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Dominanz und Dominanzverhalten

Wissensmanagement » Diese Seite ist der Kategorie Konfliktphänomenologie des Archivs in der Wiki-Abteilung Wissen zugeordnet. Eine logische Verknüpfung erfolgt mit der Rubrik Konflikt, also dem 6. Buchabschnitt des Fachbuchs Mediation und den Konfliktphänomenen. Bitte beachten Sie auch:

Konflikt Dominanz Konfliktverhalten Macht Autorität Eintrag Suche

Dominanz ist ein komplexes soziales Phänomen, das in vielen Bereichen des menschlichen Verhaltens eine zentrale Rolle spielt. In der Mediation spielt die Dominanz eine Rolle, was sie die Mediation zum Scheitern bringen kann und weil sie Ursache und Gegenstand eines Konfliktes sein kann.

Herkunft und Bedeutung von Dominanz

Das Wort Dominanz stammt aus dem Lateinischen und bedeutet Vorherrschaft.1 Das Adjektiv dominant leitet sich von dominārī ab, was herrschen bedeutet.2 Die Konzepte von Dominanz und Hierarchie haben ihre Wurzeln in der Evolutionsbiologie und Verhaltensforschung. Bei vielen Tierarten, insbesondere bei sozialen Säugetieren wie Primaten und Wölfen, bilden sich dominante Individuen heraus, die innerhalb der Gruppe eine führende Rolle einnehmen. Diese dominanten Individuen haben oft bevorzugten Zugang zu Ressourcen wie Nahrung, Partnern und Territorien.3

Beispiel 16866 - Ein Rudel von Pavianen wurde von den männlichen Alphatieren versorgt. In der Nähe des Reservats befand sich eine Müllkippe, wo die Alphatiere sich und das Rudel mit Nahrung versorgten. Eines Tages fanden sie dort eine mit Tuberkulose verseuchte, tot Kuh. Die Paviane fraßen die Kuh und starben allesamt unmittelbar darauf. Das Pavianrudel musste jetzt ohne Alphatiere auskommen. Forscher meinten, das Rudel habe keine Überlebenschance. Es kam jedoch anders. Nach langer Zeit stellten die Forscher fest, dass die Weibchen lernten, mit den wesentlich freundlicher gestimmten Betatieren zu kooperieren. Sie lernten sogar deren freundliches Miteinander zu schätzen und zogen die Betatiere den später hinzukommenden Alphatieren vor. Das Sozialverhalten in dem Rudel veränderte sich so dramatisch, dass die Forscher nunmehr von den Hippie-Pavianen sprachen. Eine weitere Erfahrung war, dass die Versorgung auch mit den Betatieren sichergestellt war.


Dominanz spielt eine wichtige Rolle in der Strukturierung sozialer Systeme. Sie hilft, Konflikte zu minimieren und die Ressourcenverteilung zu regulieren. In menschlichen Gesellschaften kann Dominanz sowohl positive als auch negative Auswirkungen haben. Positiv kann sie Führung und Ordnung bieten, negativ kann sie zu Unterdrückung und Ungerechtigkeit führen.

Die Dominanz ist eine Form der Machtausübung und als solches von der Autorität abzugrenzen. Der Unterschied liegt in der Akzeptanz. Während Dominanz auf Einschüchterung und Zwang basiert und oft negative Auswirkungen hat, basiert Autorität auf Anerkennung, Respekt und Vertrauen und hat in der Regel positive Auswirkungen. Dominanz basiert auf Überlegenheit und wird oft durch Zwang oder Kontrolle ausgeübt. Demgegenüber beruhht Autorität auf Respekt, Vertrauen und Legitimität, was sich im Verhalten auswirkt.

Erscheinungsformen von Dominanz

Dominanz kann sich in verschiedenen Formen und Kontexten manifestieren:

  1. Physische Dominanz: Körperliche Stärke und Aggression können in vielen Tiergesellschaften und auch in menschlichen Kontexten wie Sport oder Militär eine Rolle spielen.
  2. Soziale Dominanz: In menschlichen Gesellschaften kann soziale Dominanz durch Status, Macht und Einfluss ausgeübt werden. Dies kann in beruflichen Hierarchien, politischen Systemen oder sozialen Netzwerken auftreten.
  3. Psychologische Dominanz: Manipulation, Einschüchterung und kontrollierendes Verhalten sind Formen der psychologischen Dominanz, die in zwischenmenschlichen Beziehungen vorkommen können.
  4. Kulturelle Dominanz: Dominante Kulturen oder Gruppen können ihre Werte, Normen und Praktiken anderen aufzwingen, was zu kultureller Assimilation oder Unterdrückung führen kann.

