Argumente und argumentieren
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Argumente kennzeichnen nicht nur die Kommunikation. Sie bilden auch eine Informationsdimension. Bitte beachten Sie auch:
Kommunikation Begründungssemantik Argumente Rechtfertigungen Zuhören Dimensionen Informationen
Für viele Menschen ist es nicht nachvollziehbar, dass und warum Argumente in der Mediation keine oder nur eine untergordnete Rolle spielen. In diesem Beitrag geht es um die Frage, wie Argumente zur Entscheidungsfindung beitragen.
Ich habe aber doch Recht!
Immerhin habe ich die besseren Argumente!
Inhalt des Beitrages
Manchmal überzeugen die besten Argumente nicht. Also müssen sie wiederholt und verstärkt werden. Aber trotzdem können Sie den Gegner nicht überzeugen. Deshalb heißt die Regel:
- Wer argumentiert verliert.
- Wer fragt, der führt
- Wer zuhört leitet
Was ist ein Argument?
Laut Wikipedia stammt das Wort vom Lateinischen argumentum ab, das mit Darlegung; Gehalt, Beweismittel, Beweisgrund zu übersetzen ist. Das lateinische Wort arguere wird mit deutlich zu erkennen geben, behaupten, beweisen, und zeigen übersetzt.1 Laut Duden ist ein Argument ein Rechtfertigungsgrund, ein stichhaltiger, plausibler Beweisgrund oder ein Punkt einer Beweisführung.2 Es gibt starke (überzeugende) und schwache (weniger überzeugende) Argumente.
Sinn und Zweck des Argumentierens
Argumente sollen der Erhellung und Veranschaulichung dienen. Sie werden in der Kommunikation und Interaktion als Nachweis, Beweis, Bekräftigung einer Aussage oder Nachricht vorgebracht und sollen das Gegenüber zum Ändern seiner Position und Einstellung oder seines Handelns motivieren.3 Im juristischen sollen Argumente Schlussfolgerungen aus Fakten darlegen. Im Alltag und in der Politik sollen sie andere Menschen von der Wahrheit und Richtigkeit dessen überzeugen, was man selbst für wahr und richtig hält oder von der Unrichtigkeit ihrer Thesen. Argumente sollen eine logische Beweisführung darstellen. Im konträren Denken führen sie zum Widerspruch, zu Gegenargumenten und zu einer Auseinandersetzung, die nicht immer fruchtbar verläuft und in einer Begründungssemantik enden.
Die Wirkung des Argumentierens
Starke Argumente überzeugen aus sich selbst heraus. Schwache Argumente werden deshalb wie starke Argumente vorgebracht. Scheinargumente verkaufen Meinungen als Fakten. Sie verdrehen Fakten, ignorieren sie oder täuschen sie vor. Wenn die Argumente in der Sache nicht genügen, werden andere Ebenen eröffnet.
Das Beispiel belegt, dass trotz aller Überzeugungskraft eine Bereitschaft erforderlich ist, sich überzeugen zu lassen. Das Argumentieren erfordert ein sich einlassen auf die jeweiligen Argumente und nicht ein Durchsetzen der eigenen Position um jeden Preis. Thomas von Aquin hatte erkannt, dass die Argumente beim Disput verloren gehen, weil jede Partei die eigenen Argumente durchsetzen wollte ohne sich auf die jeweils anderen Argumente einzulassen. Er hatte deshalb die Regel eingeführt, dass ein Gegenargument erst vorgetragen werden darf, nachdem der Gegner die Herleitung des Disputanten wiederholt hat. Möglicherweise wurde diese Regel zum Ausgangspunkt für das aktive Zuhören.
Argumentationsweisen
Es gibt verschiedene Arten des Argumentierens. Als Beispiele werden das logische Argumentieren, das emotionale Argumentieren oder das ethische Argumentieren angeführt, bei dem moralische Argumente verwendet werden. Das nachfolgende Video zeigt die Ausrichtung des Argumentierens. Es gibt an einem anschaulichen Beispiel Anleitungen, wie man eine Diskussionen gewinnen kann.
