Die Frage ist, ob überhaupt ein Interesse besteht, sich von solchen Nachrichten zu befreien. Offenbar finden sie eine Nachfrage. Übersetzt heißt Fakenews Falschnachricht. Was macht Falschnachrichten so attraktiv?
Die Frage beginnt mit der Frage, wer überhaupt beurteilt, was richtig und falsch ist. Werfe ich den Populisten vor, dass sie typischerweise postfaktische, also emotionalisierte Informationen auf falschen Fakten beruhend verwenden, dann werfen die Populisten den Elitärsten mit gutem Recht das gleiche vor. Jetzt haben beide Seiten Gelegenheit zum Streiten.
Bei der Mediation lernen wir: Über Fakten muss man nicht streiten. Die lassen sich ermitteln. Wenn also beim BREXIT behauptet wird, die Briten zahlten 350 Millionen Pfund wöchentlich an die EU, ist das ein behauptetes Fakt, das sich leicht durch Zahlen belegen lässt. Das Fakt stimmt. Es relativiert sich allerdings wenn man die Gegenzahlungen subtrahiert. Schon dann reduziert sich die Zahlung auf nur noch 136,5 Millionen Pfund pro Woche. Wenn man versucht, das Gesamtbild zu zeichnen, um Nutzen und Schaden gegenüberzustellen, wird die Fragestellung sehr komplex. Nur wenige Fachleute können sie noch durchdringen. Sie eignet sich nicht mehr zum zanken. So lassen sich alle Behauptungen bestreiten. Die Gegner haben Erfolg damit. Vielleicht geht es mehr um die Gegnerschaft als um die Fakten. So wie viele Auseinandersetzungen geführt werden, haben die Parteien Erfolg mit ihren wilden Behauptungen. Würde man den Fakten auf den Grund gehen, gäbe es ja auch keinen Grund mehr zum Streiten!
So wie es aussieht, ist das Fakt an und für sich völlig bedeutungslos. Die streitige Wahrheit entsteht also nicht wenn es um das Fakt, sondern um dessen Bedeutung geht. Die Bedeutung schreibt dem Fakt eine Bewertung zu. Darum geht es.
Bedeutungen ergeben nach Watzlawick die Wirklichkeit 2. Grades. Sie ist individuell und kann nur im Dialog mit dem Verwender erkannt werden. Die Mediation erhellt die Bedeutungswirklichkeit mit der Technik des präzisen Zuhörens.
Das präzise Zuhören erweist sich als ein sehr wirkungsvolles Mittel gegen Fakenews. Es ist eine Kompetenz, die in jeder Lebenslage anzuwenden ist und nicht darauf warten muss, dass Parteien zu einer Mediation bereit sind. Mit dem präzisen Zuhören werden Informationen qualifiziert und gewichtet. Sie werden zunächst nach Fakten, Meinungen und Emotionen unterschieden. Mit dieser Unterscheidung werden Sie feststellen, dass es gar nicht lohnt zu streiten.
Ein Streit über Fakten lässt sich dadurch beilegen, dass man die Fakten verifiziert.
Ein Streit über Meiningen wirft die Frage auf, warum der Andere keine andere Meinung haben darf.
Ein Streit über Emotionen wirft die Frage auf, ob es so möglich ist die Emotionen zu verändern.
Fakenews wollen etwas bewirken.
Was kann ihr Zweck sein? Die Hypothese lautet, dass die Verwender Fakenews dazu nutzen wollen, um entweder bei sich oder dem Gegenüber eine Meinung zu bilden, die sich über die Komplexität der Fragestellung hinwegsetzt oder sie möchten einfach nur provozieren. Der Empfänger der Nachricht entscheidet, ob er das eine oder das andere zulässt oder nicht.