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Entschuldigung, Vergebung und Vergeltung

Wissensmanagement » Diese Seite ist der Kategorie Konfliktphänomenologie des Archivs in der Wiki-Abteilung Wissen zugeordnet. Eine logische Verknüpfung erfolgt mit der Rubrik Konflikt, also dem 6. Buchabschnitt des Fachbuchs Mediation und den Konfliktphänomenen. Bitte beachten Sie auch:

Konflikt Vergebung Schuld Versöhnung Sulh Ho’oponopono Sühne

Sowohl die Entschuldigung wie die Vergebung und die Vergeltung haben mit Schuld zu tun. In allen Fällen geht es um eine Schuldbefreiung oder eine Schuldbegleichung. Die Entschuldigung geht vom "Täter" aus. Sie ist sein Ersuchen um Vergebung. Die Vergebung ist der Verzicht des "Opfers" auf den Schuldvorwurf1 . Die Vergeltung ist der Schuldausgleich. Das Problem der Vergebung ist die Entschuldigung. Sie setzt ein Schuldeingeständnis voraus.

Schuld ist kein Thema

Die Schuldfrage kann sich als ein zentrales Problem innerhalb einer Mediation herausstellen. Sie kann einer konstruktiven Lösung sehr dominant im Wege stehen. Obwohl es sich dann um eine Frage handelt, die einen unmittelbaren Einfluss auf die Lösung nimmt, ist die Klärung der Schuldfrage an und für sich ebensowenig ein Thema für die Mediation, wie die Schuldbewältigung. Es ist nicht die Aufgabe der Mediation, eine Vergangenheit zu bewältigen, ganz abgesehen davon, dass eine Vergangenheit auch nicht geregelt werden kann. Nur wenn die Schuldfrage Einfluss auf die Zukunftsgestaltung nimmt, hat sie eine Bedeutung für die Mediation.

 Merke:
Leitsatz 3347 - Regelungen betreffen die Zukunft!

Beispiel 11964 - Der Ehemann will unbedingt den Schuldvorwurf seiner Frau entkräften. Er macht deshalb das Thema "Schuld" zum Gegenstand der Mediation. Der Mediator fragt: "Was haben Sie davon, wenn diese Frage geklärt ist?". Der Mediand sagt: "Ich bin überzeugt, dass sich dann unsere Beziehung besser gestalten lässt!". Der Mediator entgegnet daraufhin: "Dann ist die Gestaltung der Beziehung das Thema, über das wir reden sollten, korrekt?" Das Thema "Beziehung" wird notiert.


Die Verzeihung oder Vergebung ist ein innerer Vorgang, der unabhängig davon möglich ist, ob die andere Person ihr “Vergehen” bereut, die Schuld einsieht oder sich sogar entschuldigt.2 Sie hat eine befreiende Wirkung, die aus der Opferrolle herausführt. Sie löst den Verzeihenden aus der Abhängigkeit, dass der andere die Schuld eingesteht.

Es geht um die Verletzungen

Natürlich hat die Frage der Schuld einen gravierenden Einfluss auf die zur Lösung führenden Gedanken und Motive. Die Frege der Gerechtigkeit kommt auf und mit ihr auch die Kriterien für eine Lösung. Problematrisch wird die Einschätzung, wenn die Schuld von der Gegenseite nicht eingestanden wird.

Beispiel 11965 - Der Ehegatte übernimmt nicht die Verantwortung für den Ehebruch. Die Ehefrau fühlt sich dadurch noch mehr angegriffen. Der Ruf nach Bestrafung wird immer lauter.


Schuld hat - egal von welcher Seite aus sie betrachtet wird - mit einer oder mehrerer Verletzungen zu tun. Verletzung hat mit Schmerzen zu tun. Schmerzen rufen nach Linderung und wollen Heilung. Manchmal auch Vergeltung. Die einfachste und naheliegendste Form der Heilung ist die Wiedergutmachung. Die Verletzung wird ausgeglichen. Juristisch wird der Ausgleich durch Schadensersatz und Schmerzensgeld geregelt. Eine nicht immer naheliegende Form der Heilung ist die Vergebung. Sie fällt auch nicht immer leicht. Sie wird umso schwieriger, je weniger der Schädiger seine Schuld bereit ist einzugestehen. Mahatma Gandhi behauptete deshalb:

Der Schwache kann nicht verzeihen.
Verzeihen ist eine Eigenschaft des Starken.


