Die politische Mediation
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Politische Mediation ist ein Verfahren der Konfliktvermittlung auf politischer oder gesellschaftlicher Ebene. Es kann zwischen Staaten, Gruppen, Organisationen oder auch innerhalb von Gesellschaften stattfinden. Die politische Mediation unterscheidet sich von der Politikmediation, indem das Anwendungsfeld nicht die Politik selbst ist, die Mediation aber eingesetzt wird, um politische Ziele zu verfolgen.
Die notwendigen Abgrenzungen
Um die politische Mediation korrekt einzuordnen, sind Abgrenzungen zu verwandten Verfahren und Erscheinungen in der Welt der Mediation vorzunehmen. Die erste, grobe Unterscheidung betrifft die Politikmediation und die Mediationspolitik. Sie wird mit der nachfolgenden Tabelle vorgestellt.
Politik und Mediation
Die Politik wirkt sich auf die Mediation aus, so wie die Mediation zwangsläufig Auswirkungen auf die Politik hat. Um die gegenseitige Beeinflussung zu verstehen, sind folgende Verwendungen zu unterscheiden:
Politikmediation
Es geht um die Verwendung der Mediation in der Politik, indem die Mediation zur Klärung politischer Fragen oder in politischen Entscheidungsprozessen eingesetzt wird.
Politische Mediation
Es geht um die Instrumentalisierung der Mediation für die Politik (politische Ziele)
Mediationspolitik
Es geht um die Frage, wie die Mediation die Politik fördern kann
Politisch veranlasste Mediationen kommen u. a. in Friedensprozessen (z. B. UN-Mediation in Bürgerkriegen) vor, bei gesellschaftlichen Transformationsprozessen (z. B. Wahrheitskommissionen), bei Antidiskriminierungsverfahren (z. B. in Schulen, Behörden), in Stadtteil- und Partizipationsprojekten, in der Politikberatung und bei Bürgerdialogen. Nicht alle Fälle sind eine politische Mediation. Ihre Aufzählung belegt, dass nicht jede Anwendung eine Mediation im engen Sinne darstellen kann und dass es einer differenzierten Betrachtung bedarf, die mit der folgenden Abgrenzung beginnen soll:
Begriff | Kurzdefinition | Abgrenzung |
---|---|---|
Politische Mediation | Allgemeiner Oberbegriff für Mediation in politischen oder gesellschaftlichen Kontexten, national oder international, mit einer politischen Zielsetzung. | Umfasst Elemente der anderen Begriffe. Wird oft als Sammelbezeichnung genutzt, z. B. für Mediation bei sozialen Protesten, in Kommunalpolitik, interkulturellen Konflikten oder Transformationsprozessen. |
Politikmediation | Mediation innerhalb der formellen politischen Sphäre, z. B. zwischen Parteien, Parlamenten, Ministerien, Verwaltungen. | Fokus liegt auf Institutionen der repräsentativen Demokratie; unterscheidet sich von politischer Mediation durch stärkeren Bezug zur staatlichen Struktur und politischen Entscheidungsprozessen. |
Friedensmediation | Vermittlung in bewaffneten Konflikten oder an der Schwelle dazu, oft zwischen Staaten, Rebellengruppen oder Ethnien. Ziel: Friedensabkommen, Gewaltverzicht, politische Transformation. | Gehört zur politischen Mediation, ist aber klar auf Kriegs- und Gewaltkonflikte bezogen; arbeitet oft unter Schirmherrschaft von UN, EU oder NGOs. |
