Die Kommunikation
Wissensmanagement » Diese Seite gehört zum Fachbuch Mediation in der Wiki-Abteilung Wissen. Sie befinden sich auf der Themenseite Kommunikation, die dem Kapitel Vermitteln des Buchabschnitts Methodik zuzuordnen ist und mit folgenden Kapiteln einhergeht:
Vermitteln Streit Verstehen Emotionen Kommunikation Sprache Körpersprache Augensprache Mimik
Worum es geht: Die Mediation ist ein Prozess, der nicht nur Erkenntnisse erfordert, sondern auch ermöglicht.
Ihr wichtigstes Werkzeug ist die Kommunikation. Sie kann in einen Konflikt hineinführen und wieder heraus. Leider wird ihre Fähigkeit aus einem Konflikt herauszuführen oft unterschätzt. Wie aber kann es gelingen, dass Parteien, die sich ganz und gar nicht einig sind, selbst eine einvernehmliche Lösung finden?
Gliederung
- Kommunikation als Verstehensgarant
- Was ist Kommunikation?
- Kommunikationstheorie
- Wechselwirkung und Verantwortung
- Kommunikationsrahmen
- Kommunikationsformen
- Kommunikationsarten
- Kommunikationsaxiome
- Kommunikationsebenen
- Kommunikationsmodelle
- Kommunikationsvariablen
- Kommunikationsbeziehung
- Kommunikationskontext
- Kommunikationsweisen
- Wie erfolgt die Kommunikation im Streit
- Synchronisationsbedarf
- Bedeutung für die Mediation
- Was tun wenn ...
Miteinander reden ist manchmal gar nicht so einfach.
Buchinhalt Themen Zurück WeiterlesenEinführung und Inhalt: Der Ursprung der Sprache mag in der aus Gesten und Lauten bestehenden Protosprache gesehen werden. Später entwickelten sich die ersten Wandmalereien, in denen Zeichensysteme und Zahlen erkennbar waren, bis die Ägypter die Hieroglyphen erfanden.1 Schrift und Sprache haben sich zu einem komplexen Kodex entwickelt, dessen Information sich nicht nur in Zeichen und Wörtern erschöpft, sondern in einem komplexen Prozess, den wir Kommunikation nennen.
Kommunikation als Verstehensgarant
Kommunikation ist schwerer als Sie glauben. Die Wahrscheinlichkeit, dass wir uns gut verstehen, geht gegen Null. Mit dieser schwerwiegenden Aussage beginnt das nachfolgende Video über einen Vortrag von Rossié. Schauen Sie sich an, was die Kommunikation so schwer macht:
Wenn der Mediator Verstehen vermitteln will, muss er die Fehlerquellen der Kommunikation kennen, denn die Kommunikation dient der Verständigung. Wie schwierig und komplex Kommunikation sein kann, belegt dieser ebenso amüsante wie spannende Vortrag von Michael Rossié. Er deutet darauf hin, worauf zu achten ist, wenn man etwas zum Ausdruck bringen will. Die Begründungssemantik wird zum Schieberegler. Die gut gemeinte Sandwichtaktik degradiert den Menschen zur Maschine, ebenso wie die Ermahnung zur Sachlichkeit. Ja, die Kommunikation kann gefährlich sein, auch wenn sie gut gemeint ist.
Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem Video um ein bei Youtube (Google) hinterlegtes Video handelt. Es wurde im erweiterten Datenschutzmodus eingebettet. Was das bedeutet, erfahren Sie in der Datenschutzerklärung. Eintrag im Videoverzeichnis erfasst unter So kommunizierst du richtig
Der Vortrag ist ein guter, kurzweiliger Einstieg, um zu erkennen, wie Missverständnisse entstehen und vielleicht auch wie sie zu vermeiden sind. Er führt zu der ersten wichtigen Erkenntnis:
Rossié verknüpft die Kommunikation mit dem Verstehen. Ist das Verstehen nicht eine Angelegenheit des Denkens? Und was ist mit der Wahrnehmung? Das Verstehen ist sicherlich ein Zweck der Kommunikation. Aber wer sagt, dass es darauf ankommt? Vielleicht rede ich nur um zu reden. Aber ist das nicht auch bereits eine Kommunikation, die man verstehen sollte?
In der Mediation ist das Verstehen der wichtigste Zweck der Kommunikation. Also kommt es darauf an, die´ Kommunikation so auszurichten, dass ein Verstehen möglich wird. Um das zu erreichen, kommt es darauf an, sich genauer mit der Kommunikation und all ihren Aspekten auseinanderzusetzen.
