Lade...
 

Fragetechniken

Wissensmanagement » Diese Seite gehört zur Werkzeugsammlung der Wiki-Abteilung Werkzeuge und wird im Archiv abgelegt. Thematisch kann sie dem Abschnitt Methodik der Mediation des Fachbuchs zugeordnet werden. Beachten Sie bitte auch folgende, damit zusammenhängende Seiten:

Werkzeug Fragen Fragetechniken Werkzeugeintrag Wikisuche 

Fragen sind strategisch einsetzbare Kommunikationsmittel, die ein Gespräch je nach Fragetechnik mehr oder weniger strukturieren und kontrollieren. Sie können eingesetzt werden, um Informationen zu erhalten, den Gesprächspartner durch die Auswahl des Themas zum Nachdenken anzuregen bzw. um zu beeinflussen oder dem Gespräch eine bestimmte Richtung zu geben. Auf eine Frage kann man sich gedanklich eher einlassen, als auf eine Aussage. Es kommt allerdings darauf an, dass die Frage nicht nur ihren Zweck erfüllt, sondern auch noch im richtigen Moment gestellt wird. Der richtigen Frage wird eine so große Bedeutung zugemessen, dass daraus der Lehrsatz entstanden war: Wer fragt, der führt.

Wer fragt, der führt

So einfach das klingen mag, so zurückhaltend sollte mit Fragen umgegangen werden. Zum Einen kann die Führung in die falösche Richtung weisen oder gar entgleiten. Zum anderen ist zu bedenken, ob und inwieweit der Mediator überhaupt führen soll oder darf (siehe Führungsstil). Viele Mediatoren denken, es läge an der schlauen Frage, wenn die Parteien plötzlich eine Idee von einer Lösung gekommen. Diese Einschätzung unterschätzt den Kognitionsprozess und seine Komplexität. Dieselbe Frage kann im einen Moment eine andere Reaktion hervorrufen als im anderen.

 Merke:
Leitsatz 4854 - Es kommt immer darauf an, in welchem Kontext und auf welchem gedanklichen Unterbau die Frage aufsetzt, selbst wenn es eine offene Frage ist.

Eine gut platzierte Frage nutzt das Window of Opportunity, das sich in die Phasenkonsistenz einordnet. Der Mediator ist gut beraten, zurückhaltend mit Fragen umzugehen. Folgendes ist zu beobachten: Der Mediator stellt eine Frage. Er gibt den Medianden etwa 2 Sekunden Zeit, darauf zu antworten. Bleibt die Antwort aus, kommt die nächste Frage. Der Mediator ist im Fragemodus. Diese Beobachtung führt zu dem Grundsatz:

 Merke:
Leitsatz 4855 - Der Mediator sollte nur solche Fragen stellen, die wichtig sind und eine Antwort erfordern!

Damit die Frage auf den gleichen gedanklichen Bausteinen aufsetzen kann, müssen die Gedanken erst synchronisiert werden. Hierfür bietet das präzise Zuhören die passende Technik. Die Regel lautet:

 Merke:
Leitsatz 4856 - Keine Frage ohne Paraphrase!

Wer die Kunst des Fragens beherrscht, hat die Möglichkeit, Kontrolle über den Gesprächsverlauf auszuüben. Nicht nur das, er kann auch die Gedanken steuern. Sollte aber darauf achten, dass die Gedankenhoheit bei den Medianden verbleibt. Hilfreich ist die Fragetechnik, um die Gedanken in ein positives Denken zu führen. Ein guter Mediator stellt Fragen, die nur mit Ja beantwortet werden können. Er hilft den Parteien so in ein Ja-Denken.

Vorsicht: Mit (ungeschickten) Fragen deckt man auch die eigene Art des Denkens auf. Oft wirken Anfängerfragen inquisitorisch, Sie lassen erkennen, das der Mediator bereits eine Lösung im Kopf hat und die Parteien darauf stoßen will. Oder sie lassen erkennen, dass der Mediator selbst etwas ergründen will, das für die Entwicklung von Zukunftslösungen meist irrelevant ist. Der Mediator sollte sich also stets zur Eigenkontrolle fragen: Warum will ich das wissen? Was hilft es für die Erkenntnisgewinnung der Parteien, wenn ich (und damit die Parteien) das weiß? Das nachfolgende Youtube-Video erläutert Fragetechniken und geht auf die unterschiedlichen Fragearten ein.

Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem Video um ein bei Youtube (Google) hinterlegtes Video handelt. Was das bedeutet, erfahren Sie in der Datenschutzerklärung. Eintrag im Videoverzeichnis erfasst unter Fragetechniken in der systemischen Beratung

Fragearten

Es gibt unterschiedliche Arten und Stile, wann und wie Fragen anzubringen sind. Die nachfolgende, alphabetisch geordnete Liste hilft bei der Unterscheidung und der Auswahl:

Alternativfrage

Diese Fragen bieten dem Befragten zwei oder mehrere Antwortmöglichkeiten.
Ziel: Entscheidungen erleichtern, das Gespräch in eine bestimmte Richtung lenken. Alternativfragen sind zu vermeiden, wenn sie die Antwortmöglichkeiten zu sehr eingeschränken und kreative oder unerwartete Antworten erwünscht sind.
Beispiel: "Möchtest du Tee oder Kaffee?"

Auch-Wenn Fragen

Die Auch-Wenn Frage ist eine Fragetechnik. Sie zielt darauf ab, Alternativen und Ressourcen zu erkennen. Die Frageformel passt in das Format der Mäeutik, des Reframing, der zirkulären Fragen und der Reflexionsfragen. Ihr Ziel besteht darin, Erkenntnisse zu ermöglichen, Ressourcen aufzudecken und einen Sichtwechsel einzuleiten.
Methode: Kognition. Die Gedanken werden von der Position weggeführt und auf Alternativen gelenkt.
Beispiel: Auch-Wenn-Frage

Ausnahmefragen

Die Ausnahmefragen werden auch Die Ausnahmensuchenfragen genannt. Es handelt sich um eine offene Frage, die darauf abzielt, positive Momente oder Ausnahmesituationen in Bezug auf das Problem oder die Herausforderung zu identifizieren.
Ziel: Die Fragetechnik zielt darauf ab, Ressourcen und Fähigkeiten hervorzurufen, die bereits im System vorhanden sind..
Methode: Kognition. Die Gedanken werden auf die im Problem verborgenen Chancen gelenkt.
Beispiel: Ausnahmesuchenfrage

Copingfragen

Fragen nach und zur Bewältigung von Problemen. Coping heißt "bewältigen".
Methode: Erfolgserfahrungen werden abgefragt
Ziel: Stärkung der Person (und ihrer Fähigkeit an der Mediation mitzuwirken und sich dem Problem zu stellen)
Beispiel: Coping

Direkte Fragen

Direkte Fragen sind Fragen mit klarer Zielrichtung. Sie werden auch geschlossenen Fragen genannt, weil sie den Antwortraum einschränken. Dies ist in der Mediation v.a. dann sinnvoll, wenn es um die Sammlung von Informationen und um einen schnellen Überblick geht. Darüber hinaus (besonders in Phase 3) sind geschlossene Fragen zu vermeiden.
Methode: W-Fragen (wann, was, wo, wer, wie?) oder Entscheidungsfragen oder auch rhetorische Fragen, die nur mit Ja/Nein zu beantworten sind
Ziel: Direkter rascher, gezielter Informationsgewinn; Informationsfluss fördern; Rückgewinnung verloren gegangener Informationen; Verdeutlichung bestimmter Punkte (aufklärende Absicht)

Echofragen

Siehe reflexive Fragen

Entscheidungsfragen

Diese Fragen bieten sich an, wenn eine klare Entscheidung getroffen werden muss.
Ziel: Handlungen initiieren, Klarheit schaffen, Verantwortung übernehmen.
Wann zu vermeiden: Wenn die Entscheidung komplex ist und mehr Diskussion erfordert oder wenn der Befragte noch nicht bereit ist, eine Entscheidung zu treffen.

