Die Arbeit mit Gruppen in der Mediation
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Herausforderung Vorgesetzte Abwesenheit Kinder Gruppen Abwerbung
Worum es geht: Die Vorstellung, dass die Mediation stets ein Streit zwischen Partei und Gegenpartei ist, wird der Mediation nicht gerecht. Es gibt Fälle, wo Personenmehrheiten auf der einen oder der anderen Seite auftreten und Gruppen mit einer ganz eigenwilligen Polarisation. Der folgende Beitrag erläutert, wie mit Personenmehrheiten und Gruppen in der Mediation umzugehen ist.
Einführung und Inhalt: Die kleinste Gruppe besteht aus zwei Personen. Die Personenzahl ist (aufgrund der Mediation) nach oben offen. Die Komplexität der Mediation wächst mit jeder Person, die hinzu kommt.1 Der Mediator ist also bemüht die Zahl der Personen und Probleme so gering wie möglich zu halten. Das ist nicht immer möglich. Alle, die mit dem Konflikt etwas zu tun haben, sollten auch an der Mediation teilnehmen. Eine gute Strukturierung hilft dem Mediator oder der Mediatorin, die Herausforderung zu bewältigen.
Die Strukturierung beginnt mit Einteilung der Gruppen und der Zuordnung der Parteien als Gruppenmitglieder nach ihrer Bedeutung in der Mediation. Die Gruppen werden nach der Rolle im Verfahren eingeteilt. Sie können auch ineinander verschachtelt werden. So gehören die Teilnehmer einer Mediation (also die Verhandlungsparteien) der Gruppe der Medianden an. Innerhalb dieser Gruppe können Sie den Streitparteien zugeordnet werden, die sich selbst wieder aus einer Gruppe zusammensetzen. Innerhalb der Streit- oder Konfliktparteien können gegebnenenfalls weitere (Unter-)Gruppen gebildet werden. Wie üblich muss der Mediator die Beteiligten korrekt identifizieren.2 Darüber hinaus muss er die Parteien und Gruppen korrekt zuordnen.
Konfliktanalyse
Den Ausgangspunkt bildet wieder die Konfliktanalyse. Die Konfliktlandkarte muss aufzeigen, in welcher Konstellation die Parteien im Konflikt zusammentreffen. Personenmehrheiten werden durch einen schwarzen Kreis gekennzeichnet.
In diesem Beispiel geht es um einen Konflikt in einer Familien- und Wirtschaftsangelegenheit.3 M und V (Mutter und Vater) bilden eine Streitpartei, wohingegen der Sohn und dessen Frau die Gegenpartei darstellen. Die Grafik verdeutlicht die Anzahl der den Streitparteien zugeordneten Personen. Die Linien stellen die Konflikte zwischen den Personen oder Parteien dar.
Anders als im vorausgegangenen Beispiel steht hier eine Personenmehrheit einer einzelnen Partei gegenüber. Bereits die grafische Darstellung zeigt die mögliche Inbalance. Im juristischen Verständnis stehen sich nur zwei Streitparteien gegenüber. In der Mediation stehen jedoch zwei Personen einer Person gegenüber.
Balancierung
Schon wenn sich eine zahlenmäßige Abweichung ergibt, sollte der Mediator prüfen, ob eine Verhandlung auf gleicher Augenhöhe möglich ist. Er muss damit rechnen, dass sich die Partei, die sich aus mehreren Medianden zusammensetzt, geschlossen gegen die Partei vorgeht die ihr alleine gegenübersteht. Das zahlenmäßige Missverhältnis muss nicht bedeuten, dass die aus mehreren Personen bestehende Partei stärker ist als die Gegenseite. Wenn dem allerdings so ist, muss geprüft werden, ob die schwächere Partei durch einen Beistand zu unterstützen ist.4
Konzentration
Stellen Sie sich vor, der Mediator fordert jeden Medianden in der zweiten Phase auf, den Sachverhalt zu schildern. Dann würde die Partei, die aus einer Personenmehrheit besteht, den gleichen Sachverhalt mehrfach schildern, während die gegenüberstehende Einzelpartei den Sachverhalt nur einmal schildern kann. Eine derartige Gesprächssituation erzwingt Wiederholungen die zwangsläufig zu Bekräftigungen und Verstärkungen führt und zum Ungleichgewicht beiträgt. Der Mediator kann diesem Phänomen begegnen, indem er für die Partei, die aus einer Personenmehrheit besteht, bittet, einen Sprecher zu wählen.
Die gleiche Herangehensweise vereinfacht auch das Gespräch, wenn auf beiden Seiten Personenmehrheiten bestehen und für beide Seiten jeweils ein Sprecher gewählt wird.
Dezimierung
Die Zahl der Personen, mit denen gleichzeitig verhandelt werden kann, ist nicht unendlich groß. Die Faustregel lautet, dass der Mediator mit so vielen Personen verhandeln kann, die er gleichzeitig im Blick hat. Das sind maximal fünf Personen. Bei größeren Gruppen ist schon deshalb eine Co-Mediation und bei noch größeren Gruppen eine Team-Mediation erforderlich. Aber selbst dann werden die Mediatoren Strategien entwickeln, um die Zahl der direkten Gesprächspartner so klein wie möglich zu halten. Er kann sich dabei einiger Techniken bedienen (z.B. Fishbowl, World cafe, Open Space usw.)
Mediatorenmehrheiten
Personenmehrheiten müssen nicht unbedingt nur auf der Seite der Parteien anzutreffen sein. Auch die Mediatoren können als Personenmehrheit auftreten. Das sind die Fälle der Co-Mediation oder der Team-Mediation.
Bedeutung für die Mediation
In der Mediation kommt es darauf an, dass jeder Teilnehmer alles sagen kann was dem auf dem Herzen liegt und sich mit jedem anderen Teilnehmer austauschen kann. Der Mediator muss sich gegebenenfalls im Vorfeld überlegen, wie die Mediation zu organisieren ist, damit sie dieses Ziel erreichen kann. Auch muss er prüfen, wird diese Aufgabe alleine bewältigen kann. Gegebenenfalls ist eine Co-Mediation oder eine Team-Mediation einzurichten.
Was tun wenn ...
- Der Mediator klärt nicht die Rollen der Beteiligten
- Der Mediator erkennt die Defizite der Partei nicht
- Der Mediator legt die Allparteilichkeit nicht offen
- Der Mediator übersieht das Machtgefälle
- Es wird nicht auf die Notwendigkeit zur Hinzuziehung eines Co-Mediators hingewiesen
- Der Mediator wählt ein ungünstiges Setting
- Der Mediator stellt keine Balance (Gleichgewicht) zwischen den Parteien her
- Weitere Empfehlungen im Fehlerverzeichnis oder im Ratgeber
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Aliase: Personenmehrheit
Siehe auch: innerbetriebliche Mediation, Großmediation
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