Das Lösungspentagramm
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Das Lösungspentagramm ist ein Werkzeug zur Orientierungshilfe. Es soll den Zusammenhang zwischen Gefühlen (Emotionen), Positionen (Forderungen), Bedürfnissen, dan dazu passenden Lösungen und dem zu erzielenden Nutzen aufdecken und helfen, die Mediationslogik zu verwirklichen. Die Grundannahme geht davon aus, dass alles irgendwie miteinander zusammenhängt.1 Die Idee für das Lösungspentagramm war die Überlegung, was Menschen überhaupt zum Streiten antreibt. Wenn es gelingt, den Antrieb zum Konfliktverhalten, also die Konfliktmotivation, zu erkennen und das Konfliktmotiv zu befriedigen, gibt es keinen Beweggrund mehr, am Konflikt festzuhalten. So lautet die sich aus dem Lösungspentagramm ergebende These.
Auf der Suche nach dem Beweggrund für das Konfliktverhalten
Das Lösungspentragramm dient zur Ermittlung der Konfliktmotivation und zur Einordnung der Konfliktmotive. Psychologen unterscheiden zwei Grundformen von Motiven, das Wachstum und die Mangelbeseitigung.2 Sicher kommen im Konflikt beide Motive zur Geltung. Es kann jedoch (hier zur Vereinfachung) unterstellt werden, dass das Handeln im Konflikt auf ein Mangelerleben zurückzuführen ist. Dann steht das Motiv zur Mangelbeseitigung bei einem Konflikt im Vordergrund. Wenn dem so ist, würde sich der Handlungsantrieb erübrigen, wenn der Mangel beseitigt ist. Das ist zumindest die logische Konsequenz dieser Überlegung. Die Vielschichtigkeit und Komplexität der im Konflikt auf den Menschen zukommenden Fragen und Problemstellungen geben allerdings, ebenso wie die Verfahren zu ihrer Erledigung, unterschiedliche Stationen vor, die sich im Lösungspentagramm ausweisen und aufeinander beziehen lassen. Sie helfen, die Mediationslogik zu verwirklichen, indem sie sich auf die Informationsdimensionen einlassen und Zusammenhänge herstellen. Demnach sind folgende Dimensionen zu unterscheiden:
Wunsch und Forderung
Der Wunsch ist auf eine Lösung gerichtet. Er basiert auf dem Interesse, das in der Mediation nach dem Harvard-Konzept eine wichtige Rolle spielt. Eine Forderung ist seine Steigerung. Sie fomuliert das an einen Gegner gerichtete Verlangen zum Tätigwerden (oder etwas zu unterlassen). Wenn sich die Forderung verdichtet, wird daraus eine Position. Die Abfolge entspricht der Konflikttheorie: Die Partei hat ein Problem. Aus dem Problem entsteht der Wunsch, das Problem zu lösen. Nach der Konflikttheorie erwächst dieser Wunsch in ein blaming. Es werden Erwartungen deutlich, die sich an die Gegenseite richten. Das blaming wird zum claiming. Die Partei wendet sich an einen Anwalt, der diese Erwartungen (den auf eine Lösung abzielenden Wunsch) in Forderungen an den Gegner übersetzt. Wenn sich die Forderung verdichtet, wird daraus die Position.
Erfüllung und Nutzen
Eigentlich hat der Anwalt seine Arbeit erledigt, wenn er die Forderung durchgesetzt hat und dafür gesorgt hat, dass die Forderung erfüllt wird. Ein guter Berater achtet allerdings auch darauf, ob und inwieweit das Durchsetzen der Forderung nicht nur zu einer Erfüllung führt,3 sondern der Partei auch einen Nutzen einbringt.4 Leider ist das für die Mediation typische5 nutzenorientierte Denken in der Gesellschaft nicht sehr verbreitet. Es wird durch ein lösungsorientiertes Denken ersetzt, wobei die Lösung als Erfolg definiert wird und der Nutzen aus dem Blickfeld gerät. Die Partei wird irgendwann erfahren, ob ihr Vorgehen nützlich war oder nicht. Meist ist es dann zu spät. Solange sich der Nutzen nicht herstellt, ist der Konflikt nicht beigelegt.
