Genau schrieb die PR Managerin folgendes: "Going to Africa. Hope I don't get AIDS. Just kidding. I'm white!'"Auf Deutsch: "Ich bin auf dem Weg nach Afrika. Hoffe, ich bekomme kein Aids. Aber ich mache nur Spaß, ich bin eine Weiße"

Was verstehen SIE, wenn Sie das lesen?

Noch bevor Frau Sacco in Afrika gelandet war, war sie gefeuert. Es gab einen Shitstorm, der sie als Rassistin bezeichnete und den Tweed aufs Schärfste verurteilte. Paradoxerweise gab es anschließend eine Spendenwelle für AIDS. Das war aber weder ihr Auftrag noch ihre Absicht. In einem Zeitungsartikel, der über ein Jahr später veröffentlicht wurde, berichtet sie, wie sie ihren Job verloren hat, wie schwierig es war wieder Fuß zu fassen, wie sehr sie traumatisierte wurde und wie sich ihre Freunde von ihr distanzierten. Alle wussten besser als sie selbst, was sie damit gemeint hat.

Wie würde ein Mediator den Tweed verstehen?

Er würde ihn nicht begreifen, denn die Aussage macht erstens überhaupt keinen Sinn und ließe zweitens mehrere Interpretationen zu. Wer entscheidet jetzt welches die richtige ist?

Warum die Aussage keinen Sinn erschließen lässt?

Jeder weiß, dass Aids nicht an die Hautfarbe gebunden ist. Jeder weiß, dass noch etwas anderes als ein Besuch in Afrika hinzukommen muss, damit man sich - womit auch immer - infiziert. Jeder weiß, dass dies auch in Amerika oder sonstwo auf der Welt möglich ist. Ein Mediator würde erkennen, dass die Aussage lediglich zwei Fakten aufweist: erstens die Reise nach Afrika und zweitens die Hautfarbe weiß der Autorin. Fakten sind wertfrei. Die Konnotation könnte eine Wertung erlauben. Dazu müsste sie aber erschlossen werden. Die logische Verknüpfung zwischen Afrika und einer AIDS-Infektion ist ebenso unklar wie die Verknüpfung mit dem Infektionsschutz und der Hautfarbe. Man könnte sich Gedanken machen, was Frau Sacco mit dem Tweed zum Ausdruck bringen wollte. Ohne sie zu fragen jedenfalls macht es keinen Sinn, weiter über etwas nachzudenken, was nur Frau Sacco wissen kann.

Worin der Angriff liegt?

Nun könnte man sagen, dass sich der Empfänger der Nachricht angegriffen fühlen könnte. Das wiederum würde die Frage aufwerfen, wie die Sinnlosigkeit einer Aussage in der Lage sein kann, jemanden anzugreifen. Nun könnte man unterstellen, Frau Sacco sei nicht nur dumm, sondern auch noch überheblich, weil sie einer Gruppe von Menschen ein Privileg zuspricht, das sie einer anderen versagt. Dann lautet die Frage welches Privileg das sein mag. Dass Weiße immun sind, dass sie schlauer sind, dass sie mehr Rechte hätten, weil sie sich nicht infizieren lassen müssten? Wieder wäre man darauf angewiesen, sie zu fragen, was sie mit dem Unsinn gemeint haben könnte. Wenn man ihr - was die Twitter Gemeinde getan hat - schon Rassismus, Intelligenz und Bedachtsamkeit unterstellt, dann könnte man ihr auch das Gegenteil unterstellen, nämlich das, was sie eigentlich sagen wollte. Was das war, veröffentlichte sie in einem Zeitungsartikel bei www.dailymail.co.uk ca. 1 Jahr später. Dort erläuterte sie, dass sie glaube, Amerika sei so weit von den Nöten Afrikas entfernt, dass die Amerikaner gar kein Verständnis für das Land hätten, weil sie wie in einer Blase lebten, die den Blick auf die dritte Welt versperrt. Wörtlich führt sie aus: "Living in America puts us in a bit of a bubble when it comes to what is going on in the third world. I was making fun of that bubble". Wenn es Weiße waren, die den Shitstorm veranstalteten, vielleicht haben sie sich attackiert gefühlt?

Wie wir miteinander umgehen?

Egal was man in den Text hineinlegt oder nicht. Es ist eine Interpretation, die letztlich auch Schlussfolgerungen auf den Interpreter zulässt. Aber Vorsicht, wer jetzt meint, die Shit-Stormer verurteilen zu dürfen, der macht genau das, was er der aufgebrachten Menge gerade vorwirft. Sie hat Frau Sacco verurteilt, ohne ihr Gehör gewährt zu haben und sie bringt ihr die Feindseligkeit entgegen, die sie ihr unterstellt. Ein Mediator würde fragen, woher kommt die Feindseligkeit und was soll sie ausdrücken?

Wie lässt sich die Feindseligkeit vermeiden?

Feinseligkeit ist ein Gefühl, das ganz viele Ursachen haben kann. Ein Mediator würde nach den Ich-Botschaften suchen. Was sagen uns die Menschen über sich, wenn sie so aufgebracht sind? Die Antwort ist wahrscheinlich sehr vielschichtig und viel zu komplex, um eine einfache Antwort zu erwarten. Was aber möglich ist, ist der Ausschluss von Fehlerquellen. Eine korrekte Erfassung und Verarbeitung der Information im Tweed von Frau Sacco hätte zwar Fragen aufgeworfen, aber jede Menge Stress vermieden. Wenn es die Feindseligkeit vielleicht auch nicht beseitigt hätte, hätte diese Vorgehensweise ihr wenigsten den Anlass genommen.

Wäre die Mediation ein Tool, mit dem das gelingt?