Dieses Youtube-Video zeigt einige rhetorische Kniffe, die beim Argumentieren helfen sollen. Schon die Zweckausrichtung belegt den Gegensatz zur Mediation, wo es darauf ankommt, eine Lösung zu finden und nicht seine Position durchzusetzen. Trotzdem ist das Video für Mediatoren hilfreich, weil es hilft, Konfrontationsstrategien aufzudecken.
Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem Video um ein bei Youtube (Google) hinterlegtes Video handelt. Es wurde im erweiterten Datenschutzmodus eingebettet. Was das bedeutet, erfahren Sie in der Datenschutzerklärung.
Eintrag im Videoverzeichnis erfasst unter richtig Argumentieren
Folgende Argumentqualitäten werden herausgestellt:
- Faktenargumente: Die Argumente beziehen sich auf Fakten. Sie sind stark, wenn es sich um anerkannte Tatsachen handelt.
- Autoritätsargument: Wenn die Fakten nicht anerkannt sind, beruft man sich asuf Autoritäten
- Normen- oder Werteargument: Statt auf Autoritäten kann man sich auch auf Normen oder Werte beziehen
- Relativierungsargument: Das Gegenargument wird aufgegriffen und abgewogen (in Relation gestellt)
- Analogieargument: Das Argument wird duch einen Vergleich gestützt
- Gegenangriff: Man beschränkt sich darauf, die Argumentation der Gegenseite schlecht zu machen
Das Argumentieren ist vom Rechtfertigen zu unterscheiden. Zwar geht es bei den Rechtfertigungen auch darum, Gründe vorzubringen. Ihr Zweck ist jedoch nicht darauf gerichtet, eine Position oder Meinung zu vertreten, sondern sich zu verteidigen.
Die Art und Weise wie Argumente vorgebracht werden erlaubt Rückschlüsse auf ihre Qualität und die Kommunikation. Was sagt es aus, wenn ein Argument ständig wiederholt oder übermäßig betont wird? Ist die Hervorhebung ein Hinweis, dass es sich um ein besonders wichtiges Argument handelt? Handelt es sich um ein schwaches Argument, dem durch die Wiederholung Gewicht verliehen werden soll oder soll lediglich angedeutet werden, dass der Argumentierende nicht das Gefühl hat, dass ihm zugehört wird? ein Argument wirkt also nicht nur aus sich selbst heraus sondern auch aus der Art und Weise seines Vorbringens. So können gute Argumente entwertet und schlechte Argumente aufgewertet werden. Um die Wirkung des Argumentierens zu kontrollieren, spielt das Argumentieren eine zentrale Rolle in der Rhetorik. Ein guter Redner muss in der Lage sein, seine Argumente klar und prägnant zu präsentieren. Die Rhetorik kennt verschiedene Techniken des Argumentierens. Sie weiß wie die Logik einzusetzen ist,m wie mit Emotionen umzugehen ist und wie Beispiele einzusetzen sind, um die Argumente zu veranschaulichen.
Das Gegenteil vom Argumentieren ist übrigens das Schweigen, das Ignorieren, das Zustimmen oder das Dogmatisieren. Wenn es nicht darum geht, den anderen zu überzeugen, sondern Erkenntnisse zu gewinnen, wäre die Erörterung oder die Auseinandersetzung der zielführende Weg. Wenn sich das Argumentieren also nicht in eine Erörterung auflösen lässt, ist es in der Mediation fehl am Platz.
Argumente in der Mediation
In der Mediation geht es nicht darum, zu gewinnen. Hier findet sich die Lösung nicht in der Frage, wer Recht hat, sondern in der Frage, wie sich wer in der Lösung wiederfinden kann. Viele der zuvor genannten Argumentationsweisen sind hier also wirkungslos - zumindest sollten sie es sein. Oft wird übersehen, dass es Wünsche (Lösungen) gibt, die sich durch Argumente weder herbeiführen noch beseitigen oder rechtfertigen lassen.
