Was wäre mit den Reichen, wenn niemand etwas braucht, was wäre mit den Politikern, wenn der Bürger keine Meinung hat?

Es gäbe keinen Konsum und keine Gefolgschaft.
Wäre dies das Ende der Welt?

Ganz sicher nicht. Der Mensch hat Bedürfnisse und er muss wissen, wie er sie befriedigt. Also hat er auch eine Meinung. Das weiß die Industrie genauso wie die Politik. Damit die Reichen reicher und die Politiker mächtiger werden, müssen sie den Menschen nur dazu bringen, ein bestimmtes, auf Konsum gerichtetes Bedürfnis und eine bestimmte, auf eine politische Entscheidung gerichtete Meinung zu lenken. Das genügt um den Konsumenten, wie den Wähler einzufangen und für eigene Zwecke zu missbrauchen.

Vielleicht sollten wir das Spiel einfach einmal umdrehen, damit es weniger einseitig ist.

Was wäre, wenn nicht das Produkt, sondern der Konsum und nicht die Stimme, sondern die Meinung das Gut sind, das wir zu verkaufen haben? Ja, in gewisser Weise geschieht das bereits. Sowohl das Bedürfnis wie die Meinung ist selektiv. Allerdings verramschen wir unsere Ressourcen, die aus dem Bedürfnis und der Meinung resultieren. Was wäre, wenn es sich bei beidem um ein kostbares Gut handelt, das rar ist und nicht verramscht werden kann?

Wir wären zweifellos vorsichtiger mit unseren Bedürfnissen und Meinungen. Wir würden uns nicht vor den Karren spannen lassen und fragen, ob die gewünschte Meinung wirklich fundiert ist und ob der Konsum wirklich den Nutzen bringt, der zur Befriedigung führt.

Was wäre, wenn wir besonnener mit dem Konsum und der Information umgehen?
Es gäbe keinen Krieg. Es gäbe keine Ungerechtigkeit. Es gäbe Zufriedenheit.
Unsinn! Werden Sie sagen.

Dann schauen wir einmal auf die Mediation. Sie liefert die Antwort.

Anders denken heisst die Devise.

Wir kaufen nicht das Gut, wir verkaufen unsere Bereitschaft, es zu kaufen. Wir verschenken nicht unsere Meinung aber die Bereitschaft sie zu bilden. Wir behandeln Meinungen nicht wie Fakten, sondern führen sie auf Fakten zurück. Man könnte die Bereitschaft, sich eine fundierte, kostbare Meinung bilden zu wollen oder die Bereitschaft sich zu einem Bedürfnis zu bekennen, mit der Freiwilligkeit in der Mediation vergleichen. Wenn wir mediativ denken, bewegen wir uns in einem prozessorientierten Denken, bei dem nicht die behauptete Lösung, sondern der zu erzielende, langfristige Nutzen im Vordergrund stehen. Erst wenn wir den kennen, erlauben wir uns eine Meinung. Stellen Sie sich vor, das wäre der Maßstab der Wahl in den USA oder zum Referendum über den BREXIT gewesen. Weil wir unsere Meinung verramschen, benutzen die Politiker das Volk für ihre Zwecke. Weder bei der Wahl in den USA noch bei dem referendum über den GREXIT oder den BREXIT war der Nutzen bekannt. Nicht einmal der Weg dorthin, also die Lösung war bekannt. Die Kommunikation zwischen Staat und Bürger ist viel zu einseitig und zu dürftig, als dass sie verstanden werden könnte. Weder in die eine noch in die andere Richtung. Denkt man wie ein Mediator, werden diese Zusammenhänge deutlich. Die Mediation beschreibt wie es gehen sollte. Sie verarbeitet nur verlässliche Informationen, was eine Reduktion auf Fakten bedeutet. Die Verlässlichkeit wird über das präzise Zuhören auf ihren Gehalt qualifiziert. Die Mediation unterstützt nur Lösungen, die nutzbringend und in der Lage sind, den Nutzen zu verwirklichen. Der Nutzen würde benannt werden können. Die Realisierbarkeit ist eine Voraussetzung für den Nutzen. In einem solchen Denken hat Populismus keine Chance ebensowenig wie Konsumzwang. Parolen und leere Versprechungen würden nicht mehr überzeugen. Die Werbung verliert sich. Anpreisungen würden ebensowenig verfangen, wie die Meinung anderer, Diffamierungen und Schuldzuweisungen.

Keine Sorge

Eines ist sicher: Wäre die Mediation der Maßstab des Handelns, hätte es keinen BREXIT und keinen Trump gegeben. Es bräuchte keine Flüchtlinge und keinen Krieg. Man würde nicht den wählen, der die schönste Lösung verspricht, sondern den, der den Prozess dorthin beherrscht, den langfristigen Nutzen und den Weg dorthin beschreiben kann. Nur um dies zu verdeutlichen: In UK denkt man erst jetzt darüber nach, wie der Weg in den BREXIT gelingen kann. Der Nutzen ist immer noch unklar. In den USA beginnt man jetzt darüber nachzudenken, ob denn die Wahlversprechen ernst zu nehmen waren. Auch hier ist der Nutzen völlig unklar. Was hat der Wähler davon, wenn Amerika zuerst kommt? Kommt dann der Wähler zuletzt? Es wird deutlich, dass so etwas bei einem mediativen Denken nicht möglich wäre. Die Mächtigen nicht mehr mächtig. Die Weisen wären es. Die Reichen wären nicht mehr reich, die Menschheit wäre es. Allerdings würde der Weise die Macht nicht benötigen so wie die Menschheit den Reichtum nicht braucht. Und genau deswegen wird man es verhindern, dass sich ein meditatives Denken in die Gesellschaft einschleicht. Es würde das System verändern. Das ist aber genau das, was die die nach einer Veränderung rufen verhindern.

Nicht ein Umdenken, erst ein Andersdenken führt zur Veränderung.

Aber wer will das schon?