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Verbitterung

Wissensmanagement » Diese Seite ist der Rubrik Emotionen des Archivs in der Wiki-Abteilung Wissen zugeordnet. Eine logische Verknüpfung erfolgt mit der Rubrik Konflikt, also dem 6. Buchabschnitt des Fachbuchs Mediation und der Emotionsdatenbank. Bitte beachten Sie auch:

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Verbitterung ist ein intensives Gefühl von Frustration, Groll und Ungerechtigkeit, das durch negative Lebenserfahrungen oder Ereignisse ausgelöst wird, die als unfair oder tief verletzend wahrgenommen werden. Menschen, die Verbitterung erleben, fühlen sich oft betrogen, enttäuscht oder ungerecht behandelt. Sie haben Schwierigkeiten, diese Emotionen loszulassen.

Wie macht sich Verbitterung bemerkbar?

Verbitterung äußert sich in verschiedenen emotionalen, mentalen und sozialen Aspekten. Emotionale Anzeichen sind
Groll und Zorn. Die Person verspürt anhaltenden Ärger oder Wut über ein erlebtes Unrecht. Auch ein Gefühl der Hilflosigkeit kann sich einstellen, wenn sich die Überzeugung aufdrängt, dass man das erlittene Unrecht nicht ändern kann. Schließlich können sich Rachegedanken und depressive Verstimmungen einstellen. Die Gedanken kreisen um das erlebte Unrecht. Die Person grübelt und fixiert die Gedanken auf das Negative. Selbstmitleid kann sich einstellen. Verbitterte Menschen ziehen sich oft aus sozialen Aktivitäten zurück, da sie das Vertrauen in andere Menschen verlieren oder das Gefühl haben, nicht verstanden zu werden. Manche Menschen können aggressiv oder konfrontativ gegenüber anderen werden, weil sie diese als Mitschuldige oder Unterstützer des erlittenen Unrechts sehen. Ein Verlust an Freude stellt sich ein. Aktivitäten, die früher Freude bereiteten, werden uninteressant oder bedeutungslos.

Was tut man gegen Verbitterung?

Ein erster Schritt zur Bewältigung der Verbitterung besteht darin, anzuerkennen, dass das erlebte Unrecht Teil der Vergangenheit ist und nicht rückgängig gemacht werden kann. Akzeptanz bedeutet nicht, das Geschehene zu billigen, sondern zu verstehen, dass man sich auf das konzentrieren muss, was man kontrollieren kann – das eigene Verhalten und die Zukunft. Die Befreiung von der Belastung erfolgt gegebenenfalls durch Vergebung. Sie kann sowohl anderen gegenüber wie auch gegenüber sich selbst helfen, von Groll und Wut loszulassen. Anstatt ständig über das negative Ereignis nachzudenken, mag es auch helfen, den Fokus auf positive Aspekte des Lebens zu lenken. Dies kann durch Achtsamkeit, Dankbarkeitspraxis oder das Setzen von neuen, erreichbaren Zielen geschehen. Für einige Menschen kann es hilfreich sein, konkrete Schritte zu unternehmen, um das erlebte Unrecht wiedergutzumachen, sei es durch eine offizielle Beschwerde, eine Entschuldigung oder den Versuch, die Situation in Zukunft zu vermeiden. Natürlich besteht auch immer die Möglichkeit, professionelle Unterstützung in Anspruch zu nehmen.

Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem Video um ein bei Youtube (Google) hinterlegtes Video handelt. Was das bedeutet, erfahren Sie in der Datenschutzerklärung. Eintrag im Videoverzeichnis erfasst unter Verbitterung: Die Unfähigkeit zu vergeben


Michael Linden setzt sich in dem Vortrag auf der Fachtagung Schuld & Vergebung am 5. Mai 2018 im Zisterzienserstift Heiligenkreuz mit der Frage auseinander, was Verbitterung ist und wieso es so schwer fällt, zu vergeben. Für ihn ist die Vergebung also der Ausweg.

Die posttraumatische Verbitterungsstörung

Eine Verbitterung kann durchaus krankhafte Züge annehmen, wenn sie von chronischer Dauer ist und zu einem fixierten Zustand führt. Die negativen Emotionen behalten über einen langen Zeitraum die Oberhand. Die damit einhergehende Belastung kann viele Monate oder sogar Jahre andauern. In dieser Zeit gelingt es nicht, das erlebte Unrecht loszulassen und sich von den beeinträchtigenden Gefühlen zu befreien. Stattdessen wird die Verbitterung zu einem zentralen Bestandteil der Gedankenwelt. Die posttraumatische Verbitterungsstörung, die auch als PTED bezeichnet wird, erfordert ähnlich wie das Michel Kohlhaas Syndrom eine eigene Behandlung, weshalb beide Phänomene in eigenen Beiträgen besprochen werden.

