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Das Menschenbild der und in der Mediation

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Das Menschenbild der Mediation korrespondiert mit dem Mediationsverständnis, weshalb der Beitrag in viele andere Bereiche des Thinktanks einfließt.

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Abstract: Inwieweit ist die Art und Weise, wie der Mediator die Parteien und die Parteien den Mediator und alle zusammen den Menschen sehen ausschlaggebend für die Mediation? Gibt es einen Zusammenhang und worin besteht er? Mit diesen Fragen befasst sich dieser Beitrag.

Einführung und Inhalt: Es ist oft die Rede vom Menschenbild in der Mediation. Das Menschenbild des Mediators und seine Haltung sollen ausschlaggebend für das Gelingen der Mediation sein. Was hat das eine mit dem anderen zu tun und warum ist das Menschenbild so wichtig?

Das Menschenbild

Der Begriff Menschenbild bezeichnet laut dem Lexikon der Psychologie, die Gesamtheit der Annahmen, Einstellungen und Überzeugungen, was der Mensch von Natur aus ist, wie er in seinem sozialen und materiellen Umfeld lebt und welche Werte und Ziele sein Leben hat oder haben sollte – als Selbstbild (Selbstkonzept) und als Bild von anderen Personen oder von den Menschen im Allgemeinen.1

Die wissenschaftlichen Wurzeln

Das Menschenbild findet seine wissenschaftlichen Wurzeln in allen Disziplinen wieder, die sich mit dem Menschen befassen. Einen direkten naturwissenschaftlichen Bezug stellt die Anthropologie her. Grundlagen finden sich aber auch in der Anthroposophie, der Philosophie, der Psychologie, bis hin zur Theologie. Selbst die Rechtswissenschaft setzt sich mit dem Menschenbild auseinander.2 Suer stellt mit einem Zitat von Oerter heraus, dass Menschenbilder stets als Konstruktionen zu begreifen sind, die nach Bedarfslage, Zielsetzung und weltanschaulicher Orientierung immer wieder neu zu entwerfen sind. Trotz ihres Anspruchs auf universelle Geltung gehen sie immer aus einem bestimmten geschichtlichen Kontext hervor und sind historisch kontingent.3

Das Menschenbild der Mediation

In der Mediation ist das Menschenbild der humanistischen Psychologie ausschlaggebend. Sie geht davon aus, dass die Menschen selbst in der Lage sind, eine Lösung finden, um ihren Konflikt aufzulösen. Das zugrunde liegende Menschenbild unterstellt ihnen eine dementscheidende Kompetenz. Das ist gar nicht so selbstverständlich und setzt ein Wissen über den Menschen voraus, eine Erfahrung und ein Gefühl, das der Haltung der Mediatorin oder des Mediators zugeschrieben wird und auf eine Bewertung hinausläuft, von der sich der Mediator doch eigentlich fernhalten sollte.

Die Haltung des Mediators

Ehle erfasst die Menschenbilder im schematischen Vergleich als materialistisch, idealistisch, nihilistisch und christlich.4 Fahrenberg stellt unterschiedliche Ansichten auf den Menschen aus der psychologischen, biologischen, interkulturellen und religiösen Sicht zusammen.5 Ausgangspunkt ist die der Metaphysik zugeordnete Frage, was der Mensch wissen kann, die der Moral zugeordnete Frage, was er tun soll, die der Religion zugeordnete Frage, was er hoffen darf und die sich aus all dem ergebende, der Anthropologie zuzuordnende Frage, was der Mensch ist.

Auf die Mediation bezogen lassen sich diese Fragen leicht beantworten:

  1. Was kann ich wissen? Besser wäre die Frage, was muss ich wissen. Die Antwort lautet: Alles was das Konfliktgeschehen ausmacht.
  2. Was soll ich tun? Die Frage beantwortet sich aus der Nutzenerwartung von selbst. Offen bleibt die Frage, wer darüber entscheidet.
  3. Was darf ich hoffen? Dass jeder danach strebt, seinen inneren Frieden zu finden und sich der Katharsis zu stellen vermag.
  4. Was ist der Mensch? Ein Wesen, das die Verantwortung für den Prozess und das Ergebnis übernehmen kann.

