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Die Arbeit mit Gruppen in der Mediation

Wissensmanagement » Diese Seite gehört zum Fachbuch Mediation in der Wiki-Abteilung Wissen. Sie befinden sich auf der Themenseite Wettbewerb im Helfersystem, die dem Kapitel Herausforderungen in der Rubrik Parteien des 4. Buchabschnitts Mediationsprozess zugeordnet wird.

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Worum es geht: Die Vorstellung, dass die Mediation stets ein Streit zwischen Partei und Gegenpartei ist, wird der Mediation nicht gerecht. Es gibt Fälle, wo Personenmehrheiten auf der einen oder der anderen Seite auftreten und Gruppen mit einer ganz eigenwilligen Polarisation. Der folgende Beitrag erläutert, wie mit Personenmehrheiten und Gruppen in der Mediation umzugehen ist.

Einführung und Inhalt: Die kleinste Gruppe besteht aus zwei Personen. Die Personenzahl ist (aufgrund der Mediation) nach oben offen. Die Komplexität der Mediation wächst mit jeder Person, die hinzu kommt.1 Der Mediator ist also bemüht die Zahl der Personen und Probleme so gering wie möglich zu halten. Das ist nicht immer möglich. Alle, die mit dem Konflikt etwas zu tun haben, sollten auch an der Mediation teilnehmen. Eine gute Strukturierung hilft dem Mediator oder der Mediatorin, die Herausforderung zu bewältigen.

Die Strukturierung beginnt mit Einteilung der Gruppen und der Zuordnung der Parteien als Gruppenmitglieder nach ihrer Bedeutung in der Mediation. Die Gruppen werden nach der Rolle im Verfahren eingeteilt. Sie können auch ineinander verschachtelt werden. So gehören die Teilnehmer einer Mediation (also die Verhandlungsparteien) der Gruppe der Medianden an. Innerhalb dieser Gruppe können Sie den Streitparteien zugeordnet werden, die sich selbst wieder aus einer Gruppe zusammensetzen. Innerhalb der Streit- oder Konfliktparteien können gegebnenenfalls weitere (Unter-)Gruppen gebildet werden. Wie üblich muss der Mediator die Beteiligten korrekt identifizieren.2 Darüber hinaus muss er die Parteien und Gruppen korrekt zuordnen.

Konfliktanalyse

Den Ausgangspunkt bildet wieder die Konfliktanalyse. Die Konfliktlandkarte muss aufzeigen, in welcher Konstellation die Parteien im Konflikt zusammentreffen. Personenmehrheiten werden durch einen schwarzen Kreis gekennzeichnet.

In diesem Beispiel geht es um einen Konflikt in einer Familien- und Wirtschaftsangelegenheit.3 M und V (Mutter und Vater) bilden eine Streitpartei, wohingegen der Sohn und dessen Frau die Gegenpartei darstellen. Die Grafik verdeutlicht die Anzahl der den Streitparteien zugeordneten Personen. Die Linien stellen die Konflikte zwischen den Personen oder Parteien dar.

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Anders als im vorausgegangenen Beispiel steht hier eine Personenmehrheit einer einzelnen Partei gegenüber. Bereits die grafische Darstellung zeigt die mögliche Inbalance. Im juristischen Verständnis stehen sich nur zwei Streitparteien gegenüber. In der Mediation stehen jedoch zwei Personen einer Person gegenüber.

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Balancierung

Schon wenn sich eine zahlenmäßige Abweichung ergibt, sollte der Mediator prüfen, ob eine Verhandlung auf gleicher Augenhöhe möglich ist. Er muss damit rechnen, dass sich die Partei, die sich aus mehreren Medianden zusammensetzt, geschlossen gegen die Partei vorgeht die ihr alleine gegenübersteht. Das zahlenmäßige Missverhältnis muss nicht bedeuten, dass die aus mehreren Personen bestehende Partei stärker ist als die Gegenseite. Wenn dem allerdings so ist, muss geprüft werden, ob die schwächere Partei durch einen Beistand zu unterstützen ist.4

Konzentration

Stellen Sie sich vor, der Mediator fordert jeden Medianden in der zweiten Phase auf, den Sachverhalt zu schildern. Dann würde die Partei, die aus einer Personenmehrheit besteht, den gleichen Sachverhalt mehrfach schildern, während die gegenüberstehende Einzelpartei den Sachverhalt nur einmal schildern kann. Eine derartige Gesprächssituation erzwingt Wiederholungen die zwangsläufig zu Bekräftigungen und Verstärkungen führt und zum Ungleichgewicht beiträgt. Der Mediator kann diesem Phänomen begegnen, indem er für die Partei, die aus einer Personenmehrheit besteht, bittet, einen Sprecher zu wählen.