Ob die Fähigkeit zur Vergebung eine Stärke oder eine Schwäche darstellt, liegt in der Sicht des Betrachters. Auf Grund der Forschung von Reinhard Tausch ist ein positver psychologischer Effekt auf beiden Seiten, also auf der Schädiger- wie der Opferseite nachweisbar.3 So gesehen mag das Motiv für eine Vergebung gar nicht das Entgegenkommen für den Gegner sein, sondern die eigene Befreiung von schlechten Gefühlen.

Vergeltung als Wiedergutmachung

Im ursprünglichen Sinn war die Vergeltung die Entlohnung für eine Tat. Inzwischen wird der Begriff eher negativ konnotiert und kommt der Rache sehr nah. Die Vergeltung ist eine Reaktion auf eine als ungerechtfertigt empfundene Verletzung die darauf abzielt, Gerechtigkeit herzustellen. Laut Wikipedia wird Vergeltung heute meist als Strafe mit dem Charakter der Sühne und negativ im Sinne von Rache verstanden.4 Bei der Rache kommt der emotionale Aspekt in den Vordergrund. Die Rache stellt deshalb die von Emotionen geleitete Vergeltung für eine als Unrecht empfundene Tat dar. Oft wird die Rache in der Vergeltung versteckt oder geht in ihr auf.

Auch wenn Vergeltung und Rache einen Ausgleich für ungerechtfertigte Verletzungen darstellen sollen. führen sie tatsächlich zumindest langfristig nicht zu einer Wiedergutmachung, allenfalls zu einer kurzfristigen emotionalen Befriedigung.

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Durchführung

Es gibt Rituale wie z.B. das Ho’oponopono das zur Verfebung führen soll. Im Prozess der Vergebung werden fünf Schritte unterschieden5 :

  1. In jedem Fall bedarf es zunächst einer Bereitschaft und einer Entscheidung, vergeben zu wollen.
  2. Dann ist es erforderlich, zu erkennen, was konkret die Schuld des anderen ausgelöst hat und wie sie erlebt wurde.
  3. Der dritte Schritt ist die eigentliche Vergebung.
  4. Danach folgt das Loslassen
  5. Der letzte Schritt ist die Gewissheit über die innere Versöhntheit

Damit eine Entschuldigung ihre Wirkung entfalten kann muss sie ernst gemeint sein. Lewicki hat in einer Studie 2016 sechs Komponenten für eine erfolgreiche Entschuldigung identifiziert.6

  1. Ausdruck von Bedauern
  2. Erklärung, was falsch gemacht wurde
  3. Aufsichnehmen der Verantwortung
  4. Bekunden von Reue
  5. Angebot der Wiedergutmachung
  6. Bitte um Verzeihung

Bedeutung für die Mediation

Die Vergebung erlaubt eine Sichtveränderung. Schon deshalb ist sie ein zur Mediation passendes Mittel, das auch zusammen mit den Techniken aufgelistet wurde. Der Mediator hat nichts zu vergeben. Er kann lediglich den Gedanken an Vergebung nahebringen. Vorsicht ist geboten, wenn damit Schuldeingeständnisse und Faktensichten einhergehen. Sie kölnnten mit der Neutralität kollidieren. Andererseits ist es nicht ungewöhnlich und wegen des radikalen Konstruktivismusses auch durchaus möglich, dass Parteien Fakten unterschiedlich bewerten.

Häufig ist von außen zu erkennen, wie sehr eine Entschuldigung dazu beitragten kann, einen Schuldvorwurf zu entkräften. Trotzdem bringt die Partei die Entschuldigung nicht über ihre Lippen. Sie verbindet die Entschuldigung mit einem Schuldeingeständnis, was auf der Gegenseite als mangelndes Mitgefühl wahrgenommen wird.

Was tun wenn ...

Hinweise und Fußnoten
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Bearbeitungsstand: 2024-04-11 19:36 / Version .

Aliase: Schuldgefühl, Verzeihung
Siehe auch: Ho’oponopono
Prüfvermerk:


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Seite zuletzt geändert am Donnerstag April 18, 2024 04:50:45 CEST.

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