Verbitterungsstörung Querulantenwahn

Verbitterung in der Mediation

Unrecht und Gerechtigkeit sind ein häufiges Thema in der Mediation. Die Verbitterung ist eine emotionale Reaktion darauf. Sie ist nicht die einzige. Ein Vorteil der Mediation besteht sicherlich darin, dass der Gegner anwesend ist. Er sieht also, was das von ihm verursachte Unrecht angerichtet hat. Vorauszusetzen ist natürlich, dass er das Unrecht eingesteht. Der erste und wichtigste Schritt in der Mediation ist deshalb die Unrechtseinsicht auf beiden Seiten und die Frage, was gerecht ist und wer darüber entscheidet. Hier mögen die Ausführungen im Beitrag Gerechtigkeit weiterhelfen. Es ist ein großer Schritt, wenn das Unrecht eingestanden wird und ein noch größerer, wenn darauf eine Entschuldigung folgt. Sie ist der Weg in die Vergebung, die zur Beilegung der Verbitterung beiträgt. Der Mediator verwendet die üblichen Werkzeuge. Narrativtechniken könnten besonders hilfreich sein. Wenn die Hilflosigkeit der Antrieb für die Verbitterung ist, helfen Copingfragen. Es ist also wichtig, die Emotionen genau zu verstehen. Entscheidend ist, dass der Mediator die nötige Geduld und das geforderte Verständnis aufbringt. Allein mit dem Loopen kann er der Partei helfen, das belastende Ereignis aus einer distanzierteren Perspektive zu betrachten. Wenn er die Mediation nach dem Konzept der kognitiven Mediationtheorie ausführt, trägt der mediative Gedankengang dazu bei, dass die Auseinandersetzung mit den Fragen über den Anlass und die Konsequenzen der Verbitterung ohne Vorwurf erfolgen und ohne dass die Gedanken weiter in das Problem hineingeführt werden. Die Gedanken werden auf den Nutzen gerichtet, wo oft ein Konsens zu finden ist. Es kommt entscheidend darauf an, dass der Mediator dem gedanklichen Weg der Mediation zu folgen in der Lage ist.

Unrecht und Gerechtigkeit Vergebung

Bedeutung für die Mediation

Der Umgang mit der Verbitterung eines Medianden ist sicher eine Herausforderung. Er kann es zumindest sein. An Menschen, die bissig um sich herumschlagen oder sich einigen und verschließen, kommt man nur schwer heran. Es wird dem Mediator gegebenenfalls auch nicht leicht fallen, der emotionalen Betroffenheit zu widerstehen, um seine neutrale Rolle zu wahren. Das Phänomen der Verbitterung ist ganz sicher eine Herausforderung, die es verdient, in der Datenbank der Schwierigkeiten erfasst zu werden.1 Auch wenn der Umgang mit Verbitterung eine Herausforderung darstellt, ist die Mediation dennoch eine Herangehensweise, die der Partei außerordentlich hilft, ihre Verbitterung zu überwinden. Vorausgesetzt, sie wird korrekt durchgeführt. Der Vollständigkeit halber ist zu erwähnen, dass ein Mediator die Verbitterung durchaus auch verschärfen, wenn nicht sogar herbeiführen kann.

Beispiel 16636 - In einer Mediation über den Zugewinnausgleich geht es um die Bewertung des Firmenvermögens. Der Ehemann als Firmeninhaber behauptet die Überschuldung. Der tatsächliche Wert kann nicht ermittelt werden, weil der Ehemann keine aktuellen Zahlen vorlegen kann. Er könne sich keinen Buchhalter leisten. Die Ehefrau ist misstrauisch und verlangt trotzdem die Vorlage von Zahlen. Der Mediator weist darauf hin, dass dies kaum möglich sei, wenn der Ehemann keinen Buchhalter bezahlen könne. Die Ehefrau würde am Ende gar nichts bekommen, wenn sie weiterhin auf Vorlage von Zahlen bestehe. Mit diesem eindringlichen Hinweis hat sich die Ehefrau auf einen Zugewinnausgleichsverzicht eingelassen. Nach der Scheidung stellt sie fest, dass der Ehemann weiterhin in Saus und Braus lebt, während die Ehefrau am Hungertuch nagt. Sie fühlt sich nicht nur von dem Ehemann, sondern auch von dem Mediator betrogen, als wäre die ganze Welt gegen sie. Die aktuelle Situation ist für sie unerträglich und ungerecht. Weil ihre Versuche, dagegen vorzugehen, scheitern wird die Ehefrau immer mehr verbittert.


Das Beispiel zeigt, worauf zu achten ist und was der Mediator niemals machen sollte. Hätte seine Intervention darauf abgezielt, eine Vergebung herheizuführen, wäre sie anders ausgefallen. Wenn die Frage der Gerechtigkeit weder angesprochen noch geklärt wird, sollte klar sein, warum diese Frage ausgeklammert wird und welche Konsequenzen sich daraus ergeben. Auch der Mediator sollte sich fragen, warum er auf diese Frage nicht zugehen kann. Es sollte unbedingt vermieden werden, dass eine, wenn auch nur vermeintliche, Ungerechtigkeit festgeschrieben wird, die die Partei noch hilfloser macht. Dann würde der Mediator den Beratungshinweis herausstellen und, falls keine Beratung in Anspruch genommen wird, beim Zustandekommen der Vereinbarung prüfen, ob die Partei auch wirklich dahinter stehen kann. Mithin kann eine Verschlechterung der Situation bei einer Mediation, die nach den Regeln der Kunst ausgeführt wird, nicht passieren.

Was tun wenn ...

Hinweise und Fußnoten
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Bearbeitungsstand: 2024-09-13 14:24 / Version 14.

Prüfvermerk: -

1 Erfasst als Herausforderung unter Verbitterung


Based on work by Arthur Trossen
Seite zuletzt geändert am Montag November 25, 2024 11:30:30 CET.

Durchschnittliche Lesedauer: 6 Minuten