Erklärungsfragen

Diese Fragen fordern den Befragten auf, etwas zu erklären oder zu beschreiben.
Ziel: Verständnis vertiefen, Wissen teilen, komplexe Sachverhalte klären.
Wann zu vermeiden: Wenn die Zeit knapp ist oder wenn eine einfache, kurze Antwort ausreicht.
Beispiel: "Kannst du mir erklären, wie das funktioniert?"

Eröffnungsfragen

Diese Fragen dienen dazu, ein Gespräch zu beginnen oder ein Thema einzuleiten.In der Mediation werden diese Fragen in Verbindung mit der Einleitung einer neuen Phase genutzt.
Beispiel: "Sie haben den Weg in die Mediation gefunden .... Was erwarten Sie von dem Gespräch?". Diese Frage bereitet die Zielvereinbarung vor. Weitere Beispiele siehe unter OMA-Fragen

Geschlossene Fragen

Diese Fragen lassen sich mit einem einfachen "Ja" oder "Nein" beantworten. Sie sind in der Mediation zu vermeiden, wenn sie den Antwortrahmen einschränken. In der Summe wirken die geschlossenen Fragen wie inquisitorische Fragen (siehe unten).

Hypothetische Fragen

Hypothetische Fragen sind so genannte „Was wäre wenn – Fragen“.
Methode: Veränderungen versuchsweise vorwegnehmen
Ziel:Es geht darum, Blockaden aufzulösen; Rahmenbedingungen, Details oder zusätzliche Veränderungen abfragen (forschende Absicht)
Voraussetzung:Diese Fragetechnik kommt verstärkt in der Konfliktlösungsphase des Verfahrens zur Anwendung. Sie setzt ein ausreichendes Vertrauen voraus, das die Partei ermutigt mal drauf los zu planen.
Beispiel: Wunderfrage.

Initialisierende Fragen

Mit diesen Fragen wird der Arbeitsauftrag, den die Phasen dem Mediator geben, an die Parteien weitergeleitet.
Beispiel: Initialisierungsfrage

Imaginationsfragen

Imaginationsfragen sollen die Vorstellungskraft anregen und Menschen dazu bringen, sich bestimmte Situationen, Bilder oder Szenarien vorzustellen. Sie stimmulieren und zielen darauf ab, kreative Ideen oder Lösungsansätze zu fördern.
Beispiel: Imaginationen

Inquisitorische Fragen

Gezielte Sachverhaltsabfragen mit ausforschendem Hintergrund. Der Mediatoir steigt in die Geschichte ein und wilkl sie zu Ende schreiben oder den Sachverhalt aufklären. Sie sollten in der Mediation vermieden werden.

Kindfragen

Das sind die naiven, kindlichen Fragen. Sie haben oft eine große Wirkung. Zunächst irritieren sie die Parteien: "Sie stellen aber auch Fragen". Dann aber wird Ihnen bewusst, dass sie darüber noch nie nachgedacht haben. "Aber ja, da muss ich einmal drüber nachdenken. Darüber muss ich schlafen", ist eine häufige Reaktion.
Ziel: Erkenntnisgewinnung, Glaubensätze hinterfragen
Beispiel: Kindfragen

Konkrete Fragen

Siehe direkte Fragen

Kontrollfragen

Diese Fragen dienen dazu, das Verständnis oder die Aufmerksamkeit des Befragten zu überprüfen. Kontrollfragen sind beispielsweise bei Übersetzungen angebracht. Sie sollen überprüfen, ob das gemeinte übersetzt wurde.
Beispiel: "Hast du das verstanden?". "Ich hatte eben davon gesprochen, dass .... was ist bei Ihnen angekommen?"

Offene Fragen

Offene Fragen sind Fragen, die eine freie Gestaltung der Antwort erwarten. Sie sind in der Mediation deshalb willkommen, weil sie den Gesprächspartner ermutigen, sich zu offenbaren. Je mehr Assoziationen ins Gespräch kommen, umso mehr Anhaltspunkte ergeben sich für eine Synchronisation.
Methode: Die Frage wird so gestellt, dass der Befragte völlig offen ist in seiner Antwort.
Ziel:Der Mediator verfolgt eine aufschließende, ermutigende und kontaktfördernde Absicht.
Voraussetzung:Offene Fragetechniken sind immer möglich, also in jeder Lage des Verfahrens. Sie können zeitaufwändig sein, weil der Befragte eben offen ist in seinen Antworten und sich vom Thema ent-fernen kann.