Bedürfnis und Befriedigung
Die spannende Frage ist, woraus der Wunsch der Partei überhaupt entsteht? Üblicherweise wünschen sich Menschen nur, was sie nicht haben. Sie versuchen ein Bedürfnis zu befriedigen. Es empfiehlt sich also die Prüfung, ob der Wunsch (die vorgestellte Lösung) auch den Bedürfnissen der Partei entspricht. Die Bedürfnisse drücken sich in den Motiven aus. Anders als die Interessen, die auf eine Lösung gerichtet sind, beschreiben die Motive den erwarteten Nutzen. Während die Interessen also eine Lösung fokussieren, erlauben die Motive den Blick auf die noch darunter verborgenen Bedürfnisse. Abgesehen davon, dass sich erst mit den Bedürfnissen eine Verbindung zwischen allen Elementen des Pentagramms herstellt, zielen Bedürfnisse stets auf eine Befriedigung ab. Wenn das Ziel der Mediation darin besteht, eine Lösung zu finden, mit der alle zufrieden sind, geht der Weg an den Bedürfnissen nicht vorbei.
Mangel
Der Kreis schließt sich, wenn die Frage gestellt wird, woher das Bedürfnis überhaupt kommt. Wenn sich das Bedürfnis in der Motivation ausdrückt, finden wir die Antriebsfeder entweder in der Motivation zum Wachstum oder zur Mangelbeseitigung. Unterstellen wir im Konflikt, dass es um eine Mangelbeseitigung geht. Jetzt hat der Mediator ein eindeutiges Kriterium dafür, wann sich der Konflikt oder die Motivation zum Konfliktverhalten erübrigt. Dann nämlich, wenn der gefühlte Mangel beseitigt ist. Der Mangel meint kein monetäres Defizit. Aus der Sicht der Psychologie ist der Mangel eng mit den Bedürfnissen verknüpft und letztlich deren Ursprung.6
Das Lösungspentragramm lässt sich mit dem homöostatischen Motivationsmodell vergleichen, wo der Mangelzustand zu einem Bedürfnis führt, aus dem sich der Trieb (Motiv) für ein zielgerichtetes Verhalten ableiten lässt, der wiederum zu einer Zielhandlung führt, deren Zweck die Befriedigung des ursprünglichen Mangelzustandes ist.7 Trossen hat sich für die geometrische Figur eines Pentagramms entschieden, weil alle vorgestellten Elemente miteinander im Zusammenhang stehen und unterschiedliche Einstiegsszenarien anbieten. Das Besondere an einem Pentagramm ist, dass alle Endpunkte der geometrischen Figur mit Linien verbunden sind, ohne dass es einen Anfang und ein Ende gibt. Die Eckpunkte haben also keine Hierarchie.
Die Kohärenz des Lösungspentagramms
Es mag kein Zufall sein, dass dem Pentagramm auch in der Kulturgeschichte eine herausragende Bedeutung zugeschrieben wurde. Laut Wikipedia erkannte Pythagoras darin ein Symbol für Gesundheit. Das kommt der Mediation schon ziemlich nahe. Ihr wird auch eine heilende Wirkung zugeschrieben. Das Pentagramm diente aber auch als Zeichen für den Kreislauf des Lebens.8 Auch daraus lässt sich ein Zusammenhang mit der Mediation herstellen. Um die Zusammenhänge aufzudecken mag das Pentagramm mit einem Pantakel verglichen werden. Dieses Symbol, das auch zur Abschreckung von Dämonen Verwendung findet, zeigt, dass es auch direkte Verbindungen zwischen den Elementen gibt. Die nebenstehende Grafik weist anhand dieser geormetrischen Vorgabe die Zwischenschritte aus, die in der Mediation aufzuarbeiten sind.
Für den Mediator kommt es lediglich darauf an, dass er alle Eckpunkte und Zwischenschritte im Blick haben sollte, ohne dass er dabei eine Reihenfolge zu beachten hat. Sein Ziel ist es, den Mangel zu identifizieren, weil nur dessen Beseitigung eine vollständige Konfliktlösung darstellen kann.
Die Spannungsfelder
Nach der Triebreduktionstheorie kommt es darauf an, den aus den inneren Spannungsfeldern entstandenen Handlungsdruck zu reduzieren. Welche Spannungsfelder im Konflikt auf den Menschen eintreffen, wird im Zusammenhang mit der Konfliktdynamik beschrieben. Ähnlich wie bei den Lebenskrisen könnte die Strategie zur Auflösung der Spannungsfelder darin bestehen, die Balance zwischen den sich daraus ergebenden Widersprüchen zu finden. Voraussetzung dazu ist es, die Spannung (also den inneren Widerspruch) zu erkennen und zu akzeptieren.
Die sich aus der Konfliktdynamik ergebenden Spannungsfelder
Bedeutung für die Mediation
Das Lösungspentagramm soll Mediatoren helfen, die Dimensionen Bedürfnis, Gefühl, Motiv, Lösung, Position und Nutzen in Beziehung zueinander zu setzen und ihren logischen Zusammenhang zu erkennen. Um die Streitmotivation beizulegen, kommt es darauf an, den Mangel zu erkennen.
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