Was ist Kommunikation?
Kommunikationstheorie
Die Kommunikationstheorie versucht, die Beschreibung der Kommunikation wissenschaftlich zu erklären. Es gibt mehrere Ansätze und demnzufolge auch mehrere Theorien, die sich auf den unterschiedlichen Zweck der Kommunikation einlassen. Für die Mediation ist die Vorstellung ausschlaggebend, dass die Kommunikation ein Austausch von Informationen darstellt. Es wird ein Sender-Empfänger-Modell zugrunde gelegt, das auf die mathematische Theorie der Kommunikation von Warren Weaver und Claude E. Shannon zurückgeführt wird. Grundlage ist die Informationstheorie Shannon aus dem Jahre 1950. Die Informationstheorie geht davon aus, dass der Empfänger einer Nachricht in der Regel über den Zustand eines Systems weniger weiß als ihr Sender. Der unterschiedliche Kenntnisstand führt zu Informationsdefiziten, die als Entropie bezeichnet werden. Nach diesen Überlegungen besteht das Ziel der Kommunikation (also des Informationsaustauschs) darin, die Entropie zu verringern. In einer mathematischen Formel ausgedrückt, ist der Verlust an Entropie gleich der Zunahme an Information. Um die Entropie, und somit auch die benötigte Informationsmenge, messen zu können, wird die Anzahl von Fragen gezählt, die der Empfänger benötigt, um sein Unwissen zu beseitigen.4 Die Ausführungen von Shannon und Weaver geben zumindest einen Anhaltspunkt, wie sich die Informationsdefizite bei einem Informationsaustausch reduzieren lassen. Sie weist auf die Notwendigkeit, die Erkennbarkeit und die Ausrichtung der Fragen hin, die ein Mediator zu stellen hat. Zu bedenken ist jedoch, dass sich die Theorie nicht auf die Semantik der Sprache einlässt, die in der Mediation im Zusammenhang mit der Motiverhellung eine außerordentlich wichtige Rolle spielt und ebenfalls zu hinterfragen ist. In allen Fällen geht es jedoch darum, einen vollständigen Informationsaustausch sicherzustellen. Welche Informationen zu erheben und auszutauschen sind, wird im Zusammenhang mit dem Informationshandling beschrieben.
Über den Umgang mit Informationen in der Mediation
Wechselwirkung und Verantwortung
Die Kommunikation entfaltet eine Wechselwirkung, bestehend aus Aktion und Reaktion. Das Zusammenspiel der wechselwirksamen Einflüsse wird als Interaktion beschrieben. Letzten Endes ist die Interaktion (also die durch die Kommunikation erzeugte Wechselwirkung) ausschlaggebend dafür, wie sich Zukunft und Prozesse gestalten.
Die Interaktion zwischen Sender und Empfänger
Zur Kommunikation gehören immer (mindestens) zwei Teilnehmer. Hier werden sie als Sender oder Empfänger bezeichnet. Die Rollen wechseln mit jedem Kommunikationsvorgang. Wenn die Begründung zum Mediationsgesetz verlangt, dass der Mediator für das Gelingen der Kommunikation verantwortlich sein soll,5 wird übersehen, dass die Verantwortung für die Kommunikation nicht auf einen Kommunikanten beschränkt werden kann.
Der Sender muss seine Kommunikation so ausrichten, dass der Empfänger die Botschaft verstehen kann. Der Empfänger muss seine Kommunikation so ausrichten, dass der Sender versteht, was dazu erforderlich ist. Hierzu gibt es eine Parallele im Recht. Danach ist bei der Auslegung einer empfangsbedürftigen Willenserklärung nicht ausschließlich der wirkliche Wille des Erklärenden zu erforschen. Es ist auch auf den
Empfängerhorizont, also darauf abzustellen, wie der Empfänger die Willenserklärung zu verstehen hatte.6
Das Recht zwingt den Sender also in gewisser Weise, sich auf die Verständniswelt des Erklärungsempfängers einzustellen.
Die Kommunikation ist ein komplexer Vorgang. Um besser zu verstehen, was sich alles hinter diesem Vorgang verbirgt, sollen die Aspekte der Kommunikation im Nachfolgenden herausgestellt werden.
