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Gleichgewicht und Balance

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Woran denken Sie, wenn Sie das Wort Balance hören? Möglicherweise kommt Ihnen ein Seilkünstler in den Sinn, der den Absturz vom Hochseil verhindert, indem er versucht, ein Gleichgewicht zu halten. Es ist ein hochkomplexer Vorgang, der zunächst versucht, die Körperhaltung zu zentrieren. Der Schwerpunkt wird genau über dem Seil gehalten. Arme und gegebenenfalls ein Balancierstab dienen zur Feinabstimmung. Der Blick wird auf einen Punkt in der Ferne gelenkt. Die Aufmerksamkeit ist erhöht. Körperbewusstsein und Sensibilität sind so trainiert, das kleinste Veränderungen wahrgenommen werden. Der Bewegungsablauf ist kontrolliert und auf das Tempo abgestimmt. Die Metapher soll zeigen, wie schwierig es ist, die Balance zu halten. Erkennen Sie schon die Parallelen zur Mediation?

Definition der Balance

Definitionsgemäß handelt es sich bei der Balance um einen Zustand des Gleichgewichts, der Harmonie oder der Ausgewogenheit. Es kann in verschiedenen Kontexten relevant werden und sich sowohl auf eine physische, eine emotionale, eine geistige und auf eine soziale Ebene erstrecken.

  1. physische Balance: Auf physischer Ebene bezieht sich Balance auf die Stabilität und Koordination des Körpers, um aufrecht zu stehen und sich zu bewegen, ohne das Gleichgewicht zu verlieren. Eine gute Balance ist wichtig für die Vermeidung von Stürzen und Verletzungen.
  2. emotionale Balance: Emotionale Balance bezieht sich auf den Zustand des inneren Gleichgewichts und der Stabilität der Emotionen. Es geht darum, eine gesunde emotionale Reaktion auf verschiedene Situationen zu haben und mit Stress, Angst oder anderen negativen Gefühlen umgehen zu können.
  3. geistige Balance: Auf geistiger Ebene bezieht sich Balance auf einen Zustand des mentalen Gleichgewichts und der Klarheit. Es geht darum, ein gesundes Verhältnis zwischen Arbeit und Freizeit, zwischen Denken und Entspannen zu finden, um eine optimale geistige Leistungsfähigkeit aufrechtzuerhalten.
  4. soziale Balance: Soziale Balance bezieht sich auf die Fähigkeit, Beziehungen zu anderen Menschen aufzubauen und aufrechtzuerhalten. Es geht darum, gesunde Grenzen zu setzen, Zeit für soziale Interaktionen zu haben und zwischen Geben und Nehmen in Beziehungen ein Gleichgewicht zu finden.

Abgrenzung zur Homöostase

Homöostase bezieht sich auf den physiologischen Prozess, durch den der Körper sein inneres Gleichgewicht aufrechterhält. In der psychologischen Theorie bezieht sich Homöostase auf das Konzept, dass Menschen ein inneres Gleichgewicht oder Stabilität anstreben, um ihr psychisches Wohlbefinden aufrechtzuerhalten. Menschen streben danach, ihre Bedürfnisse und Motivationen zu erfüllen, um ein Gefühl des Gleichgewichts und der Zufriedenheit zu erreichen. Wenn ein Bedürfnis oder eine Motivation nicht erfüllt wird, entsteht ein Ungleichgewicht oder ein Mangel, der dazu führt, dass eine Person nach Möglichkeiten sucht, das Gleichgewicht wiederherzustellen. In der Soziologie wird der Begriff "Homöostase" in einem metaphorischen Sinne verwendet. Er beschreibt das Bestreben von sozialen Systemen nach Stabilität, Gleichgewicht und Aufrechterhaltung des Status quo. Es bezieht sich auf den Wunsch sozialer Systeme, interne Spannungen oder Veränderungen zu minimieren und eine gewisse Stabilität und Kohärenz aufrechtzuerhalten. Die Balance geht weiter. Sie ist ein allgemeiner Begriff, der sich auf das Streben nach Gleichgewicht und Ausgewogenheit in verschiedenen Bereichen des menschlichen Lebens bezieht.

