Konfliktanalyse zur Konfliktidentifikation
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Die Konfliktanalyse wird als ein Werkzeug erfasst. Die Werkzeuge helfen bei der Verwirklichung der Mediation.
Es ist also wichtig, sie im Einzelnen zu kennen und korrekt anzuwenden.
Was ist eine Konfliktanalyse?
Wenn die Mediation dazu beitragen soll Konflikte zu lösen, muss sie eine konkrete Vorstellung davon entwickeln, welcher Konflikt genau wie zu lösen ist. Eine Antwort auf diese Frage liefert die Konfliktanalyse. Der Begriff Konfliktanalyse wird in der Mediation oft synonym mit dem Begriff der Konfliktdiagnose verwendet. Im Grunde meinen beide Begriffe das Gleiche. Allerdings ist der Begriff Konfliktanalyse passender für die Mediation,1 weil es genügt, den Konflikt zu identifizieren und nicht ihn zu diagnostizieren. Die Diagnose soll der Therapie vorbehalten bleiben.
Die Konfliktanalyse ist von essenzieller Bedeutung für die Planung, die Gestaltung und die Durchführung einer Mediation. Eine unterlassene oder fehlerhafte Konfliktanalyse ist der häufigste Grund für eine gescheiterte oder eine unwirksame Mediation.2 Ob und wie eine Konfliktanalyse genau durchzuführen ist, bleibt der Lehre überlassen. Immerhin wird die Konfliktanalyse in der Ausbildungsverordnung unter der Überschrift Konfliktkompetenz ausdrücklich erwähnt.3 Es gibt unterschiedliche Formen nach denen die Konfliktanalyse ausgestaltet wird. Die jeweiligen Anforderungen ergeben sich aus dem Verfahrens- bzw. dem Verwendungszweck. Das Conflict Wheel (Konfliktrad) stellt ein Meta-Konfliktanalysetool vor. Es führt die Werkzeuge ein, über die sich die Konfliktarbeit bestimmen lässt. Das Konfliktrad wird grafisch wie folgt dargestellt (Abbildung aus: Konfliktanalyse und Mediation Entry Points, Auswärtiges Amt & Initiative Mediation).
Das von der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) entwickelte Konfliktrad liefert eine Orientierung für die Ausgestaltung der Konfliktarbeit, indem es nach der Konfliktdynamik, den Akteuren, den Ursachen und Strukturen, sowie den Themen und Optionen bzw. den Strategien differenziert.4 Die Erhebungen erstrecken sich auf folgende Untersuchungen:
- Konfliktbaum: Der Konfliktbaum befasst sich mit dem Unterschied zwischen strukturellen und dynamischen Faktoren und visualisiert, wie Konfliktthemen diese beiden Aspekte verbinden. Es wird nach Themen differenziert, die dynamische Faktoren umfassen, wie z.B. die Form der Kommunikation, das Eskalationsniveau, Beziehungsaspekte usw. Die Arbeit mit dynamischen Faktoren beinhaltet einen kurzen Zeithorizont; Reaktionen auf Interventionen sind schnell und manchmal unvorhersehbar. Ihnen stehen die strukturellen Faktoren gegenüber, die sich als die grundlegenden „Gründe“ des Konflikts identifizieren lassen. Sie sind kurzfristig schwer zu beeinflussen, aber wenn sie vermieden werden, kann der Konflikt später wieder auftauchen. Dies ist der typische Bereich für Entwicklungszusammenarbeit, langfristiges Engagement und die Vermeidung struktureller Gewalt (Theorie der menschlichen Bedürfnisse).
- Konfliktkartierung: Die Konfliktkartierung konzentriert sich auf Akteure und ihre Beziehungen zueinander. Es ist ein gutes Werkzeug, um mit der Analyse eines Konflikts zu beginnen. Machtasymmetrie kann durch die relative Größe der Akteurskreise dargestellt werden. Feindseligkeit und Allianzen werden mit Linien symbolisiert.
- Eskalationsmodell: Das Modell zielt darauf ab, unsere Konfliktinterventionsstrategie an das Eskalationsniveau der Konfliktparteien anzupassen. Die Botschaft ist, dass es sinnlos ist, mit einem Selbstmordattentäter zu sprechen oder auf Menschen zu schießen, die miteinander schreien.
