schutzfaktoren gegenübergestellt werden. Bei einem hoch eskalierten Konflikt fällt es der Partei oft schwer (im Zusammenhang mit dem Konflikt) ihre Motive zu nennen. Positive Gefühle sind in Anbetracht des als desaströs erlebten Zustandes nicht gerade naheliegend. Der Blick ist auf den Gegner gerichtet und darauf, was er anrichtet oder angerichtet hat.
Es würde wenig Sinn machen, wenn der Mediator auf die Anwort zur eingangs gestellten Frage bestehen würde. Den Gedanken, dass etwas besser sein könnte, lässt die Partei noch nicht an sich heran. Stattdessen kann sie ausführlich und bis ins Detail schildern, was alles schelcht läuft und was der Kollege ihr angetan hat. Sie kann genau sagen, wie schlecht es ihr geht und was sie nicht will. Also macht der Mediator es ihr leicht und erkundigt sich nach ihrem Leid (oder dem was sie nicht will). Sein einziges Ziel besteht darin, Motive zu ergründen, die den Weg in eine Verbesserung weisen können. Aus dem Leid bildet er den Kontrast, den er dann wie folgt hinterfragen kann:
Möglicherweise ist die Partei immer noch nicht in der Lage, das positive Gefühl zu nennen oder zu sagen was sie will. Wahrscheinlich wird es ja möglich sein Lösungen zu nennen. Der Mediator muss jetzt den Grund der Lösung hinterfragen, um darin das Bedürfnis oder den erwarteten Nutzen zu erkennen.
Wichtig ist, das positive Gefühl oder den nutzen festzuhalten gar keinen Fall die Lösung. Die Lösung hängt die Gedanken wieder ein. Das positive Gefühl oder den nutzen schafen Raum für andere Lösungen die durchaus geeignet sind die Bedürfnisse zu befriedigen. Der Mediator für die Partei in kleinen Schritten in dieses Denken hinein. Große Schritte würden das Gegenteil erreichen. Sie würden zur Ablehnung führen.
Verwendung als Werkzeug in der Mediation
Die Mediation zeigt den Ausweg aus negativen Gefühlen, indem sie die positiven Gefühle als Wegweiser gegenüberstellt. Die vorstehende Liste kann ebenso wie die Anzeige der Kontrastgefühle genutzt werden, um positive Gefühle zu identifizieren.
Der Mediator verwendet die Technik des Loopens und des Verbalisierens, um das ungewollte, beeinträchtigende Gefühl zu identifizieren. In dem vorstehenden Beispiel wird die Widererlangung des Vertrauens als ein gewünschtes Gefühl beschrieben. Ideal ist, wenn die Partei selbst beschreiben kann, was sie aus sich selbst heraus tun kann, um Vertrauen wieder herzustellen. Die Suche im Text stellt Verbindungen her zu Ehrlichkeit, Integrität, aber auch zu Glaube, Sicherheit, Zuversicht, Offenheit und Verlässlichkeit. Diese Gefühle geben Anhaltspunkte für die Lösung. Sie deuten an, was die Partei selbst tun kann, um zum Vertrauen zurückzufinden und welche Erwartungen sich an den Gegner ergeben, ohne dass sie die Lösungen vorgibt. Wie sich die Gefühle als der zu erwartende Nutzen in der Realität herstellen lässt, ist die Aufgabe der 4.Phase. Die Kontrastbildung wird im Thinktank Mediation als ein Werkzeug erfasst und im gleichnamigen Beitrag näher beschrieben.
Individuelle Ermittlung der Kontrastgefühle
Es kommt darauf an, dass die Parteien die positive emotionale Orientierung selbst finden. Deshalb ist das vorstehende Verzeichnis lediglich eine Orientierungshilfe. Weil die Emotionsdatenbank weitere Gefühle bespricht, soll diese Hiklfestellung bei jeder Seite als Hinweistafel eingeblendet werden. Sie sollen die Parteien bei der Suche nach den Kontrastgefühlen inspirieren. Die Hinweistafeln sehen wie folgt aus:
Hier finden Sie die Kontrastemotion
Es hilft den Parteien mehr, nach dem Gefühl zu suchen, das das ungewollte Gefühl überwindet als nach Gründen, die das ungewollte Gefühl rechtfertigen.
Bedeutung für die Mediation
Parteien neigen dazu, ihre Gefühle zu rechtfertigen, zu erlauben oder zu verbieten. Diese Versuche führen oft zu Streit und Endlosdiskussionen in der Mediation. Gefühle bedürfen keiner Rechtfertigung. Sie können auch nicht hin-oder wegdiskutiert werden. Besser ist es, sie als eine Botschaft zu verstehen, die den Ausweg zeigen will. Der Ausweg ist stets auf ein Gefühl gerichtet, das sich gut anfühlt. Dies gilkt es nicht nur zu finden, sondern auch zu reflektieren. Rache fühlt sich beispielsweise gut an. Sie ist aber dann kein gutes Gefühl, wenn sie mit Schuldvorwürfen, Gegenwahr oder Unnachgiebigkeit einhergeht. Wenn dies erkanntw ird, muss weiter gesucht werden. Das Beispiel zeigt, dass es in der Mediation nicht nur darauf ankommt, das Ausweggefühl zu finden, sondern auch darauf, es zu reflektieren. All das geschieht üblicherweise in Phase drei.
Was tun wenn ...
- Die Partei kann ihre Bedürfnisse nicht nennen
- Die Partei kann keine positiven Gefühle nennen
- Weitere Empfehlungen im Fehlerverzeichnis oder im Ratgeber
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