Lade...
 

Ein Beitrag zur Wiki to Yes Mediationskolumne



Es gibt Länder, in denen Mediatorinnen und Mediatoren in eine feste administrative Struktur eingebunden sind. In Österreich z.B. müssen Mediatorinnen und Mediatoren in einem Verzeichnis gelistet sein, das vom Ministerium geführt wird. In Lettland wird die Zertifizierung nach einer Prüfung vergeben, die ebenfalls vom Ministerium durchgeführt wird. In Deutschland vertraut die Regierung darauf, dass die Verbände und Institutionen die Mediationslandschaft selbstverantwortlich organisieren. Das ist eine Herausforderung, die zu der Frage führt, ob es dafür einen Dachverband braucht.

Mein Beitrag beginnt wie in einem Märchen mit der Einleitung: Es war einmal ...

Es war einmal ein Forum für Mediation, wo sich die Pioniere der Mediation und ihre Protagonisten zusammengesetzt haben, um die korrekte Einführung dieser neuartigen Methode zu gewährleisten. Es war die Phase der Selbstfindung der Mediation. Wir haben die Mediation als einen Import vom Ausland übernommen und uns bemüht, sie auch hier, in Deutschland, zu etablieren. Vieles war unklar. Auch die Frage was Mediation ist und wie damit am besten umzugehen ist war noch mehr oder weniger offen. Das Forum bestand aus ca. 15 Teilnehmern, wozu die damals bereits gegründeten Verbände aber auch ein Verlag und eine Hochschule zählten. Wir trafen uns etwa zwei Mal im Jahr und haben über alle Fragen diskutiert, die die Mediation betreffen. Auch damals schon war die Frage der Ausbildung ein zentrales Thema. Die Ausbildung gilt als der Schlüssel, damit die Mediation korrekt durchgeführt wird.

Ein Märchen endet üblicherweise mit dem Satz: Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie glücklich bis an ihr Lebensende. Die Mediation ist alles andere als gestorben und sie hat auch kein Lebensende. Sie ist nicht einmal ein Lebewesen. Leider, möchte ich fast sagen. Denn wäre sie ein Lebewesen, könnten wir sie fragen, ob sie glücklich ist. Sie könnte sie für sich selbst sprechen, was vielen Spekulationen den Raum nimmt. Jenseits der Märchenfigur Mediation gäbe es, wie in jedem Märchen auch die böse Hexe und den Zauberer. Es gäbe einen Prinzen als Thronanwärter und seine wunderschöne Prinzessin. Es gäbe Dämonen und Trolle und alle möglichen Kreaturen, die in dem Königreich ihr Unwesen treiben. Und wie in jedem Märchen, gewinnt das Gute. Sonst wäre es kein Märchen. Das einzige was es in dem Mediationsmärchen nicht gibt, ist das Königreich.

Zumindest in Deutschland ist die Welt der Mediation auch noch keinem König zugetan. Es gibt viele Anstrengungen. Weil sich auch kein Königsmacher gefunden hat, sind alle Anwärter auf sich selbst gestellt. Aber es muss doch einen König geben, scheint man zu denken. Deshalb wird die Frage, ob wir einen König oder besser gesagt, einen Dachverband oder eine hoheitliche Struktur brauchen, der sich die Mediatorinnen und Mediatoren unterordnen können, sollen oder müssen immer wieder gestellt. Das ist auch gut so. Denn ohne die Frage offen zu diskutieren, würde das scheinbare Machtvakuum von den Hexen und Zauberern ausgefüllt werden, die versuchen König zu werden. Man scheint davon auszugehen, dass ein Königreich ohne König nicht funktionieren kann. Da muss doch einer das Heft in die Hand nehmen, sonst kann ja jeder machen was er will.

Und schon haben wir einen Aufhänger. Da gibt es den Ruf nach hoheitlicher Regulierung, weil sich ja sonst jeder Mediator nennen könnte. Auch die, die es nicht wirklich sind. Auch der Ruf nach eine Mediatorenkammer wird laut. Da müssen doch Titel, Zertifikate und Unterordnungen geschaffen werden, um den Wildwuchs zu verhindern. Wie sonst sollte man die Qualität der Dienstleistung sicherstellen? Und wenn wie schon an die Sicherstellung der Mediation denken, dann kann man auch noch einen Schritt weitergehen und jeden Bürger zwingen, eine Mediation durchzuführen. Dann ist das Königreich glücklich, meinen die Könige.