Die Balance beschränkt sich nicht auf Individuen

Konflikte zählen zu den verschiedenen Bereichen des menschlichen Lebens. Wozu bedarf es hier einer Balance, wenn eine Partei ihr Gleichgeiwcht findet und der Status quo des Systems erhalten bleibt? Die Antwort fällt leicht, wenn man davon ausgeht, dass das Streitsystem gerade nicht erhalten bleiben soll. Warum auch hier eine Balance zwischen den streitbeteiligten Parteien erforderlich ist, deutet der nachfolgend vorgestellte, prämierte Animationsfilm an.

Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem Video um ein bei Youtube (Google) hinterlegtes Video handelt. Was das bedeutet, erfahren Sie in der Datenschutzerklärung. Eintrag im Videoverzeichnis erfasst unter Balance, Spiegelbild der Realität


Dieser Kurz-Animationsfilm von Wolfgang und Christoph Lauenstein zeigt Figuren, die sich sich auf einer schwebenden Plattform bewegen. Sie kann nur im Gleichgewicht gehalten werden, indem alle Personen ihr Gewicht gleichmäßig verteilen. Als eine Kiste mit unbekanntem Inhalt auf die Plattform fällt, weckt das Objekt Begehrlichkeiten unter den Schicksalsgenossen. Ihr Wettstreit um die Kiste gefährdet die Balance. Der Film entstand an der Kunsthochschule Kassel. Er erzeugt mit geringem Aufwand eine unheimliche, surreale Atmosphäre. Dabei vermittelt er trotzdem eine universal verständliche Botschaft. Der Filmbetrachter nimmt die Perspektive der Metaebene ein. Er sieht nicht nur die Streitparteien in ihrem Zusammenwirken, sondern auch die Welt auf der sie sich bewegen. Jedes Verhalten des einzelnen Akteurs wirkt sich auf das des anderen aus. Es ist fraglich, ob der jeweilige Akteur aus der Innensicht (also aus seiner individuellen Perspektive) die Zusammenhänge erkennen kann. Es wäre sicherlich möglich, wenn sich die Akteure auf die Balance konzentrierten als sich der Gier auszuliefern, die Kiste zu bekommen.

Aufdeckung von Inbalancen

Die Frage, ob etwas in Balance ist oder nicht, kann durch verschiedene Methoden und Ansätze beantwortet werden. Während Balance oft subjektiv und kontextabhängig ist, gibt es dennoch einige Ansätze, um Balance zu messen oder zu bewerten.

  1. Subjektive Bewertung: Beschreibung: Eine der häufigsten Methoden, um Balance zu bewerten, ist die subjektive Einschätzung der beteiligten Parteien. Dies beinhaltet, wie die Parteien sich fühlen und ob sie das Gefühl haben, dass ihre Interessen und Bedürfnisse fair berücksichtigt werden. Ermittlung durch Feedback und Zufriedenheitsumfragen.
  2. Objektive Kriterien: Objektive Kriterien können verwendet werden, um Balance zu messen. Diese Kriterien basieren auf messbaren und beobachtbaren Indikatoren wie z.B. die Analyse der Verteilung von Ressourcen (z.B. Zeit, Geld, Informationen), gegebenenfalls auch die Messung des Beteiligungsgrades jeder Partei an der Entscheidungsfindung.
  3. Verhaltensanalyse: Die Analyse des Verhaltens der Parteien kann Aufschluss darüber geben, ob Balance vorhanden ist oder nicht. Im Mittelpunkt steht die Beobachtung der Kommunikationsmuster zwischen den Parteien, um festzustellen, ob eine Partei dominiert oder unterdrückt wird. Auch die Analyse der Körpersprache kann Anzeichen von Unzufriedenheit oder Unbehagen zu erkennen geben und Beziehung ausdrücken.
  4. Quantitative Methoden: Quantitative Methoden können verwendet werden, um Balance zu messen, indem sie numerische Daten und Statistiken verwenden. Schon die Beobachtung zeigt, ob es ein zahlenmäßiges Gleichgewicht unter den Parteien gibt. Möglich ist auch die Analyse von Daten, um Muster und Trends zu identifizieren, die auf Ungleichgewichte hinweisen könnten.
  5. Qualitative Methoden: Qualitative Methoden können verwendet werden, um tiefere Einblicke in die Wahrnehmung der Balance durch die Parteien zu gewinnen. Hier können Interviews und Fokusgruppen helfen, die Erfahrungen und Wahrnehmungen der Parteien zu verstehen. Auch die Analyse von Einzelfällen kann dazu beitragen, um die Dynamiken und Auswirkungen von Balance oder Ungleichgewichten zu untersuchen.

