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Das Eisbergmodell oder Eisbergprinzip

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Das Eisbergmodell ist ein Konzept, das in verschiedenen Disziplinen, insbesondere in der Organisationsentwicklung und der Psychologie, Anwendung findet. Es dient dazu, die Komplexität von Problemen und Systemen zu veranschaulichen, indem es zeigt, dass nur ein kleiner Teil der Probleme oder Systeme sichtbar ist, während der größere Teil unter der Oberfläche verborgen bleibt. Hier wird das Eisbergmodell oder das Eisbergkonzept als ein Werkzeug eingestuft, weil es zur Veranschaulichung der sichtbaren und nicht sichtbaren Konfliktaspekte dient.

Ursprung des Eisbergmodells

Dieses Modell wurde erstmals von Sigmund Freud in der Psychoanalyse verwendet und später von anderen Wissenschaftlern und Praktikern in verschiedenen Kontexten adaptiert. Das Eisbergmodell hat seine Wurzeln in der Psychoanalyse, insbesondere in den Arbeiten von Sigmund Freud. Freud verwendete das Bild eines Eisbergs, um die Struktur des menschlichen Bewusstseins zu erklären. Er postulierte, dass das Bewusstsein nur die Spitze des Eisbergs darstellt, während das Vorbewusstsein und das Unbewusste den größeren, unter der Oberfläche liegenden Teil bilden. Diese Metapher wurde später in anderen Bereichen übernommen, um die Komplexität und Tiefe von Problemen und Systemen zu veranschaulichen.

Sichtbare und unsichtbare Aspekte

Üblicherweise wird das Eisbergmodell verwendet, um zu zeigen, dass die sichtbaren Probleme oder Symptome oft nur die Spitze des Eisbergs sind. Die eigentlichen Ursachen und tiefer liegenden Probleme bleiben häufig verborgen. Das Modell hilft dabei, die Aufmerksamkeit auf die weniger offensichtlichen Aspekte zu lenken, die eine wesentliche Rolle bei der Entstehung und Aufrechterhaltung von Problemen spielen.

Sichtbare Aspekte (Oberfläche des Eisbergs)

  1. Verhalten und Handlungen: Die beobachtbaren Aktionen und Reaktionen der Mitarbeiter.
  2. Kommunikation: Die Art und Weise, wie Informationen innerhalb der Organisation ausgetauscht werden.
  3. Strukturen und Prozesse: Die formellen Regeln, Richtlinien und Abläufe, die das tägliche Geschäft bestimmen.

Verborgene Aspekte (unter der Wasseroberfläche)

  1. Werte und Normen: Die grundlegenden Überzeugungen und Prinzipien, die das Verhalten und die Entscheidungen der Organisation leiten.
  2. Kultur: Die gemeinsamen Annahmen, Überzeugungen und Verhaltensweisen, die das kollektive Verhalten der Organisation prägen.
  3. Emotionen und Motivationen: Die Gefühle und Antriebe, die das Verhalten der Mitarbeiter beeinflussen.
  4. Machtstrukturen: Die informellen Hierarchien und Einflussnetzwerke, die oft nicht offen sichtbar sind.

Anwendung des Eisbergmodells

Das Eisbergmodell kann in verschiedenen Kontexten angewendet werden, um eine tiefere Analyse und ein besseres Verständnis von Problemen zu ermöglichen. Hier ein Darstellungsbeispiel:

Eisberg

Die Grafik wurde an das Eisbergmodell von Studyfix angelehnt.1 In anderen Darstellungen wird zwischen der Sachebene und der Beziehungsebene unterschieden. Die Freud'sche Variante kennt noch die Unterscheidung nach dem Drei-Instanzen-Modell der menschlichen Psyche, die er in das Es einteilt, wo er das Lustprinzip (Triebe, Wünsche, Bedürfnisse) ansiedelt, in das Über-Ich, wo das Moralitätsprinzip (Normen, Werte, Moral) einordnet und das Ich, wo sich das Realitätsprinzip (Tatsächliches Handeln als Mittelmaß zwischen Verlangen des Es und dem vernünftigen Über-Ich) wiederfindet. Das Es und das Über-Ich liegen zum größten Teil im Unterbewusstsein. Es wäre also unter der Wasseroberfläche einzuzeichnen. Natürlich findet sich das Eisbergmodell auch bei der Konfliktarbeit wieder. Dort wird zwischen der Sachebene und der Beziehungsebene unterschieden. Die Konfliktdimensionen erlauben auch die Zuordnung von Konflikten auf der untersten Bewusstseinsebene, wo Werte und Identitätskonflikte angesiedelt werden. Nachfolgend einige Beispiele für die Verwendung des Eisbergmodells:

Problemlösung in Organisationen
Wenn eine Organisation mit einem wiederkehrenden Problem konfrontiert ist, kann das Eisbergmodell helfen, die zugrunde liegenden Ursachen zu identifizieren. Anstatt sich nur auf die sichtbaren Symptome zu konzentrieren, können Führungskräfte und Mitarbeiter die tiefer liegenden Faktoren untersuchen, die das Problem verursachen.
Change Management
Bei der Implementierung von Veränderungen in einer Organisation ist es wichtig, nicht nur die sichtbaren Strukturen und Prozesse zu berücksichtigen, sondern auch die verborgenen kulturellen und emotionalen Aspekte. Das Eisbergmodell hilft dabei, die Widerstände und Herausforderungen zu verstehen, die unter der Oberfläche liegen.
Psychotherapie
In der Psychotherapie wird das Eisbergmodell verwendet, um Patienten zu helfen, ihre tiefen, oft unbewussten Gefühle und Motivationen zu erkennen. Durch die Analyse der verborgenen Aspekte können Therapeuten und Patienten gemeinsam an der Lösung von Problemen arbeiten.
Mediation
In der Mediation dient das Eisbergmodell in erster Linie als eine Metapher für den notwenigen Tiefgang, sei es in der Kommunikation oder in der Konfliktarbeit. Das Eisbergprinzip wird als Kommunikationsmodell eingeschätzt2 und findet sich im U-Modell wieder, das den Phasenablauf beschreibt.3 Eine Nähe ergibt sich auch zu den Konfliktdimensionen, die letztlich eine dem Eisbergmodell vergleichbare 3-Teilung vornimmt und die Konflikte dementsprechend einordnet.

Bedeutung für die Mediation

Das Eisbergmodell ist ein mächtiges Werkzeug, das in verschiedenen Disziplinen Anwendung findet, um die Komplexität von Problemen und Systemen zu veranschaulichen. Es zeigt, dass nur ein kleiner Teil der Probleme sichtbar ist, während der größere Teil unter der Oberfläche verborgen bleibt. Die Behauptung, dass nur 20% der sichtbaren Sachebene und 80% der nicht sichtbaren Beziehungsebene zuzuordnen sind, orientiert sich am Pareto-Prinzip. Das Paretoprinzip, das auch als die 80/20-Regel bekannt ist, besagt, dass nur ein kleiner Prozentsatz an Aufwand oder Ressourcen erforderlich ist, um einen Großteil des Erfolgs oder der Ergebnisse herbeizuführen. Durch die Berücksichtigung der verborgenen Aspekte können tiefere Einblicke gewonnen und effektivere Lösungen entwickelt werden. Das Modell hilft dabei, die Aufmerksamkeit auf die weniger offensichtlichen, aber oft entscheidenden Faktoren zu lenken, die eine wesentliche Rolle bei der Entstehung und Aufrechterhaltung von Problemen spielen.

Hinweise und Fußnoten
Bitte beachten Sie die Zitier - und Lizenzbestimmungen
Bearbeitungsstand: 2024-11-25 16:25 / Version 7.

Alias: Eisbergprinzip
Prüfvermerk: -

1 Siehe Studyfix (Eisbergmodell) - 2024-11-25
2 Siehe Hartung (Eisbergprinzip) - 2024-11-25
3 Siehe OMA-Mediationen Video "Mediation im Unternehmen 1-5", U-Modell und U-Theorie


Based on work by Arthur Trossen
Seite zuletzt geändert am Mittwoch November 27, 2024 14:42:21 CET.

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