Umgang mit Dominanz

Der Umgang mit Dominanz kann je nach Kontext und Erscheinungsform variieren:

  1. Anerkennung und Akzeptanz: In bestimmten Situationen kann es sinnvoll sein, dominante Strukturen zu akzeptieren, insbesondere wenn sie zu Ordnung und Effizienz beitragen.
  2. Kommunikation und Verhandlung: Offene Kommunikation und Verhandlungen können helfen, dominante Verhaltensweisen zu mildern und Kompromisse zu finden.
  3. Selbstbehauptung: Das Erlernen und Anwenden von Selbstbehauptungstechniken kann Individuen helfen, sich gegen ungerechte oder unterdrückende Dominanz zu wehren.
  4. Soziale Unterstützung: Der Aufbau eines unterstützenden sozialen Netzwerks kann helfen, die negativen Auswirkungen von Dominanz zu mildern.

Auswirkungen von dominantem Verhalten

Dominantes Verhalten kann erhebliche Auswirkungen auf das Gegenüber haben, sowohl positiv als auch negativ. Die Wirkungen hängen stark vom Kontext, der Art des dominanten Verhaltens und den individuellen Charakteristika der beteiligten Personen ab. Hier sind einige der wichtigsten Auswirkungen:

Positive Wirkungen

  1. Führung und Struktur: Klarheit und Orientierung: Dominantes Verhalten kann in bestimmten Situationen Klarheit und Orientierung bieten, insbesondere in Krisen oder bei komplexen Aufgaben. Eine dominante Führungsperson kann Entscheidungen treffen und den Weg vorgeben, was Sicherheit und Struktur schafft. Motivation und Inspiration: Charismatische und dominante Führungspersönlichkeiten können andere motivieren und inspirieren, indem sie eine Vision vermitteln und Begeisterung wecken.
  2. Effizienz und Leistung: Schnelle Entscheidungsfindung: Dominante Personen können schnelle Entscheidungen treffen, was in bestimmten Situationen effizienter sein kann, insbesondere wenn Zeitdruck herrscht. Hohe Leistungsstandards: Dominante Führung kann hohe Leistungsstandards setzen und andere dazu anspornen, ihr Bestes zu geben.

Negative Wirkungen

  1. Psychologische Auswirkungen: Stress und Angst: Dominantes Verhalten kann Stress und Angst bei den Betroffenen auslösen, insbesondere wenn es mit Einschüchterung oder Druck verbunden ist. Selbstzweifel und Unsicherheit: Ständige Kritik oder dominante Kontrolle können das Selbstwertgefühl und die Selbstsicherheit der Betroffenen untergraben. Frustration und Wut: Wenn dominantes Verhalten als ungerecht oder unterdrückend empfunden wird, kann es zu Frustration und Wut führen.
  2. Soziale Auswirkungen: Isolation und Ausgrenzung: Dominantes Verhalten kann zu sozialer Isolation und Ausgrenzung führen, insbesondere wenn es andere davon abhält, ihre Meinungen und Ideen zu äußern. Konflikte und Spannungen: Dominantes Verhalten kann Konflikte und Spannungen in Gruppen oder Teams verursachen, da es oft zu Machtkämpfen und Rivalitäten führt.
  3. Berufliche Auswirkungen: Reduzierte Kreativität und Innovation: Dominantes Verhalten kann die Kreativität und Innovation hemmen, da es oft wenig Raum für alternative Meinungen und Ideen lässt. Geringere Zufriedenheit und Motivation: Mitarbeiter, die sich von dominanten Führungspersonen kontrolliert oder unterdrückt fühlen, können eine geringere Zufriedenheit und Motivation bei der Arbeit empfinden.