Problemfragen

Problemfragen sollen helfen, ein Bewusstsein über das eigene Problemverhalten zu verschaffen. Sie verdeutlichen den eigenen Beitrag bei der Problemlösung.
Methode: Die Frage passt zur 3.Phase und unterstützt die Windows 1 Technik. Sie bildet den Kontrast zur Problemlösung, also die Aufrechterhaltung des Problems, um die Problemlösungsmöglichkeiten zu erkennen.
Beispiel:"Was müssen Sie tun, um das Problem zu verstärken?"

Reflexive Fragen

Die Mediatoren sollen den Medianden dabei unterstützen, Klarheit darüber zu erhalten, was ihr Problem ist, wo ihre Interessen liegen usw. Dazu benötigen sie eine Reflexionsebene. Viele schreiben, um klarer denken zu können, andere müssen darüber reden.
Methode: Die Reflexion über bisherige Wahrnehmungen soll ermöglicht werden. Die Reflexion hilft, um sich aus einer Betrachtungsweise zu befreien.
Ziel:Aufmerksamkeit auf bestimmte Themen oder Fragen lenken bzw. deren Vertiefung (fördernde Absicht)
Voraussetzung:Reflexive Fragen sind in allen Phasen des Verfahrens anwendbar.
Beispiel: Mäeutik, Kindfragen, Problemfragen

Rhetorische Fragen

Diese Fragen werden nicht gestellt, um eine Antwort zu erhalten, sondern um eine Aussage zu betonen oder eine Überlegung anzuregen.
Ziel: Aufmerksamkeit wecken, Nachdenken anregen, eine Botschaft verstärken.
Beispiel: "Wer könnte das schon wissen?"
Wann zu vermeiden: Wenn eine echte Antwort erwartet wird oder wenn die Frage missverstanden werden könnte.

Sokratische Fragen

Diese Frage Technik wird als Mäeutik oder sokratische Fragetechnik beschrieben. Sokrates sagte: "Du kannst mich überzeugen, aber ich mache es Dir sehr schwer". Das ist die Haltung hinter der Frage.
Methode: Die Gedanken werden in keinen Schritten hinterfragt oder weitergeführt (zu Ende gedacht)
Ziel:Es geht um den Erkenntnisgewinn, die Stimmigkeit und die Kleinschrittigkeit
Voraussetzung:Sie ist in jeder Lage des Verfahrens anwendbar, vorzugsweise in der 3.Phase
Beispiel: Mäeutik

Strategische Fragen

Diese Fragen können sowohl offen wie auch geschlossen sein. Sie verdienen ihren Namen von der strategischen Ausrichtung und dem Fragezweck. Strategische Fragen können ein Bestandteil der Metakommunikation sein.
Methode: Die Fragetechnik soll problematische Annahmen oder Verhaltensweisen nach ihrem Realitätsgehalt überprüfen
Ziel:Es geht darum, ein Verständnis des komplexen Sachverhalts und der Beziehung der Medianden zueinander (lenkende Absicht) herzustellen.
Voraussetzung:Sie ist in jeder Lage des Verfahrens anwendbar
Beispiel: AusnahmeSuchenFrage

Suggestivfragen

Diese Fragen enthalten eine implizite Antwort oder lenken den Befragten in eine bestimmte Richtung.
Ziel: Eine bestimmte Antwort oder Reaktion hervorrufen, das Gespräch steuern.
Beispiel: "Du findest das doch auch schön, oder?"
Wann zu vermeiden: Wenn eine unvoreingenommene, ehrliche Antwort benötigt wird oder wenn die Frage manipulativ wirken könnte.

Was wäre, wenn Fragen

Dierser Fragentyp soll helfen, Hintergründe aufzusecken und Sichtweisen zu verändern.
Methode: Was wäre wenn - Fragen können sehr effizient sein, wenn es darum geht, den Konflikt abzuklopfen. Sie lenken die Gedanken genau dahin, wo die Mediation sie haben will, nämlich in die Zukunft. Von dort sind Rückschlüsse auf die Gegenwart (und den Konflikt) möglich. Mehr dazu unter WasWennFragen
Beispiel: "Was wäre wenn der Gegner Ihre Forderung begleicht, wäre dann alles in Ordnung?"