Beispiel 12054 - Der Mediator sitzt in einem Streit über eine Erbschaftsangelegenheit zwischen Geschwistern zwei gegnerischen Parteien gegenüber. Die eine Seite, die Forderungen erhebt, besteht aus drei Personen. Die Seite gegen die Forderung geltend gemacht werden, besteht lediglich aus einer Person. Der Mediator versucht Wiederholung zu verhindern, indem er die aus einer Personenmehrheit bestehende Partei auffordert, für diese Seite einen Sprecher zu bilden zu wählen. Er führt seine bitte wie folgt ein: „wir haben ja auf der einen Seite 3 Personen, auf der anderen nur eine. Ich möchte gerne verhindern, dass sie alles dreimal wiederholen müssen. Ich möchte aber nicht dass sich jemand zurückgesetzt fühlt. Sie alle sollen alles sagen dürfen was ihnen auf dem Herzen liegt. Stimmen Sie mir zu dass es eine Vereinfachung darstellt, wenn sie aus ihrer Personenmehrheit eine Person wählen, die man hauptsächliche Ansprechpartner sein soll. Die anderen Personen sollen dann nur noch ergänzen, falls man Ansprechpartner etwas ausgelassen oder vergessen hat. Können Sie sich darauf einlassen?"


Die gleiche Herangehensweise vereinfacht auch das Gespräch, wenn auf beiden Seiten Personenmehrheiten bestehen und für beide Seiten jeweils ein Sprecher gewählt wird.

Dezimierung

Die Zahl der Personen, mit denen gleichzeitig verhandelt werden kann, ist nicht unendlich groß. Die Faustregel lautet, dass der Mediator mit so vielen Personen verhandeln kann, die er gleichzeitig im Blick hat. Das sind maximal fünf Personen. Bei größeren Gruppen ist schon deshalb eine Co-Mediation und bei noch größeren Gruppen eine Team-Mediation erforderlich. Aber selbst dann werden die Mediatoren Strategien entwickeln, um die Zahl der direkten Gesprächspartner so klein wie möglich zu halten. Er kann sich dabei einiger Techniken bedienen (z.B. Fishbowl, World cafe, Open Space usw.)

Mediatorenmehrheiten

Personenmehrheiten müssen nicht unbedingt nur auf der Seite der Parteien anzutreffen sein. Auch die Mediatoren können als Personenmehrheit auftreten. Das sind die Fälle der Co-Mediation oder der Team-Mediation.

Bedeutung für die Mediation

In der Mediation kommt es darauf an, dass jeder Teilnehmer alles sagen kann was dem auf dem Herzen liegt und sich mit jedem anderen Teilnehmer austauschen kann. Der Mediator muss sich gegebenenfalls im Vorfeld überlegen, wie die Mediation zu organisieren ist, damit sie dieses Ziel erreichen kann. Auch muss er prüfen, wird diese Aufgabe alleine bewältigen kann. Gegebenenfalls ist eine Co-Mediation oder eine Team-Mediation einzurichten.

Was tun wenn ...

Hinweise und Fußnoten
Bitte beachten Sie die Zitier - und Lizenzbestimmungen
Bearbeitungsstand: 2024-03-25 18:54 / Version 20.

Aliase: Personenmehrheit
Siehe auch: innerbetriebliche Mediation, Großmediation
Prüfvermerk: -

1 Die Herausforderung der Personenmehrheiten wird erfasst als: Personenmehrheiten
2 Die Aufgabe wird im Aufgabenverzeichnis erfasst als Ziel vereinbaren (Relevanz: Pflicht)
3 Siehe das Beispiel im Beitrag Konfliktarbeit
4 Die Aufgabe wird im Aufgabenverzeichnis erfasst als Beistandschaft ermöglichen (Relevanz: erforderlich)


Based on work by Arthur Trossen und Bernard Sfez . Last edited by Arthur Trossen
Seite zuletzt geändert am Freitag November 1, 2024 00:55:04 CET.

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