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Kontrastgefühle als Lösungshinweis

Wissensmanagement » Diese Seite gehört zur Werkzeugsammlung der Wiki-Abteilung Werkzeuge und wird im Archiv abgelegt. Thematisch kann sie dem Abschnitt Methodik der Mediation im Fachbuch zugeordnet werden.

Systematik Emotionen Kontraste Rumpelstilzcheneffekt Liste der Gefühle (extern) Eintrag Suche 

Der Beitrag über Emotionen hat verdeutlicht, dass es wenig Sinn macht, Gründe für oder gegen ein Gefühl zu finden. Gefühle lassen sich nicht herbeireden oder wegargumentieren. Ein erfolgversprechender Weg, sich von einem schlechten Gefühl zu befreien, ist das Herausarbeiten des Kontrastgefühls. Das Wort Kontrastgefühl wurde bewusst gewählt. Gefühle können sich nicht widersprechen, so wie schwarz und weiß kein Widerspruch ist. Was sich widerspricht sind die darauf bezogenen Lösungen. Mit dem Begriff Kontrast soll lediglich der Unterschied von Gefühlen herausgestellt werden, die sich auf einer Skala von "fühlt sich gut an" bis hin zu "fühlt sich schlecht an" eingeordnet werden, um ihre Unterschiedlichkeit herauszustellen.

Verzeichnis der Kontrastgefühle

Das nachfolgende Verzeichnis ist alphabetisch geordnet. Die positiven Gefühle stehen zuerst und bestimmen die Ordnung ohne damit eine Gewichtung anzudeuten. Die Liste verdeutlicht die Relativität der Gefühle. So kann die Gleichgültigkeit beispielsweise im einen Fall als negativ und im anderen Fall als positiv bewertet werden.

Die zuvor gelisteten Gefühle und Emotionen sind auch in der Emotionsdatenbank erfasst, wo sie genau beschrieben werden und wo Sie Fundstellenhinweise finden.

Emotionen

Kontrastbildung in der Mediation

Die emotionale Kontrastbildung entspricht dem Resilienzprozess, wo den Risikofaktoren Schutzfaktoren gegenübergestellt werden. Bei einem hoch eskalierten Konflikt fällt es der Partei oft schwer (im Zusammenhang mit dem Konflikt) ihre Motive zu nennen. Positive Gefühle sind in Anbetracht des als desaströs erlebten Zustandes nicht gerade naheliegend. Der Blick ist auf den Gegner gerichtet und darauf, was er anrichtet oder angerichtet hat.

Beispiel 11752 - Der Mediator fragt die Partei in der 3.Phase : Was muss geschehen, damit Sie mit dem Kollegen in Zukunft besser zurecht kommen können. Typische Antworten sind: "Das können Sie sich abschminken"; "Das hat eh' keinen Sinn"; "Der Kollege müsste sich von Grund auf ändern"; ... "Das klingt recht hoffnungslos", antwortet der Mediator. "Was macht Sie so verzweifelt?"


Es würde wenig Sinn machen, wenn der Mediator auf die Anwort zur eingangs gestellten Frage bestehen würde. Den Gedanken, dass etwas besser sein könnte, lässt die Partei noch nicht an sich heran. Stattdessen kann sie ausführlich und bis ins Detail schildern, was alles schelcht läuft und was der Kollege ihr angetan hat. Sie kann genau sagen, wie schlecht es ihr geht und was sie nicht will. Also macht der Mediator es ihr leicht und erkundigt sich nach ihrem Leid (oder dem was sie nicht will). Sein einziges Ziel besteht darin, Motive zu ergründen, die den Weg in eine Verbesserung weisen können. Aus dem Leid bildet er den Kontrast, den er dann wie folgt hinterfragen kann:

Beispiel 11753 - "Was brauchen Sie um Ihr Leid zu überwinden?". Oder: "Wie fühlt es sich an, wenn Sie ihr Leid überwunden haben?".


Möglicherweise ist die Partei immer noch nicht in der Lage, das positive Gefühl zu nennen oder zu sagen was sie will. Wahrscheinlich wird es ja möglich sein Lösungen zu nennen. Der Mediator muss jetzt den Grund der Lösung hinterfragen, um darin das Bedürfnis oder den erwarteten Nutzen zu erkennen.

Beispiel 11754 - Der Mediator meldet zurück: "Sie sagen, dass der Vater das Kind nicht mehr sehen soll. Was haben Sie davon?". Die Antwort wird in etwa lauten: "Meine Ruhe", "Frieden", usw. Das sind die Motive.


Wichtig ist, das positive Gefühl oder den nutzen festzuhalten gar keinen Fall die Lösung. Die Lösung hängt die Gedanken wieder ein. Das positive Gefühl oder den nutzen schafen Raum für andere Lösungen die durchaus geeignet sind die Bedürfnisse zu befriedigen. Der Mediator für die Partei in kleinen Schritten in dieses Denken hinein. Große Schritte würden das Gegenteil erreichen. Sie würden zur Ablehnung führen.