Warumfragen

Fragen nach dem Warum können zweierlei Bedeutung haben. Sie hinterfragen eine Begründung oder den Zweck.
Methode: Warumfragen sind in der Mediation mit Vorsicht zu genießen. Sie verleiten zum Argumentieren und führen deshalb in die 2.Phase zurück.
Beispiel: Warumfrage hinterfragt die Begründung: "Warum hast Du das gemacht?";
Beispiel: Warumfrage hinterfragt den Zweck: "Warum ist Dir das wichtig?"

Wunderfragen

Fragen, die eine unvorstellbare Situation abfragen. Die befragte Person wird eingeladen, sich vorzustellen und im Detail zu beschreiben, wie die Zukunft aussieht, wenn das Problem nicht (mehr) existiert. Damit sie sich das vorstellen kann, wird ein Wunder unterstellt. mit dem das "Aber das geht ja doch nicht" aus dem Kopf geholt wird.
Beispiel: Wunderfrage

Zirkuläre Fragen

Mit zirkulären Fragen kann ein Perspektivenwechsel bzw. ein Reframing erreicht werden. Die Fragen drehen sich um einen bestimmten Punkt indem sie Ort und zeit relativieren auch die Sicht von Personen kann einbezogen werden. Der befragte wird eingeladen, den Punkt (das Problem) aus unterschiedlichen zeitlichen, örtlichen, sozialen, persönlichen Perspektiven zu betrachten.
Beispiel: Reframing

Zustimmungsfrage

Diese Frageart wird auch als Einverständnisfrage bezeichnet. Sis ist darauf ausgelegt, die Zustimmung oder das Einverständnis des Befragten zu einer bestimmten Handlung, Entscheidung oder Aussage zu erhalten. Ganz gleich, ob es sich um eine direkte oder um eine indirekte Einverständnisfrage handelt oder um eine Bestätigungsfrage oder eine Erlaubnisfrage, die Frage zielt stets auf ein Einverständnis ab, das formal eingeholt und bestätigt wird.
Ziel und Verwendung: In der Mediation spielen die Zustimmungsfragen eine außerordentlich wichtige Rolle. Weil der Mediator keine Entscheidungsbefugnisse hat, muss er jeden Verfahrensschritt mit den Parteien abstimmen und im Einvernehmen durchführen. Darüber hinaus ist die Vereinbarung eine Vorgehensweise, die in der Mediation geübt wird, damit die große Vereinbarung am Schluss nicht mehr so schwer fällt.
Beispiel: "Habe ich Sie so korrekt verstanden ...?", "Ist es OK, wenn wir uns vertagen?", "Ist es OK, wenn der Gegner anfängt?", usw.


Es ist nicht immer leicht, die Frage der einen oder anderen Kategorie zuzuordnen. Eine reflexive Frage kann durchaus direkt und eine zirkuläre Frage kann durchaus hypothetisch sein. Für die Mediation kommt es weniger darauf an, die Fragen korrekt zu kategorisieren als darauf, sie für den mediativen Zweck einzusetzen. Die Frage ist stets eine Technik, deren Ausrichtung sich aus der Methode ergibt. Damit liefern die Phasenaufträge eine wichtige Vorlage, um die Fragen korrekt in die Mediation einzubeziehen.1

Formulierung von Fragen entlang der Mediation

Fragen sollten so gestellt sein, dass sie auch beantwortet werden können. Das bedeutet, es wird immer nur eine Frage gestellt. Die Frage sollte auch wichtig genug sein, um die Antwort abzuwarten. Dazu muss dem Befragten auch die Zeit gegeben werden, die er zur Antwort benötigt. Die Frage sollte keine implizite Antwort enthalten und ebenso keine Suggestionen. Die Fragen in der Mediation sollten so ausgerichtet werden, dass sie aus dem Problem heraus und nicht in das Problem hineinführen. Statt zu fragen: "Warum haben Sie das getan?", sollte gefragt werden: "Was wollten Sie erreichen?". Eine Frage, die auf die Lösung abzielt kann gefährlich sein, wenn die Mediation noch nicht so weit ist. Statt zu fragen: "Was wünschen Sie?", wäre die Frage "Was brauchen Sie?" besser geeignet, um den Nutzen herauszuarbeiten.

