Die Inspiration
Das Bild von Bertel Thorvaldsen heißt: "Cupid Complains to Venus of a Beesting". Es zeigt, wie sich Amor, der Sohn von Venus und Mars bei seiner Mutter darüber beschwert, dass er von einer Biene gestochen wurde. Das Motiv geht zurück auf ein Gedicht Keriokleptes (Honigdieb) aus den Idyllen des griechischen Dichters Theokritos (um 270 v. Chr.), das im frühen 16. Jahrhundert in mehreren lateinischen Übersetzungen vorlag. Es berichtet darüber, wie der hungrige Amor in einen Bienenstock greift, um den Honig zu naschen, und dabei von den Bienen attackiert wird. Er beklagt sich darauf bei seiner Mutter, dass ihm kleine Wesen große Schmerzen zufügen würden, und wird von der Mutter dann daran erinnert, dass er als Knabe mit seinen Pfeilen den Menschen ebenfalls große Schmerzen zufügen würde. Natürlich wäre es nahe liegend die Mediation in dieser Inspiration mit Amor zu vergleichen, die Konjugation von Krieg und Liebe, der Sohn von Mars und Venus. Mars und Venus wären indes die Menschen. Amor ist Ihr Produkt. Die Mediation würde sich eher in der Rolle der Biene wiederfinden. Sie wäre ein Korrektiv zu Amor, der die Menschen ihrer Begierde überlassen hat. Sie hat Amor eine Erkenntnis gebracht. Sie ist unscheinbar. Sie kann nur piksen. Und dennoch verursacht sie große Wirkung. Sie bringt die Götter zum Nachdenken. Übrigens hat sich Amor später in Psyche verliebt, nachdem er zum Opfer seiner eigenen Pfeile geworden war. Die Metapher mag inspirieren und helfen, die Mediation ins rechte Licht zu rücken.
Ein leerer Stuhl für die Mediation
Ausgerechnet die Mediation kennt die Technik, dass auch die Interessen derjenigen, die an dem Gespräch (den Verhandlungen) nicht teilnehmen etwa durch einen leeren Stuhl zumindest gedanklich präsent gemacht werden. Der leere Stuhl muss keinen Menschen repräsentieren. Er kann auch helfen, Entitäten zu identifizieren und deren Interessen gedanklich abzugrenzen. Wenn beispielsweise Staatsinteressen davor bewahrt werden sollen, dass sie sich mit den Interessen der Personen, die sie repräsentieren vermischen, dann kann ein leerer Stuhl helfen, die Interessen zu separieren, getrennt zu erfassen und gegeneinander abzugrenzen. Leider vermischen sich Interessen auch wenn es darum geht, die Mediation zu implementieren. Bei diesen Verhandlungen ist die Mediation selbst nicht anwesend. Nicht immer wird deutlich, ob die Repräsentanten und Funktionäre ihre persönlichen Interessen meinen, wenn sie von denen der Mediation sprechen. Es wird nicht immer klar, ob die Direktiven der Funktionäre die Mediation stärken sollen oder ob sie nicht doch eher eigene Interessen bedienen und die behaupteten Interessen der Mediation nur vorschieben. Das geht umso leichter, je unklarer ist wovon sie reden. Wäre der Prozess zur Implementierung der Mediation ein meditativer, bekäme die Mediation ganz sicher auch einen leeren Stuhl, damit sie zu Wort kommen kann. Ihr würde Gelegenheit gegeben zu erklärendes sie ist und was sie will. dann kann man immer noch sehen, wie man damit zurecht kommen will. Mediation ist Klärung und Klärung bedeutet Aufklärung. Sie erwartet Vollständigkeit und Präzision. Eine Option, die Wiki-to-Yes sehr gut aufarbeiten kann und will.
Das Wesen der Mediation
Die Interessen der Mediation kommen immer und überall dort zum Ausdruck, wo es um ihr Selbstverständnis geht. Weil die Mediation nicht für sich selbst sprechen kann, versuchen Andere ihr eine Identität zu geben. Identität ist die Echtheit einer Person oder Sache, die Übereinstimmung mit dem was ist. Die Übereinstimmung mit dem, was sie ist, lässt sich für die Mediation ermitteln. Sie folgt ihrem Wesen. Das Wesen, der Charakter der Mediation ergibt sich nicht aus Prinzipien, wohl aus Eigenschaften und diese lassen sich aus ihrer Funktionalität definieren. Die Unterscheidung zwischen Eigenschaften und Prinzipen wurde erstmals in dem Lehrbuchkommentar "Mediation (un)geregelt"1 vorgenommen. Sie ist ein erster Schritt in eine methodische Aufarbeitung der Mediation.
Die Mediation kommt zu Wort
Mithin muss die Funktionalität der Mediation verstanden sein. Die Funktionalität ist das was die Mediation zur Mediation macht. Wiki-to-Yes ist - wenn man so will - der leere Stuhl für die Mediation. Hier lassen sich nicht nur Kenntnisse und Erfahrungen wie in einem Forum zusammentragen. Die Technik des Wiki erlaubt es auch, die Daten semantisch zu verknüpfen und intelligent auszuwerten. So lassen sich trotz - oder gerade wegen - der Vielfalt an Informationen Wesensmerkmale herausarbeiten und mit der Praxis in Verbindung bringen, die ein präzises Bild von der Mediation und ihrer Funktionsweise ergeben. So kann die Mediation am besten zeigen was und wer sie ist. Weil Wiki-to-Yes das möglich macht, ist es nicht nur ein Forum für Mediatoren, sondern auch eines für die Mediation, wo die Mediation durch ihre Erscheinungsformen zum Ausdruck kommt. Hier kann die Mediation für sich selber sprechen.
Das mediative Wiki
Mediation bedeutet Informationsaustausch auf gleicher Augenhöhe. Keine Information geht verloren oder darf ausgeschlossen werden. Alles wird im Kossems entschieden. Das jedenfalls ist der Anspruch. Ob Wiki to Yes ihn erfüllt hängt von uns allen ab. Dem Wunsch die Mediation zu ergründen und zu durchdringen und der Disziplin, die Mediation nicht für Politik und Werbung zu missbrauchen.