Kommunikationsrahmen
Die Kommunikation erfolgt immer unter Bedingungen, die ihren Rahmen herstellen. Im Gegensatz zum Kommunikationskontext bezieht sich der Kommunikationsrahmen auf die strukturellen Elemente einer Nachricht oder einer Kommunikationssituation. Er umfasst die Aspekte, die direkt mit der Art und Weise zusammenhängen, wie eine Nachricht vermittelt wird. Grundlegende Strukturen sind:
- informelle Kommunikation
- Die freie, ungeregelte Kommunikation ist eine informelle Kommunikation. sie erlaubt einen ungezwungenen Austausch und ein sich Näherkommen. Die wichtigsten Entscheidungen werden nicht am Konferenztisch sondern eher im informellen Kontext, in der Raucherpause, in der Kaffeepause, beim Arbeitsessen usw. getroffen. Zumindest wird dort ihre Basis gelegt.
- formelle Kommunikation
- Das beste Beispiel für eine formelle Kommunikation ist die juristische Kommunikation vor Gericht. Sie braucht nicht einmal ein Gegenüber. Bleibt eine Behauptung unbestritten, gilt sie als eingestanden, ohne dass darüber gesprochen wird. Die formelle Kommunikation kann einen Rahmen herstellen, um die Kommunikation zu steuern und gegebenenfalls auch zu ermöglichen. Sie kann andererseits die Kommunikation aber auch einschränken und behindern. Wieder findet sich ein Beispiel in der Gerichtsverhandlung. Was nicht den Rechtsvorschriften entspricht, kommt nicht zur Sprache.
- Metakommunikation
- Die Metakommunikation ist eine Kommunikation über die Kommunikation. Sie stellt sich außerhalb des Kommunikationsrahmens und erfordeert zugleich einen Rahmen, der sie ermöglicht. Die Metakommunikation führt stets zu einer Auseinendersetzung (Reflexion) mit der Art und Weise, wie kommuniziert wird. Sie erlaubt es, den Rahmen festzulegen.
Kommunikationsformen
Der Ablauf einer Kommunikation kann sich ganz unterschiedlich gestalten. Er kann linear, zirkulär oder rekursiv ausgestaltet sein.
Die lineare Kommunikation ist die alltägliche „normale" Kommunikation. Der Sender sagt etwas und setzt damit Informationspunkte. In dem Satz: "Ich fahre jeden Tag mit dem Zug nach Frankfurt", gibt es die Anknüpfungspunkte fahren (Tätigkeit), jeden Tag (Zeit), mit dem Zug (Mittel), nach Frankfort (Ort). Der Empfänger wird je nach seiner Assoziation einen oder zwei der Anknüpfungspunkte aufgreifen und dazu etwas sagen: "Ich schwimme lieber, am liebsten im Urlaub". Wieder gibt es Anknüpfungspunkte, die je nach Assoziation das Gespräch in eine ganz andere Richtung treiben. so kan sich das Gespräch, dass mit der Fahrt nach Frankfurt begonnen hat sich plötzlich auf ganz andere Themen ausdehnen.
Die zirkuläre Kommunikation erkennen Sie daran, dass sich das Gespräch im Kreis dreht. Die Gesprächspartner kommen immer wieder auf bestimmte Punkte zurück. Es ist ein Zeichen dafür, dass diese Punkte nicht abgearbeitet wurden. Eine Metakommunikation kann aus der zirkulären Kommunikation herausführen. Ist die zirkuläre Kommunikation konfliktmotiviert, bedarf es anderer Interventionen wir z.B. die Paradoxe Intervention .
Die rekursive Kommunikation ist die dominante Form der Kommunikation in der Mediation. Ganz anders als die lineare Kommunikation führt sie den Gedanken des Senders nicht weiter, sondern zurück. Das Gesagte wird hinterfragt. Die Erklärungs- und Bedeutungshoheit verbleibt beim Sender. Technisch verwirklicht sich die rekursive Kommunikation m it dem präzisen Zuhören.
Kommunikationsarten
Zu unterscheiden sind:
- verbale Kommunikation
- Diese Kommunikation unterstreicht den inhaltichen Aspekt. Sie betrifft das gesprochene oder geschriebene Wort. xxx
- nonverbale Kommunikation
- Diese Kommunikation erfolgt auf der analogen, also der sinnlich wahrnehmbaren Kommunikationsebene. Sie macht einen Großteil der Mediation aus. Sie ist deshalb besonders aussagekräftig, weil sie unbewusst wahrgenommen wird. Betroffen sind die Körpersprache (Mimik und Gestik) und die räumliche Köpersprache (Distanzzonen).