Multi-Track-Diplomacy | Konzept aus der Friedens- und Konfliktforschung: Verschiedene „Ebenen“ (Tracks) von Akteuren wirken parallel oder komplementär auf Konfliktlösung hin (z. B. Staaten, NGOs, Kirchen, Unternehmen, Zivilgesellschaft). | Kein Mediationstyp an sich, sondern ein strategischer Rahmen, in dem Mediation eine Rolle spielen kann (vor allem auf Track II oder III). |
Positionierte Mediation (auch: „parteiliche Mediation“) | Mediation mit klarer normativer oder politischer Haltung, z. B. in Antidiskriminierungsarbeit, Restorative Justice, feministische Mediation. Ziel: Empowerment und Anerkennung von Machtasymmetrien. | Im Gegensatz zur „neutralen Mediation“ gibt die Mediator*in die Neutralität auf, um strukturelle Ungleichheiten explizit zu adressieren. Wird in kritischen Praxisansätzen bewusst eingesetzt. |
Gender-responsive Mediation (GRM) | Ein Mediationsansatz, der systematisch Geschlechterasymmetrien erkennt und aktiv bearbeitet – auf struktureller, prozessualer und inhaltlicher Ebene. Ziel: inklusive und gerechte Konfliktlösung. | Kein eigenständiger Mediationstyp, sondern eine methodische & ethische Ausrichtung, die sich quer durch Friedens-, politische oder positionierte Mediation zieht. Wird oft mit der UN-Agenda „Women, Peace and Security“ (UNSCR 1325) verbunden. |
Die systematische Einordnung
Die politische Mediation verfolgt einen politischen Zweck, der über den Zweck der konkreten Konfliktbeilegung hinaus geht. Auch wenn ein weiterer Aspekt hinzukommt, heißt das noch lange nicht, dass es sich bei der politischen Mediation um ein eigenständiges Konzept oder ein weiteres Mediationsmodell handelt. Wir begegnen auch hier einer "ganz normalen" Mediation, die allerdings unter einer offen angesagten oder stillschweigend angenommenen Zielvorgabe steht. Folgende Fälle sind zu unterscheiden:
Lediglich im letzteren Fall werden Vorgaben gemacht, die sich auf die Ausgestaltung der Mediation auswirken können. Offenbar wird nicht darauf vertraut, dass die Mediation per se das aus einem Erkenntnisprozess resultierende, "richtige" Ergebnis herbeiführt und die Werte unterstützt, die dazu beitragen. Weil die manipulativen Vorgaben, wie noch zu erläutern sein wird, keine substantiellen Einflüsse auf die Herangehensweise der Mediation nehmen, verändern sie lediglich das Format, also die Anwendungsbedingungen.
Die Politische Mediation ist ein Anwendungsformat der Mediation! Bitte beachten Sie die Zusammenstellung der Mediationsformen und ihre systematische Zuordung.
Zur Zweckausrichtung in der Mediation
Dass die Mediation in totalitären Staaten begrenzt und kontrolliert wird, hat spätestens die KI-Recherche bei DeepSeek ergeben.1 Dass die Mediation ein freies Denken ermöglicht, löst dort Begeisterung aus.2 Natürlich kennt die Mediation einschränkende Vorgaben, die das Ergebnis beeinflussen.
In dem Beispielsfall führt die Mediation zwar zu Einschränkungen, die das Ergebnis beeinflussen. Es ist auch fraglich, ob der Konflikt, bei dem die finanzielle Ausstattung der Mutter eine wichtige Rolle spielt, mit der Beschränkung beigelegt werden kann. Die Vorgabe ist allerdings transparent gemacht worden. Der Mediator hatte die Gelegenheit, auf die Konsequenzen und ein unvollständiges Ergebnis hinzuweisen. Er hat sogar im Laufe der Mediation die Möglichkeit, den Geist der Parteien zu öffnen, um den gesamten Konflikt anzusprechen.