Langfristige Auswirkungen

  1. Burnout und Erschöpfung: Ständiges dominantes Verhalten kann zu Burnout und Erschöpfung führen, da es die Betroffenen unter ständigen Druck setzt.
  2. Verlust von Talenten: Dominantes Verhalten kann dazu führen, dass talentierte Mitarbeiter das Unternehmen verlassen, weil sie sich nicht wertgeschätzt oder unterstützt fühlen.

Abwehr und Koordinierung von Dominanz

Es ist wohl so, dass sich manche Menschen dominant verhalten und bewusst oder unbewusst Macht über Sie ausüben wollen. Im folgenden Video werden einige Situationen geschildert und Vorschläge gemacht, wie man damit umgehen kann.

Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem Video um ein bei Youtube (Google) hinterlegtes Video handelt. Was das bedeutet, erfahren Sie in der Datenschutzerklärung. Eintrag im Videoverzeichnis erfasst unter So stoppen Sie dominante Menschen


Lassen Sie uns mit der Frage beginnen, warum man Dominanz überhaupt abwehren sollte. Das ist sicherlich abhängig von der Wirkung, die sie entfaltet und letztlich inwieweit sie einen selbst betrifft. Damit wird der persönliche und der soziale Aspekt angesprochen. Selbst wenn die Dominanz aus der Rolle heraus gerechtfertigt ist, kommt es auf die Ausführung an, ob und inwieweit sie zu akteptieren ist. Im Umgang mit Dominanz sollte also stets beachtet werden:

Selbstbewusstsein und Selbstwert
Am Anfang steht immer die Frage: "Was hat das mit mir zu tun? Warum rege ich mich so auf? und Warum kann ich nicht einfach dadrüber stehen? Das sind Fragen, die auf das Rumpelstilzchen hindeuten. Ein starkes Selbstbewusstsein und ein gesundes Selbstwertgefühl können helfen, dominante Verhaltensweisen abzuwehren.
Beispiel 11570 - Ein Samurai unterrichtet seine Schüler in der Kriegskunst, als er von einem Haufen Halbstarker provoziert wird. Der Samurai reagiert nicht, so dass die angriffslustigen Männer ihre Beleidigungen verschärften. Nachdem der Samurai auch darauf nicht reagierte, zogen die Männer weiter. Sie lachten über den Samurai, der sich nicht wehren wollte. Die Schüler, die den Vorgang beobachteten, waren völlig verstört. Sie fragten verwundert: ‘Großer Meister, warum hast Du Dir das gefallen lassen? Warum hast Du die Männer nicht bestraft?’ Der Samurai antwortete: ‘Wenn ihr mir eine Truhe mit 10 kg Gold schenkt und ich die Truhe mit dem Gold nicht annehme, gehört mir dann das Gold?’‘Nein!’ antworteten die Schüler einstimmig.‘Seht Ihr’, fuhr der Samurai fort, ‘so geht es auch mit einer Beleidigung die nicht angenommen wird. Auch sie gehört weiterhin dem, der sie ausgesprochen hat.’

Beispiel 16865 - Der Vorgesetzte weist die Sekretärin an: "Machen Sie mir mal einen Kaffee". Der Sekretärin missfällt der Ton. Auch meint sie, dass Kaffeekochen nicht Ihre Arbeit sei. Um Streit zu vermeiden widmet sie den Befehl einfach um, indem sie sagt: "Den Gefallen tue ich Ihnen gerne". Sie überlegt noch, ob sie ihren Chef sofort darauf anspricht, dass Kaffee kochen nicht ihre Arbeit sei oder ob sie einen günstigen Moment abwartet, wo sie mit ihm stressfrei darüber sprechen kann. Vielleicht hat ihre Rückmeldung auch schon genügt, um zu zeigen wo der Hammer hängt. Im konkreten Fall hat sie die Anweisung entkräftet und zu einer eigenen Entscheidung gemacht.

Interpretation des Verhaltens
Wie in dem Videobeispiel erwähnt, kann ein dominant wirkendes Verhalten auch gar nicht so gemeint sein. Es muss auch nichts mit dem Gegenüber zu tun haben. Es kann einfach nur mit einem etwas übertriebenen Mitteilungzwang zusammenhängen. Die Einschätzung des Verhaltens hängt sicher ganz maßgeblich von der Selbsteinschätzung ab. Fühlt man sich selbst sicher und stark, hat die Do inanz keine Wirkung. Auch in der Mediation würde eher auf die Ich-Botschaft geachtet werden als auf den Angriff. Fragen Sie, was der dominante Mensch über sich sagt, nicht was er über den anderen sagt.

