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Schön und Schlechtreden bringt nichts

Wissensmanagement » Diese Seite ist der Kategorie Konfliktphänomenologie des Archivs in der Wiki-Abteilung Wissen zugeordnet. Eine logische Verknüpfung erfolgt mit der Rubrik Konflikt, also dem 6. Buchabschnitt des Fachbuchs Mediation und den Konfliktphänomenen. Bitte beachten Sie auch:

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Das Schönreden wie das Schlechtreden sind Phänomene, die im Konflikt recht häufig anzutreffen sind. Übrigens nicht nur bei den Medianden. Umso wichtiger ist es, sich mit dem Phänomen auseinanderzusetzen und zu überlegen, wie die Mediation damit umgehen kann. Der Titel des Beitrages impliziert die Antwort. Weder das Schönreden, noch das Schlechtreden helfen bei der Konfliktbeilegung.

Schönreden macht nicht wirklich schön

Das Schönreden bezeichnet eine Herangehensweise, bei der jemand oder etwas in einem positiverem Licht dargestellt wird, als es der Realität entspricht. Oft geht mit dem Schönreden eine Verzerrung oder Verschleierung der Wahrheit einher. Negative Aspekte werden heruntergespielt, minimiert oder verborgen. Die positiven Aspekte werden betont, wenn sie nicht herbeigeredet werden. Auch wenn eine gute Absicht dahinterstecken mag, hat das Schönreden meist vermeidbare, negative Folgen.

Hintergründe und Motive des Schönredens

Das Schönreden geht über ein Framing oder eine bloße Übertreibung hinaus. Es fühlt sich ehe wie ein Einredenwollen an. Es kann in verschiedenen Kontexten auftreten, sowohl persönlich als auch in der Öffentlichkeit, und kann aus verschiedenen Motiven resultieren. Einige Gründe dafür könnten sein:

  1. Schutz des eigenen Selbstwertgefühls oder Selbstbildes: Indem negative Aspekte einer Situation minimiert oder ignoriert werden, kann jemand sein eigenes Selbstwertgefühl aufrechterhalten oder schützen, indem er sich selbst oder anderen ein positives Bild vermittelt.
  2. Vermeidung von Konflikten oder Unannehmlichkeiten: Schönreden kann dazu dienen, Konflikte zu vermeiden oder unangenehme Situationen zu entschärfen, indem negative Aspekte heruntergespielt oder umgangen werden.
  3. Harmoniebedürfnis Es soll keine schlechte Stimmung aufkommen.
  4. Beeinflussung der Wahrnehmung anderer: Menschen können versuchen, die Wahrnehmung anderer zu beeinflussen, indem sie eine Situation schöner darstellen, als sie tatsächlich ist, um Zustimmung, Unterstützung oder Bewunderung zu gewinnen.
  5. Manipulation von Informationen: In einigen Fällen kann schönreden auch dazu dienen, die öffentliche Meinung oder die Wahrnehmung von Ereignissen zu manipulieren, indem negative Informationen zurückgehalten oder verzerrt werden, um ein bestimmtes Narrativ zu fördern.

Die Dinge schön zu reden ist inzwischen ein Trend geworden. Mit der Bezeichnung Toxic Positivity wird sogar davor gewarnt, wenn damit eine Selbstverleugnung einhergeht.1 Laut Koroll äußert sich die giftig wirkende Positivität vor allem darin, dass jeder negative Gedanke, jedes unwohle Gefühl oder jede unangenehme Reaktion im Außen mit etwas Positivem ausgeglichen wird. Als Beispiel führt sie an:2

Beispiel 11912 - Das Gespräch mit dem Chef ist nicht gut gelau­fen? ​„Aber hey, wenigs­tens scheint heute die Sonne“. Die Freun­din hat schon wieder eine Job-Absage bekom­men? ​„Die sind ja selbst schuld. Bestimmt wartet da noch eine viel bes­sere Stelle auf dich.“


Das Beispiel erinnert an die Reaktionen im Video über Empathie, die zeigen, was keine Emptahis ist und wie man nicht reagieren sollte.3 Die fatale Wirkung des Schönredens ist, dass es weder tröstet noch hilft und oft als unaufrichtig oder unehrlich angesehen wird. Es ergeben sich negative Konsequenzen, wenn durch das Schönreden Probleme oder Risiken ignoriert werden.