Diese Art der Fragestellung zeigt, welchen Einfluss das Menschenbild auf die Mediation hat und umgekehrt. Die Moral tritt als Zielvorgabe in den Hintergrund. Die Hoffnung beschränkt sich auf die Fähigkeit zur Konfliktlösung. Damit sind die Fragen weniger zentral und bedeutsam als in der Antropologie und letztlich eine Momentaufnahme.

Der Einfluss des Konfliktes

Im Konflikt wird das Menschenbild auf die Probe gestellt. Je nach Eskalation geraten Menschen in einem Ausnahmezustand. Die kognitiven Fähigkeiten sind eingeschränkt. Ohne die Annahme, dass wir Menschen fähig und in der Lage seien, unsere Angelegenheiten selbst zu lösen, werden wir uns kaum die Mühe machen, uns dabei zu unterstützen.6 Damit richtet sich der Blick auf Carl Rogers und die humanistische Psychologie. Ein von ihm selbst häufig verwendetes Zitat von Lao-tse fasst seine Überzeugungen am besten zusammen:7

Wenn ich Menschen nicht dazwischenfahre, passen sie auf sich selbst auf,
Wenn ich Menschen nicht befehle, verhalten sie sich von selbst richtig.
Wenn ich Menschen nicht predige, werden sie von selbst besser,
Wenn ich mich Menschen nicht aufdränge, werden sie sie selbst.

Das Zitat sagt vielleicht mehr über den Verwender als darüber, wie er über andere denkt. Rogers gilt als der Begründer der Gesprächstherapie (klientenzentrierten Psychotherapie) und ein Verfechter der humanistischen Psychologie, die sich vom Behaviorismus und der Psychoanalyse abgrenzt. Der Grundgedanke seines Menschenbildes ist das Streben des Menschen nach Selbstverwirklichung und Autonomie. Das Konzept greift die Entwicklung des Menschenbildes auf, das sich im Laufe der Jahre von der Frembestimmtheit der Antike bis in die Fähigkeit zur Selbstbestimmung in der Moderne entwickelt hat. Der Mensch wird nicht mehr als ein von außen vorgegebenes Wesen gesehen, sondern als eine sich von innen her entwickelnde Persönlichkeit.8 Nach Rogers entwickelt der Mensch ein Selbstkonzept, das aus dem Spannungsverhältnis des Ideal-Selbsts, das den Erwartungen der Umwelt entspricht, und dem Real-Selbst, das dem Selbstzutrauen entspricht, entsteht.9 Es bedarf lediglich einiger Impulse, ähnlich wie die Wirkung der Sonnenstrahlen, die auf die Kartoffeln im dunklen Keller fallen, um deren Wachstum anzustoßen.

Die Grundlage des Vertrauens

Deutlich wird aber auch, dass es nicht nur auf das Menschenbild der Mediatorin oder des Mediators ankommt. Auch die Parteien müssen darauf vertrauen, dass die Suche nach dem inneren Frieden des einen, den Frieden des anderen einschließt. Das Vertrauen geht im Konflikt gerne verloren. Es ist also eine der Aufgaben der Mediation, dieses Vertrauen wieder herzustellen. Die Vernunft ist der Schlüssel dafür.

Bedeutung für die Mediation

Das Menschenbild beginnt damit, den Gegner überhaupt als Menschen wahrzunehmen, ohne ihm den Subjektstatus abzusprechen. Egal, welche Vorstellung wir von Menschen haben, das Menschenbild fällt immer auf einen selbst zurück. Die Herangehensweise der Mediation führt automatisch zu einem wertschätzenden Menschenbild, weil sie eine Verhandlunjg auf gleicher Augenhöhe voraussetzt, die letztlich auch eine Auseinandersetzung mit sich selbst bewirkt.

Hinweise und Fußnoten

Bitte beachten Sie die Zitier - und Lizenzbestimmungen. Zitiervorgabe im ©-Hinweis.

Bearbeitungsstand: 2023-08-01 17:11 / Version 28.

Siehe auch: Mediationsverständnis, Haltung
Prüfvermerk: -


Based on work by Arthur Trossen
Seite zuletzt geändert am Donnerstag November 14, 2024 05:37:30 CET.

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