Der Umgang mit Verteilungskonflikten
Es handelt sich um Konflikte, bei denen sich der Gewinn nicht vergrößern lässt, so dass nur die Verteilung als Verhandlungsmöglichkeit offen bleibt. Verteilungskonflikte führen in ein Nullsummenspiel, bei dem die binäre Logik zum Tragen kommt:
Auch bei einem Verteilungskonflikt führt die Mediation in eine kooperative Verhandlungslage hinein. Es ist deshalb auch in diesem Fall wichtig, die Mediation nach den Regeln der Kunst auszuführen und alle Phasen zu durchlaufen. Irgendwann müssen sich die Parteien über die Verteilungsmasse bewusst werden und darüber, dass sich der Gewinn, also der Lösungskuchen, sich nicht vergrößern lässt. Bei einem Verteilungskonflikt geht es stets um die Frage, wie der Kuchen zwischen den Parteien aufgeteilt wird. Ein Verteilungskonflikt liegt deshalb nicht vor, wenn sich der Streit auf einen unteilbaren Gegenstand konzentriert.
Bei der Entscheidung, wer das Haus behalten darf, steht nicht die Verteilung im Vordergrund. Hier spielen andere Fragen eine Rolle, bei denen das Interesse am Haus, die Lebensbedingungen, die emotionale Verbundenheit, die Nutzungsmöglichkeit oder evtl. die Vermögensbildung und andere Motive im Mittelpunkt steht. Wenn es zur Verteilung kommt, müsste das Haus verkauft werden. Aber auch dann besteht kein Konflikt über die Teilung, weil beiden Eheleuten klar ist, dass jeder die Hälfte aus dem Erlös bekommen wird. Anders verhält sich die Sachlage im folgenden Fall:
Bei der Frage, ob sich der Kuchen erweitern lässt oder nicht, ist stets die Expertise des Mediators hilfreich. Sie hängt von der Konfliktanalyse ab. Eine Erweiterung des Lösungskuchens wird erleichtert, wenn das Problem etwa mit einem Beziehungskonflikt einhergeht, sodass eine emotionale Kompensation möglich wird oder wenn, wie im Orangenbeispiel des Harvard-Konzeptes1
die Interessenebene eingezogen werden kann. Die Parteien erkennen oft nicht, dass die Mediation andere Ebenen hinzunehmen kann, um den Kuchen zu vergrößern.2
Eine andere Möglichkeit, den Kuchen zu vergrößern ist die Ausweitung der Themen auf andere Probleme, wo die eine Partei im einen Fall mehr und im anderen Fall weniger bekommt, sodass auf diesem Weg ein Ausgleich möglich wird. Für den Mediator bietet es sich in diesem Fall an, die 4.Phase gemeinsam für alle Themen durchzuführen.3
Die Frage, ob der Kuchen zu erweitern ist oder nicht, ergibt sich meist schon aus der 3.Phase, wo die Kriterien für die Lösung erarbeitet werden. Diese Vorgehensweise ändert sich nicht bei einem Verteilungskonflikt.
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- Möglicherweise stellt es sich erst in der 4.Phase heraus, dass Kompensationen nicht möglich sind. Dann muss der Mediator gegebenenfalls zurück in die 3.Phase, um nicht nur die Kriterien für die Lösung, sondern jetzt genau die Kriterien für die Aufteilung festgelegt werden. Diese Abstimmung kann aber auch in der 4.Phase vorgenommen werden, sobald klar ist, dass eine Aufteilung des geldbetrages erforderlich wird.
Es geht bei einem Verteilungskonflikt also darum, zunächst stets eine Regel abzustimmen, wie die Verteilung zu erfolgen hat und nicht darauf los zu argumentieren. Er lässt die Parteien Vorschläge unterbrieten. Gegebenenfalls kann er auch nach der Verteilungsquote fragen und den Parteien (evtl. anhand der Interssenlage) helfen sie zu finden. Er achtet auf alles, woran sich die Aufteilung orientieren kann. Wenn die Parteien sich darauf verständigt haben, unterbreiten sie sich Vorschläge, wie die Aufteilung konkret zu vollziehen ist.
- Feilschen
- Das Bargaining wird auch als distributives Verhandeln bezeichnet. Es ähnelt einem Feilschen ohne dass die Verteilungsquote zuvor festgelegt wurde. Ob geteilt oder gefeilscht wird, hängt ganz wesentlich von der Kooperationsbereitschaft bzw. der Bereitschaft nahzugeben ab. Das Ergebnis wird in Näherungschritten herbeigeführt. Hier eignet sich eine Shuttle-Mediation. Die Schritte werden wiederholt, bis es zur Einigung kommt. Das Zusammenspiel des sich Annäherns wird als negotiation dance beschrieben. Bemerkenswert ist, dass sich relativ präszise vorhersehen lässt, wo der Tanz endet. Er weist eine Regelmäßigkeit aus, die sich im Verhältnis von Zugeständnis und Zeit ausdrückt. Die Formel lautet: Jedes weitere Zugeständnis macht etwa die Hälfte des vorausgehenden Angebotes aus und dauert doppelt so lange. Einfluss auf die Zahl der Schritte und die Dauer des Verhandelns nehmen auch die als Anker gesetzten Einsatzbeträge. Diese Art des Verhandelns wird oft intuitiv angewendet. Je nach Kultur und Gepflogenheit wird sie auch ritualisiert. Deshalb wird das Feilschen auch als Basar-Methode bezeichnet.
Bedeutung für die Mediation
Es ist möglich, dass ein Verteilungskonflikt lediglich im Kompromiss endet. Die Mediation kann jedoch sicherstellen, dass bei diesem Kompromiss alle Aspekte und Interessen in die Lösungsfindung eingeflossen sind. Sie kann auch sicherstellen, dass es bei der Verteilungsverhandlung nicht zu einem Streit kommt.
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