- Konfliktperspektivenanalyse: Die Konfliktperspektivenanalyse (CPA) konzentriert sich auf die verschiedenen Perspektiven der beteiligten Parteien. Indem man sie nebeneinanderstellt, kann man sehen, wo es Unterschiede und Gemeinsamkeiten gibt. Die CPA folgt den Phasen einer Mediation. Sie ist eine gute Vorbereitung für eine Mediation und kann auch verwendet werden, um eine Konfliktpartei zu coachen. Die CPA betrachtet nicht explizit Strukturen oder den Kontext.
- Bedürfnis-Ängste-Kartierung: Ähnlich wie die CPA konzentriert sich diese Methode auf Akteure und ihre Themen, Interessen, Bedürfnisse, Ängste, Mittel und Optionen. Sie ermöglicht einen klaren Vergleich der Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Akteure in Form einer Tabelle.
- Multikausales Rollenmodell: Dieses Modell fokussiert sich auf die Ursachen, die unterschiedliche Qualität der Gründe, Auslöser, Kanäle, Katalysatoren und Ziele. Inhalte und Akteure, Dynamiken und Strukturen werden ebenfalls berücksichtigt.
Konfliktanalyse in der Mediation
Die nach dem Konfliktrad durchzuführenden Untersuchungen lassen sich auch auf eine mediationsorientierte Konfiktanalyse ein. Die mediationsorientierte Konfliktanalyse ist ein Instrument, das die klassischen Kernphasen der Mediation und die Methodik von Mediationsverfahren für die Analyse von Konflikten nutzt. Weil das Procedere für die Konfliktbewältigung in der Mediation vorgegeben ist, kann sich die Konfliktanalyse auf die Identifikation des Konfliktes beschränken. Dafür stellt sie lediglich einige Eckdaten fest und gibt einen Zugang zu folgenden Fragen, ...
- Wer ist Konfliktpartei (wer hat mit wem welchen Konflikt)?
Damit zusammenhängend: In welcher Rolle tritt die Partei auf?
Wer hat welche Entscheidungsbefugnis im Konflikt?%%Gibt es Abhängigkeiten? - Um welche Konflikte geht es?
Damit zusammenhängend: Welche Themen werden welchem Konflikt zugeordnet?
Sind alle Konflikte thematisch erfasst?
Welche Konfliktdimensionen sind betroffen?
Was ist der Konfliktmotor? - Wie ist der Konflikt eskaliert?
Damit zusammenhängend: Wie wird der Konflikt von den Parteien wahrgenommen?
Wie beeinflussen sich Konflikt, Verfahren und Verhalten?
Die Fragen verdeutlichen die hinter dem Konflikt verborgene Komplexität. Sie helfen eine Struktur zu finden, wie die durch den Konflikt erzeugten Irritationen besser zu durchschauen sind. Sie lassen unterschiedliche Einflüsse und Prozesse erkennen und gegeneinander abgrenzen. Der Auffassung, dass bei der mediationsorientierten Konfiktanalyse weder der Konflikt als ganzer noch die Konfliktdynamik oder die Spezifika der Akteure im Fokus der Analyse stehen, ist zu widersprechen.5 Der Konfliktbaum wird beispielsweise durch die den Konfliktdimensionen zugeordneten Themen abgebildet. Der Gesamtkonflikt wird durch die Themensammlung abgebildet. Die Beziehung der Akteure zueinander ergibt sich aus der Zuordnung zu einem Beziehungskonflikt und der Parteirolle. Die Konfliktperspektivenanalyse entspricht der Aufarbeitung der "heilen Welt" in der dritten Phase usw.
Konfliktlandkarte
Die Konfliktlandkarte ist wesentliches Instrument der Konfliktanalyse und ein taugliches Mittel zur Identifikation des Konfliktes. Es handelt sich um eine grafische Darstellung aus der sich die Konfliktparteien, die Konfliktbeziehungen, die Konfliktdimensionen und gegebenenfalls die Eskalation herauslesen lässt. Die Grafik ergibt aber auch, wo und wie sich Konflikte überlagern und gegenseitig beeinflussen. Eine Konfliktlandkarte könnte wie folgt gestaltet sein:
1. Beispiel: Familienbetriebsübergabefall
Dieses Beispiel ist dem Autohausfall nachgebildet. Es geht um die Verlängerung des Mietvertrages eines auf den Sohn übertragenen Geschäftsbetriebes, der sich jedoch auf dem Grundstück der Eltern befindet. Der Sohn als Geschäftsinhaber will die Verlängerung des Mietvertrages. Die Eltern und Eigentümer des Grundstücks verweigern die Verlängerung, weil der Kontakt zur Familie des Sohnes und insbesondere des Enkelkindes abgebrochen ist und verweigert wird. Sowohl der Betrieb und die Wohnhäuser der Eltern und Kinder sind in unmittelbarer Nachbarschaft.