- paraverbale Kommunikation
- Diese Kommunikation ist eine begleitende Kommunikation. Sie betrifft die Art und Weise, wie eine Botschaft übermittelt wird. Sie erfolgt ebenfalls nonverbal und drückt sich im Tonfall, im Schweigen, in der Aussprache, in der Lautstärke, der Tonlage, der Sprachmelodie, der Betonung, der Sprechgeschwindigkeit, aber auch eventuell im Lachen, Seufzen, Räuspern, Kopfnicken, Murmeln, Stammeln usw. aus.
- Proxemik
- Die Proxemik beschreibt die Bedeutung der Positionierung und der Nutzung des Raumes, in dem die Kommunikation stattfindet. Die verbale Kommunikation tritt völlig in den Hintergrund. Es gibt keine Sachebene mehr.
Kommunikationsaxiome
Watzlawick hat in einer Kommunikationstheorie 5 Axiome7 herausgearbeitet:
- Man kann nicht nicht kommunizieren
- Jede Kommunikation hat einen Inhalts- und einen Beziehungsaspekt
- Kommunikation ist immer Ursache und Wirkung
- Menschliche Kommunikation bedient sich analoger und digitaler Modalitäten
- Kommunikation ist symmetrisch oder komplementär
Kommunikationsebenen
Die Kommunikation findet auf mehreren Ebenen statt, die ein Mediator stets unterscheiden sollte.
Die Metaebene entspricht der Verfahrenebene. Sie ist die Reflexionsebene. In der Regel erfolgt hioer eine Kommunikation über die Kommunikation.
Auf der Sachebene, die auch als Inhaltsebene bezeichnet wird, werden objektiv überprüfbare Tatsachen rationalen Inhalts übermittelt. Während sich der Inhaltsaspekt in der gesprochenen (digitalen) Kommunikationsmodalität verwirklicht, ergibt die sinnlich wahrnehmbare analoge Kommunikation meist den Beziehungsaspekt. Auf der Beziehungsebene werden emotionale Tatsachen übermittelt, die in das emotionale Wechselspiel der Kommunikanten einfließen.
Schulz von Thun hatte zwei Ebenen der Kommunikation auf vier ausgeweitet. Zur Sach- und Beziehungsebene treten die Verständnisebenen von Sender und Empfänger, der Appell begegnet der Ich-Botschaft. In der alltäglichen Kommunikation werden diese Ebenen nicht differenziert wahrgenommen. Man hört den Appell, den Vorwurf und die Beleidigung, ohne dabei die anderen Ebenen im Blick zu haben.
In jeder Kommunikation steckt eine Information über den Sender. Er offenbart etwas über sich selbst. Hier finden wir den Zugang zu Motiven und Bedürfnissen.
Die Transaktionsanalyse bezieht die Kommuniukation auf verschiedene Ego-Zustände. Dem Erwachsenen-Ich, dem Eltern-Ich und dem Kind-Ich.
Kommunikationsmodelle
Wichtig ist noch der kontextuelle und strategische Rahmen, in dem die Kommunikation verläuft. Er definiert oder unterstreicht den Zweck der Kommunikation. Es macht einen Unterschied, ob die Kommunikation im Rahmen einer Konfrontation oder einer Kooperation stattfindet. Eine wichtige Bedeutung kommt den Rollen zu, die die Kommunikanten zueinander einnehmen. Besonders bei den triadischen Verfahren hat es sich herausgestellt, dass die formale Rollenvorgabe für den neutralen Dritten einen massiven Einfluss auf die Gestaltung der Kommunikation nimmt. Die an den Verfahren ausgerichtete Unterscheidung drückt sich in unterschiedlichen Kommunikationsmodellen aus, bei denen der Einfluss des Dritten die Alt-Kommunikationsachsen und die Ausrichtung der Kommunikation festlegt. Die nachfolgenden Grafiken zeigen den grundsätzlichen Unterschied:
Kommunikationsmodelle Kommunikationsachsen
Kommunikationsvariablen
Die Kommunikationsvariablen sind Bedingungen für eine gelingende Kommunikation. Eine unbedingte Voraussetzung ist die wertschätzende Haltung. Carl Rogers, ein amerikanischer Psychologe und führender Vertreter der humanistischen Psychologie, hat als Elemente einer einfühlsamen Haltung drei grundsätzliche Elemente herausgearbeitet, die ebenso kurz wie ungenau auch als Variablen der Kommunikation bezeichnet werden. Genauer gesagt sind es Aspekte der Haltung, die sich unmittelbar auf die Achtsamkeit auswirken. 8 Es handelt sich um Kommunikationsbedingungen, die für ein gegenseitiges Verstehen als unerlässlich angesehen werden und auch in der Mediation zu beachten sind:
- Akzeptanz: Der Mediator kann das entgegennehmen was gesagt und gemeint ist, auch wenn es ihm ethisch bedenklich erscheint.