Leider passt diese Art des Denkens nicht wirklich in die Mediation. Es ist das Denken das wir alle kennen. Die Mediation ist jedoch anders. Wie wäre es, wenn nicht Personen oder Institutionen König werden, sondern die Mediation selbst zur Königin ihres Königreichs erkoren wird?

Das geht nicht, meinen Sie? Ein König oder eine Königin muss immer eine Person sein. Wie sonst sollen wir merken, ob sie gut oder böse ist, ob wir ihr vertrauen können. Wem sonst sollen wir ihr folgen? Einer Illusion kann man doch nicht nachlaufen. Ist das so?

Gerade die Mediation gibt in ihrem Denken Anregungen und Hinweise, wie sich das Königreich gestalten lässt, ohne dass es eines guten Königs oder einer bösen Hexe bedarf. Sie gibt sogar Hinweise, wie das Königreich glücklich werden kann obwohl es gute Könige und böse Hexen gibt. Mit diesem Gedanken beantwortet sich auch die Frage nach der Notwendigkeit eines Dachverbandes. Die Antwort ergibt sich aus dem Gedanken, dass das Königreich der Mediation anders ist. Es muss kein Märchenreich sein, wo es einen Herrn der Ringe gibt. Das ist das Besondere an der Mediation.

Die Suche nach einem König führt in die Frage nach seiner Berufung. Und hier beginnt das Problem. Denn viele fühlen sich berufen. Insbesondere die Verbände sehen sich als die geborenen Repräsentanten des Königreichs der Mediation. Manche beanspruchen, die wahren Repräsentanten zu sein. Ein Forum, mit dem das Märchen begann, würde diese Bedeutung nicht erkennen. Deshalb haben sie das Forum verlassen. "Wozu brauchen sie ein Forum?", haben sie sich gefragt. Was wäre, wenn uns die Gammas und die Omegas sagen, was wir zu tun haben? Keinesfalls können wir die Kontrolle aus der Hand geben. Wir müssen doch das Königreich beschützen. Das kann doch sonst keiner. Und weil die Kräfteverhältnisse unter den Thronbewerbern nicht vorgegeben sind, kommt es zu einem Wettbewerb, wo sich jeder den Rang abläuft.

Jede Gesellschaft braucht eine Struktur. Das ist ein wesentlicher Bestandteil des sozialen Lebens. Wer aber sagt, dass es eine Monarchie sein muss? In dem Königreich der Mediation begegnen sich alle Bürger auf gleicher Augenhöhe. Wenn es zu Problemen kommt, setzen sie sich zusammen und finden eine Einigung. Warum gelingt das nicht unter den Königsbewerbern?

Die Mediation würde dieser Frage gar nicht nachgehen wollen. Sie würde Antworten bekommen, mit der sie nichts anfangen kann. Etwa<: "Die haben doch keine Ahnung" oder "wir sind doch viel besser und größer" oder so. Abgesehen davon, dass die Selbsteinschätzungen meist nicht stimmen und keinesfalls zugestanden werden, würde sich die Mediation der Frage stellen, indem sie überlegt wie es denn wäre, wenn alles ok ist. Wir sind in der glücklichen Situation, dass die Strukturen im Königreich Mediation noch sehr offen sind. Das ist ein Verdienst des Ministeriums, das sich mit Regelungen zurückhält und sich nicht als Königsmacherin missbrauchen lässt.

Die Mediation sucht nach dem Idealzustand und der orientiert sich am Nutzen aller. Um die Kriterien des Nutzens herauszuarbeiten, würde sie zunächst einmal prüfen, wessen Interessen denn überhaupt zu berücksichtigen sind. Dabei geht es nicht nur um die Königsbewerber. Es geht auch um die Streitparteien, die sich einem Mediator oder einer Mediatorin anvertrauen müssen. Und, je nachdem wie die Mediation verstanden wird, gibt es noch die Bevölkerung schlechthin. Wenn diese Kriterien geklärt sind, ergeben sich Anhaltspunkte, die die Frage nach der Notwendigkeit und der Sinnhaftigkeit eines Dachverbandes beantworten.

 Bearbeitungshinweis:
Dieser Beitrag muss noch bearbeitet werden. Die Bearbeitungsrückstände wird zur Textvollendung vorgemerkt


Arthur Trossen


Bild von Ralph auf Pixabay dl am 24.9.2022




Based on work by Arthur Trossen
Seite zuletzt geändert am Montag November 25, 2024 23:29:39 CET.

Durchschnittliche Lesedauer: 5 Minuten