Bereits die Überschrift des Artikels deutet darauf hin, dass die Mediation nicht gänzlich verstanden wurde. Zwei Dinge fallen dabei auf. Zum einen wird die Mediation mit einer Schlichtung gleichgesetzt, zum anderen scheint davon ausgegangen zu werden, dass der Weg zur Mediation schwierig sei und viel passieren müsse, bevor diese überhaupt möglich sei.

Die Gleichsetzung der Mediation mit einer Schlichtung könnte auf den ersten Blick für ein marginales Problem gehalten werden, handelt es sich doch bei beiden um Verfahren der Streitvermittlung. Mitnichten handelt es sich aber um äquivalent zu gebrauchende Begriffe oder Verfahren. Die Schlichtung setzt bei den Positionen an und richtet den Fokus auf die Lösung. Die Mediation hingegen legt den Fokus auf das Verstehen, so dass der Mediator sich außerhalb des Streitsystems bewegt und die Parteien unterstützt eigene Einschätzungen und Bewertungen vorzunehmen. Im Schlichtungsverfahren bildet sich der Schlichter eine eigene Meinung und wird damit Teil des Streitsystems.

Aus dieser Unterscheidung ergeben sich unterschiedliche Verfahrensabläufe und insbesondere unterschiedliche Rollen des Vermittlers. Um zu wissen, was man bekommt, wenn man sich für ein Verfahren entscheidet und damit auch das notwendige Vertrauen in das Verfahren entwickeln zu können, ist eine Unterscheidung der Verfahren unablässig. Möglicherweise ergibt sich aus dem unklaren Verständnis des Verfahrens auch die Annahme, der Weg in die Mediation sei ein langer und schwieriger.

Diese Aussage lässt vermuten, dass die Mediation am Ende eines Verständigungsweges stehe. Hierauf deutet auch folgendes Zitat hin, welches sich auf die Haltung eines Beteiligten bezieht. „Ob Gräfe sich darauf einlässt, scheint nach der Unterredung vom Dienstag eher unwahrscheinlich. Vielmehr erneuerte der Berliner Schiedsrichter seine Vorwürfe in einer persönlichen Erklärung nochmals.“

Es entsteht der Eindruck, dass das Tischtuch zerrissen sei und es vorrangig um die Darstellung der eigenen Sichtweise geht. Welches Verfahren kann aber besser mit diesem Umstand umgehen, als die Mediation?
Es ist gerade ein Wesensmerkmal, dass die Medianden in der Mediation in der Lage sind, ihre Sichtweisen zu äußern. Geht man nun nicht fälschlicherweise davon aus, dass der Mediator sich eine eigene Meinung zu dem Fall bildet und versucht eine Lösung zu forcieren, sondern stattdessen die Parteien unterstützt, die unterschiedlichen Sichtweisen zu verstehen und eigene Bewertungskriterien für ein gemeinsames Vorgehen zu entwickeln, so steht die Mediation nicht am Ende eines Verständigungsprozesses, sondern ist der Beginn eines solchen.

Der Tagesspiegel beschreibt die derzeitige Situation wie folgt: „Dabei soll es hoch hergegangen sein. Von beiderseitigen Vorwürfen ist die Rede. Zugeständnisse? Verständnis? Konkrete Verabredungen? Lösungsansätze? Nichts dergleichen.“ Interessanterweise werden die wesentlichen Abläufe der Mediation als Fragen genannt, die Mediation selbst aber als eine derzeit kaum möglich erscheinende Variante erachtet. Übersetzt man die Fragen des Artikels in die Logik der Mediation, so wird schnell deutlich, dass sich der Konflikt mit Hilfe der Mediation vermutlich klären ließe.

Mediation ermöglicht zunächst Verstehen (im Artikel als Verständnis bezeichnet), daraufhin werden Zugeständnisse möglich, welche Lösungsansätze befördern und abschließend zu konkreten Verabredungen führen können.

Möglicherweise wird der Mediation aber auch nicht zugetraut mit den Emotionen der Beteiligten umzugehen. Welches Verfahren eignet sich aber besser, um mit Emotionen umzugehen, als die Mediation? Gerade dadurch, dass alle Beteiligten ihre Sichtweisen einbringen können und auf die dahinterliegenden Bedürfnisse geschaut wird, ist es erst möglich die Emotionen zu bearbeiten. Dass diese nicht übermäßig hochkochen und weiter in gegenseitigen Vorwürfen verharrt wird, dafür trägt der Mediator mit seiner Art der Gesprächsführung Sorge.

Es wird wieder einmal deutlich, dass ein richtiges Verständnis für die Mediation notwendig ist, um diese als echte Alternative zu begreifen. Den Beteiligten in diesem Konflikt wäre zu wünschen, dass sie doch den Weg in die Mediation fänden. Der Umgang mit Emotionen, welche insbesondere im Sport eine zentrale Rolle spielen, ist gerade in der Mediation möglich, weshalb diese prädestiniert ist um hier eingesetzt zu werden.

Ich würde daher sagen: Anstoß für die Mediation!