Der Mediator sollte sensibel darauf achten, wann wer für oder gegen wen oder was wie argumentiert. Je vehementer jemand für ein Argument eintritt, umso mehr Hinweise gibt er auf seine Betroffenheit. Die Betroffenheit wird miot dem Loopen heraiusgestellt und hinterfragt, um einen Zugang zu den Motiven zu bekommen,
Ausrichtung der Argumente
Argumente zielen darauf ab, eine Position zu erhärten oder eine Lösung zu begründen. Wenn es ein Standpunkt ist, den die Gegenpartei nicht akzeptieren kann, wird sie sich gegen die Argumente wehren und Gegenargumente anführen. Natürlich gibt es Verhandlungsmethoden, mit denen sich die Argumente in eine stimmige Herleitung überführen lassen. Die Technik des Dimensionierens erlaubt beispielsweise das Herausstellen der Fakten Meinungen und Emotionen. Sie entspricht dem Prinzip des Harvard-Konzeptes, das den Verhandler ermahnt, sich immer auf die reinen Fakten zu beziehen. Bei einem Streit über Fakten ist es möglich, die Fakten zu verifizieren. Wenn Argumente eine Meinung rechtfertigen sollen, entsteht die Frage, warum das Gegenüber der eigenen Meinung folgen soll. Das sind Fragen, die beim Argumentieren nicht zur Sprache kommen. Die Motive des Argumentierens sind der Schlüssel für die Motive zur Lösung.
Raum für Argumente
Die Mediation gibt den Argumenten Raum in der Phase zwei. Dort haben die Parteien Gelegenheit, ihre Position vorzubringen und zu erklären, warum sie ihre Position für richtig halten. Wenn die Parteien für Argumente nicht mehr zugänglich sind, ist das Argumentieren sicherlich kein zielführender Weg. Deshalb beendet die Mediation das Argumentieren mit dem schlichten Erfassen der jeweiligen Argumente in der zweiten Phase. Die Argumente bleiben einfach im Widerspruch stehen, nicht allerdings ohne den Widerspruch und die konträren Herleitungen offenzulegen.
In der dritten Phase geht die Mediation dazu über, die Interessen und Motive zu hinterfragen. Es ist die Suche nach einer Ebene, wo sich Gemeinsamkeiten finden lassen. Erfahrungsgemäß bewegen sich die Parteien noch weiter im Argumentationsmodus. Durch seine Loops lenkt der Mediator sie auf den Interessenmodus. Die Betroffenheit wird nach vorne gestellt, um aus ihr Wege in einen gemeinsamen Lösungsansatz zu finden. Erst dann, in Phase vier gibt es wieder Raum für sachliche Argumente.
Das Konzept der Mediation verhindert die Begründungssemantik. Die Parteien können sich erklären. Sie müssen nichts rechtfertigen. Bemerkt der Mediator, dass die Parteien aus dem Argumentationsmodus nicht herausfinden, muss er gegebenenfalls die 1.Phase oder die 2.Phase nachbessern. Entweder haben die Parteien das Ziel aus den Augen verloren, das Verfahren nicht verstanden oder sie haben das Gefühl, noch nicht alle Argumente abgeladen zu haben. Ist kein Mediationsfehler festzustellen, muss der Mediator über Interventionen nachdenken.
Bedeutung für die Mediation
"Frag nicht warum", lautet der an die Mediatoren gerichtete Tipp. Das warum führt in die Rechtfertigung. Das Rechtfertigen führt in die Argumentation. In der Mediation muss sich niemand rechtfertigen. Er muss sich lediglich erklären. Das Fragewort warum kann durchaus auch eine in Indien nutzen führende Frage auslösen. Die Frage "Warum ist dir das wichtig?", erwartet nicht die Schilderung eines Argumentes, sondern eines Motivs. Trotzdem könnte die Partei inspiriert sein, sich ein Argument auszudenken.
Es ist nicht das Frageformat, dass die Gedanken der Parteien in die richtige Richtung lenkt. Legt man die Erkenntnistheorie zugrunde, ist der Gedankengang ausschlaggebend. Der Mediator kann die Gedanken mit der Technik des präzisen Zuhörens in die Mediationslogik einführen.
Was tun wenn ...
- Die Parteien argumentieren
- Die Positionen werden nicht aufgegeben
- Der Mediator fragt: "Warum ..."
- Der Mediator argumentiert
- Weitere Empfehlungen im Fehlerverzeichnis oder im Ratgeber
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Alias: Argument, Argumentationsmodus, Argumentation, Argumentieren
Siehe auch: Begründungssemantik, Deeskalation
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