Die Konfliktlandkarte weist den zwischen der Mutter und der Schwiegertochter bestehenden Beziehungskonflikt als den Konfliktmotor aus. Die schwarze Linie symbolisiert den Sachkonflikt, die anderen roten Linien weisen die sonst noch angenommenen Beziehungskonflikte aus. Die Linie zwischen Sohn und Sohn' symbolisiert einen inneren Konflikt.
Die Kreise um die einzelnen Personen bilden die Parteistellung bei Personenmehrheit ab.
2. Beispiel: Mobbing
In diesem Beispiel wird ein Mobbing abgebildet, das durch strukturelle Konflikte gespeist wird. Die Besonderheit dieser Konfliktlandkarte besteht darin, dass Organisationseinheiten, die selbst keine Konfliktpartei sind, als solche (wie Parteien) aufgeführt werden können. So könnten beispielsweise konfliktbetroffene oder -beeinflussende Systeme erfasst werden. Auch können die Beziehungen zu den Mitarbeitern abgebildet werden, falls sich Lager bilden usw.. Der Konflikt zwischen dem Arbeitgeber und dem gekündigten Arbeitnehmer wird als ein Sachkonflikt dargestellt.
3. Beispiel: Umgang mit dem Kind
Das nächste Beispiel soll zeigen, wie sich selbst in einer relativ überschaubaren Konfliktlage zwischen den Eltern die Konfliktbeziehungen aufzeigen lassen, wenn Kinder beteiligt sind. In dieser Konfliktlandkarte wird der Beziehungskonflikt auf der Paarebene herausgestellt. Er wirkt sich auf den Konflikt auf der Elternebene aus. Der sich auf die Beziehung zum Kind auswirkende Konflikt wird mit einer gestrichelten Linie dargestellt, wenn davon ausgegangen wird, dass es sich lediglich um einen Folgekonflikt handelt oder der Beziehungskonflikt in dieser Beziehung fraglich ist.
4. Beispiel: Familienstreit über Kind nach Trennung
Trennung
Hier geht es um einen familiären Konflikt. Die Landkarte weist den Beziehungskonflikt auf der Paarebene aus. Dieser ungelöste Konflikt strahlt in alle anderen Konflikte hinein. Er wirkt sich auf den Beziehungskonflikt auf der Elternebene aus, dem Sachkonflikt der daraus resultierenden Umgangsregelung und der Fragen des Kindesuntarhaltes. Es wird sogar ein innerer Konflikt auf der Vaterebene dargestellt.
Die Konfliktlandkarte wird in jeder Phase des Verfahrens angefertigt. Sie passt sich dem Konfliktgeschehen an. In einfachen Fällen muss sie natürlich nicht immer aufgezeichnet werden. Es genügt, wenn der Mediator sie im Kopf zeichnet, um sich über die Konflikte klar zu werden. Die Konfliktlandkarte kann gegebenenfalls auch den Parteien gegenüber offengelegt und etwa auf das Flipchart gemalt werden, damit auch sie einen besseren Zugang zu den Konflikten und damit auch den zu besprechenden Themen finden.
Bedeutung für die Mediation
Die Konfliktanalyse ist ein zentraler Schritt, ohne den die Mediation nicht konsistent auszuführen ist.6 Ohne eine Konfliktanalyse ist ein konflikzentriertes Arbeiten gar nicht möglich. Die Konfliktanalyse setzt den Fokus und garantiert ein Qualitätsmanagement.7 Weil die Mediation einer Arbeit am Konflikt ist, stellt die Konflikthypothese den Ausgangspunkt dar. Von Phase zu Phase kann jetzt überprüft werden ob und wie konfliktnah die Mediation abgewickelt wurde und inwieweit das Ergebnis den Konflikt tatsächlich beilegen kann. Die nachfolgende Skizze deckt den Zusammenhang auf.
Was tun wenn ...
- Es wird keine Konfliktlandkarte erstellt
- Es wird keine Konfliktanalyse durchgeführt
- Die Parteien sind nicht in der Lage sich zu dem Konflikt zu bekennen
- Weitere Empfehlungen im Fehlerverzeichnis oder im Ratgeber
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Siehe auch: Werkzeuge, Zusammenstellung, Technikenverzeichnis, Konfliktlandkarte
Quelle (included): Konfliktlandkarte
Prüfvermerk: -