Streit- und Friedenskultur
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Sowohl der Gesetzgeber wie die Verbände sehen in der Mediation eine Maßnahme zur Verbesserung der Streitkultur. Das ist Grund genug, sich mit der Frage auseinanderzusetzten, was damit gemeint sein kann udn was genau zu verbessern ist.
Was ist eine Streitkultur?
Definitionsgemäß geht es um die Kultur des Streitens. Streit ist es ein heftiges Sichauseinandersetzen, ein Zanken in hitzigen Wortwechseln, oft auch mit Handgreiflichkeiten einhergehend. So jedenfalls lautet die Definition im Duden.1 Der Begriff Kultur steht in diesem Kontext für die Verfeinerung (die Kultiviertheit) einer menschlichen Betätigung.
Verbesserung der Streitkultur
Wenn von einer Verbesserung der STREITkultur die Rede ist, wird offenbar davon ausgegangen, dass die hitzigen Wortwechsel verbesserungswürdig seien. Was ist dann ein besserer Streit? Wird der Streit gut, wenn gepflegt gezankt wird, wenn der Gegner höflich vernichtet wird, wenn Regeln beachtet werden, wie z.B. beim Boxen, wo Tiefschläge verboten sind? In allen Fällen bleibt es eine hitzige, emotionsgeladene Auseinandersetzung. Bringt uns das weiter?
Auffällig ist, dass der Ruf nach einer Verbesserung der Streitkultur den Streit selbst nicht in Frage stellt. Wie wäre es, wenn statt des Streites die (sachliche) Auseinandersetzung gefördert wird? Sie erlaubt das wechselseitige Verstehen und das Nachvollziehen der Gedanken. Ein Streit steht diesem Zweck eher im Wege. Demzufolge wirkt schon die Begrifflichkeit wie ein Nocebo.
Eine Förderung der Streitkultur impliziert, dass der Streit, also das Zanken, gefördert werden soll. Schon die Begrifflichkeit könnte, je nach dem, was unter Streit verstanden wird, den Bedarf nach einer Auseinandersetzung verdrängen. Es gibt deshalb Visionen, die den Auftrag der Mediation nicht in der Verbesserung der Streitkultur sehen, sondern in der Verbesserung der Friedenskultur.2
Auf die Haltung kommt es an
Die Mediation kann unstreitig im konkreten Fall Einfluss auf das Streiten nehmen, indem sie den Streit in eine Auseinandersetzung führt. Ob sie eine ganze Kultur verändern kann, hängt von ihrem Wirkungsgrad ab. Trossen hat ja sogar einmal behauptet, dass die Menschheit einen Evolutionssprung vollzieht, wenn alle Menschen denken, wie ein Mediator denken sollte.3 Das andere Denken bewirkt ein anderes Verhalten. Wenn die Kukltur die Ausprägung eines Verhaltens ist, wäre die Mediation also durchaus in der Lage, die Kultur zu verändern. Zu dieser Schlussfolgerung kommen auch die Experten im Podcast der Mediationsphilosophen im nachfolgenden Video.
Bedeutung für die Mediation
Wie kann die Mediation einen Streit kultivieren, wenn sie das Streiten gar nicht unterstützt und in der 2.Phase hinter sich lässt? Wie kann die Mediation die Streitkultur verbessern, wenn sie von anderen Verfahren isoliert ist und die Parteien zwischen der Mediation oder einem anderen Verfahren zu entscheiden haben und wenn die Parteien nur dann in den Genuss der Mediation kommen, wenn der Anlass für ein Verfahren besteht, das sich gar nicht zum Streiten eignet?
Wer die Mediation gelernt hat, wird zumindest einige Fähigkeiten wie das Zuhören auch bei anderen Gelegenheiten anwenden. Nach der Idee der Integrierten Mediation lassen sich auch weitere funktionale Einheiten der Mediation in anderen Verfahren verwenden. Erst wenn es zu einer solchen Vermengung kommt, wo die Gesellschaft insgesamt die Chance hat ein anderes Denken und Verhalten zu lernen, besteht die Chance, dass sich die Streitkultur in eine Friedenskultur verwandelt. Die Streitkultur wird also nicht verbessert, sie wird überwunden. Wenn das wirklich gewollt ist, sollte die Mediation zum allgemeinen Bildungsangebot gehören, so dass sich das andere Denken und der Umgang mit Streit und die Fähigkeit der Auseinandersetzung in der Gesellschaft etablieren können. Die Verbreitung der Mediation erfolgt nicht über ihre Dienstleistung. Sie erfolgt über die Bildung und kann schon im Kindergarten beginnen.
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