Ähnlich ist mit politischen Vorgaben umzugehen. Die Problematik beginnt mit der Frage, ob die Problematik offengelegt wird. Würde sich jemand, der andere Menschen diskriminiert, auf eine Mediation einlassen, wo Diskriminierung nicht nur untersagt, sondern auch überwunden werden soll? Was würde geschehen, wenn der Auftrag nicht offiziell sondern verdeckt erteilt wird, etwa indem der Mediator sein eigenes Wertekonzept oder seine politische Auffassung beeinträchtigt sieht, wenn er die Diskriminierung life erlebt? Soll muss darf er einschreiten? Das folgende Beispiel soll das Problem verdeutlichen:
Die Frage, was ein Mediator zu tun hat, wenn der Auftrag seinem eigenen Wertesystem zuwider ist, kommt der Problematik der politischen Mediation nahe. Die Antwort ergibt sich aus der Rolle des Mediators und dem Verständnis von Mediation. Dann lässt sie sich mit den allgemeinen Regeln der Mediation herleiten. Als Faustregel mag gelten:
Chancen und Risiken der politischen Mediation
Eigentlich geht es um die Chancen und Risiken der Mediation mit einem politischen Hintergrund. Ihr kann es durchaus gelingen, einen konstruktiven Dialog zwischen Konfliktparteien zu ermöglichen, um gewaltfreie Lösungen zu finden. Problematisch wird die politisch ausgerichtete Mediation, wenn sie zu dem Zweck eingesetzt wird, um Diskussionen in ideologisch „erwünschte“ Bahnen zu lenken. Ganz abgesehen davon, dass eine Diskussion keine Mediation ist, verliert sie ihren Charakter, wenn sie die "ideologisch erwünschte Bahn" den Parteien unreflektiert aufzwingt. Die Aufgabe des Mediators besteht darin Verstehen zu vermitteln und alle Zusammenhänge zu begreifen, um darauf basierend, die passende Entscheidung zur Beilegung des Konfliktes zu treffen. Falls dies nicht möglich ist, bestehen zumindest keine fachlichen Bedenken, die Mediation abzulehnen oder als das zu bezeichnen was sie ist. Das größte Problem sind false flag Aktionen, wo die Mediation zum Whitewashing missbraucht wird, um nach außen Dialogbereitschaft zu zeigen, ohne sich wirklich auf Verhandlungen einzulassen oder wo die Mediation als PR-Instrument eingesetzt wird, ohne tatsächliche Veränderungsbereitschaft oder als Instrument zur Steuerung ideologischer Narrative.
Die Vorgehensweise der politischen Mediation
Es genügt, die Regeln der Mediation anzuwenden. Das gelingt, wenn die Mediation in einer Sphäre organisiert wird, die offene Gespräche ermöglicht und sicherstellt, dass eine Metaebene existiert. Der Mediator personifiziert die Metaebene. Er muss dafür sorgen, dass die Parteien auf gleicher Augenhöhe verhandeln und Themen offen ansprechen können, auch dann, wenn das was sie sagen wollen, politisch nicht korrekt ist. Es kommt entscheidend darauf an, den politischen Zweck und das übergeordnete Ziel zu offenbaren, wenn der Prozess den Namen Mediation verdienen soll. Mediation ist die Suche nach einer Lösung, nicht deren Durchsetzung. Um den Weg in die Lösung zu finden, bedarf einer ausführlichen Konfliktanalyse. Sie muss Einflüsse aufdecken und meinungsbildende Strukturen hinterfragen. Die Fälle der Gender-responsive Mediation oder der Positionierten Mediation gehen tiefer auf die Problematik der Mediatorenrolle und den Prinzipienkonflikt ein.
Bedeutung für die Mediation
Gerade kommt die Nachricht auf, dass die Zahl politisch motivierter Straftaten massiv gestiegen sei. Es wird ein Aktionsplan gefordert.3 Die Mediation wäre eine Option. Sie müsste wie die Friedensmediation auf mehreren Ebenen installiert werden. Man kann darauf vertrauen, dass die Mediation die Werte herausarbeitet, die den Frieden gewährleisten. Einer narrativen Vorgabe bedarf es nicht. Wenn es sie gibt, sollte der Prozess nicht als Mediation bezeichnet werden.
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Siehe auch: Friedensmediation, Zielvorgaben
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