- Empathie: Die Fähigkeit des emotionalen Nachvollziehens (Einfühlungsvermögen).
- Authentizität (auch Echtheit, Kongruenz): Der Mediator denkt und fühlt wie ein Mediator und spielt nicht lediglich eine Rolle.
Kommunikationsbeziehung
Zwischen den Kommunikanten oder Gesprächspartnern muss eine Verbindung aufgebaut werden, die als die Gesprächsbeziehung bezeichnet wird. Je besser die Verbindung hergestellt wird, desto besser gelingt die Kommunikation. Die Verbindung lässt sich dadurch Herstellen, dass der Mensch als Gegenüber wahrgenommen wird (wie er ist) und ein Gleichklang hergestellt wird. So soll ein Gespräch auf gleicher Augenhöhe ermöglicht werden. In der Psychologie wird vom Rapport gesprochen, worunter eine Verbindung in einer Wechelbeziehung gemeint ist.
Kommunikationskontext
Wenn eine Kommunikation zum Verstehen beitragen soll und wenn die Kommunikation selbst verstanden werden soll, muss der Kontext beachtet werden, in dem sie stattfindet. Der Kommunikationskontext erfasst alle Umstände und Bedingungen, die Einfluss nehmen auf die Kommunikation. Damit wird das sytemische Umfeld angesprochen, das eine Wechselwirkung mit der Kommunikation eingeht. Der Kommunikationskontext umfasst Faktoren wie den Ort und die Zeit der Kommunikation, die Identität der Personen, ihre Beziehung zueinander, die räumlichen Bedingungen und die mögliche Positionierung im Raum, die Auswirkungen auf die Proxemik sowie die kulturellen Hintergründe und die Emotionen bzw. die Stimmung in der das Gespräch erfolgt. Mit dem Kommunikationskontext kann die Kommmunikation und die Bedeutung der zu vermittelnden Botschaften verändert, modifiziert und beeinflusst werden. Die Mediation macht sich die Erkenntnisse z.B. mit dem Setting zu eigen.
Kommunikationsweisen
Wenn es darum geht, die Kommunikation einzuschätzen, hilft es, von außen auf die Kommunikation zu schauen. Das ist eine der wichtigsten Aufgaben des Mediators, wenn er die Kommunikation zwischen den Parteien wieder herstellen will.9 Die Art und Weise wie Menschen miteinander kommunizieren fühlt sich ganz unterschiedlich an. Sie ist von den Umständen und der Art der Beziehung abhängig, die die Parteien miteinander pflegen (oder gerade nicht). Hier einige Kriterien, die eine gute, gelingende Kommunikation von einer schlechten unterscheiden. Das Verzeichnis der Kriterien ist alphabetisch geordnet:
Kriterien für eine gute Kommunikation | Kriterien für eine schlechte Kommunikation |
---|---|
Angemessen | Unangemessen |
Effektiv | Ineffektiv |
Ehrlich | Unehrlich |
Empathisch | Ignorant |
Freundlich | Aggressiv |
Interaktiv | Einseitig |
Klar | Unklar |
Kooperativ | Konfrontativ |
Konstruktiv | Destruktiv |
Offen | Verborgen |
Respektvoll | Respektlos |
Sachlich | Emotional |
Verständlich | Verwirrend |
Wertschätzend | Beleidigend |
Die Kunst der Mediation (des Mediators) besteht darin, die Kommunikationsdefizite mit den Mitteln der Mediation auszugleichen. Er sollte also wissen, welche Unterstützung die Mediation anbietet, um die Defizite zu überwinden. Damit kommt natürlich die Mediationskompetenz ins Spiel.
