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Narzissmus und narzisstische Persönlichkeitsstörung

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Es kommt häufig vor in der Mediation, dass die Parteien den Gegner entweder direkt als Egoisten betiteln oder den Mediator meist heimlich davor warnen, dass die Gegenseite narzisstisch veranlagt sei.1 Wenn ihre Warnung ernst zu nehmen wäre, litte die betroffene Person an einer gegebenenfalls durchaus krankhaften Persönlichkeitsstörung. Das ist nicht nur für den Mediator Grund genug, sich mit den Phänomenen und den Krankheitsbildern des Narzissmus auseinanderzusetzen. Der Mediator muss sich ein eigenes Bild machen können und sich fragen, ob er die Herausforderung meistern kann und ob die Partei gegebenenfalls mediationsfähig ist oder ob sie Hilfe braucht.

Begriffliche Abgrenzungen

Bereits die mit der Transaktionsanalyse herausgearbeiteten Lebenspositionen kennen die Grundhaltung "Ich bin OK, du bist nicht OK". Sie bildet sich als eine lebensrettende Anschauung heraus, wenn es zu größeren, schmerzhaften und nachhaltigen Verletzungen durch die Bezugspersonen gekommen war. Bei dieser Lebenseinstellung handelt es sich aber keinesfalls um eine Persönlichkeitsstörung. Es ist wichtig anzumerken, dass die Lebenspositionen der Transaktionsanalyse nicht als diagnostische Kriterien für Persönlichkeitsstörungen verwendet werden. Die Lebenspositionen der Transaktionsanalyse sind auch keine diagnostischen Kriterien für Persönlichkeitsstörungen, auch wenn sie zu einer massiven Selbstüberschätzug führen. Die Unterschiede sind schwer zu erkennen, was die Abgrenzung der oft synonym verwendeten Begriffe Selbstüberschätzug, Egoismus, Narzissmus und narzisstische Persönlichkeitsstörung erfordert. Nicht jeder Egoist ist ein Narzisst.

Selbstbewusstsein
Menschen mit einem ausgeprägten Selbstbewusstsein sind sich ihres Wertes bewusst. Sie glauben an sich und ihre Fähigkeiten, sind sich ihrer Gedanken und Gefühle genau bewusst und sie wissen, was sie wollen.
Selbstüberschätzug
Selbstüberschätzung bezieht sich auf eine übertriebene Einschätzung der eigenen Fähigkeiten, Leistungen oder Bedeutung. Es beinhaltet eine Tendenz, sich selbst als überlegen oder außergewöhnlich anzusehen ud die ihre eigenen Fähigkeiten oder Grenzen unrealistisch zu überschätzen. Die Selbstüberschätzung kann auch durch Wahrnehmungsfehler wie den Dunning-Kruger-Effekt oder Overconfidence-Effekt hervorgerufen werden.
Egoismus
Der Egoismus bezieht sich auf eine Denkweise, bei der eine Person in erster Linie ihre eigenen Interessen und Bedürfnisse in den Vordergrund stellt und möglicherweise weniger Rücksicht auf die Bedürfnisse anderer nimmt. Dies kann in bestimmten Situationen gesund sein, solange es nicht zu einem ungesunden Grad an Selbstzentriertheit führt und die Rechte und Bedürfnisse anderer nicht verletzt werden.
Narzissmus
Narzissmus ist eine Persönlichkeitsdimension oder ein Persönlichkeitsmerkmal die durch ein übermäßiges Interesse an der eigenen Person und dem Verlangen nach Bewunderung gekennzeichnet ist. Die Erscheinungsformen können vielfältig sein, aber die gemeinsame Eigenschaft ist, dass die betroffene Person ein übersteigertes Selbstbewusstsein hat und oft übermäßig auf ihre eigene Person und ihre Leistungen fixiert ist.
Narzisstische Persönlichkeitsstörung
Aus dem Merkmal wird eine Persönlichkeitsstörung, wenn sie mit pathologische Züge annimmt. Dann kann auch von einer Krankheit gesprochen werden. Der Begriff der narzisstischen Persönlichkeitsstörung wird oft identisch mit dem Narzissmus verwendet. Im Gegensatz dazu beschreibt er jedoch nur die klinisch diagnostizierte Persönlichkeitsstörung, bei der eine Person anhaltende Muster von narzisstischem Verhalten und Denken aufweist, die ihr Leben in verschiedenen Bereichen beeinträchtigen.