Schlechtreden ist auch nicht besser

Schlechtreden ist das Gegenteil vom Schönreden. Es bezieht sich darauf, eine Situation, ein Ereignis oder eine Handlung absichtlich in einem negativeren Licht darzustellen, als es objektiv betrachtet ist. Beim Schlechtreden werden oft negative Aspekte betont oder übertrieben, während positive Aspekte heruntergespielt oder ignoriert werden.

Hintergründe und Motive des Schlechtmachens

Es gibt verschiedene Gründe, warum Menschen dazu neigen könnten, eine Situation, einen Menschen oder eine Organisation schlechtzureden:

  1. Kritik äußern: Schlechtreden kann eine Möglichkeit sein, Kritik an einer bestimmten Person, Entscheidung oder Handlung zu äußern. Durch das Betonen negativer Aspekte wird versucht, auf Fehler oder Probleme hinzuweisen und möglicherweise Veränderungen herbeizuführen.
  2. Emotionale Reaktion: Manchmal erfolgt das Schlechtreden aus emotionalen Gründen, wie Frustration, Ärger oder Enttäuschung über eine bestimmte Situation. Personen können dazu neigen, ihre negativen Gefühle auszudrücken, indem sie die Situation schlechtreden.
  3. Beeinflussung der Meinung anderer: Schlechtreden kann dazu dienen, die Meinung oder Wahrnehmung anderer Menschen zu beeinflussen, indem negative Informationen oder Perspektiven betont werden. Wenn es gelingt, den Ekelfaktor anzusprechen, wird die Ablehnungshaltung gefördert. Das Motiv kann durchau sein, verbündete (gegen einen gemeinsmen Feind) zu finden.
  4. Selbstschutz: In einigen Fällen kann Schlechtreden auch als Form des Selbstschutzes dienen, indem man negative Aspekte einer Situation oder Entscheidung betont, um möglichen Fehlern oder Missständen aus dem Weg zu gehen. Ein Grund könnte auch sein, von eigenen Fehlern abzulenken.

Das Schlechtreden wird oft als destruktiv angesehen. Manchmal stößt es auch in den eigenen Reihen auf. Es kann sich negativ auswirken, wenn es dazu führt, dass wichtige positive Aspekte ignoriert oder übersehen werden.

Die Alternative

Eine ausgewogene und sachliche Bewertung von Situationen ist in der Regel für eine angemessene und konstruktive Kommunikation und Entscheidungsfindung erforderlich. Eine ehrliche und transparente Kommunikation ist in der Regel für eine gesunde zwischenmenschliche Beziehung und für eine sachliche Bewertung von Situationen oder Entscheidungen ebenso erforderlich wie hilfreich. Gefühle sollten addressiert und beim Namen genannt werden. Sie sind die Botschafter der Bedürfnisse.4 Negative Gefühle sollten nicht tabuisiert werden. Und starke Gefühle sollten nicht verniedllicht werden. Daran gemessen wirkt ein Schönreden kontraproduktiv.

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Hinweise und Fußnoten
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Bearbeitungsstand: 2024-04-14 21:43 / Version .

Alias: Schönreden
Siehe auch: Verfahrensverzeichnis
Prüfvermerk: -

1 Siehe z.B. die Nachrichten bei NTV, Reiche (alles so schön positiv) - 2021-07-29
2 Siehe Koroll (toxic Positivity) - 2021-07-29
3 Siehe das Video "Was ist Empathie und was nicht?" in Empathie
4 Siehe Reiche (alles so schön positiv) - 2021-07-29


Based on work by Arthur Trossen
Seite zuletzt geändert am Dienstag April 30, 2024 08:10:13 CEST.

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