 Merke:
Leitsatz 11751 - Der Gedanke an ein positives Gefühl entwickelt sich aus dem negativen heraus. Ein positiver Gedanke kann dem negativen nicht einfach gegenübergestellt werden. Er muss daraus hergeleitet werden, indem das negative Gefühl zunächst akzeptiert wird.

Verwendung als Werkzeug in der Mediation

Die Mediation zeigt den Ausweg aus negativen Gefühlen, indem sie die positiven Gefühle als Wegweiser gegenüberstellt. Die vorstehende Liste kann ebenso wie die Anzeige der Kontrastgefühle genutzt werden, um positive Gefühle zu identifizieren.

Beispiel 15455 - Die Partei klagt darüber, dass sie ihrem Partner nicht mehr vertraut. Sie reichert ihre Klage mit einer Menge Vorwürfen an. Der Mediator fasst zusammen und loopt: "Die Vorwürfe, die sie ihrem Partner gegenüber erheben zeigen mir ihre Verletztheit. Sie deuten an das sie ihrem Partner nicht mehr vertrauen können. Sie haben ein extremes Misstrauen entwickelt. Ist das so korrekt?". Die Partei bestätigt was den Mediator, nachdem die Partei bestätigt hat, dass sie sich von dem Misstrauen gerne befreien möchte, zu der Frage führt: "Was brauchen Sie, um Vertrauen zu können?"


Der Mediator verwendet die Technik des Loopens und des Verbalisierens, um das ungewollte, beeinträchtigende Gefühl zu identifizieren. In dem vorstehenden Beispiel wird die Widererlangung des Vertrauens als ein gewünschtes Gefühl beschrieben. Ideal ist, wenn die Partei selbst beschreiben kann, was sie aus sich selbst heraus tun kann, um Vertrauen wieder herzustellen. Die Suche im Text stellt Verbindungen her zu Ehrlichkeit, Integrität, aber auch zu Glaube, Sicherheit, Zuversicht, Offenheit und Verlässlichkeit. Diese Gefühle geben Anhaltspunkte für die Lösung. Sie deuten an, was die Partei selbst tun kann, um zum Vertrauen zurückzufinden und welche Erwartungen sich an den Gegner ergeben, ohne dass sie die Lösungen vorgibt. Wie sich die Gefühle als der zu erwartende Nutzen in der Realität herstellen lässt, ist die Aufgabe der 4.Phase. Die Kontrastbildung wird im Thinktank Mediation als ein Werkzeug erfasst und im gleichnamigen Beitrag näher beschrieben.

Individuelle Ermittlung der Kontrastgefühle

Es kommt darauf an, dass die Parteien die positive emotionale Orientierung selbst finden. Deshalb ist das vorstehende Verzeichnis lediglich eine Orientierungshilfe. Weil die Emotionsdatenbank weitere Gefühle bespricht, soll diese Hiklfestellung bei jeder Seite als Hinweistafel eingeblendet werden. Sie sollen die Parteien bei der Suche nach den Kontrastgefühlen inspirieren. Die Hinweistafeln sehen wie folgt aus:

Hier finden Sie die Kontrastemotion

Es hilft den Parteien mehr, nach dem Gefühl zu suchen, das das ungewollte Gefühl überwindet als nach Gründen, die das ungewollte Gefühl rechtfertigen.

Bedeutung für die Mediation

Parteien neigen dazu, ihre Gefühle zu rechtfertigen, zu erlauben oder zu verbieten. Diese Versuche führen oft zu Streit und Endlosdiskussionen in der Mediation. Gefühle bedürfen keiner Rechtfertigung. Sie können auch nicht hin-oder wegdiskutiert werden. Besser ist es, sie als eine Botschaft zu verstehen, die den Ausweg zeigen will. Der Ausweg ist stets auf ein Gefühl gerichtet, das sich gut anfühlt. Dies gilkt es nicht nur zu finden, sondern auch zu reflektieren. Rache fühlt sich beispielsweise gut an. Sie ist aber dann kein gutes Gefühl, wenn sie mit Schuldvorwürfen, Gegenwahr oder Unnachgiebigkeit einhergeht. Wenn dies erkanntw ird, muss weiter gesucht werden. Das Beispiel zeigt, dass es in der Mediation nicht nur darauf ankommt, das Ausweggefühl zu finden, sondern auch darauf, es zu reflektieren. All das geschieht üblicherweise in Phase drei.

Was tun wenn ...

Hinweise und Fußnoten
Bitte beachten Sie die Zitier - und Lizenzbestimmungen
Bearbeitungsstand: 2025-06-23 11:47 / Version 50.

Aliase: Kontrastemotionen, Kontrastgefühle
Included Kontrastbildung, Verzeichnis-Kontrastemotionen
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