Keinesfalls soll dieser Beitrag Kritik aufwerfen. Er soll auf Fragen hindeuten, die bei der Gegenüberstellung der Vor- und Nachteile aufgeworfen werden könnten. Im Idealfall hilft er auch Parteien, mehr zu erfahren, wenn sie sich für eine Mediation entscheiden wollen. Aus der fachlichen Sicht erscheint mir die Gegenüberstellung als unzureichend. Sie könnte sogar in der Fachwelt zu falschen Vorstellungen führen, wenn sie sich ein Fachmann (z.B. ein beratender Anwalt) zu eigen macht. Die Vorteile sind leicht zu entkräften und nicht wirklich prägnant. Wenn ich aber davon ausgehe, dass dieser Artikel nicht an die Fachwelt gerichtet war, dann kann ich darin durchaus einen Impuls erkennen, die Mediation als eine ernstzunehmende Möglichkeit der Streitbeilegung vorzustellen. Für einen Kunden genügt es, wenn er neugierig wird.
Die aufgeführten Vorteile sind:
Die in dem Artikel genannten Vorteile werden als Überschriften dargestellt und im Einzelnen kurz besprochen:
Die Partner versetzen sich in die Lage ihres Gegenübers
Worin besteht der Vorteil? Die Möglichkeit, die Welt aus den Augen des anderen (auch) sehen zu können, erweitert den Informationsradius. Die Partei kann besser einschätzen, wie die Gegenseite mit der ein oder anderen Lösung umgeht und auch Angebote unterbreiten, die ein Entgegenkommen ermöglichen.
Der Mediator wird von beiden Parteien selbst ausgewählt
Worin besteht der Vorteil? Es wird sichergestellt, dass die neutrale dritte Person von beiden Parteien akzeptiert wird.
Der Mediator berücksichtigt die Interessen beider
Worin besteht der Vorteil? Die Aussage ist eigentlich falsch. Der Mediator ist kein Entscheider. Also muss er die Interessen nicht berücksichtigen. Er muss sie wahrnehmen und vermitteln können, sodass die Parteien in der Lage sind, die jeweiligen Interessen zu bedenken, wenn sie für ein Entgegenkommen werben.
Der Mediator steuert die Besprechungen, so dass in Ruhe und in angemessenem Ton die wichtigen Dinge besprochen werden
Worin besteht der Vorteil? Die Ruhe und ein angemessener Ton fördern zweifellos die Auseinandersetzung, ohne dass die Parteien streiten müssen. Es ist aber weder ein exklusiver Vorteil noch ein exklusives Eigenmerk der Mediation, Gespräche in Ruhe und angemessenem Ton zu führen. Viele meinen, dass dafür die Gesprächsregeln da sind. Sie können in jedem Gespräch festgelegt werden. Dafür braucht es keine Mediation. Entscheidender ist, dass die Mediation einen Gedankengang einfordert und produziert, der ein Gespräc h nahelegt, bei dem die Reflexion im Vordergrund steht.
Das Verfahren ist um einiges unbürokratischer und flexibler als ein Gerichtsverfahren
Worin besteht der Vorteil?
In der Mediation geht es darum, die Zukunft sicher zu planen und eine für beide Seiten akzeptable Lösung zu finden.
Worin besteht der Vorteil? Die Frage ist, ob eine sichere Zukunftsplanung überhaupt möglich ist. Ausschlaggebend ist die Nutzenorientierung.
Alle Standpunkte werden berücksichtigt.
Worin besteht der Vorteil? Das Wort Standpunkte ist nah an Argumenten und Positionen. Auch bei Gericht sind alle Standpunkte zu berücksichtigen, aber nur soweit sie juristisch relevant sind.
Es gibt genügend Zeit zum Austausch.
Worin besteht der Vorteil?
Die Kommunikation erfolgt im direkten, persönlichen Austausch.
Worin besteht der Vorteil?
Kosten sind geringer auch bei einem Vergleich im Rahmen einer Scheidung über das Gericht
Worin besteht der Vorteil?
Geheimnisse werden bewahrt
Worin besteht der Vorteil?
Mediationen schaffen nachhaltig gesehen mehr Zufriedenheit für alle Beteiligten als ein Streit vor Gericht
Worin besteht der Vorteil?
Die aufgeführten Nachteile sind:
Eine hohe Kompromissbereitschaft ist erforderlich
Worin besteht der Nachteil?
Der Mediator trifft keine Entscheidungen, sondern funktioniert eher als Berater oder Moderator
Worin besteht der Nachteil?
Die Kosten für die Mediation müssen selbst übernommen werden
Worin besteht der Nachteil?
Von beiden Parteien wird absolute Ehrlichkeit und Offenheit erwartet
Worin besteht der Nachteil?