Beispiel 16867 - Der Chef brüllt den Mitarbeiter an. Er maßregelt ihn und überschüttet ihn mit Anweisungen in einem Ton, den man sich nicht gefallen lassen muss. Statt sich aufzuregen, stellt der Mitarbeiter fest: „Was für ein schwacher, unbeherrschter Mann“. Das Anbrüllen verfehlt seine Wirkung.

Umkehr der Verantwortung
Oft soll das dominante Verhlten jemanden veranlssen etwas zu tun oder zu unterlassen. Zweifel können eher davon abhalten, als Argumentemoder Gegenangriffe.

Beispiel 16869 - Die überwältigte Partei fasst zusammen: „Du willst, dass ich … mache. Richtig?“ … „Was versprichst Du Dir davon?“

Rollenklärung
Manchmal macht es auch Sinn, zu klären ob das die dominante Verhaltens legitimiert ist. Damit werden die Rollen geklärt, die die Beziehungspartner zueinander einnehmen. Oft erweist es sich, dass die Parteien einander spiegeln, ohne dass es ihnen bewusst ist.

Beispiel 16868 - Der Mediator fragt das Ehepaar in der Mediation wer der dominante Teil von ihnen sei. Beide zeigten auf jeweils den anderen.

  1. Bildung und Wissen: Bildung und Wissen können Individuen befähigen, dominante Strukturen zu hinterfragen und sich gegen Ungerechtigkeiten zu wehren.
  2. Rechtliche und institutionelle Maßnahmen: Rechtliche Rahmenbedingungen und institutionelle Maßnahmen können helfen, dominante Verhaltensweisen zu kontrollieren und zu sanktionieren.
  3. Gemeinschaft und Solidarität: Der Zusammenschluss mit anderen kann die Kraft und den Einfluss dominanter Individuen oder Gruppen mindern.

Muss ich mich gegen Dominanz wehren?

Die Frage, ob man sich gegen Dominanz wehren sollte, hängt von verschiedenen Faktoren ab:

Kontext und Situation: In einigen Situationen kann Dominanz notwendig und nützlich sein, z.B. in hierarchischen Organisationen oder in Krisensituationen.
Persönliche Werte und Überzeugungen: Individuelle Werte und Überzeugungen können die Entscheidung beeinflussen, ob und wie man sich gegen Dominanz wehrt.
Auswirkungen auf das Wohlbefinden: Wenn dominante Verhaltensweisen das Wohlbefinden oder die Rechte eines Individuums beeinträchtigen, kann es notwendig sein, sich zu wehren.
Möglichkeiten und Ressourcen: Die verfügbaren Möglichkeiten und Ressourcen können die Fähigkeit beeinflussen, sich gegen Dominanz zu wehren.
Schlussfolgerung
Dominanz ist ein vielschichtiges Phänomen, das in vielen Bereichen des menschlichen und tierischen Verhaltens eine Rolle spielt. Durch das Verständnis ihrer Herkunft, Bedeutung, Erscheinungsformen und den Umgang mit Dominanz können Individuen und Gesellschaften Strategien entwickeln, um dominante Verhaltensweisen zu managen und gegebenenfalls abzuwehren. Es ist wichtig, die Kontexte und Auswirkungen von Dominanz zu berücksichtigen, um fundierte Entscheidungen darüber zu treffen, ob und wie man sich gegen sie wehren sollte.

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Hinweise und Fußnoten
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Bearbeitungsstand: 2025-01-06 20:00 / Version .

Alias:
Siehe auch: Wut Verfahrensverzeichnis
Prüfvermerk: -

2 Siehe Studifix (dominant) - 2025-01-06
3 Das folgende Beispiel bezieht sich auf die Hippie-Paviane
4 Siehe auch -


Based on work by Arthur Trossen
Seite zuletzt geändert am Mittwoch Januar 8, 2025 06:02:22 CET.

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