Der Prinz und der Eisenofen

Es gibt ein weniger bekanntes Märchen aus der Sammlung der Gebrüder Grimm, das den Titel der Eisenofen trägt. Der Psychotherapeut und Pädagoge Heinz-Peter Röhr erkennt in der Geschichte ein Beispiel für die toxische Beziehung von zwei unterschiedlichen Narzissmustypen, wobei einer typischerweise dem Mann und der andere der Frau zugeschrieben wird. Beide Typen leiden unter einem Mangel an vorbehaltloser Liebe der Eltern. Bei dem Versuch diesen Mangel zu kompensieren, bauen nach der Auffassung Röhrs die männlichen Narzissten meist einen massiven Schutzpanzer auf, der sich in einer übertriebenen Schein-Autonomie bemerkbar macht. Frauen reagieren nach der Auffassung Röhrs eher mit totaler Aufopferung für den Partner im Tausch gegen die ersehnte Anerkennung. Das Eisenofensyndrom beschreibt das innere Gefängnis, das aus der extremen Verletzlichkeit und der unsäglichen Angst vor Kränkung gebildet wird.2

Der Ursprug des Wortes Narzissmus

Bereits die Herkunft des Wortes gibt eine Anhaltspunkt worum es geht. Eingeführt wurde der Begriff wohl von Alfred Binet im Jahre 1887. Das Wort selbst geht auf einen Mythos über Narkissos, den Sohn der Nymphe Liriope zurück, die von dem Flussgott Kephisso vergewaltigt wurde. Narkissos war deshalb von Anfang an den ambivalenten Gefühlen seiner Mutter ausgeliefert, die in dem Kind einmal ihr ein und alles und ein anderes Mal in ihren Vergewaltiger erkannte. Narzissos war von außergewöhnlicher Schönheit. Er zog die Aufmerksamkeit vieler Menschen auf sich, komte sie jedoch nicht lieben. Eines Tages begegnete er seinem Spiegelbild in einer Quelle und verliebte sich in sein eigenes Abbild. Aber auch diese Liebe war für ihn unnerreichbar. Er verzweifelte daran und verstarb an der Quelle. In allen Mythen steht die Selbstverliebtheit und die Ablehnung der Liebe anderer im Vordergrund. Die Geschichte gab auch der Blume, die aus dem Blut von Narkissos entstanden sein soll, ihren Namen. Die Narzisse wird als Symbol der Selbstliebe, der Vergänglichkeit und des Todes interpretiert. Seit 1961 wird der Begriff mit einer psychischen Erkrankung in Verbindung gebracht. 1968 wurde der Begriff der narzisstischen Persönlichkeitsstörung von Heinz Kohut eingeführt.3

Narzissmus ist eine Persönlichkeitsstörung

Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem Video um ein bei Youtube (Google) hinterlegtes Video handelt. Was das bedeutet, erfahren Sie in der Datenschutzerklärung. Eintrag im Videoverzeichnis erfasst unter Narzisstische Persönlichkeitsstörung


Das PsyCuriosity Video erläutert die narzisstische Persönlichkeitsstörung. Sie erhalten einen Überblick über das Wichtigste der Störung, über Symptome, Ursachen und über die Therapie der narzisstischen Persönlichkeitsstörung.

Herausforderungen im Umgang

Der Umgang mit einem Narzissten kann für einen Mediator eine Herausforderung darstellen, da Narzissten oft ein übermäßiges Bedürfnis nach Kontrolle und Aufmerksamkeit haben und Schwierigkeiten haben, die Perspektive anderer zu verstehen und zu akzeptieren. Hier sind einige Strategien, die ein Mediator verwenden kann, um mit einem Narzissten umzugehen:

  1. Geben Sie dem Narzissten das Gefühl, gehört und verstanden zu werden: Narzissten suchen oft nach Anerkennung und Bestätigung ihrer Meinung und Perspektive. Indem der Mediator aktiv zuhört und den Narzissten versteht, kann er dazu beitragen, dass der Narzisst sich gehört und ernstgenommen fühlt.
  2. Bleiben Sie neutral und professionell: Es ist wichtig, dass der Mediator neutral und professionell bleibt und sich nicht von den manipulativen Taktiken des Narzissten beeinflussen lässt. Der Mediator sollte sich auf die Fakten und die Bedürfnisse der Beteiligten konzentrieren und darauf achten, dass die Verhandlungen fair und ausgeglichen verlaufen.
  3. Setzen Sie klare Grenzen: Da Narzissten oft versuchen, die Kontrolle über die Situation zu übernehmen, kann es hilfreich sein, klare Grenzen zu setzen und den Narzissten auf ihre Verantwortlichkeiten und Pflichten hinzuweisen. Der Mediator sollte darauf achten, dass der Narzisst sich an die Regeln und Vereinbarungen hält und sich nicht auf manipulative oder unangemessene Verhaltensweisen einlässt.
  4. Ermutigen Sie den Narzissten zur Zusammenarbeit: Obwohl Narzissten oft darauf bedacht sind, ihre eigenen Interessen zu verfolgen, können sie auch dazu gebracht werden, zusammenzuarbeiten, wenn sie das Gefühl haben, dass ihre Bedürfnisse und Interessen berücksichtigt werden. Der Mediator sollte den Narzissten ermutigen, zusammenzuarbeiten und Kompromisse einzugehen, um eine erfolgreiche Mediation zu ermöglichen.

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Hinweise und Fußnoten

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Bearbeitungsstand: 2024-10-09 10:43 / Version 16.

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