Umgang mit Kommunikationsdefiziten
Wie erfolgt die Kommunikation im Streit
Auch der Streit ist Kommunikation. Er wird als eine hitzige Auseinandersetzung definiert. Wegen der Hitzigkeit verliert die Kommunikation im Streit ihre Sachlichkeit. Die Interaktionen sind meist emotionsgesteuert und demenstprechend unkontrolliert. Die Sprechgeschwindigkeit nimmt zu, auch die Lautsärke. Die Du-Botschaften werden nach vorne gestellt. Die Inhalte und die Wahrnehmung werden streitsensitiv ausgelegt. Es kommt zu Wahrnehmungsverzerrungen. Ein geschickter Mediator kann die Streitkommunikation ausbremsen. Die Kommunikation wird entschleunigt. Die Mediation unterstützt die friedliche Auseinandersetzung, indem sie jeden Streitanlass vermeidet. Gegebenenfalls können Gesprächsregeln helfen, ein Entgleisen der Kommunikation zu verhindern. Es sollte jedoch darauf geachtet werden, dass die Gesprächsregeln die Kommunikation nicht beeinträchtigen, sondern unterstützen.
Kommunikationstipps Konfliktverhalten Gesprächsregeln
Synchronisationsbedarf
Damit die Kommunikation gelingt, bedarf es nicht nur eines Bewusstseins der Kommunikationsschwächen und der Kenntnis,10 wie die Hindernisse zu überwinden sind. Es nutzt wenig, wenn nur ein Kommunikant die Regeln kennt und sich daran hält, die anderen aber nicht. Die Regeln und Erkenntnisse über die Kommunikation müssen also operativ in die Mediation einfließen. Zu dem Zweck müssen sich die Kommunikanten synchronisieren. Die Synchronisation erfolgt schrittweise und zunächst nur mit jeder einzelnen Partei. Sie betrifft nicht nur die Gleichrichtung der Kommunikation, sondern auch das Denken. Die Mediation stellt eine Logik und eine Struktur zur Verfügung, die den Prozess der Synchronisation erleichtert. Dabei spielen die Alt-Kommunikationsachsen eine wichtige Rolle. Sie erlauben es, die Kommunikation zunächst auf Dialoge zwischen den Parteien und dem Mediator zu beschränken, bis die Kommunikationsachse zwischen den Parteien geöffnet wird. Mediation ist eine Konzentrationshöchstleistung. Sie erfordert eine ungebremste Achtsamkeit, damit dem Mediator nichts entgeht. Er synchronisiert sich mit Hilfe der Technik des Loopens. Die Technik des Dimensionierens erlaubt es ihm, die Informationen auch über die Kommunikation korrekt zu erfassen und die Mediationslogik einzuordnen.
Bedeutung für die Mediation
Die Kommunikation ist ein wesentlicher Bestandteil der Mediation. Allerdings erschöpft sich die Mediation nicht in der Kommunikation. Ein Gespräch oder eine Verhandlung wird nicht zu einer Mediation, weil eine emphatische Kommunikation zur Anwendung kommt. Jede Kommunikation sollte empathisch sein, damit sie gelingt.
Die Mediation ist eigentlich ein informelles Gespräch, bei dem die Parteien ihre Gedanken öffnen können und sollen. Die Struktur spielt allerdings eine wichtige Rolle. So gesehen hat der formale Rahmen in der Mediation die Aufgabe, eine informelle Kommunikation zu ermöglichen. Die Kommunikation wird an der Struktur der Mediation und an den dort herauszuarbeitenden und am Konflikt zu orientierenden Themen ausgerichtet. Der Mediator achtet darauf, dass diese Anknüpfungspunkte nicht verloren gehen. Die vorherrschende Kommunikationsform der Mediation ist eine rekursive Kommunikation. Sie wird durch das Loopen bzw. das präzise Zuhören initialisiert. Der Mediator führt den Gedanken nicht fort, sondern greift ihn auf. Beim Zuhören achtet er besonders auf die Ich-Botschaft des Senders. Die Windows-Technik hilft ihm dabei, den Fokus auf den Sender zurückzulenken.
Was tun wenn ...
- Das Gespräch dreht sich im Kreis
- Der Gegner hört nicht zu
- Die Parteien geraten in eine Endlosdiskussion
- Die Gespräche drehen sich im Kreis
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Alias: Kommunikation, Kommunikationsebenen, Metakommunikation, lineare Kommunikation, informelle Kommunikation, Sachebene
Siehe auch: Kommunikationsaxiome, Kommunikationsquadrat, Zuhören, Kommunikationsvariablen, Rhetorik
Literaturhinweise: Watzlawick (Menschliche Kommunikation), Schulz von Thun(miteiander reden)
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