Wo Affektbrücken hinführen
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Affektbrücken stellen assoziative Verknüpfungen zwischen gegenwärtigen Reizen und vergangenen emotionalen Erfahrungen dar. Sie sind in der Lage, das menschliche Verhalten und Kognitionen grundlegend zu prägen. Affektbrücken können dazu beitragen, dass Lügen, selbst nach der Faktenklärung ihr Narrativ aufrechterhalten. Deshalb ist es so schwer, die Effekte der Propaganda oder Verschwörungstheorien zu widerlegen.
Beispiele für Affektbrücken
Die nachfolgende Zusammenstellung soll Beispiele liefern, wie sich ein Reiz oder eine Situation, die mit einem Affekt verknüpft wird, auf eine prägende Ursprungserfahrung zurückführen lässt und welcher Wirkmechanismus dabei ausgelöst wird.
Aktueller Auslöser | Verknüpfter Affekt | Ursprungserfahrung (Prägung) | Wirkmechanismus |
---|---|---|---|
Geruch von Benzin | Panik, Herzrasen | Autounfall mit Branderfahrung | Sensorische Brücke: Geruch triggert somatische Erinnerung an Trauma. |
Lärmender Aufzug | Erstickungsgefühl, Schweißausbrüche | Eingeklemmt im Fahrstuhl als Kind (2 Stunden) | Körpergedächtnis: Körperreaktion reaktiviert Ohnmachtserlebnis. |
Partner kommt später nach Hause | Verlassenheitsangst, Weinkrämpfe | Warten auf alkoholkranke Mutter (nächtliches Alleinsein) | Emotionale Brücke: Situation aktiviert kindliches Bedrohungsgefühl. |
Deadline am Arbeitsplatz | Übelkeit, Magenschmerzen | Prüfungen in der Schule (bei Versagen: Prügel durch Vater) | Somatisierung: Leistungsdruck verknüpft mit körperlicher Bestrafung. |
Kritik durch Vorgesetzten | Rebellische Wut, impulsive Kündigung | Demütigung durch autoritären Vater ("Du bist nichts wert!") | Übertragung: Autoritätsperson = Elternteil. |
Nachrichten über "Impfstoffe" | Existenzangst, Kontrollverlust | Erzwungene Medikamenteneinnahme in Kindheit (Klinikaufenthalt) | Narrative Brücke: Aktuelles Thema verknüpft mit biografischer Ohnmacht. |
Schlagwort "Überfremdung" | Aggression, Abstiegsängste | Arbeitsplatzverlust + kollektive Narrative ("Ausländer nehmen Jobs weg") | Feindbild-Konditionierung: Abstrakter Begriff triggert Identitätsbedrohung. |
Bilder von Protesten | Hass auf "System" | Eigene Erfahrung mit Arbeitsamt (als "entmündigt" erlebt) | Symbolische Ankerung: Visueller Reiz aktiviert persönliche Ohnmacht. |
Es wird deutlich, dass der Hinweis auf den Auslöser kaum geeignet sein kann, die in der Ursprungserfahrung begründete Prägung zu korrigieren. Der Hinweis "Du musst keine Angst haben" kann kaum dazu beitragen, die somatische Erinnerung an das Trauma zu verhindern, wenn der Ursprung, der letztlich für die Reaktion verantwortlich ist, ganz woanders liegt als das auslösende Ereignis. Ein NLP-Zentrum führt aus, dass der Begriff Affektbrücke erstmals 1997 von John Watkins eingeführt worden sei. Im Grunde sei eine Affektbrücke nichts anderes, als das Ergebnis eines Ankerprozesses. Watkins habe den Begriff Affektbrücke genutzt, um affektive Assoziationen von rein kognitiven Assoziationen zu unterscheiden.1
Affektbrücken auflösen
Natürlich gibt die Mediation einige Möglichkeiten, die Affektbrücken aufzulösen. Voraussetzung ist, sie zu erkennen. Das geschieht durch Beobachten und Zuhören. Die Beobachtung sollte zurückgemeldet werden.
Mit der Entscheidung, sich besser fühlen zu wollen, ist der erste Schritt in eine nützliche Lösung gesetzt. Der Mediator kann versuchen, einen positiven Anker zu setzen. Er kann sich in einem Kontext-Reframing erkundigen, ob gleiche Reize auch schon einmal positiv erlebt wurden und versuchen, die Emotionen in eine andere Richtung zu lenken. Das gelingt sogar bei Querdenkern.
Das Konzept der kognitiven Mediationstheorie entstpricht im Gedankengang der lösungsorientierten Kurztherapie. Es ist also im Ansatz auch für die Auflösung von Affektbrücken geeignet, solange keine professionelle Hilfe erforderlich ist.
Wann professionelle Hilfe nötig ist
Vorsicht ist immer dann geboten, wenn die Affektbrücken auf einem Traumahintergrund beruhen. Es ist nicht die Aufgabe von Mediatoren, Traumata zu bearbeiten. Die Bearbeitung von Traumata durch nicht qualifizierte Personen ist nicht erlaubt. Professionelle Hilfe sollte hinzugezogen werden, wenn es zu dissoziative Episoden kommt, zur Selbstverletzung oder zu Suizidgedanken, zu psychosomatischen Eskalationen, zu Trauma-Flashbacks, zur Funktionseinschränkung, zu wahnhaftem Erleben oder zum Suchtverhalten.
Alias:
Siehe auch: Wut Verfahrensverzeichnis
Prüfvermerk: -