Die Fragen passen sich der Mediation an, indem sie sich in die Phasen einfügen. Es gibt deshalb eine Fragesequenz, die jeder Mediator beherrschen sollte.

Phase 1 (Was-Fragen)

Wenn es in der Phase 1 überhaupt eine typische Frageart gibt, wären es die Was-Fragen. Es geht um die Zielvereinbarung. Also passen in diese Phase alle Fragen, mit denen die Erwartungen abgefragt werden. "Was erwarten Sie von dem Gespräch / der Mediation?" oder "Was möchten Sie erreichen?", natürlich auch: "Was sind Sie bereit zu leisten?". Das Gesetz erwartet, dass der Mediator Ablauf und Grundsätze der Mediation verstanden hat. Dafür könnten sich Kontrollfragen eignen. Weil die Grundsätze zu vereinbaren sind, eigen sich die Einverständnisfragen allerdings besser.

Phase 2 (Warum-Fragen)

Die Warum-Frage erwartet ein Argument. Das kann in die zweite Phase passen, wenn die Position zu begründen ist. Zur Klärung des Streites kann auch die Frage veranlasst sein: "Was genau velangen Sie vom Gegner?" oder "Was genau soll der Gegner tun?". Um eine Konfliktanalyse durchzuführen, mag die Frage "Warum Streiten Sie?" angebracht sein oder "Warum können Sie das problem nicht selbst lösen?".

Phase 3 (Wozu-Fragen)

Die Wozu-Frage passt in die dritte Phase. Dorthin gehören alle Fragen, die das Motiv oder den Nutzen umschreiben. Also kommen hier folgende Fragen zum Einsatz: "Wozu brauchen Sie das?", "Was haben Sie davon", "Was versprechen Sie sich davon", "Und was bringt Ihnen das?" oder "Was ist anders, wenn dies oder jedes eingetroffen ist?". Nicht in die dritte Phase passt die Frage "Was wünschen Sie?". Sie zielt auf eine Lösung. Sie passt deshalb in die vierte Phase. Wenn aus ihr der Nutzen herzuleiten ist, führt die darauffolgende Frage: "Und was haben Sie davon?" an das Ziel der dritten Phase.

Phase 4 (Wie-Fragen)

Die Wie-Frage zielt auf die Lösung ab. Sie ist in der vierten Phase angebracht. "Wie soll das genau funktionieren?" wäre eine Frage, die in der vierten Phase zu stellen ist.

Phase 5

Hier stehen Kontroll- und Einverständnisfragen im Vordergrund.

Bedeutung für die Mediation

In der Mediation ist die Frage ein wichtiger Bestandteil des Verstehensprozesses. Die Ausrichtung der Frage ist also rekursiv und achtet darauf, dass die Gedankenhoheit bei den Parteien verbleibt. Im Verständnis der Mediation als Kognitionsprozess ist die wichtigste Aufgabe der Frage Erkenntnisse zu ermöglichen, aus denen sich der Weg in die Lösung ergibt.

Was tun wenn ...

Hinweise und Fußnoten
Bitte beachten Sie die Zitier - und Lizenzbestimmungen
Bearbeitungsstand: 2024-11-20 18:11 / Version 83.

Aliase: Hinterfragen
Prüfvermerk:

1 In dem hier vertretenen Modell wird davon ausgegangen, dass die Mediation eine Kombination von Methoden ist, deren Zielsetzungen sich letztlich aus der Aufgabenstellung ergibt, die der Phasenkonsistenz entspricht.


Based on work by Arthur Trossen und Bernard Sfez und anonymous contributor . Last edited by Arthur Trossen
Seite zuletzt geändert am Sonntag Dezember 22, 2024 12:40:12 CET.

Durchschnittliche Lesedauer: 15 Minuten