Stabile Inbalancen

Das Tribar im Beitrag über die Dissonanz macht deutlich, dass Unstimmigkeiten oder Inkongruenzen so unterschiedlich gesehen werden können wie Harmonien und Disharmonien. Es gibt unterschiedliche Sichten auf die Frage der Balance oder der Inbalance.

Beispiel 16810 - Vor dem Hintergrund einer möglichen Unterdrückung der Frau fragt der Mediator nach ihrer Rolle. Die Frau erklärt daraufhin: "Mein Mann ist der Kopf. Aber ich bin der Hals". Das klingt gar nicht wie eine Frau, die sich unterdrückt fühlt. Man könnte sogar sagen, dass dieses system in Balance ist.


Wer entscheidet, was in Balance ist und was nicht. Was für den einen im Gleichgewicht ist, kann für den anderen im Ungleichgewicht sein. Letztlich ist die Entscheidung über die Balance in einem System ein komplexer Prozess, der die Beteiligung und Zusammenarbeit aller Beteiligten erfordert. Obwohl ein Ungleichgewicht vorliegt, kann ein System stabil sein, wenn das Ungleichgewicht kompensiert oder akzeptiert wird oder wenn es sich nicht als Störung auswirkt. Ein System ist auch stabil, wenn es in der Lage ist, Störungen abzuwehren und ein Gleichgewicht zu halten, indem es ständige Anpassungen und Rückkopplungsmechanismen nutzt. Während die Anpassung das System immer wieder in eine Balance zurückführen kann, erlaubt die Macht, die Aufrechterhaltung der Inbalance. Der Einfluss von Macht spielt in sozialen, familiären und organisatorischen Systemen eine zentrale Rolle. Letztlich bestimmt der Machtinhaber, wann eine Inbalance vorliegt. Er hat das Sagen, wie Ressourcen verteilt werden, wer Entscheidungen trifft, wie die Kommunikation abläuft und wie soziale und emotionale Dynamiken gestaltet werden. Eine ungleiche Machtverteilung kann zu Ungleichheiten, Konflikten und Spannungen führen, die die Balance stören. Um eine ausgewogene und stabile Balance zu erreichen, ist es wichtig, Machtdynamiken zu verstehen und zu managen, um sicherzustellen, dass die Interessen und Bedürfnisse aller Beteiligten berücksichtigt werden.

Balance herstellen

Bei der Frage ob und wie eine Balance hergestellt werden kann sollte unterschieden werden, ob die Balance in der Mediation oder im Fall herzustellen ist.

Herstellung der Balance in der Mediation
Das Synonym für die Herstellung der Balance in der Mediation lautet gleiche Augenhöhe. Mit diesem Prinzip wird sichergestellt, dass niemand irgendwelche Anweisungen zu geben hat oder versuchen kann, eine Partei zu unterdrücken. Die Absicherung erfolgt mit dem Grundsatz der Freiwilligkeit. Es ist die Aufgabe des Mediators diese Grundsätze einzuführen und darauf zu achten, dass sie eingehaltenw erden.
Herstellung der Balance zur Konfliktbeilegung
Das Herstellen von Balance in einem System, sei es ein familiäres, soziales, organisatorisches oder technisches System, gelingt am besten mit einer Mediation. Hier sind die Schritte abzubilden, die dazu beitragen, die Balance in einem System (wieder-) herzustellen:

  1. Analyse der aktuellen Situation: Der erste Schritt besteht darin, die aktuelle Situation gründlich zu analysieren, um die bestehenden Ungleichgewichte und Dynamiken zu verstehen. Das geschieht zunächst zusammen mit der Themensammlung und der Identifikation des Konfliktes. Bei Ungleichheiten liegt ein Beziehungskonflikt und bei Gruppen gegebenenfalls ein Strukturkonflikt nahe. Es ist ein besonderes Augenmerk auf Daten und Informationen zu legen, über die aktuellen Zustände und Interaktionen im System beschrieben werden. Zusätzlich ist das Verhalten der Parteien zu beobachten, um Rückschlüsse auf deren Interaktionen und Dynamiken innerhalb des Systems zu ziehen und um Muster und Trends zu identifizieren.
  2. Identifikation der Schlüsselfaktoren: Diese Maßnahme wird idealerweise mitd er 3. Phase abgedeckt. Ähnlich der Resilienz kommen die Probleme in der Beziehung zur Sprache zu denen die Schutzfaktoren gesucht werden. Der Mediator achtet darauf, dass alle Schlüsselfaktoren benannt werden die zu identifizieren sind, damit die Balance im System hergestellt werden kann. Hier spielen Machtdynamiken, die Frage der Ressourcenverteilung, die Ausprägung von Kommunikationsmustern und emotionale Dynamiken eine wichtige Rolle. Ergänzend kann eine Machtanalyse, eine Ressourcenanalyse und eine Kommunikationsanalyse dazu beitragen, die Schlüsselfaktoren zu identifizieren. Mit der Machtanalyse werden die Machtverhältnisse und Einflussstrukturen innerhalb des Systems aufgedeckt. Die Ressourcenanalyse untersucht, wie sich die Verteilung von Ressourcen (z.B. Zeit, Geld, Informationen) auswirkt und wo Ungleichheiten aufkommen. Mit der Kommunikationsanalyse werden Kommunikationsmuster und -kanäle untersucht, um festzustellen, wie Informationen und Meinungen ausgetauscht werden.
  3. Entwicklung von Strategien zur Balance: Diese Maßahme fällt bereots in die 4.Phase. Hier geht es darum, zusammen mit den Lösungsvorschlägen Strategien und Maßnahmen zu entwickeln, um die identifizierten Ungleichgewichte auszugleichen und eine ausgewogene Balance herzustellen. Jetzt kommt es darauf an, sicherzustellen, dass Ressourcen gleichmäßig und fair verteilt werden, um Ungleichheiten zu vermeiden. Die Förderung einer offenen und ehrlichen Kommunikation, soll allen Beteiligten die Möglichkeit geben, ihre Meinungen und Bedürfnisse auszudrücken. Ein Empowerment soll die weniger mächtigen Beteiligten unterstützen, um sicherzustellen, dass ihre Stimmen gehört und ihre Bedürfnisse berücksichtigt werden.
  4. Implementierung von Maßnahmen: Die entwickelten Strategien und Maßnahmen sind umzusetzen, um die Balance im System herzustellen. Das ist eine Frage der Manifestation im Rahmen der Vereinbarunhg in der 5.Phase. Zur Sicherung können Schulungen und Workshops, die Einführung von Richtlinien und Prozessen, sowie ein Monitoring und die Evaluation der Maßnahmen vereinbart werden. Weil die Balance ist ein dynamischer Zustand müssen auch Maßnahmen zur k vorgesehen werden.

Bedeutung für die Mediation

Die Mediation muss mit Machtgefällen und Inbalancen umgehen können. Das gelingt ihr, wenn sie das Ungleichgewicht erkennt und wenn sich das Ungleichgewicht nicht auf die Mediation auswirkt. Der Mediation muss es gelingen, von außen darauf zu schauen. Der systemische Aufbau der Mediation macht es möglich. Die Mediation ist als ein Metaverfahren wie eine Blase, in der es keine Hierarchie geben darf. Diese Bedingung wird durch den Grundsatz der gleichen Augenhöhe sichergestellt. Darüber hinaus können in der Mediation verschiedene Methoden kombiniert werden, um Balance zu bewerten und sicherzustellen, dass der Prozess fair und ausgewogen ist. Hilfreich ist ein regelmäßiges Feedback, um sicherzustellen, dass die Parteien sich fair behandelt fühlen und dass ihre Interessen und Bedürfnisse berücksichtigt werden. Dann sollte der Mediator die Kommunikation zwischen den Parteien beobachten, um sicherzustellen, dass keine Partei dominiert oder unterdrückt wird. Er analysiert die Verteilung von Ressourcen (z.B. Zeit, Geld, Informationen) zwischen den Parteien, um sicherzustellen, dass keine Partei benachteiligt wird und führt schließlich eine Verhaltensanalyse durch, um Anzeichen von Unzufriedenheit oder Unbehagen zu erkennen.

Was tun wenn ...

Hinweise und Fußnoten
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Bearbeitungsstand: 2024-11-30 04:14 / Version 13.

Alias: Inbalance, Gleichgewicht
Siehe auch: Verfahrensverzeichnis
Prüfvermerk: -


Based on work by Arthur Trossen . Last edited by Arthur Trossen
Seite zuletzt geändert am Mittwoch Dezember 25, 2024 18:55:57 CET.

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